Mit dem Trance Advanced in der Pro 1 Ausstattung, stattet Giant sein bekanntes Trailbike mit dem neuen Fox Live System in der Version 1.5 aus. Wie sich das Trailbike schlägt, was sich bei Fox Live geändert hat und ob das Ganze für euch eine Option ist, klärt unser Einzeltest.
Giant Trance Advanced Pro 1 – im Detail
Optisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht sehr viel verändert. Der Rahmen besteht bei allen Advanced Modellen nach wie vor aus Carbon und ist hochwertig verarbeitet. Neu ist jetzt das Staufach im Unterrohr, welches man bereits von anderen Herstellern kennt. Giant erfindet hier das Rad also nicht neu, sondern adaptiert eine sinnvolle Lösung auf die eigene Modellreihe. Das gefällt, denn zusätzlicher Stauraum am Bike ist grundsätzlich eine sehr nützliche Angelegenheit.
Das von uns getestete Modell in Größe M verfügt über eine moderne, aber moderate Geometrie. In Zahlen bedeutet das unter anderem einen Lenkwinkel von 66.2 Grad, einen Sitzwinkel von 77 Grad und 437 mm Kettenstreben.
Diese Angaben gelten für die „High“ Einstellung, denn das Trance Advanced lässt sich mittels Flipchip in der Geometrie anpassen. Dieser befindet sich, wie auch bei anderen Giant Modellen, an der oberen Wippe des Maestro Hinterbaus.
Eine weitere Besonderheit, die direkt hervorsticht, ist das Fox Live System, welches mittlerweile auf Version 1.5 erneuert wurde. Die grundsätzliche Funktion ist gleich geblieben, allerdings lässt sich das System mittlerweile per App mehr auf die eigenen Vorlieben anpassen. Eine Möglichkeit, die in der ersten Version nicht gegeben war, und die wir in unserem Vergleichstest kritisiert haben. Diesen Punkt können wir also direkt von der Liste streichen.
Für alle, die sich hauptsächlich das folgende gerne im Videoformat anschauen möchten, haben wir noch ein Youtube Video für euch erstellt.
Nach wie vor setzt das System aber auf eine erhebliche Menge an Leitungen, die im und am Bike untergebracht werden müssen. Das sorgt unter anderem dafür, dass sie einen direkt begrüßen, wenn man das neue Staufach öffnet. Auch am Cockpit muss man damit leben, dass es nicht so aufgeräumt wirkt. Da in letzter Zeit aber bereits Prototypen von Fox Live Dämpfern gesehen wurden, die scheinbar kabellos arbeiten, dürfte sich hier in Zukunft etwas ändern.
Der Rest des Trance Advanced Pro 1 ist bewährte Giant Kost. Für einen Preis von 6.799 € erhält man ein Vollcarbon-Bike mit Carbon Laufrädern, Shimano XT Antrieb sowie Bremsen und das bereits angesprochene Fox Live Fahrwerk. Dieses setzt auf Performance Elite Komponenten an Front (Fox 34 Fit4) und Heck (Float X). Der Rest, wie Cockpit, Sattel und Sattelstütze, kommt aus dem hauseigenen Sortiment an Komponenten.
Live Valve Bike App
Die neue Live Valve Bike App ist ein großer Schritt in die richtige Richtung. Denn war man bisher den Vorgaben des Herstellers gnadenlos ausgesetzt, kann man nun etwas Feintuning betreiben. Die App ist für Android und iOS verfügbar und kann über den jeweiligen App-Store kostenlos heruntergeladen werden. Eine Registrierung in der App ist möglich, wird aber nicht zwingend benötigt, um auf das System zuzugreifen.
Die Einrichtung ist denkbar einfach und das Live System schnell mit der Steuereinheit am Bike gekoppelt. Hier stehen einem jetzt 5 Profile, bestehend aus Climb, Firm, Sport, Comfort und Open zur Verfügung. Vier dieser 5 Profile lassen sich zusätzlich noch in der Sensibilität einstellen. Warum nur 4 von 5? Weil der Open Modus wie der Name vermuten lässt das Fahrwerk komplett offen lässt und nicht eingreift. Eine Verstellung ist hier nicht notwendig.
Grundsätzlich besteht auch die Option weitere Profile für sein Bike herunterzuladen. Das ist aber vom Hersteller, in diesem Fall Giant, abhängig. Im Fall des Trance hat Giant keine weiteren Profile vorgesehen, was sich aber jederzeit ändern könnte.
Der Rest der App bietet sinnvolle Funktionen wie Diagnose, Firmware Updates und eine kleine Anleitung für das Live Valve System.
Auf dem Trail
Um die Frage zu klären, wie sich das ganze nun auf dem Trail schlägt, waren wir die letzten Monate auf diversen Trails unterwegs. Es ist wenig überraschend, dass man mit dem Trance Advanced eine ausgezeichnete Bergauf Performance bekommt, die zusätzlich von Live Valve profitiert. Vor allem auf längeren Passagen bergauf klettert das Trance mühelos und mit minimalen Antriebseinflüssen.
Die Position auf dem Bike ist dabei angenehm aufrecht und nicht gestreckt. Durch den moderaten Stack bekommt man auch in steilen Abschnitten ausreichend Druck auf die Front. Wird es technischer im Uphill, neigt Live Valve in der Climb Funktion teilweise zu einem etwas zu straffen Setting. Eine Reduzierung des Climb Profiles und dadurch erhöhte Sensibilität schaffte hier vor allem am Heck Abhilfe und dadurch eine erhöhte Traktion.
Die Position auf dem Trance und die Kombination mit Live Valve machen aus dem Bike damit ebenfalls einen ausgezeichneten Kilometerfresser. Der komfortable Sattel ist eine willkommene Ergänzung.
Die Comfort Position sorgte für ein leichtes Wippen im Hinterbau, Climb und vor allem Firm waren stellenweise zu straff. Ein optimaler Mittelweg, welcher nahezu immer passte, wenn es bergauf ging, war das Sport-Profil.
Bergab sollte sich das Trance als ein gänzlich anderes Bike erweisen. Auch hier sind wir im Sport-Profil gestartet, dann aber schnell zu Comfort gewechselt. Das liegt vorwiegend daran, dass Sport auf einfachen Flowtrails zwar hervorragend agierte, aber in gröberen Abschnitten schnell zu straff wurde. Comfort stellte sich hier als beste Lösung dar.
Schnelle Flowtrails, Anlieger, kleine Sprünge. Das ist das bevorzugte Terrain für das Trance Advanced. Das Live Valve Fahrwerk, welches 120 mm am Heck und 130 mm an der Front generiert, bietet hier einen außerordentlich hohen Support. So konnte problemlos Geschwindigkeit durch die Anlieger gebracht werden, da das Fahrwerk immer mittig im Federweg arbeiten konnte.
Bei kleinen bis mittleren Sprüngen reagierte die Elektronik so, wie man es sich erhofft. In der Flugphase macht das Fahrwerk auf, die Landung ist kontrolliert und Gabel sowie Dämpfer nutzen den vorhandenen Federweg sinnvoll. Größere Table oder Doubles kann das Trance ebenfalls, hier kommt man aber schnell an die Grenzen des Federwegs. Das ist dann auch völlig unabhängig von Live Valve und liegt an der Kategorie des Bikes.
Wird es schnell, steil und verblockt, kommt es ebenfalls an seine Grenzen. Man kann diese Sektionen problemlos meistern, büßt aber spürbaren Komfort ein. Hier zeigte sich dann das Open-Profil als beste Wahl, damit das Fahrwerk komplett frei arbeiten kann. Das zeigte sich vor allem am Heck, welches in schnellen Wurzelpassagen sonst stellenweise Traktion vermissen ließ.
Eine etwas unruhige Front ließ sich später problemlos durch die Einstellung „Low“ mittels Flipchip beheben. Hier könnte dem Trance ein Lenkwinkel von exakt 65 Grad noch besser zu Gesicht stehen. Da Giant das Trance aber bewusst als ausgeglichenes Trailbike entwickelt hat, machen die vorhandenen Geometrie-Optionen durchaus Sinn. Ist man dauerhaft in gröberem Gelände unterwegs, sollte man sich überlegen, in eine höhere Federwegklasse zu wechseln.
In einem früheren Test hat Giant mit dem Trance X bewiesen, dass es diese Kategorie hervorragend beherrscht. Auch das Trance X gibt es mit Live Valve, allerdings hat uns die Version mit analogem Fahrwerk damals mehr überzeugt. Für das reguläre Trance könnte diese Aussage ebenfalls zutreffen, allerdings fehlt uns hier der Vergleich, da wir nur die Version mit Live Valve im Test hatten.
Abschließen kann gesagt werden, dass Live Valve 1.5 eine sinnvolle Erweiterung dank App ist. Man hat hier schlicht mehr Kontrolle über das, was die Elektronik und Sensoren gemeinsam regeln.
Fazit
Für wen ist das Trance Advanced Pro 1 nun eine Option? Wer ein Trailbike sucht, mit dem man auch mühelos größere Touren fahren kann, Flowtrails und leichte Singletrails als bevorzugtes Revier hat und Spaß an Technik hat, der könnte hier einen ganz heißen Kandidaten haben. Dazu kommt, dass es für den Preis von knapp 6.800 € mit Live Valve aktuell konkurrenzlos ist. Mag man es hingegen etwas gröber und kann mit Live Valve nicht viel anfangen, dann wäre das Trance X Advanced die bessere Wahl. Hier hat man wenige Abstriche bergauf, aber ein deutliches Plus bergab.
Text und Redaktion: Patrick Frech
Fotos: Philipp Kargel, Patrick Frech
Weitere Informationen: Giant Trance Advanced
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