Mit dem Thok MIG 2.0 schicken die Italiener ein Budget E-Bike mit Mullet Konfiguration in den Einzeltest. Thok ist in unserer Regionen noch keine zu bekannte Marke, aber es könnte durchaus sein, dass sich diese Situation in Zukunft noch ändert. Das MIG 2.0 ist das erste Mountainbike der Firma Thok, welches den Weg zu uns gefunden hat. Doch lohnt sich das Gesamtpaket für Fahrer, die auf der Suche nach einem kostengünstigen E-Bike auf Basis des Shimano Antriebs sind ? 

thok mig 2.0
Das Design ist unverkennbar, wenngleich es sich nicht jeden Geschmack treffen wird.

Thok MIG 2.0 – Erster Eindruck und Fakten

Ich bin ein großer Freund italienischer Motorräder. Damit meine ich nicht primär Ducati, sondern alles, was die Italiener so mit zwei Rädern produzieren. Design kann man in Italien. Das funktioniert auch bei Rennrädern und bei Sportwagen. Bei Mountainbikes und speziell beim MIG 2.0 landet man meiner Meinung nach nicht auf den ersten Plätzen bezüglich Design. Beim ersten Kontakt fühlte ich mich fast ein wenig in die Ära früher E-Bikes zurück versetzt. Damals machten viele Hersteller aus bestehenden Modellen E-Bikes, indem einfach ein Motor integriert wurde und der Akku am Unterrohr angebracht wurde. In Zeiten moderner E-Bikes, die komplett eigenständig entwickelt und designed werden, wirkt das Thok MIG 2.0 fast ein wenig nostalgisch auf mich. 

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Vor allem das Unterrohr ist für ein aktuelles E-Bike ungewohnt wuchtig geraten.

Das liegt primär an der Tatsache, dass der Akku hier nicht im Unterrohr integriert ist, sondern daran anliegt. Optisch ist er allerdings mit einer zusätzlichen Verkleidung versehen, um das Gesamtbild abzurunden. Geschmack ist aber immer persönliches Empfinden und generell hinterlässt das Thok MIG 2.0 einen sehr soliden Eindruck. Der komplette Rahmen ist aus Aluminium gefertigt. Beim Motor setzt man auf den kleineren der Shimano Antriebe. Der E7000 bietet weniger Drehmoment. Der verbaute Akku hat die für diese Klasse üblichen 504Wh und dürfte bei entsprechender Fahrweise auch für einen ganzen Tag reichen. Das hängt aber immer stark vom Nutzungsverhalten des jeweiligen Fahrers ab.

Behält man den aktuellen Preis von 4.090 € im Hinterkopf, dann ist der Rest der Ausrüstung stimmig und dem Preis angemessen gewählt. 

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Die Ausstattung des Thok MIG 2.0 in der Übersicht. Quelle: Thok

Das Thok MIG 2.0 ist also nicht zwingend die erste Wahl, wenn man an der Eisdiele Eindruck schinden möchte. Am Ende des Tages kommt es aber auf die Performance auf dem Trail an. 

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Maxxis Assegai in der 2.6er Breite. Einer der besten Reifen, vor allem bei eher matschigen Verhältnissen.

Thok MIG 2.0 – Auf dem Trail

Wie bereits angesprochen, handelt es sich bei unserem MIG 2.0 um eine Mullet Konfiguration. Für alle, denen das vielleicht aktuell noch nichts sagt, bedeutet Mullet das hinten ein 27,5 und vorne ein 29 Zoll Laufrad verbaut ist. In der Praxis soll das kurz gesagt die Vorteile von 29 und 27,5 Zoll kombinieren. Nämlich eine sichere Front mit sehr gutem Überrollverhalten und ein agileres Heck, um das komplette Bike etwas wendiger zu machen.

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Hoch war nie ein Problem. Auch in engeren Trailpassagen nicht.

Bergauf spielen diese Faktoren praktisch keine Rolle. Hier geht es um die Sitzposition und die abrufbare Unterstützung durch den Mittelmotor. Das MIG 2.0 folgt dem aktuellen Long&Slack Trend nicht. Die Geometrie ist als gemäßigt zu beschreiben. Unser Testrad kommt in der Größe L auf einen Reach von 456 mm. Damit wirkt es nicht zu lang und hat Dimensionen, die andere Hersteller mit Größe M angeben. Der Sitzwinkel fällt mit 74.7 Grad etwas flach aus. Oder anders gesagt, flacher als man es aktuell gewohnt ist. In Kombination mit der Mullet Konfiguration sitzt man gefühlt etwas hecklastig in Bergaufpassagen. Ein steilerer Sitzwinkel in Kombination mit etwas mehr Reach, würde dem Bike sicher gut stehen, da die Kraft schlicht etwas besser in die Pedale geleitet werden kann. Sicher kein primärer Faktor bei einem E-Bike, sollte man aber im Hinterkopf behalten. 

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Positiv fällt direkt auf, dass der kleinere Shimano Motor im ECO und Trail Modus keine spürbaren Nachteile bietet. Vor allem im ECO Modus kann ich wieder meine persönliche Theorie festigen, das dieser Modus dafür da ist, das Mehrgewicht des Systems im Vergleich zu einem regulären Mountainbike auszugleichen.  Oder anders ausgedrückt, fährt man im ECO Modus den Berg wie mit einem Bike ohne Unterstützung. Schaltet man auf Trail sieht die Sache gleich anders aus, bei Boost muss man kaum noch mehr machen als die Pedale zu bewegen. Das ist auch der einzige Modus, in dem man die schwächere Leistung des E7000 spüren könnte. Ein Problem war es nie.

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Auch vergleichsweise gröbere Dinge macht das MIG problemlos mit.

Die Klettereigenschaften des MIG 2.0 sind gut. Die massive Bereifung in 2.6er Breite generiert Traktion. Immer! Wird es steil lässt sich die Front weiterhin gut kontrollieren. Wird es richtig steil, sollte man Druck nach vorne verlagern.

Abschließend kann man dem MIG 2.0 bescheinigen, dass es absolut akzeptable Klettereigenschaften besitzt. Interessanterweise lässt es sich auch immer noch gut den Berg hoch treten, wenn die Unterstützung aus ist. Ein Punkt den ich mittlerweile aus reiner Neugierde bei jedem E-Bike Test prüfe.

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Bergab! Das ist nach wie vor eine Disziplin um die es in unserem Magazin geht. Und hier war ich durchaus überrascht, was mit dem MIG 2.0 alles möglich ist. Überrascht vor allem, weil ich die Ausstattung im Hinterkopf hatte. Rockshox 35 RC und Deluxe Select R sind jetzt nicht zwingend die Komponenten an die ich denke, wenn ich Top-Performance haben möchte. Ich lasse mich aber auch immer gerne eines Besseren belehren. Wie auch in diesem Fall.

Das Rockshox Fahrwerk arbeitet wie gewohnt plushig bzw. komfortabel. Eingestellt ist es auf knappe 25 % SAG, was für mich immer eine gute Wahl ist. Natürlich lässt vor allem die Front die Sensibilität der Top Produkte vermissen, aber ich bin auch einfach etwas verwöhnt. Gabel und Dämpfer gehen zügig und gleichmässig durch den Federweg. Dabei verschwenden sie diesen aber nicht und bieten immer ausreichend Gegenhalt. Setzt man das MIG 2.0 auf Trails ein, wofür es auch gedacht ist, dann würde ich behaupten, dass viele Fahrer mit diesem Fahrwerk völlig ausreichend versorgt sind. Der Gegenhalt in schnell wechselnden Anliegern ist gut, auch schnelle, eher raue Passagen schluckt die Gabel sehr gut weg. 

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Schnelle Trailpassagen machen mit dem Thok MIG 2.0 enorm Spaß.

Sprünge, zumindest im „normalen“ Bereich, sind kein Problem. Das Fahrwerk kann das Mehrgewicht des Systems E-Bike durchaus kompensieren. Es kommt selten aus der Ruhe. Und wenn, dann habe ich das Rad in Dimensionen und auf Trails bewegt, die vor ein paar Jahren sicher noch als DH-Strecke durchgegangen wären.

Der Hinterbbau hätte für meinen Geschmack etwas mehr Progression vertragen können. Ein Zustand, der sich aber zu einem gewissen Grad mit dem Einsatz eines Token im Dämpfer optimieren lässt.

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Impressionen von „Matsch im Gesicht“

Wirklich klasse empfand ich aber die Mullet-Konfiguration. Vorne gehst du locker überall drüber und hinten fängst du an zu wedeln. Das MIG 2.0 ist sehr agil und wendig. Schnelle Wechsel durch Anlieger lassen mich immer wieder grinsen. Auch knapp angefahrene Kurven, bei denen man das Hinterrad mit einem zusätzlichen Impuls zum Tanz auffordert, gehen locker von der Hand. Wirklich störend laut wurde das Thok MIG dabei nie. Vor allem der Schutz an der Kettenstrebe funktioniert gut.    

Grundsätzlich kann das MIG 2.0 mehr in der Abfahrt leisten, als auf den ersten Blick vermutet. Es verhält sich auch bei höheren Geschwindigkeiten stabil und beherrschbar. Das schafft Vertrauen und lädt zu weiteren Experimenten ein. Diese werden ausgebremst, oder eben nicht, durch die verbauten Sram Guide T Bremsen. Zwar verfügen diese über 200 mm Scheiben vorne und hinten, was aber leider wenig an der Performance ändert. Das Bremsgefühl ist teilweise schwammig und unpräzise. Vor allem dann, wenn es richtig steil wird. Der Druckpunkt neigt dann auch dazu sich zu bewegen. Eine Eigenschaft, die ich an Bremsen nicht schätze. Generell hinterlässt die Guide T den Eindruck, dass hier zu wenig Bremse für zu viel Bike verbaut wurde.

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Die Mullet Konfiguration kombiniert Laufruhe mit agilem Handling.

Der Preisdruck war hier aber sicher der entscheidende Faktor. Das spiegelt sich auch an der SX Schaltgruppe wieder. Diese markiert den Einstieg in die Eagle Welt von Sram und kann mit der Performance und Präzision der teureren Gruppen bei weitem nicht mithalten.

Fazit

Lohnt sich das Gesamtpaket? Tendenziell Ja! Mit knappen 4.100 Euro ist das MIG 2.0 für ein E-Bike durchaus noch als günstig zu bezeichnen. Das Gesamtpaket ist sicher nicht State of the Art, aber das sollte jedem Käufer bei diesem Preis bewusst sein. Die Leistung des Fahrwerks ist völlig ausreichend. Hier muss man nur Abstriche bezüglich Feintuning machen. Auch der „kleine“ E7000 Motor ist hier nicht als Nachteil zu sehen. Die Leistung reicht völlig und am Ende des Tages verbraucht ein schwächerer Motor weniger Energie.

Auch die SX Schaltgruppe geht in dieser Kategorie in Ordnung. Vor allem auch wieder dann, wenn man sich gedanklich den fairen Preis aufruft.

Ein wirklicher Kritikpunkt ist die Guide T Bremse. An den Bremsen sparen ist nie eine wirklich gute Idee. Hier wäre also direkt Potential für Verbesserungen. 

Abschließend kann also gesagt werden, dass man mit dem Thok MIG  2.0 ein solides E-Bike erhält, welches mit einer anderen Bremse sogar fast als Geheimtip gehandelt werden kann. Denn vor allem bergab macht es eine sehr gute Figur und leistet mehr als man anfangs erwarten würde.

Man darf also gespannt sein, wie sich die Firma Thok und die E-Bike Modelle weiter entwickeln.


Text und Redaktion: Patrick Frech, Robin Krings
Fotos: Philipp Kargel, Patrick Frech
Weitere Infos: Thok Bikes

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