Das Giant Trance X Advanced Pro 1 im Einzeltest. Mit dem aktuellen Trance X positioniert Giant sich zwischen dem regulären Trance und dem Enduro-Bike Reign. Das X kann also als Bezeichnung für das gewisse Extra an Federweg wahrgenommen werden. Die Eckdaten versprechen ein Trailbike mit Reserven und gehobener Mittelklasse-Ausstattung. Wie sich das in der Praxis anfühlt wurde in mehreren Wochen auf dem Trail erfahren. 

giant trance x advanced pro 1
Was nach Carbon aussieht, ist es beim Trance X zu 95% auch.

Giant Trance X Advanced Pro 1 – Überblick

Das Testbike, welches ich in Größe M in Empfang nehme durfte, hat eine wuchtige Erscheinung. Das ist nicht auf die Größe, sondern vielmehr auf die Robustheit bezogen, die das Rad optisch auf mich ausstrahlt. Und das bei dennoch erfreulichen 13 kg Gewicht ohne Pedale.

Trance X Advanced Pro 1

Filigran wäre wohl eines der letzten Worte, welches ich zur Beschreibung des Giant Trance X nehmen würde. Hier ist man eindeutig näher am Reign als am leichten Trance. Durch die 150 mm an der Front und die 135 mm am Heck verspricht es ein Wandler zwischen den Welten zu sein. Ich persönlich mag Bikes, die zwischen den Kategorien liegen, da sie für mich persönlich in der Regel am besten funktionieren, bzw. am vielseitigsten sind. 

Das Trance X Advanced Pro verfügt über eine Geometrieverstellung, welche sich an der oberen Umlenkung befindet. Man hat die Option zwischen „High“ und „Low“. Nicht mehr, nicht weniger und völlig ausreichend. Getauft hat man diese Verstellung auf „Maestro Flip Chip“, was – der Kenner wird direkt drauf kommen – an den Maestro Hinterbau der Giant Fullys angelehnt ist. 

Trance X Advanced Pro 1
Die Geometrieverstellung am Maestro Hinterbau wird schnell über die obere Umlenkung verstellt.

Eben jener bekannte Maestro Hinterbau versorgt auch seit Jahren oben genannte Modelle mit einem sehr sensiblen und ausgesprochen gut abgestimmten Heck, welches sich auf 4 Drehpunkte stützt.

Trance X Advanced Pro 1
Der bekannte Maestro Hinterbau ist bis auf die untere Umlenkung ebenfalls vollständig aus Carbon gefertigt.

Die Geometriewerte sind in beiden Bereichen als moderat zu bezeichnen. Giant verzichtet auf zu extreme Werte und so landet man bei einem Reach von 456 mm, einem Lenkwinkel von 65.5 Grad und einem Sitzwinkel von 77.2 Grad in der Einstellung „Low“. Vor allem letzterer sollte für eine gute bis sehr gute Bergauf Performance sorgen und kann mit der Einstellung „High“ noch auf 77.9 gesteigert werden. Alle weiteren Daten können der folgenden Geotabelle entnommen werden.

Trance X Advanced Pro 1
Die Geometrie des Trance X in der Übersicht. Quelle: Giant Bikes

Giant Trance X Advanced Pro 1 – Ausstattung

Bemessen am  Preis von 4.999 € ist die Ausstattung des Trance X Advanced Pro 1 nicht nur sehr hochwertig, sie ist dazu auch noch stimmig gewählt. Lediglich die G2 Bremsen von SRAM könnten dem ein oder anderen ein Dorn im Auge sein, aber dazu später mehr.

Trance X Advanced Pro 1
Die Ausstattung des 2021er Modells im Überblick. Quelle: Giant Bikes

Das Fahrwerk setzt auf eine Fox 36 als Performance Elite und einen DPX2 in der Performance Variante. Es kommt ohne fancy Kashima, was der Funktion keinen Abbruch tut, sehr wohl aber dem Preis. Der Antrieb wird durch die GX Eagle Gruppe von SRAM gestellt. Den Rest der Komponenten stellt Giant selbst und diese sind hochwertig. So ist nicht nur der verbaute Contact SLR Lenker aus Carbon, auch die TRX2 Laufräder sind es. Spätestens jetzt dürfte dem geneigten Interessenten klar sein, was er für sein Geld hier geboten bekommt. Denn in dieser Preisklasse sucht man in der Regel vergebens nach Carbon Laufrädern in den Ausstattungen.

Der optisch ansprechende Rahmen des Trance X besteht ebenfalls aus dem edlen Werkstoff und dabei wird auch nicht einmal vor der oberen Umlenkung halt gemacht. Dazu gesellt sich die aktuelle Metallic-Lackierung, welche diverse 21er Modelle von Giant ziert. In diesem Fall ist es Carbon Smoke / Metallic Black. Wie bei allen Giant Carbonrahmen greift auch beim Trance X die lebenslange Garantie für den Erstbesitzer wenn´s mal knackt.

Giant Trance X Advanced Pro 1 – Auf dem Trail

Und ewig lockt der Wald! Und mit dem Trance X wird es eher schlimmer als besser, denn nach dem ersten Setup fühlt man sich direkt wohl auf dem Rad. Die Sitzposition ist sportlich, leicht integriert im Rad, aber immer noch komfortabel. Mit meinen 1.75 ist M (wie so oft in letzter Zeit) die perfekte Wahl. Bergauf ist das Trance X eines der Räder, mit denen man den Uphill gerne in Angriff nimmt. Dank der Plattform-Funktion des DPX2 geht viel der Energie über die Pedale in den Vortrieb über. Generell ist der Maestro Hinterbau des Trance X aber dank stetig optimierter Anti Squat Werte auch im offenen Modus ohne viel Wippen zu bewegen, der Griff zur Plattform ist also nicht immer zwingend notwendig.

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Davon abgesehen sorgt ein „offener“ Dämpfer auch für mehr Traktion bergauf. Denn dank der moderaten Geometrie lassen sich auch steile, technische Passagen recht mühelos bewältigen ohne große Turnübungen auf dem Rad zu veranstalten. Was durch den Maxxis Minion DHF in beachtlichen 2.5 WT zusätzliche, wenn auch nicht zwingend notwendige Unterstützung erfährt. Ich mag diese Pellen sehr, da sie in nahezu allen Situationen überragenden Grip mit einer guten Haltbarkeit verbinden. Am Heck sorgt der aktuelle Dissector in 2.4 WT für Halt in allen Situationen. Mir persönlich schon fast eine Spur zu viel Grip, den ich gerne gegen weniger Rollwiderstand tausche. Auf der anderen Seite meistert der Dissector den Spagat aber auch vorbildlich. Beide kommen in der MaxxTerra Mischung mit EXO Karkasse.

trance x advanced pro 1
Dem Trance X kann man getrost die Sporen geben, denn die potente Plattform bietet einige Reserven.

Reifen sind, wie schon oft geschrieben, eine recht persönliche Entscheidung. Mit der Serienbereifung hat man bei Giant aber meiner Meinung nach eine Wahl getroffen, die sicher viele Fahrer glücklich machen wird.

Wie in dieser Klasse mehr oder weniger üblich, gewinnt man auch mit dem Trance X im Uphill keine Bergwertung. Dennoch macht es einem das Rad leicht, mehrere hundert Höhenmeter zu erklimmen ohne oben angekommen erstmal eine längere Pause machen zu müssen. 

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Technische Sektionen bergauf gehören nicht zu meinen favorisierten Dingen auf dem Rad, gehen aber ebenfalls überraschen Kräfteschonend mit dem Trance X von der Hand. Es lässt sich gut durch anspruchsvolle Sektionen manövrieren, ohne dabei unruhig oder kippelig zu werden. Man kann durchaus so weit gehen, dem Trance X auch bergauf eine gewisse Verspieltheit zu attestieren. 

Bergab bekommt diese Verspieltheit aber neue Dimensionen, womit wir auch schon beim Kernthema angekommen sind. Der Weg nach unten auf bekannten Hometrails. Spätestens hier zeigt sich, dass man mit dem Trance X eindeutig näher am Enduro Reign als am „kleinen“ Trailbike Trance liegt. Kombiniert mit dem unanständig hohen Grip der Bereifung geht das Giant willig in jede Kurve und lässt sich schon fast spielerisch über den Trail bewegen. 

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Hinein ins Vergnügen! Das Trance X erzeugt viel Vertrauen beim Fahrer.

Das Fahrwerk bietet dabei immer noch ausreichend Popp, um bei kleinen Gelegenheiten abzuziehen und mit dem Rad zu spielen. Auf der anderen Seite aber auch genug Reserven, wenn man eben solche Sprünge verkackt. Vor allem die 135 mm am Heck fühlen sich dabei stets nach mehr Federweg an. Der über 4 Drehpunkte verfügende Maestro Hinterbau spricht schnell und sensibel an, leitet das notwendige Feedback an den Fahrer weiter, verschwendet dabei aber niemals Federweg. Die Abstimmung des DPX2 kann also als absolut gelungen bezeichnet werden.

Gröberes Geläuf nimmt das Trance X ebenfalls gerne in Angriff. Bei aller Verspieltheit bietet es ausreichend Stabilität für gröbere Steinfelder, Wurzelpassagen oder beides in Kombination. Alpine Ausflüge sollten also absolut kein Problem darstellen. Als Untersatz für Enduro Rennen ist es so ebenfalls denkbar, da vor allem die 150 mm an der Front sehr Vieles verzeihen. Limitierend sind am Ende nur die verbauten G2 R Bremsen von SRAM. Sicher keine schlechten Stopper, aber für das volle Potenzial des Trance X nicht die beste Wahl, da vor allem auf längeren Etappen bergab etwas Standfestigkeit fehlt.

trance x advanced pro 1
Kleine Kicker sind immer willkommen.

In der Luft verhält sich das Trance X neutral und unauffällig, landet stets satt und schreit einem dabei immer mal wieder „Mehr“ ins Gesicht. 

Man hat sich bis 2020 Zeit gelassen, um die Trailplattformen auf die neue Laufradgröße zu bringen. Diese Zeit hat man aber spürbar sinnvoll investiert, denn das Trance X ist ein Rad aus einem Guss. Es kombiniert die Agilität kleinerer Trailbikes mit den Reserven der Enduro Kategorie. Im Grunde ist es eine Kategorie für sich, aber wir haben ohnehin schon zu viele Kategorien in der Bikebranche. 

Als Sahnehäubchen kann das Trance X auch problemlos weniger erfahrenen Fahrern an die Hand gegeben werden. Die moderate Geometrie sorgt dafür, dass man es nicht ständig aggressiv am eigenen Limit oder dem des Rades bewegen muss. Es kann auch langsam sowie technisch und macht dabei ebenfalls Spaß.

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Sollten Leser unter euch sein, die sich nur ein Mountainbike in die Garage stellen möchten, um damit viele Möglichkeiten abzudecken, dann ist das Giant Trance X Advanced Pro 1 euer Rad.

Die homogene Ausstattung, welche vor allem in Anbetracht des Kaufpreises eine klare Kampfansage ist, führt in Kombination mit den Fahreigenschaften und der hervorragenden Verarbeitung des Trance X Advanced Pro 1 für uns zu unserem Award. Den „CH Tipp“ vergeben wir für Produkte welche in Punkto Preis/Leistung hervorstechen. Genaus so ein Rad ist das Giant.

trance x advanced pro 1
Ein absolut würdiger Kandidat für unserer „CH Tipp“ Award

Fazit

Perfekte Räder gibt es nicht. Das Giant Trance X Advanced Pro 1 wäre es aufgrund der verbauten G2 Bremsen auch nicht. Das ist aber kein wirklicher Punkt der Kritik, denn die Bremsen werden sicher auch vielen Fahrern Freude bereiten. Optimal sind sie aber dennoch nicht gewählt. Von diesem Punkt einmal abgesehen, ist das Trance X ein Rad, welches hervorsticht in der großen Masse der Trailbikes. Die Verarbeitung ist erstklassig, das Einsatzgebiet sehr breit gesteckt und die Performance auf dem Trail mit unter den besten, die ich bisher erfahren durfte. Mit dem Trance X Advanced Pro hat Giant eindrucksvoll bewiesen, dass sie im Bereich Konstruktion und Fertigung von Mountainbikes auf viele Jahre Erfahrung zurück greifen können.


Text und Redaktion: Patrick Frech, Robin Krings
Fotos: Patrick Frech
Weitere Infos: Giant Bikes 

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