Crankbrothers Synthesis E I9 Aluminium

Über viele Jahre fielen Crankbrothers Laufräder hauptsächlich mit ihrem extravaganten Twin Pair Spoke Design auf, wie es auch heute noch bei den Modellen Iodine und Cobalt vorzufinden ist. Im Oktober 2018 wurde dann mit den Synthesis Laufrädern eine neue Richtung mit einem weniger polarisierenden Look eingeschlagen. Anfangs nur mit Carbonfelgen erhältlich, wurden rund ein Jahr später die deutlich erschwinglicheren Aluminiumversionen der Synthesis Laufradfamilie vorgestellt. Mit dem Synthesis E I9 konnten wir dem Topmodell der Alu-Laufradsätze für Enduro Bikes über die vergangenen Monate ordentlich auf den Zahn fühlen.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu 29
Crankbrothers Synthesis E I9 Aluminium 29

Crankbrothers orientiert sich bei den Synthesis E I9 Aluminium Laufrädern stark an den zuvor veröffentlichten und deutlich teureren Carbon-Modellen. Neben den dezent in grau gehaltenen Labeln, lassen insbesondere die technischen Daten klar erkennen, dass diese Laufräder zur Synthesis Familie gehören.

Crankbrothers Synthesis E I9 Aluminium – Die Fakten

  • Laufraddurchmesser: 29″ (auch erhältlich in 27,5″)
  • Einsatzbereich: Enduro
  • Felgenmaterial: Aluminium (6013-T6)
  • Felgenbreite (außen): 36,2 mm (VR) | 34,4 mm (HR)
  • Felgenbreite (innen): 31,5 mm (VR) | 29,5 mm (HR)
  • Speichen: Sapim D-Light (VR) | Sapim Race (HR)
  • Speichenanzahl: 28 (VR) | 32 (HR)
  • Bremsscheibenkompatibilität: 6-Loch
  • Naben: Industry Nine 1/1
  • Freilauf: Sperrklinken, 4° Auslösewinkel
  • Achsstandard: Boost | 15×110 (VR) | 12×148 (HR)
  • Gewicht: 929 g (VR) | 1.112 g (HR) | selbst gewogen inkl. Tubeless-Ventil und Tubeless-Tape
  • UVP: 299,- EUR (VR) | 499,- EUR (HR)

Wie bei allen Synthesis Laufrädern, setzt Crankbrothers auch bei der Aluminium-Variante unterschiedliche Felgen und Speichen für das Vorder- und Hinterrad ein.

Kurz und knapp: Eine breitere Felge mit 28 vergleichsweise leichten Sapim D-Light Speichen verleiht dem Vorderrad eine gewisse Nachgiebigkeit, um so in Verbindung mit voluminöseren Reifen maximalen Grip zu generieren. Am Hinterrad sorgt hingegen die schmaleren Felge in Verbindung mit 32 robusteren Sapim Race Speichen für ein deutliches Plus an Steifigkeit und Robustheit.

Ein Ansatz, der in der Theorie absolut Sinn macht.

Der erste Eindruck

Für mich persönlich sind Laufräder mit Aluminiumfelgen sehr oft ein Thema ohne wirkliche Emotionen. Laufräder sollten nicht zu schwer sein, so lange wie möglich rund laufen, langfristig keinen Ärger machen und ganz nebenbei kein Vermögen kosten. Aber das ist ganz klar nur meine persönliche Meinung, da ich die meisten Aluminiumfelgen optisch schlichtweg ein wenig langweilig finde. In meinem Fall also: Funktion statt Emotion.

Mit dem ersten Blick auf die Synthesis E I9 Aluminium hat sich meine Meinung allerdings zumindest ein klein wenig verändert, da diese Laufräder überraschend edel und absolut hochwertig verarbeitet wirken. In Anbetracht der unverbindlichen Preisempfehlung von 299,- Euro für das Vorderrad und 499,- Euro für das Hinterrad, darf man das aber auch eigentlich erwarten.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu Design
Die mattschwarze Oberfläche macht durchaus etwas her. Kein Vergleich zu Felgen mit „einfach“ aufgeklebten Dekoren.

Die Felgen leisten einen entscheidenden Beitrag zum hochwertigen Eindruck der Laufräder, was für mich insbesondere an den schwarz auf schwarz gehaltenen Crankbrothers Logos liegt, die den Längsschliff des Aluminiums schön zur Geltung bringen. Auch die in dezentem Grau gehaltenen Label mit dem Aufdruck Front oder Rear, fügen sich ansprechend in das Gesamtbild der Laufräder ein und verleihen ihnen den gewissen Wiedererkennungswert.

Die Synthesis Laufräder sind bereits ab Werk tubeless ready. Die in schwarz gehaltenen Tubeless-Ventile gehören ebenso zum Lieferumfang wie das bereits sehr sauber und gleichmäßig eingebrachte Tubeless-Tape.

Ein weiteres Highlight dieses Synthesis Laufradsatzes sind die 1/1 Naben von Industry Nine. Optisch durchaus unauffällig, glänzen diese Naben vor allem mit ihren technischen Eigenschaften und den blauen hochwertigen Kugellagern von Enduro Bearings, welche an der Vorder- und der Hinterradnabe verwendet werden.

Der Freilaufkörper der Hinterradnabe verfügt insgesamt über 6 Sperrklinken, von denen jeweils 3 gleichzeitig in die insgesamt 45 Zähne des Freilaufrings im Nabenkörper eingreifen. Mit den 45 Zähnen und den versetzt eingreifenden Sperrklinken ergeben sich somit insgesamt 90 Eingriffspunkte, was einem Eingriffswinkel von gerade einmal entspricht und im Vergleich zu vielen anderen Hinterradnaben einen sehr ordentlichen Wert darstellt. Das ist auch im Wesentlichen der Grund, warum Crankbrothers für diesen Laufradsatz 200,- Euro mehr verlangt, als für die Variante mit den „einfacheren“ Naben.

Das Synthesis Hinterrad gibt es wahlweise mit Sram XD, Shimano HG oder Shimano Micro Spline Freiläufe. Für diesen Test wurde uns ein Hinterrad mit SRAM XD Freilaufkörper sowie ein zusätzlicher Shimano Micro Spline Freilauf zur Verfügung gestellt. Der Austausch des Freilaufkörpers geht dabei schnell von der Hand. Ein wenig Kraft reicht aus, um den Freilauf mit seinen Sperrklinken von der Achse und aus der Verzahnung herauszuziehen.

Bei der Montage ist dann jedoch ein zusätzlicher Schritt notwendig: Die oben im Bild zu sehende Dichtung verbleibt beim Abziehen des Freilaufs in ihrer eigentlichen Position, muss jedoch unbedingt aus dem Nabenkörper herausgenommen werden, da man ansonsten die recht feine Dichtlippe auf der Innenseite der Dichtung mit dem neuen Freilaufkörper in die Nabe hineindrücken würde. Um diese zu entfernen empfiehlt sich ein möglichst flaches Werkzeug ohne scharfe Kanten, mit dem sich die Dichtung vorsichtig heraushebeln lässt. Ohne die Dichtung lässt sich der Freilaufkörper mit einer leichten Drehbewegung wieder in Position schieben, da so die Sperrklinken am einfachsten in die Verzahnung rutschen. Abschließend muss dann die Dichtung wieder gleichmäßig mit den Fingern in den verbleibenden Spalt gepresst werden. Wer diese Schritte gerne in bewegten Bildern sehen möchte, dem empfehle ich das Service-Video zu den 1/1 Naben auf der Support-Seite von Industry Nine.

Die Montage der Reifen

Bevor es das erste Mal auf den Trail ging, hieß es natürlich noch Ritzel, Bremsscheiben und Reifen montieren. Ich fasse das mal wie folgt zusammen: Alles kein Problem. Insbesondere bei den Reifen, möchte ich an dieser Stelle vorwegnehmen, dass mir die Tubeless-Montage sowohl beim ersten Aufziehen frischer Reifen, als auch bei weiteren Reifenwechseln in den vergangenen Monaten, immer mit einer normalen Standpumpe möglich war. Neben der Form des Felgenbetts, hat mit Sicherheit das Tubeless-Tape seinen Teil dazu beigetragen. Denn selbst nach mehrfachem Montieren und Demontieren von Reifen mit leichten oder verstärkten Karkassen, mit oder ohne Tire Insert, hat sich das Tubeless-Tape an keiner Stelle abgelöst noch weist es irgendwelche Beschädigungen auf.

Crankbrothers Synthesis E I9 Aluminium – Auf dem Trail

Bereits auf den ersten Trailmetern machen die Crankrothers Laufräder auf sich aufmerksam. Genauer gesagt der Freilauf. Und hier ist es wie bei so vielen Dingen im Leben. Ob man den Sound eines Freilaufs mag oder nicht, ist letztendlich reine Geschmacksache. Im Fall des Industry Nine 1/1 Freilaufs war es für mich recht einfach: Mir gefällt er! Die 90 Eingriffe der Sperrklinken pro voller Umdrehung sorgen für ein schnelles und mechanisch klingendes Surren, was auf dem Trail gerne auch dazu genutzt werden kann, um andere Waldbesucher auf sich aufmerksam zu machen.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu 1165 Cycleholix

Auf dem Trail ist es dann aber weniger der Sound, sondern vielmehr das direkte Ansprechverhalten, was aus dem Leerweg des Freilaufs von nur 4° resultiert. Noch weniger Leerweg habe ich mir selbst an technischen Anstiegen, an denen man das Bike auch gerne mal über die ein oder andere Kante lupfen und Druck von den Pedalen nehmen muss, zu keiner Zeit gewünscht.

Bergab spielt der schnell ansprechende Freilauf – abgesehen vom bereits erwähnten Sound – eine untergeordnete Rolle. Hier kommt es vielmehr darauf an, wie sich Laufräder anfühlen und diesbezüglich hat Crankbrothers mit dem Synthesis Aluminium Laufrädern vieles richtig gemacht.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu_Front
Mit einer Maulweite von 31,5 mm, eignet sich die vordere Felge ideal für großvolumige Reifen.

Für mich muss ein guter Laufradsatz immer einen gewissen Spagat zwischen Präzision und Komfort schaffen und dabei dem Einsatzgebiet entsprechend robust sein. Und das ist Crankbrothers meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Verglichen mit vielen deutlich steiferen Laufrädern mit Carbonfelgen, lässt sich insbesondere das Vorderrad fehlerverzeihender durch schwieriges Gelände steuern, da seitliche Belastungen sowie kurze und schnelle Schläge nicht unmittelbar bis in den Lenker durchgereicht werden. Im „Trail-Alltag“ und auf längeren Abfahrten für meinen Geschmack eine positive Eigenschaft.  Zu welchem Anteil das jetzt an dem etwas weiteren Innenmaß der Felge und der theoretisch etwas größeren Auflagefläche des Reifens oder dem insgesamt weicher ausgelegten Laufrad mit weniger und leichteren Speichen liegt, kann ich nicht sagen. Unter dem Strich tragen alle diese Faktoren ihren Anteil zu diesen Fahrverhalten bei.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu_1212

Das Hinterrad ist im Vergleich zum Vorderrad deutlich steifer ausgelegt, sodass auch bei viel Druck in Kurven und den daraus resultierenden hohen seitlichen Belastungen kein schwammiges Fahrgefühl entsteht. Schön ist dabei, dass trotzdem der Komfort nicht übertrieben leidet, was ich am Hinterrad aber ohnehin nicht als kritisch ansehen würde.

Was die Agilität angeht, möchte ich die Synthesis Aluminium als „dem Einsatzgebiet und dem Preis entsprechend“ einstufen. Laufräder mit einem Gewicht von knapp über 2 kg plus Dichtmittel plus passende Reifen, lassen sich nun einmal weniger schnell auf Tempo bringen als die schon so oft herangezogenen leichteren Carbon-Modelle. Im Hinblick auf den Preis und die Haltbarkeit liegen die Synthesis Laufräder daher für mich voll im Rahmen.

Die Haltbarkeit

Die Crankbrothers Synthesis E I9 haben mittlerweile einige Monate auf den Trails hinter sich gebracht. Schäden sind dabei erfreulicherweise ausgeblieben. So weisen die Felgen trotz kleinerer Durchschläge keine nennenswerten Dellen auf, was aber auch daran liegen mag, dass ich größtenteils auf artgerechten Reifen mit verstärkten Karkassen unterwegs war oder die ersten Tests mit den neuen Tannus Armour Tubeless Inserts unternommen habe.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu_1991

Die Speichenspannung hat ebenfalls über den Testzeitraum nicht gelitten, sodass der Rundlauf der Laufräder auch nach mehreren Monaten noch als gut eingestuft werden kann. Der Griff zum Speichenschlüssel war daher bislang nicht notwendig. Und sofern dieser mal notwendig wird, wäre ich dank der „normalen“ J-Bend Speichen absolut tiefenentspannt. Ein Mitdrehen der Speichen, wie es gerne bei Straight Pull Naben auftreten kann, ist hier definitiv nicht zu befürchten.

Crankbrothers Synthesis E i9 Alu_2005
Neben den Crankbrothers Logo ist auf den Naben auch das Industry Nine Logo zu sehen.

Die Naben haben sich ebenfalls keine Aussetzer in Form von übermäßigem Lagerverschleiß oder Problemen mit dem Freilauf geleistet, was ich allerdings in Anbetracht des höherwertigen Nabensatzes von Industry Nine auch nicht erwartet hätte.

Fazit

Mit dem Synthesis E I9 Aluminium ist es Crankbrothers gelungen, viele Eigenschaften der erfolgreichen Synthesis Carbon Laufräder in ein deutlich erschwinglicheres Paket zu packen, ohne dabei Abstiche bei der cleanen aber dennoch eigenständigen Optik zu machen. Das Konzept mit unterschiedlich Felgen und Speichen für das Vorder- und Hinterrad macht nicht nur in der Theorie Sinn, sondern geht auch auf dem Trail mit einem guten Mix aus Komfort, Steifigkeit und Robustheit auf.
Mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 798 EUR platziert Crankbrothers den Synthesis E I9 Aluminium eindeutig im oberen Preissegment für Aluminium Laufradsätze. Dafür bekommt man jedoch einen Laufradsatz, der nicht nur mit seinen technisch sehr hochwertigen Naben und den haltbaren Felgen zu überzeugen weiß, sondern sich auch auf dem Trail sehr gut anfühlt und ganz nebenbei optisch an nahezu jedem Bike ein gute Figur machen sollte. Daumen hoch!


Text & Fotos: Robin Krings
weitere Infos: crankbrothers.com

2 Kommentare

  1. Hallo Thomas,
    ich nehme an, dass Du den SL A.30 meinst, denn das wäre in der Tat ein interessanter Vergleich.

    Der Gewichtsvorteil liegt offensichtlich auf der Hand. Zumindest „könnte“ dieser aber nach meiner Erfahrung für Fahrer ab 80 kg aufwärts oder bei entsprechend fordernder Fahrweise auch zu Nachteilen bezüglich der Stabilität werden.
    Preislich müsste man sich tatsächlich mal die „Straßenpreise“ ansehen, die deutlich enger zusammenliegen dürften als die UVPs auf die wir uns immer in unseren Tests beziehen. Unter dem Strich schätze ich, dass der ausschlaggebende Faktor das Fahrergewicht und auch die Vorliebe für den Freilauf sein sollte. Hier (also bei den Naben) sehe ich noch einmal einen wesentlichen Unterschied zwischen diesen beiden Laufradsätzen. Der Synthesis Laufradsatz mit den „einfacheren“ Naben sollte zudem auch noch mal einige Euro einsparen.

    Vielleicht ergibt sich da ja mal was in der Zukunft…

    Beste Grüße
    Robin

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