Onza Porcupine – wer schon länger als 20 Jahre Mountainbike fährt, dürfte an der Marke Onza nicht vorbei gekommen sein. Neben den legendären Lenker-Hörnchen, den Sattelstützen, Stahl-Kettenblättern und Titan- Kurbelgarnituren waren auch kleine Triangeln für Cantilever Bremsen begehrte Tuningteile. Das Hauptaugenmerk allerdings lag auf den Reifen, welche mit den Namen Rip, Dave und Rail damals an einigen Bikes zu finden waren. Der absolute Klassiker allerdings war der Onza Porcupine Reifen, welcher mit seinem Profil in der Tat an ein Stachelschwein erinnerte. Seit 2008 ist Onza nun in schweizer Hand und spezialisiert auf Reifen. Mit einem Grinsen im Gesicht erfuhr ich auf der Eurobike 2019 von der Neuauflage des Porcupines. Natürlich musste eine Kombination des Reifens in die Redaktion, um ihn auf dem Trailbike zu testen.

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So ein Profil wie in den 90ern würde uns heute Tränen der Ergriffenheit in die Augen jagen.

Der Onza Porcupine

Die Neuauflage des Onza Porcupine kommt mit einem modernen und offenen Profil, welches mit wenig Rollwiderstand exzellent auf dem All Mountain Bike funktionieren soll. Die Grundidee des Reifens ist noch immer die aus den 90ern: Lange, „stachelige“ Noppen für besonders hohen Grip. Der Porcupine ist in den gängigen Laufradgrößen 27,5″ und 29″ verfügbar. So gar nicht Retro ist es, dass auf eine 26″ Version verzichtet wurde – who cares? Je nach Gusto sind die Breiten 2.4″ und 2.6″ erhältlich, wobei sich das Gewicht laut Hersteller zwischen 820 Gramm für die schmale 27,5er Skinwall Version und 920 Gramm für die breitere 29″ Ausführung in schwarz einpendelt. Meine getestete Version in 29″, 2.4″ Breite und mit heller TRC Skinwall Flanke soll laut Onza 810 Gramm wiegen. Die Waage attestiert mit 846 und 847 Gramm ein Wenig mehr, was für mich nicht nur völlig in Ordnung ist, sondern auch innerhalb der angegebenen +/- 8% Toleranz liegt.

Onza Porcupine Gewicht
Innerhalb der Toleranz

Der Porcupine ist zum Zeitpunkt des Tests in einer Dual-Compound Variante mit 60a Gummimischung in der Mitte und weicherem 45a Gummi an den Seitenstollen erhältlich. Diese ist ausgelegt auf Trailriding, All Mountain und Marathon. Geplant ist eine weitere Version mit 50a Gummimischung im Center, welche den Einsatzbereich dann in Richtung Enduro erweitern soll. Im Test nicht beachtet wurde eine 120 TPI Gravity Casing Version für E-MTB.

Onza Porcupine
Alle aktuell verfügbaren Dimensionen des Onza Porcupine.

Montage

Die Montage des Onza Porcupines war ein Kinderspiel und wurde tubeless durchgeführt. Onza stellte für den Test die hauseigene Dichtmilch zur Verfügung, welche ohne Ammoniak auskommt und mit allen gängigen Reifen verträglich ist. Als guten Partner in Crime sehe ich die DT-Swiss EX511 Felgen an, welche mit einer Innenweite von 30 mm genau in die empfohlene Bandbreite des Porcupines von 28-35 mm passt.

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Onza stellte uns zwei Reifen und die eigene Dichtmilch zur Verfügung.

Bei der Montage führen einige Wege zum Ziel. Meine präferierte Arbeitsweise ist, den Reifen mit einer Flanke auf die Felge zu ziehen, dann die Dichtmilch in den Reifen zu geben und geschickt die zweite Flanke nachzuziehen. Geht man dabei vorsichtig vor, gibt es keine Sauerei und man spart sich das Einfüllen der Milch im Nachhinein durch den entfernten Ventilkern.

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Die Milch machts! Bei mir gern zu Beginn der Montage.

Nachdem die Milch im Reifen war und dieser mit beiden Flanken im Felgenbett saß, konnte ich durch eine herkömmliche Standpumpe und montierten Ventilkern (!) mit ein paar wenigen Hüben Druck aufbauen, sodass die Porcupines in die Felgenflanken sprangen. Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert.

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Auch auf wurzeligen Trails macht der Onza Porcupine eine gute Figur

Auf dem Trail

Die Gretchenfrage bei einem Reifentest ist für mich immer, wieviel Luftdruck der passende ist. Was bei dem einen Reifen gut funktioniert, kann bei dem anderen ein Griff ins Klo sein. Zu vielseitig sind die Unterschiede in Durchschlagschutz, Eigendämpfung, Grip und Rollwiderstand, als dass ich mit ein und demselben Luftdruck bei unterschiedlichen Pneus glücklich werden könnte. Nach einigem Probieren hat sich, bezogen auf den Onza Reifen, für mich ein Luftdruck von 1,8 bar im Hinterrad und 1,6 Bar vorne als ideal herausgestellt.

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Der Onza Porcupine auf dem Trail

Was mich begeistert:

Richtig angenehm fand ich den Rollwiderstand, welchen der Reifen offenbarte. Hier zeigt sich eindeutig, dass der Reifen für den All Mountain Einsatz gedacht ist. Auch längere Touren mit 1300 Höhenmetern waren locker machbar und man hatte nie das Gefühl, dass beim Antreten die Pedalkraft in schlupfenden oder klebenden Stollen verpufft. Das Konzept aus recht eng zusammenstehenden Mittelstollen mit Rampen an der Vorderseite und die 60a Gummimischung spielen in dem Punkt ihre Vorteile aus.

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Das Profil erstaunt mit recht niedrigem Rollwiderstand

Erstaunt war ich über den guten Pannenschutz des Reifens. Trotz einfacher Single-Ply Karkasse mit leichter Nylon-Einlage in den Flanken hatte ich weder mit Durchstichen, noch Snakebites zu kämpfen. Reifenwürstchen und Ersatzschlauch hätte ich bei jeder Ausfahrt daheim lassen können.

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Auf dem Last Glen macht der Reifen in Skinwall Ausführung eine gute Figur.

Richtig gut finde ich an dem Onza Porcupine auch den Grip auf trockenen Böden. An steilen Anstiegen mit kleinen Kanten und Wurzeln hatte ich nie das Gefühl, den Grip zu verlieren. Das gleiche spiegelt sich in der Bremstraktion wider, was meiner Meinung nach auf die üppige Anzahl Stollen zurückzuführen ist. In diesem Zusammenhang wundert mich schon fast, dass die Traktion bei Nässe voll und ganz in Ordnung geht. Wird es allerdings schlammig, ist durch nicht ganz optimale Selbstreinigung recht bald Ende Gelände!

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Der Onza Porcupine im Test

Was mir nicht gefällt:

So gut mir die Traktion in der Ebene gefallen hat, so missfiel mir diese in Kurven. Ich hatte starke Probleme mich mit dem Onza Porcupine an den Grenzbereich heranzutasten. Der Reifen gab kaum bis lediglich schwammiges Feedback, wann es mit dem Kurvenspaß zu Ende geht. Ich nahm in schnellen Kurven lieber vorzeitig das Gas raus. Man darf allerdings dabei nicht außer Acht lassen, dass der Porcupine ein Reifen für den All Mountain Einsatz ist und ich den Reifen an einem eher abfahrtslastigen Bike getestet habe und bergab irgendwie auch nicht „gemütlich“ fahren kann.

Onza Porcupine
In schnell gefahrenen Kurven fehlt dem Onza Porcupine etwas Präzision auf den Seitenstollen.

Fazit

Der Onza Porcupine ist meiner Meinung nach ein erstklassiger All Mountain Reifen mit gutem Rollwiderstand und hervorragender Pannensicherheit. Der Grip in steilen Anstiegen, wie auch die Bremstraktion sind sehr gut für diese Klasse. Dies gilt für Trockenheit und Nässe gleichermaßen. Abstriche macht der Reifen im Kurvenverhalten: In schnell gefahrenen Kehren verhielt sich der Porcupine eher schwammig statt präzise. Geht dies für den Touren- und Traileinsatz noch klar, greifen Piloten, die etwas agressiver unterwegs sind doch besser zu anderen Produkten. Die Tubeless-Montage des Reifens gelang ohne Kompressor durch einfaches Aufpumpen. Großartig!
Insgesamt ist der Onza Porcupine eine gelungene Re-Issue des Klassikers aus den 90ern und auch optisch ein ansprechendes Produkt.


Weitere Infos: www.onza-tires.com

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