Die italienische Firma THOK E-BIKES mischt seit 2017 im stark umkämpften Markt elektrisch unterstützer Bikes mit. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bike-Herstellern konzentriert sich THOK E-BIKES dabei – wie der Firmenname schon vermuten lässt – ausschließlich auf E-Bikes. Im Mittelpunkt stehen die Bereiche Trail/Urban, All-Mountain und Enduro.
Mit dem MIG 2.0 hatten wir bereits zu Beginn des Jahres 2021 das All-Mountain Modell der Italiener im Test (Link). Knapp ein Jahr später, konnten wir THOKs E-Enduro TK01 R mehrere Wochen über die meist nassen und schlammigen Trails des Bergischen Landes bewegen.

Das THOK TK01 R

Das THOK TK01 R ist THOKs Bike fürs Grobe. 29“/27,5“ Mullet-Laufradmix, 170 mm Federweg an Front und Heck, robuste und funktionell ausgewählte Komponenten sowie der sportlich wuchtige Rahmen mit dem markant designten Steuerrohrbereich weisen eindeutig darauf hin, dass sich THOK mit dem TK01 R an Kunden wendet, die gerne schnell bergab fahren. Allerdings soll es das alleine nicht gewesen sein, was mir zu beginn des Tests auch der Geschäftsführer von THOK, Stefano Migliorini, in einem Telefonat bestätigte. Nach der Philosophie von Stefano und seinem Team sollte jedes THOK Bike auch gute Allround-Eigenschaften mit sich bringen, um die Möglichkeiten eines E-Bikes voll auszuschöpfen und damit Bikes zu entwerfen, die das Team von THOK gerne selber fährt.

Auf das THOK TK01 R bezogen bedeutet das konkret, dass es eben nicht nur auf dem Downhill funktionieren muss, sondern trotz seiner 170 mm Federweg auch viel Freude auf Uphills und langen Touren bereiten soll. THOK hat somit den Anspruch, dank elektrischer Unterstützung, der berühmten „eierlegenden Wollmilchsau“ möglichst nahe zu kommen.

THOK TK01 R - Size Large
THOK TK01 R – in Größe Large

Der Rahmen

Der Rahmen des THOK TK01 R zeigt sich optisch erfrischend eigenständig. Ausschlaggebend dafür ist zweifelsohne das große Steuerrohr für E-MTB spezifische Federgabeln mit 1.8“ tapered-Gabelschaft und die markante Verbindung zum Hauptrahmen. THOK hat diesem Design auch einen passenden Namen verpasst: PFE – Precise Front End, womit der Anspruch an ein möglichst steifes Frontcenter und damit verbunden ein direktes Lenkverhalten unterstrichen wird.

Ein weiteres auffälliges Merkmal des THOK TK01 R sind die sogenannten T-Wings Schmutzfänger aus schlagfesten Kunststoff am Unterrohr.

Der Vier-Gelenk-Hinterbau des TK01 R generiert 170 mm Federweg. Wie auf dem Hinterbau zu lesen, hat THOK auch dafür den passenden Namen parat: TPS – THOK PROGRESSIVE SYSTEM.
Für echte Fahrwerksexperten kann dieser Name allerdings etwas irreführend sein. Schließlich kann „PROGRESSIVE“ aus dem englischen übersetzt eben nicht nur „progressiv“ (im Sinne von zunehmend), sondern ebenfalls „fortschrittlich oder modern“ bedeuten und meine Vermutung ist, dass THOK sich auf letzteres bezieht.

THOK TK01 Cycleholix
Der Hinterbau des THOK TK01 R verfügt über eine Kinematik mit 7 % Progression.

Schließlich hatte ich auch vor der ersten Ausfahrt die Erwartung, dass der Hinterbau des TK01 R bzw. dessen Kinematik sehr „progressiv“ ausgelegt sein wird. Nach der ersten kurzen Proberunde wurde ich jedoch eines Besseren belehrt (dazu später mehr).

Fakt ist, dass der Hinterbau eine gewisse Progression aufweist. Das Übersetzungsverhältnis von Federweg zu Dämpferhub verändert sich dabei gleichmäßig von rund 2,75 mm/mm am Beginn des Federwegs zu 2,55 mm/mm am Ende des Federwegs, was einer Progression von 7 % entspricht. Im Vergleich zu vielen Designs anderer Hersteller fällt dieser Wert recht gering aus. In Verbidnung mit einem Luftdämpfer bringt dieses Design durchaus Vorteile mit sich, da sich das TK01 R damit gut auf unterschiedliche Fahrer-Typen abstimmen lässt.

Mit keinem oder wenigen Volumen Spacern im Dämpfer und somit größtmöglicher Luftkammer, lässt sich der Hinterbau so abstimmen, dass die 170 mm Federweg auch bei gemäßigter Gangart oder auch bei leichteren E-Bike Pilotinnen und Piloten gut genutzt werden können. Wer gerne härter am Gas hängt, kann mit mehr Spacern im Dämpfer die Gesamtprogression des Systems erhöhen und von mehr Gegenhalt, Reserve und Durchschlagwiderstand profitieren.

TK01 R in freier Wildbahn
RockShox ZEB & SuperDeluxe, Shimano XT & EP8, Maxxis Assegai… Damit sollte einiges möglich sein auf den Trails.

Rahmengrößen und Geometrie

Das THOK TK01 R ist in vier Größen mit den folgenden Empfehlungen bezüglich der Körpergröße erhältlich:

Rahmengröße S M L XL
Körpergröße [cm] 154 – 167 168 – 177 178 – 184 185 – 200

Quelle: THOK

Die Geometriewerte liegen für ein Bike mit 170 mm Federweg insgesamt in einem eher konservativen Bereich. Das ist in diesem Fall bitte nicht negativ zu verstehen, sondern zeigt den zuvor erwähnten Anspruch von THOK, nicht nur bergab sondern auch in allen anderen Bereichen gut zu performen. Beispielhaft fällt hier der Lenkwinkel von 64,5° auf sowie der hohe Stack bei gleichzeitig eher moderaten Reach Werten auf.

Eine Tretlagerhöhe von 355 mm in Verbindung mit 165 mm kurzen Kurbeln sorgt für ausreichend Bodenfreiheit, was insbesondere im technischen Gelände von Vorteil sein sollte.

Thok TK01R Geo Cycleholix
Quelle: THOK
Rahmengröße S M L XL
A – Oberrohrlänge, horizontal [mm] 582 600 629 660
B – Reach [mm] 423 439 464 491
C – Stack [mm] 623 623 638 654
D – Sitzrohrlänge [mm] 385 415 450 495
E – Kettenstrebenlänge [mm] 453
F – Steuerrohrwinkel 64,5°
G – Sitzrohrwinkel 75,5°
H – Tretlagerabsenkung [mm] 15
I – Radstand [mm] 1212 1233 1265 1298
K – Steuerrohrlänge [mm] 105 115 131 149
L – Gabel-Offset [mm] 44
Tretlagerhöhe  [mm] 355
Lenkerbreite [mm] 790
Vorbaulänge [mm] 35
Kurbellänge [mm] 165
Sattelstützen-Hub [mm] 100 150 170 170

Quelle: THOK

Antrieb, Akku und App

THOK TK01 Cycleholix
Der Shimano EP8 Motor sitzt hinter einer wechselbaren Schutzabdeckung.

Für den Antrieb des THOK TK01 R zeichnet Shimano mit seinem aktuellen EP8 Motor verantwortlich, der über einen 630 Wh Akku mit Energie versorgt wird. Letzterer lässt sich standardmäßig direkt über die Ladebuchse am Sitzrohr aufladen. Alternativ kann der Akku auch entnommen und unabhängig vom Bike geladen werden. Hierzu wird allerdings Werkzeug benötigt, da zuvor eine Abdeckung auf der Unterseite des Unterrohrs demontiert werden muss.

Den An- und Ausschalter hat THOK schön platziert bzw. auf der Unterseite des Oberrohrs versteckt.

Bei der Bedieneinheit und dem Display setzt THOK auf Shimano E7000 Komponenten, die sich aufgrund ihrer Kompaktheit gut ins Cockpit integrieren.

Das Setup des E-Bike Systems läuft über die Shimano E-TUBE App. Neben vielen Informationen über die einzelnen Komponenten des E-Bike Systems, befindet sich hier die Möglichkeit die drei Unterstützungsstufen ECO, TRAIL und BOOST zu konfigurieren und jeweils die Einstellungen für Fahrcharakteristik, Maximales Drehmoment und Fahrcharakteristik beim Start anzupassen.

Die Einstellung Maximales Drehmoment bedarf wohl keiner großen Erläuterung, da der Name für sich spricht. So lässt sich über den Schieberegler festlegen, wie viel Drehmoment der EP8 maximal in jeder einzelnen Unterstützungsstufe liefern soll. Wie auf den Bildern zu sehen, hat Shimano in ECO und BOOST Grenzen eingebaut, da logischerweise in ECO nicht das maximale Drehmoment und in BOOST nicht die Minimalwerte gewählt werden sollten.

Der Wert Fahrcharakteristik steht für das Verhältnis von Fahrerleistung zu Motorleistung. Je weiter der Schieberegler in Richtung ECO geschoben wird, desto mehr Fahrerinput ist notwendig, um das eingestellte maximale Drehmoment vom Motor abzurufen. Möchte man nur leicht in die Kurbeln treten, muss der Regler in Richtung BOOST geschoben werden.

Mit Fahrcharakteristik beim Start besteht zuletzt noch die Möglichkeit das Anfahrverhalten des Bikes an die eigenen Vorlieben anzupassen und zu entscheiden, wie sanft (MILD) oder wie schnell (QUICK) der Motor aus dem Stand seine Kraft aufbaut.

Sehr gut gefällt auch, dass Shimano in jeder Unterstützungsstufe die Einstellungen der anderen Unterstützungsstufen mit kleinen Punkten anzeigt, was die Einstellungen schlichtweg angenehmer macht, da für den direkten Vergleich nicht zwischen den einzelnen Bildschirmen hin und her gesprungen werden muss.

Aufgrund der vielen Einstellmöglichkeiten ist es sehr schön, dass mit dem Shimano System zwei Profile unabhängig voneinander abgespeichert werden können, die sich dann auch ohne App direkte über das Display am Bike aktivieren lassen.

Die Ausstattung des THOK TK01 R

THOK setzt beim TK01 R durchweg auf Komponenten, bei denen Funktionalität und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis im Vordergrund stehen. Somit besteht das Fahrwerk aus einer RockShox ZEB Select RC und dem RockShox SuperDeluxe RT. Die 12-Gang Schaltung und die Vierkolben Scheibenbremsen mit je 203 mm großen Bremsscheiben stammen aus der Shimano XT M8000 Gruppe.

Bei der Reifenwahl hat sich THOK am Vorder- und Hinterrad für den MAXXIS Assegai in 2.6“ Breite und 3C MaxxTerra mit EXO+ Karkasse Mischung entschieden. Diese sind auf Mavic Felgen mit 30 mm Innenmaß vorne und 35 mm Innemaß hinten montiert.

Bei Lenker, Vorbau, Sattel und Sattelstütze kommen eigenen Komponenten von THOK zum Einsatz.

THOK TK01 Cycleholix
Neben dem Lenker und Vorbau, tragen am THOK TK01 R auch Griffe, Sattelstütze und Sattel das THOK Logo.
Rahmen: Aluminium-rahmen 6061 T4 T6 mit 170mm Federweg hinten, mit Hydroform-Rohren, Schmiede und CNC Teilen, headtube tapered 1.8 und integrierter Batterie
Motor und Batterie: SHIMANO EP8 – 85 Nm (250W) – Shimano 630 Wh Akku
Display und Steuerung: Cyclo Computer SC-E7000 mit 1,39″ Screen – ergonomic remote SW-E7000 (Eco, Trail, Boost e Power-Walk)
Gabel: ROCK SHOX – ZEB select RC 29″ Boost, DebonAir 170 mm, E-MTB, 44 OFFSET, 1.8 Tapered
Dämpfer: ROCK SHOX – SUPER DELUXE Select+ RT, DebonAir 230x65mm, THOK Custom tuned
Scheibenbremsen: SHIMANO – XT, 4 calipers, 203 mm
Schaltwerk: SHIMANO – XT 12s
Schaltung: SHIMANO – 12s
Kassette: SHIMANO – 12S; (10-51)
Kette: SHIMANO – 12s
Kurbeln: FSA – 165mm, chainring 34T
Laufräder: MAVIC rims – 29″x30 mm front and 27.5″x35 mm rear
Vorbau: THOK forged, 35mm front clamp oversize, 37mm length
Lenker: THOK 35mm, rise 20mm, 780mm width
Griffe: THOK – Lock-On grip, regular size
Reifen: MAXXIS – Assegai  29×2.6 front & 27.5×2.6 rear 3C / EXO+ / TR
Sattelstütze: THOK telescopic dropper post
(125mm size S – 150mm size M – 170mm sizes L and XL)
Sattel: THOK Fit in Chromo

Quelle: THOK

Preis und THOKcare

Für diese Ausstattung verlangt THOK einen Preis von 6.690 EUR. Im Fall des TK01 R muss dabei aber hervorgehoben werden, dass dieser Preis bereits das sogenannten THOKcare Paket im Wert von 160 EUR enthält. Neben Beigaben wie Ersatzschaltauge, Dämferpumpe, Multitool, THOK Tasse und Flasche, gibt es eine Garantieverlängerung von zwei Jahren über den gesetzlich festgelegten Standard hinaus sowie eine versandkostenfreie Lieferung.

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Das TK01 R kommt mit THOKcare und der THOKER Box. Quelle: THOK

Apropos Lieferung… THOK Bikes können nicht nur über die Website von THOK bestellt werden, sondern auch über THOK Points (LINK). Die Lieferung kann dann wahlweise nach Hause, zum THOK Point oder auch zu anderen Fahrradhändlern veranlasst werden.

Mit dem THOK TK01 R auf dem Trail

Vor der ersten Fahrt kam zuerst die Dämpferpumpe zum Einsatz. 220 psi im Dämpfer verhalfen zu rund 30 % Negativfederweg (auf dem Bike stehend gemessen mit fahrfertigen 88 kg). Mit 78 PSI Luftdruck in der Gabel habe ich mich an die Empfehlungen aus der TRAILHEAD App von RockShox gehalten. Die Balance Zwischen Front und Heck war dann schnell mit wenigen Anpassung bei der Zugstufe und der Low-Speed-Druckstufe gefunden.

Also ab auf die erste Probefahrt, die bereits auf dem Weg zum Trail einen wesentliche Charakterzug des TK01 aufzeigte: Das THOK TK01 R ist ganz entspannt und einfach zu fahren! Klingt eigentlich selbstverständlich, ist es aber nach meinen Erfahrungen bei aktuellen Bikes oder E-Bikes mit 170 mm Federweg nicht immer. Viele Enduro Bikes sind – dem Einsatzgebiet entsprechend – mit langen Abmessungen und den aktuell flachen Lenkwinkeln auf maximales Tempo getrimmt. Und das kann sich bei niedrigen Geschwindigkeiten gerne in einer gewissen Behäbigkeit äußern.

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Mit dem THOK TK01 R sind lange Ausfahrten dank der sehr guten Sitzposition kein Problem.

Wer „alltagstauglicher“ sitzen bzw. fahren möchte, ist daher oft mit etwas gemäßigteren All Mountain oder Trail Bikes besser beraten. Das TK01 zeigt diesbezüglich jedoch zwei Gesichter. Zum einen macht es keine Hehl daraus, dass man 170 mm Federweg mit etwa 25 kg Kampfgewicht bewegt, zum anderen lässt es sich für ein Bike dieser Klasse verhältnismäßig mühelos selbst durch langsame und enge Kurven lenken.

Für mich das Ergebnis der insgesamt kompakten und gemäßigten Geometrie mit beispielsweise einem Lenkwinkel von 64,5°, einem Reach für Größe L von 464 mm sowie dem Stack von 638 mm gepaart mit einem 35 mm kurzen Vorbau. Zu diesem einfachen Handling trägt auch der Shimano EP8 Antrieb seinen Teil bei. Der im Vergleich zu seinem Vorgänger leiser gewordene Motor verfügt über eine natürliche Leistungsentfaltung und schiebt je nach gewählter Unterstützungsstufe ordentlich bis zur 25 km/h Grenze an.

Auch auf dem Weg nach oben geht dieser Ansatz auf, solange es nicht zu steil wird und die sehr bequeme und aufrechte Position das Vorderrad leicht werden lässt. Dies geschieht aber dank der etwas längeren Kettenstreben relativ spät. Daher sind insbesondere technische Anstiege in unwegsamen Gelände sehr gut mit dem THOK TK01 R zu meistern. Das etwas höhere Tretlager in Verbindung mit den 165 mm kurzen Kurbeln sorgen für ordentliche Bodenfreiheit und erleichtern es in anspruchsvollen Abschnitten einen runden Tritt beizubehalten.

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Dank der 453 mm langen Kettenstreben, klettert das TK01 sehr gut. Wird es technisch sorgt der 2.6er Maxxis Assegai für ordentlich Grip am Hinterrad.

Insbesondere im steilen und schwierigen Gelände erweist sich Shimanos EP8 Antrieb als eine gute Wahl, was nicht zu letzt an der Anpassbarkeit der Motorleistung und des Ansprechverhaltens liegt. Bereits in den werksseitig voreingestellten Leistungsstufen reagiert der EP8 angenehm auf den Input des Fahrers. Wird Druck von der Kurbel genommen lässt der Antrieb reaktionsschnell nach, was in technisch anspruchsvollen Sektionen und bei Schaltvorgängen für mich einen klaren Vorteil darstellt.

Sicher sind auch hier Geschmäcker verschieden, aber gerade dann ist es ein wirklicher Mehrwert, dass sich der Antrieb im maximalen Drehmoment, der Fahrcharakteristik und der Fahrcharakteristik beim Anfahren anpassen lässt. Zur Fahrcharakteristik beim Anfahren sei noch erwähnt, dass der EP8 im Gegensatz zu bspw. Bosch und Yamaha Motoren nicht direkt mit den Hufen scharrt, sobald Druck auf das Pedal aufgebracht wird. Der EP8 benötigt beim Anfahren immer ein wenig Kurbelweg, bis die Motorunterstützung dann gemäß der eingestellten „Fahrcharakteristik beim Anfahren“ sanfter oder direkter angreift.

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Das THOK TK01 R macht auch über der 25 km/h Grenze Spaß ;-)

Genug mit flachen Trails oder dem Weg nach oben. 170 mm Federweg möchten schließlich entsprechend bergab bewegt werden. Und dabei konnte ich bereits auf der ersten Abfahrtsmetern feststellen, dass die 7 % Progression des Hinterbaus im Zusammenspiel mit dem SuperDeluxe Dämpfer und nur einem ab Werk verbauten Volume Spacer für mich nicht ausreichten. Bei knapp 30 % Negativfederweg zeigte sich der Hinterbau zwar extrem komfortabel, gab dabei aber selbst bei gemäßigtem Tempo zu viel Federweg frei. Selbst bei kleineren Sprüngen und Kompressionen auf dem Trail, blieben nur noch wenige Millimeter Dämpferhub übrig.

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Dank der hohen Front kommt nur selten das Gefühl auf, zu weit vorne über dem Rad zu stehen.

Glücklicherweise bietet der RockShox SuperDeluxe ausreichend Spielraum, um die Luftkammer zu verkleinern und die Progression zu erhöhen. So können entweder bis zu drei der normalen Volume Spacer verbaut werden oder, sofern notwendig, zwei Spacer in Verbindung mit dem sogenannten RockShox Gnar Dog Spacer, was dann insgesamt einem Volumen von 4,5 Spacern entspricht.
Für mich war dann letztendlich mit einem Spacer plus Gnar Dog ein gutes Setup gefunden, was auch bei 30 % SAG für den Enduro Einsatz mit ausreichend Reserve vor Durchschlägen funktionierte.

Der zuvor erwähnte Komfort des Hinterbaus blieb dabei bei kleinen bis mittleren Schlägen nahezu erhalten, was zusammen mit der fluffig arbeitenden RockShox ZEB zu einem recht satten Fahrgefühl führte. Und dieses satte Fahrwerk in Verbindung mit der gemäßigten Geometrie des THOK TK01 R sorgte für ein recht „interessantes“ Gefühl im Downhill. Die 170 mm Federweg, knapp 25 kg Gewicht und die hohe Front vermitteln grundsätzlich viel Kontrolle. Einmal auf Schwung gebracht bügelt das TK01 so Einiges weg.

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Richtungswechsel selbst bei höherem Tempo fallen dafür erstaunlich leicht, denn trotz des etwas höheren Gewichts reagiert das THOK schnell auf Lenkimpulse und wirkt mit seinem 64,5° Lenkwinkel und dem kleineren Hinterrad recht agil für ein E-Enduro.

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Für ein 170 mm E-Bike, gehen Richtungswechsel trotz des Gewichts vergleichsweise leicht von der Hand.

Nicht nur dank des RockShox Fahrwerks, sondern auch dank der Maxxis Assegai Reifen in 2.6“ Breite ist immer ausreichend Grip vorhanden. Vorausgesetzt der Luftdruck passt, was für mich bei Reifen mit dünneren oder leichteren Karkassen bei Mountainbikes und insbesondere bei E-Bikes immer eine Gratwanderung ist. Auch wenn es sich bei den verbauten Reifen um die leicht verstärkten EXO+ Karkassen handelt, empfehle ich für die sportlichere Gangart für das Hinterrad auf einen stabileren Reifen oder ein Tire-Insert (wie z.B. die von uns getesteten Modelle von Tannus oder Vittoria) zu setzen.

Ebenso empfehle ich Nachbesserungen am Kettenstrebenschutz. Sicherlich reicht dieser aus, um bei 99 % der Kettenschläge Schutz zu bieten. Mit ein klein wenig mehr Schutz, könnte das THOK TK01 R dennoch etwas ruhiger und auch frei von Lackschäden am vorderen Bereich der Kettenstrebe bleiben.

THOK TK01 Cycleholix
Der Kettenstrebenschutz sollte länger ausfallen, um unnötige Macken zu vermeiden.

Überraschend unauffällig zeigt sich der Shimano EP8. Das allgemein bekannte metallische Klacken des Motorfreilaufs ist zwar auch beim TK01 vorhanden, zeigt sich aber überraschend unauffällig. Vermutlich übertragt der massive Alumiumrahmen dieses Geräusch weniger verstärkend als es von anderen EP8 Bikes vorkommen kann. Mich hat es daher beim THOK nicht gestört und ich bin da ansonsten sehr empfindlich.

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Nähert man sich früher oder später dem oberen Ende der eigenen Komfortzone, wird man daran erinnert, dass die Geometrie des TK01 grundsätzlich mehr auf gute Allroundeigenschaften, als auf die pure Bergab-Performance ausgelegt wurde. Das zeigt sich insbesondere, wenn man das THOK bei hohen Geschwindigkeiten in die Kurven legt. Hier fordert das Bike mit seinem etwas höheren Tretlager und der kompakteren Geometrie einen aktiven Fahrstil mit ausreichend Druck auf dem Vorderrad sowie etwas mehr Aufmerksamkeit, da es im direkten Vergleich zu längeren und flacheren E-Enduros schlichtweg nicht von selbst „wie auf Schienen“ durch die Kurven zieht.

Ein in der Tat kleiner Kompromiss, den viele potenzielle Käuferinnen und Käufer in Anbetracht der Allroundperformance dieses Bikes sicher gerne in Kauf nehmen. Schließlich bekommt man mit dem THOK TK01 R ein Bike, das sich trotz viel Federweg und der damit verbundenen Sicherheit im Downhill, sehr gut für lange Touren eignet, auf denen auch normale Trails und die Passagen bergauf Spaß bringen sollen.

Das Fazit

Das THOK TK01 R ist ein interessantes E-Enduro mit einer sehr funktionell gewählten Ausstattung. THOK hat bei diesem Bike großen Wert auf gute Allroundeigenschaften gelegt, was sich im einfachen Handling, den guten Klettereigenschaften, der komfortablen und tourentauglichen Sitzposition sowie in einer soliden Bergab-Performance auszeichnet. Die Italiener decken damit ein breites Einsatzgebiet ab und vereint Tourentauglichkeit mit ordentlichen Nehmerqualitäten für grobes Gelände. Mit der Kombination aus einem Luftdämpfer und dem nur wenig progressiven Hinterbau kann das TK01 zudem sehr gut auf unterschiedliche Fahrerinnen und Fahrern angepasst werden.

Für den Preis von aktuell 6.690 EUR bietet THOK ein E-MTB, mit dem man sich dank des individuellen Designs durchaus von der breiten Masse auf den Trails abheben kann. Das im Preis bereits inbegriffene THOKcare mit zwei Jahren Garantieverlängerung und kostenfreier Lieferung unterstreichen den insgesamt positiven Eindruck zum THOK TK01 R.


Text und Redaktion: Robin Krings
Fotos: Michael Klasen, Robin Krings
Weitere Infos: thokbikes.com

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