Während die einen schon den finalen Sargnagel in das Thema hämmern, machen die anderen das Gegenteil. So wie das aktuelle Pivot Shadowcat, welches ein potentes Trailbike mit 27.5er Laufrädern ist. Shadow-was? Der Name ist im Pivot Portfolio komplett neu, aber das Shadowcat ist die Weiterentwicklung eines alten bekannten, dem Mach 5.5, welches uns im ersten Test vor einigen Jahren begeistert hat. Ob das mit dem Nachfolger ebenfalls gelingt?

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Blue Mirage ist eine der zwei möglichen Farben für den Rahmen.

Pivot Shadowcat – Die Fakten

Beginnen wir mit den offensichtlichen Dingen. Wie bei anderen aktualisierten Pivot Modellen, wie dem Firebird, Trail 429 und Switchblade, hat sich primär die Position des Dämpfers geändert. Dieser befindet sich nun nicht mehr in einer horizontalen, sondern vertikalen Position im Rahmen. Das schafft zum einen mehr Platz im Rahmendreieck und zum anderen, was wichtiger ist, eine bessere Performance des bekannten DW Hinterbaus.

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Die Rahmenform ist dabei als schlicht, aber elegant zu bezeichnen. Pivot verzichtet auf unnötige Design-Spielerei und schafft es damit dem Rahmen einen Look zu verpassen, an dem man sich auch länger erfreuen kann.

Dazu gesellt sich eine qualitativ sehr hochwertige Verarbeitung des Vollcarbon-Rahmens, welcher an keiner Stelle Grund für Kritik liefert. Unnötig für die Performance, aber dennoch nicht unwichtig, ist die Qualität der Lackierung. Diese hat bis jetzt bei allen Pivot Tests eine hervorragende Figur abgegeben und zeigte sich weniger anfällig für kleinere Kratzer.

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Der Dämpfer sitzt jetzt vertikal im Rahmendreieck. Die vielen Optionen einen Flaschenahlter oder andere Dinge anzubringen, sind gerne gesehen.

Wie bei Pivot üblich, starten die Preise im höheren Segment, bieten aber dafür auch keine fragwürdigen Komponenten. Der Einstieg ist bei 6.599 € und die Topversion liegt bei 12.249 €. Die von uns getestete Pro XTR Variante liegt aktuell bei 8.099 € und damit auf Augenhöhe der High End Mitbewerber.

In der Liste der Komponenten findet sich das Fox Factory Fahrwerk, bestehend aus 36 (160 mm) und Float DPS (140 mm). Passend dazu kommt als Sattelstütze die Transfer in der Factory Version mit 175 mm zum Einsatz. Antrieb sowie Bremsen bestehen aus einem sinnvollen Mix der XT/XTR Komponenten von Shimano. Als Laufräder kamen bei unserem Testbike noch DT Swiss XM 1700, die mittlerweile durch Newmen Evolution ersetzt wurden.

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Des Mountainbikers Nietengürtel! Hier bekommt man wohl auch einen Feuerlöscher montiert.

Lenker, Vorbau sowie der Rest des Cockpits stammen von Pivot selbst. Platz nehmen darf man auf einem WTB Sattel.

Unser Testbike in Größe M unterschreitet mit Pedalen die 13 kg Marke. Da bei der Entwicklung Leichtbau mit auf der Liste stand, darf dieser Punkt als erfüllt angesehen werden. Wie das Mach 4 SL verfügt auch das Shadowcat über Boost statt dem sonst bei Pivot üblichen Super Boost Plus „Standard“.

Die Geometrie zeigt sich als gemäßigt. Auch das ist eine Konstante bei Pivot, denn man geht gerne mit der Zeit, ohne dabei komplett über das Ziel hinauszuschießen. So ist auch das Shadowcat weder übermäßig „long“ noch zu „slack“, wie man neudeutsch gerne sagt. Für das Plus an Agilität, mit welchem das Pivot Shadowcat ebenfalls beschrieben wird, sorgen kurze Kettenstreben in Kombination mit den 27.5er Laufrädern. Zusammen mit dem gemäßigten Lenkwinkel von knapp 66° sieht das auf dem Papier sehr solide aus.

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Die Geometrie in der Übersicht. Quelle: Pivot Cycles

Pivot Shadowcat – Auf dem Trail

Pivot bewirbt das Shadowcat mit Leichtfüßigkeit und Agilität. Leichtbau stand wie bereits erwähnt sehr weit oben auf der Liste. Ich hatte also eine gewisse Erwartung an die Uphill Performance, die nicht enttäuscht werden sollte.

Die Kombination aus geringem Gewicht und dem bewährten DW-Link Hinterbau sorgten ab den ersten Metern für einen hervorragenden Vortrieb. Das Shadowcat beschleunigt aus dem Stand außerordentlich gut. Antriebseinflüsse und einen wippenden Hinterbau muss man schon sehr gründlich suchen, was den Griff zur Plattform des Float DPS nahezu überflüssig macht.

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Am Trailhead direkt grinsen und Attacke.

Der Hinterbau fühlt sich dadurch bergauf nach weniger an, was ich im absolut positiven Sinn meine. Das Shadowcat generiert auch in steilen Sektionen mit losem Untergrund eine sehr hohe Traktion und bietet dadurch einen idealen Support für Klettereinlagen. In Kombination mit dem hohen Stack und Sitzwinkel verlässt die Front nur dann den Boden, wenn man es wirklich darauf anlegt. Dabei lässt das Shadowcat in M mir immer noch genügend Spielraum, um mich auf dem Bike zu bewegen. Den Bergauf-Vergleich mit einem XC Bike muss das Shadowcat also in keinem Fall fürchten.

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Steile und bisweilen ruppige Naturtrails sind das bevorzugte Revier für das Shadowcat. Dank Reserven darf es auch gerne etwas mehr sein.

Bergab finde ich mich dann gefühlt auf einem anderen Bike wieder. Ab den ersten Metern Trail beschleunigt das Shadowcat souverän und erzeugt ein hohes Maß an Vertrauen. Der Hinterbau, der mich eben noch mühelos den Berg hinauf gebracht hat, zeigt sich jetzt von einer ganz anderen Seite. Mühelos schluckt er auch ruppigere Passagen und nimmt meine oft eher stumpfe Linienwahl klaglos an. Aktuelle Kategorien hin oder her würde ich das Shadowcat nicht als Trail, sondern als klassisches All-Mountain Bike einstufen.

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Knackig steil und spezieller Untegrund? Läuft!

Schnelle Steinfelder, Drops, Sprünge haben mich in Riva nicht aus der Ruhe gebracht. Und das Gelände dort kann fordernd werden. Dabei geht es leicht und willig in die Luft und verhilft mir selbst bei kleinen Wurzeln dazu, Faxen zu machen. Das Fahrwerk generiert viel Popp, ohne dabei in schnellen Passagen den Kontakt zum Boden zu verlieren.

In steilen Passagen hat man durch die hohe Front viel Sicherheit. Den Rest besorgt, vernünftiges Setup vorausgesetzt, die Fox 36 an der Front. Sie arbeitet berechenbar im mittleren Federweg und bietet dadurch zusätzlichen Support, ohne dabei zu straff zu sein.

Schnelle Richtungswechsel sind vorwiegend das, wofür das Shadowcat gemacht zu sein scheint. Die beschriebene Agilität und Leichtfüßigkeit kann man so am besten erfahren. Und ja, das ist nach wie vor ein Vorteil von 27.5 Zoll Laufrädern, den mir so bisher kein 29 Zoll Bike geboten hat. Zumindest nicht so spielerisch einfach. Diesen Vorteil erkauft man sich aber mit dem Verlust an Laufruhe, den die größeren Laufräder bieten.

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Da ist er wieder, der eine Tod, den man wohl nach wie vor sterben muss.

Negative Aspekte kann ich über den Testzeitraum nicht berichten. Die Wahl der Reifen überlasse ich nach wie vor jedem selbst, da diese stark von persönlichen Vorlieben abhängig sind. Die verbauten Dissector Reifen würde ich wohl an der Front durch einen Assegai ersetzen.

Pivot Shadowcat – und sonst so?

Wir hatten in letzter Zeit bei Shimano XT Bremsen immer mal wieder mit Fading zu kämpfen. Der Grund ist uns nach wie vor schleierhaft und schwer reproduzierbar. Beim Shadowcat haben sie einen absolut unauffälligen Job mit hoher Bremskraft und hervorragender Dosierung verrichtet. Gleiches gilt für die XTR Schaltung mit sehr präzisem, knackigen Schaltverhalten.

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Simple Lösung, hohe Funktion. Die bekannte Klemmung der Leitungen findet sich an allen Pivot Modellen.

Pivot’s Klemmung der Leitungen am Ausgang des Rahmens sorgt nach wie vor zuverlässig für Ruhe beim Fahren. Und das ganz ohne interne Führung, sofern man die Klemmung ordentlich nutzt. Sollte doch mal etwas klappern, ist das meist damit behoben, die Leitung etwas zu straffen und neu zu klemmen. Bei unserem Testbike einmal aufgefallen und behoben. Zeitansatz keine 2 Minuten.

Und auch hinten ist dank großzügigem Kettenstrebenschutz Ruhe.

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Aus der Kategorie „simpel aber funktionell“, ist auch der SAG Indikator an allen Pivot Modellen.

Mit 1.75 m Körpergröße habe ich mich auf Rahmengröße M sehr wohlgefühlt. Dennoch ist das Shadowcat für mich persönlich am oberen Ende der Größe M. Beim zurückliegenden Test des Pivot Firebird in M, würde ich mittlerweile wohl sogar zu Größe S greifen.

Fazit

Das Pivot Shadowcat ist ein Bike welches überrascht. Das gilt Bergauf sowie vor allem Bergab, denn in beiden Bereichen liefert es eine hervorragende Performance. Ungeachtet der Kategorie, die Pivot auf seiner Website für das Shadowcat angibt, hat es ausreichend Reserve, um auch auf alpinen Endurostrecken eine tadellose Figur zu machen. Für wirklich ruppiges Gelände oder Endurorennen gibt es dann aber bessere Kandidaten, denn dort dürften Leichtbau und Agilität schnell ihre Grenzen finden. Für alles andere, was auch ausgedehnte Touren einschließt, ist das Shadowcat ein Bike, welches wenige Wünsche offen lassen dürfte. Limitierende Faktoren sind, wie auch bei anderen High End Bikes, Kondition und Geldbeutel.


Text und Redaktion: Patrick Frech, Robin Krings
Fotos: Philipp Kargel
Weitere Informationen: Pivot Cycles

4 Kommentare

  1. Tolles Bike, was sicherlich seinen Preis hat. Schade eigentlich, dass nur zwei Farben angeboten werden, auch wenn das sicher nicht das Wichtigste ist. Das pinke „DangerFruit“ passt eher zu mir – vielleicht typisch Frau. ;-) Auf der Pivot Cycles Seite gibt es ürigens wieder schön viele Ausstattungsvarianten. Bei der teuersten liegt man dann im fünfstelligen Bereich. Das braucht man meiner Meinung nach aber nicht.

  2. Ich bin seit Juni in den schweizer Alpen mit dem Shadowcat pro XT/XTR unterwegs. Mit 170/78 in M war es schon auf der Probefahrt beim Herstellerevent gefühlt wie gemacht für mich. Fühle mich pudelwohl. Kann den Test zu 99% unterschreiben. Es ist genial wie es den Spagat zwischen leicht bergauf und absolut solide bergab vereint. Von Evil/Trek kommend und im Vergleich mit SantaCruz getestet muss ich sagen, dass ich noch nie so ein leichtfüssiges Bike mit diesem Federweg unterm Hintern hatte. Gerade technische Trails gehts super bergauf. Die Kinematik vom DW-Link lupft einen quasi über die Kanten. Und mit Plattform aktiviert wird es zum bequemen Hardtail. Bergab kann ich ruhigen Gewissens dort fahren wo es am meisten Spass bringt und muss mich nicht zurückhalten. Es bügelt einfach verdammt gut und geht sehr sanft in die Endprogression ohne Durchzuschlagen. Beim Tragen des Bikes auf dem Rücken kommt das geringe Gewicht natürlich auch super. Die XT Bremsen habe ich selbst auf steilen Abfahrten mit Dauerschleifen nicht klein bekommen. Und vorne auch absolut sauber zu dosieren. Meine alten Hope E4 wären da schon lange verglüht. Dicken Respekt an Shimano dafür.
    Kritikpunkte auf hohem Niveau: die Front könnte etwas mehr Gewicht vertragen bergauf. Wenns wirklich richtig Steil wird, dann neigt sie doch schon zum Abheben. Die Fox 36 Fit4 hält sich super im mittleren Federweg. Im Resümee nach den Sommermonaten aber etwas zuu gut, so dass ich trotz ordentlichem Kampfgewicht den Federweg nicht ausreichend nutze. Habe nun den letzten Token entfernt und teste damit nochmal. Die Dissector haben sich oberhalb der Baumgrenze super bewährt was die Pannensicherheit angeht – hätte ich von den leichten Mänteln nicht erwartet. Die Stollen hinten sehen aber nach 1/4 Jahr schon sehr mitgenommen und rissig aus. Lange macht der das nicht mit…

    Mit 200er Scheibe vorne und XT Plattformpedale komme ich auf 13.3kg. Klingt nicht nach soo wenig, aber wenn man es in die Hand nimmt, wirkt es einfach federleicht.

    das blaugrau von (meinem) Rahmen kommt live sehr dezent daher. Die Alternative „DangerFruit“ brennt einem die Augen aus, so grell ist das :D

    • Moin, danke für dein ausführliches Feedback :) . Bezüglich mehr Gewicht auf der Front würde ich etwas mit der Vorbaulänge experimentieren. Ich weiß aktuell nicht mehr genau welche Vorbaulänge Pivot am Shadowcat verbaut,würde aber mal auf 40mm tippen. Mit 50mm kann sich da aber bereits ein Unterschied ergeben.

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