„Hömma, man kann ja mal nen e-Bike fahren, watt spochtliches, odern BMX… oder vielleicht benötigt man ja auch mal´n Lastenrad… für´n Umzuch oder so… aber du brauchst ein Fahrzeuch watt zu dir passt… eins mit Stil, eins mit Charakter, eins datt dich schneller macht… mit hohem Drehpunkt und niedrigem Anti-Rise… so eins, wie datt Kavenz VHP 16, verstehste? Da trittste nur einmal vorichtig inne Pedale, und – Bännghhh – hasse die Schallmauer durchbrochen“. 

Wenn Kalle Grabowski aus Bang Boom Bang mit solchen Worten das Kavenz VHP16 anpreist, dann muss da ja was dran sein. Hoher Drehpunkt mit nach hinten gerichteter Raderhebungskurve, minimalen Antriebseinflüsse, aktiv beim Bremsen, aus Aluminium gemacht und made in Germany und das mit kundenspezifischer Geometrie. Laut Giacomo Großehagenbrock – Gründer und Macher der Marke Kavenz – soll das VHP gemacht sein, um bergab ordentlich Gas zu geben, dabei aber im Anstieg den Anschluss nicht zu verlieren. Das Ganze klang so interessant für uns, dass wir uns einen solchen Rahmen besorgt haben, um ihn für eine neue Aufbaustory mit mega Komponenten zu bestücken und für euch in der Praxis zu testen.

Kavenz VHP16
Das Kavenz VHP16 – ob das wirklich so geil ist, werden wir in der Aufbaustory feststellen.

Euch erwarten insgesamt 9 Episoden Aufbaustory inklusive einem Dauertest des Bikes am Schluss der Saison.

  1. Der Rahmen
  2. Das EXT Fahrwerk
  3. 77designz Lenker und Vorbau
  4. BikeYoke – Sitzen und Versenken
  5. Die We Are One Laufräder
  6. Magura MT7 – Die Bremsen
  7. Der SRAM GX AXS Antrieb
  8. Der gesamte Aufbau
  9. Das Fazit

Das Kavenz VHP16

Während aktuell ein schnörkelloses Carbonbike mit fließenden Formen nach dem anderen den Markt betritt, geht das Kavenz VHP16 einen völlig anderen Weg. Das Bike ist von vornherein konzipiert um maximale Performance zu liefern und nicht mit Marketingbotschaften und Scheinwerten zu trumpfen. So wurde in einem transparenten Entwicklungsprozess ein Pflichtenheft erstellt, welches ein ideales Enduro Bike laut Hersteller aufzuweisen hat. Die Optik stand dabei an zweiter Stelle – Form follows Function. Das Bike sollte gradlinig sein – Engineering on point.

Kavenz VHP16
Schnörkellos, kein Hydroforming – ein Traum in Farbton „Olive-Grey“

Relativ früh im Entwicklungsprozess stand fest, dass das Bike einen hohen Drehpunkt (High Pivot) haben sollte. Der Vorteil daraus ist der, dass sich so eine eher nach hinten gerichtete Raderhebungskurve realisieren lässt und der Hinterbau damit aktiv und ohne „hängenzubleiben“ über Hindernisse federt. Hinterbauten mit niedrigem Drehpunkt haben meist naturgemäß eine eher nach vorn gerichtete Raderhebungskurve. Das bedeutet, dass der Hinterbau genau in die Richtung einfedert, aus welcher er eigentlich Hindernisse parieren sollte. Wenn dies so leicht wäre würde es ja jeder machen – Hinterbauten mit hohem Drehpunkt erzeugen eine enorme Kettenlängung beim Einfedern. Dieser Punkt wird mit einem Umlenkröllchen kompensiert, welcher die Kette genau durch den Drehpunkt des Hinterbaus führt und den Effekt damit egalisiert und somit für einen sehr günstigen Anti-Squat Wert sorgt – der Wert für die Pedaliereffizienz eines Hinterbaus.

Leider ist das mit dem hohen Drehpunkt nicht so einfach, denn ebenfalls war von Beginn der Entwicklung des VHP16 an klar, dass man sich mit dem hohen Pivot-Point einen ungünstigen Anti-Rise Wert erkauft. Anti-Rise ist ist ein Maß dafür wie aktiv der Hinterbau beim Bremsen bleibt – oder wie sehr er beim Bremsen anfängt zu stempeln und Traktion zu verlieren. Viergelenker Hinterbauten liefern im Gegensatz zu Eingelenkern tendenziell geringerer Geometrieänderungen beim Einfedern und Bremsen und stellen damit eine ideale Basis für einen guten Anti-Rise Wert dar. Aus dem Grund wurde das Kavenz als Viergelenker mit geringer Geometrieänderung konzipiert – was einen idealen Anti-Rise Wert von knapp unter 100% ermöglichte.

Kavenz VHP16
Virtual High Pivot mit 160 mm Federweg – VHP16

Nach all der Wissenschaft lässt sich zusammenfassen: Das Kavenz VHP16 ist ein Bike mit Virtuellem High Pivot und 16 cm Federweg – gemacht um mit geringen Antriebseinflüssen und aktivem Bremsverhalten bestmöglich Hindernisse auf dem Trail aufnehmen zu können und dadurch maximale Traktion zu liefern.

Kavenz VHP16
Am gesamten Rahmen nur ein Lagertyp – sooo Enduro!

Da Giacomo nicht nur Macher der Marke Kavenz ist, sondern selbst leidenschaftlich gern und viel auf dem Bike sitzt, standen neben den oben genannten Punkten auch weitere Features im Pflichtenheft des VHP16. Service- und Nutzerfreundlichkeit waren dabei zwei riesige Themen. Daher wurde am ganzen Rahmen nur ein und derselbe Lagertyp verwendet, was im Falle eines Austauschs für freudige Gesichter sorgen dürfte. Hydroforming und verspielte Rohrformen jedoch waren von Beginn an keine Punkte auf die großer Wert gelegt wurde. So besteht das Kavenz VHP16 zum größten Teil aus geraden Aluminium Rohren mit 7020er Legierung ohne viel Chichi. Geschweißt in Deutschland in meiner Wahlheimat Karlsruhe.

Kavenz VHP16
Der Lieferumfang des Kavenz VHP16 – nur der ISCG05 Adapter geht extra

Viele Nutzer dürfte besonders freuen, dass das VHP16 mit Ösen für einen Flaschenhalter gefertigt wird und sich optional ein ISCG05 Adapter für eine Kettenführung ans Innenlager mit BSA Gewinde montieren lässt.

Hellbende Steuersatz
Als Steuersatz setzen wir den Hellbender 70 von Cane Creek ein

Der Rahmen verfügt über innenverlegte Züge, allerdings ohne explizite Führung im Inneren des Unterrohrs. Wie einfach die Montage dennoch sein kann, erfahrt ihr später in der Episode „Bremsen„“. Sehr dankbar sind wir darüber, dass der Rahmen bereits mit einer eingezogenen Außenhülle für die Sattelstütze geliefert wird. Ansonsten hat der Hersteller Gummischläuche beigelegt, mit welchen sich die Zughüllen im Rahmen schalldämpfen lassen.

Die Geometrie

Für Verwirrung sorgte zu Beginn, dass das Kavenz nicht nur fest definiert in den Größen S bis XXXL (!!!) erhältlich ist, sondern auch mit kundenspezifischen Maßen bestellt werden kann. Zwar sind Sitzwinkel, Lenkwinkel und die Hinterbaulänge bei allen Größen gleich, doch lassen sich Maße wie Reach, Sitzrohrlänge und die Länge des Steuerrohrs individualisieren. Auch steht dem Käufer frei, ob er das VHP16 als komplettes 29er oder Mullet Bike mit 27,5″ Hinterrad fertigen lässt. Letztgenannter Punkt ist übrigens nicht in Stein gemeißelt, denn auch nach dem Kauf lässt sich über einen unterschiedlichen Dämpferadapter zwischen beiden Hinterradgrößen wählen. So kommt auch der trendbewusste Fahrer auf seine Kosten.

Feste Geometriedaten

Lenkwinkel: 64°
Sitzwinkel: 77,5°
Kettenstreben 29″: 425 mm (436 im Sag)
Kettenstreben 27,5″: 419 mm (434 im Sag)
Gabeloffset: 44 mm (empfohlen)
BB Drop 29″: 34 mm
BB Drop 27,5″: 21 mm

Variable Geometriedaten

Reach: 440 – 540 mm (in 20 mm Schritten)
Sitzrohr: 420, 450 oder 480 mm
Steuerrohr: 110 oder 125 mm
Federweg vorn: 160 – 180 mm

VHP16 geometrie Cycleholix
VHP16 Geometrie

Um die perfekte Geometrie für meine Anatomie zu erhalten, habe ich direkt von Kavenz eine ausführliche Beratung erhalten, welche in einer leicht angepassten Custom-Geometrie endete. Bei 178 cm Körpergröße, Schrittlänge von 81 cm und Armlänge von 75 cm, sowohl einer Vorliebe für größere Rahmen habe ich mich zu einer Mischung aus Rahmengröße M und L entschieden. Dies bedeutet, dass ich einen Rahmen mit einem Reach von 480 mm aus Größe L mit einem niedrigen 420 mm Sitzrohr aus Größe M kombiniert habe. Die Steuerrohrlänge beträgt 110 mm. Bei der Laufradgröße habe ich komplett auf 29″ gesetzt. Ob und wie gut dies zu mir passt, werdet ihr im abschließenden Fazit der Aufbaustory erfahren.

Kavenz VHP16 Rahmen 4543 scaled Cycleholix
I do Magic – das Umlenkröllchen ist ein elementarer Bestandteil des VHP16 Systems

Auch bei der Farbe hat der Käufer die volle Auswahl zwischen sämtlichen Tönen aus der RAL-Palette als Pulverbeschichtung, Schwarz anodisiert oder Raw. Raw ist bei Kavenz übrigens wirklich Roh. Die Rohre sind weder behandelt, noch poliert. Ich habe mich für eine Pulverbeschichtung in Olive-Grau entschieden.

 

Weiter geht es im nächsten Teil mit dem Fahrwerk


Weitere Infos: kavenz.com
Text: Thorsten Illhardt
Fotos: Thorsten Illhardt, Mina Illhardt, Fred Krämer

 

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