Der nächste Teil unserer Aufbaustory führt uns zum Thema We Are One Laufräder. Wie ihr in den letzten Episoden schon erkennen konntet, geht der Aufbau des Kavenz VHP16 in Richtung eines Bikes für härtere Gangart, bei möglichst wenig Abstrichen in dessen Tourentauglichkeit. Um bei Durchschlägen keinen Totalschaden der Felge hinnehmen zu müssen, setzt man gern auf etwas stabilere Felgen. Aus Aluminium gefertigte 29″-Rundlinge kommen, in endurotauglichen Breiten, meist auf ein Gewicht von um die 600 Gramm pro Stück. Ein wirklich leichter Laufradsatz unter 1,9 kg ist somit kaum mehr möglich. Da das Kavenz für mich jedoch nicht bloß tourentauglich sein muss, sondern wirklich auch Spaß bergauf machen soll, habe ich etwas leichteres gesucht. Diese „Problematik“ brachte mich im gespräch mit Giacomo von 77designz schnell zu einem Lösungsansatz: Da seine Firma die Produkte von We Are One Composites vertreibt, wurde mir deren „Union“ Carbon-Laufradsatz zum Test zur Verfügung gestellt.

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We Are One „Union“ Laufradsatz

Euch erwarten insgesamt 9 Episoden Aufbaustory inklusive einem Dauertest des Bikes am Schluss der Saison.

  1. Der Rahmen
  2. Das EXT Fahrwerk
  3. 77designz Lenker und Vorbau
  4. BikeYoke – Sitzen und Versenken
  5. Die We Are One Laufräder
  6. Magura MT7 – Die Bremsen
  7. Der SRAM GX AXS Antrieb
  8. Der gesamte Aufbau
  9. Das Fazit

We Are One Composites – wer ist das?

Der eher ungewöhnliche Name der Firma aus Kamloops in Kanada soll die starke Zusammengehörigkeit des Teams unterstreichen. Man hat sich dort auf die Fertigung von hochwertigen und qualitativ besten Produkten aus Carbon spezialisiert. Dabei wurden die Produktionsprozesse und Fertigungsschritte auf maximale Effizienz getrimmt. Dies erlaubt dem Unternehmen, mit fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen Produkte zu fertigen, welche selbst strenge Tests im deutschen EFBE Prüflabor bestehen. Mit Stolz behauptet der kanadische Hersteller, die besten Carbonfelgen des Marktes zu fertigen. Man ist bestrebt, weltweite Kooperationspartner zu finden und die Produkte weiter zu verbreiten. Eben aus genau diesem Grund ist die Zusammenarbeit mit 77designz nicht nur als deutscher Vertrieb, sondern auch als Entwicklungspartner entstanden.

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Das kanadische We Are One Team
Quelle: We Are One Webseite

We Are One bieten Carbonfelgen für verschiedene Einsatzbereiche an. Beginnend mit der Revive Felge für XC und Gravel mit einem Gewicht von lediglich 345 Gramm (29″) führt das Spektrum über die 425 Gramm leichte Fraction Felge für den Trail Einsatz zu unserer gewählten Union Felge. Diese wiegt in 29″ lediglich 485 Gramm – und das bei einer Innenweite von 30 mm. Möchte man Plus Bereifung aufziehen, geht kein Weg an der Convert Felge vorbei. Die Strive Felge hingegen ist mit rund 600 Gramm für Downhillbikes konzipiert.

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Leichte Carbonstruktur – so kommt die Felge aus der Backform

Alle Felgen haben gemeinsam, dass diese „ready to use“ aus der Backform kommen. Es muss weder geschliffen, noch gefüllert oder lackiert werden. Das bedeutet für den Käufer, ein Produkt in erstklassigem „Carbon Raw“ Design zu erhalten, welches minimale Varianzen aufweist. Sorgen muss sich darüber niemand machen, denn jede einzelne Felge wird einer aufwändigen Endprüfung unterzogen. Da alle Prozesse im Haus stattfinden, hat die Firma die Hand auf jedem einzelnen Produktions- und Entwicklungsschritt. In der Prototypenphase kann iterativ eingeschritten werden. Bei den aktuellen Felgen wurde dadurch eine optimale Fasernlage erreicht, welche Kräfte in exakt den Richtungen aufnimmt, in welchen diese auftreten.

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Einzig die Decals wirken sehr simpel und deren Druck ist nicht so richtig gestochen scharf.

Jede Felge erhält eine Garantie von 10 Jahren auf Herstellungsfehler. Selbst wenn die Felge im Eifer des Gefechts doch einmal einen Schaden nehmen sollte, bietet der Hersteller ein Sorglospaket, bei welchem der Besitzer kostenlos eine neue Felge eingespeicht bekommt. Lediglich die Versandkosten innerhalb Deutschlands zu 77designz fallen dabei an. Meiner Meinung nach kann man Carbonfelgen kaum kundenfreundlicher anbieten.

Kavenz VHP16 We are one 4326 scaled Cycleholix
Wer kann da schon Nein sagen?

Der Union Laufradsatz

Der Union Laufradsatz enthält – wie der Name sagt – die Union Felgen. Entgegen der von mir mit sonst eingesetzten DT Swiss EX511 Aluminiumfelge spart diese beinahe 90 Gramm – pro Stück! Das klingt erstmal wenig, macht allerdings auf den Laufradsatz gesehen, bei gleichen Naben und Speichen, eine Ersparnis von beinahe 10% Gesamtgewicht aus. Mehr noch, reduziert diese Ersparnis das Gewicht ausschließlich an der rotierenden Masse. So wiegt der Laufradsatz mit We Are One Union Felge, Hydra i9 Naben und Sapim CX-Ray Speichen gerade einmal 1.770 Gramm in der 29″ Version.

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Industry Nine Hydra

Der We Are One Laufradsatz ist mit Industry Nine Hydra Naben ausgestattet. Die große Besonderheit dieser Naben ist ein Freilaufkörper mit insgesamt 6 Sperrklinken und 115 Zähnen. Dabei sind die Rastpunkte der Klinken so fein abgestimmt, dass nie eine Klinke allein kraftschlüssig das Drehmoment übertragen muss. Das hat zum einen eine enorme Lebensdauer zur Folge. Zum anderen erzeugt dies eine sehr feine Rastung von lediglich 0,52° was beim Tritt in die Pedale für sofortigen Vortrieb sorgt. Dies macht aber auch den typischen Klang der Industry Nine Naben aus, welcher an einen Schwarm zorniger Bienen erinnert. Der Freilaufkörper ist für Shimano Microspline und SRAM XD erhältlich.

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Die Industry Nine Hydra Hinterradnabe kommt mit 115 Zähnen und 6 Sperrklinken.

In der Hand macht der Laufradsatz bereits einen extrem guten Eindruck. Alles wirkt wertig und stabil und das niedrige Gewicht fällt direkt auf. Die Speichenspannung ist rundum auf dem gleichen Level, sodass vorzeitige Speichenrisse und Seitenschläge nicht auftreten sollten. Schon beim Drehen mit der Hand macht das Freilaufgeräusch Spaß – und das obwohl ich sonst auf sehr leise Naben stehe. Das Geräusch ist nicht aufdringlich, aber sehr gut hörbar.

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Das Profil der Felge ist hakenlos – typisch für den Werkstoff Carbon

Die Felge mit einer Innenweite von 30 mm ist laut Hersteller für Reifen mit einer Breite von 2.35″ bis 2.8″ geeignet. Meine gewählten Maxxis Reifen mit der Breite 2.5″ und dem Zusatz WT passen daher perfekt auf die Union Felgen. Die Tubeless-Montage war ein Kinderspiel, denn die Gummis ließen sich ohne einen Tubeless-Tank nutzen zu müssen einfach aufpumpen und in das hakenlose Felgenprofil „ploppen“. Die Dichtmilch gebe ich aus Erfahrung bereits vor der Montage in die Reifen. Eine kleine Anleitung wie ich das anstelle findet ihr in einem vergangenen Einzeltest.

Während des Testzeitraumes werden die Laufräder zeigen müssen ob, sie so stabil sind wie es der Hersteller ankündigt und – sollte dennoch ein Defekt auftreten – ob die Austauschbedingungen reibungslos ablaufen. Laut des Herstellers sollen die Carbonfelgen mehr als genug Steifigkeit aufweisen um sehr präzise Linien fahren zu können, ohne dabei zu viele Einflüsse des Untergrunds an den Fahrer weiterzureichen.

We are OneMeine Reifenwahl fällt auch im Falle des Kavenz VHP16 auf meine aktuelle persönliche Präferenz: Vorn vertraue ich dem Grip des Maxxis Assegai in 2.5″ Breite und der zum Zeit des Aufbaus verfügbaren Variante mit EXO Protection und MaxxTerra Gummimischung. Hinten schwöre ich auf den Aggressor aus gleichem Haus. Auch hier verwende ich die Breite von 2.5″, jedoch setze ich aus Gründen der Haltbarkeit auf eine etwas schwerer DoubleDown Karkasse. Beide Reifen sind mit dem Kürzel „WT“ versehen, was deren Kompatibilität mit breiten Felgen bescheinigt.

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Fast schon ein komplettes Fahrrad. So langsam wird klar wo die Reise hingeht.

Das Kavenz VHP16 nimmt langsam Gestalt an und die Vorfreude steigt riesig, das Rad zum ersten mal zu bewegen.


Weitere Informationen:
77designz.com
weareonecomposites.com
Text: Thorsten Illhardt
Fotos: Fred Krämer, Thorsten Illhardt

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