Das aktuelle Mach 6 Carbon stellt laut eigener Aussage von Pivot Cycles „eine neue Bestmarke im Enduro- und Trailbike-Segment“ dar. Um dieses durchaus selbstbewusste Statement zu überprüfen, jagen wir das Mach 6 Carbon seit Ende letzten Jahres für unseren Dauertest bei Wind und Wetter über die unterschiedlichsten Trails. Nachdem wir euch unser Testbike in der Ausstattungsvariante „PRO XT/XTR 1x“ bereits ausführlich im ersten Teil (Link) unserer Artikelserie vorgestellt haben, konzentrieren wir uns jetzt auf die Fahreigenschaften.
Inhaltsverzeichnis
Das Mach 6 Carbon auf dem Trail
Im Vergleich zu seinem Vorgänger ist das aktuelle Mach 6 länger, tiefer und flacher geworden, was sich sofort bemerkbar macht, wenn man das erste Mal auf dem Bike Platz nimmt. Der zusätzliche Platz bis zum Cockpit fällt dabei ebenso positiv auf wie das kürzere Sitzrohr, welches die Verwendung von Sattelstützen mit größeren Hub ermöglicht.
Im Vergleich zu anderen Bikes fällt jedoch recht schnell auf, dass Pivot es mit dem longer-lower-slacker-Trend nicht übertrieben hat. Bei Rahmengröße L positioniert Pivot das Mach 6 mit einem Reach von 460 mm, einem Lenkwinkel von 65,8 Grad, einem Radstand von 1205 mm und einer Kettenstrebenlänge von 431 mm in einem zeitgemäßen – aber nicht extremen – Bereich. Das Resultat: Ein wirklich unkompliziertes Handling.
Für sein beworbenes Einsatzgebiet läuft das Mach 6 ordentlich stabil geradeaus und lässt sich trotzdem auch in langsamen und verwinkelten Passagen recht agil bewegen. Die gewählte Kombination aus nicht zu flachem Lenkwinkel, einem etwas längeren Radstand und kurzen Kettenstreben sollte allen gefallen, die ein sehr vielseitig einsetzbares Bike suchen und beim Anstieg zur nächsten Abfahrt auch technische Passagen gerne auf dem Bike bewältigen wollen.
Neben dem unkomplizierten Handling spürt man jedoch auch sofort, dass man mit dem Mach 6 ein sehr präzises Arbeitsgerät über den Trail bewegt. Lenkimpulse werden dank des wuchtigen und steif ausgelegten Rahmens sehr direkt umgesetzt. Ebenso wie der Hauptrahmen, lässt sich auch der Hinterbau mit den beiden geschmiedeten DW-Links nur wenig von Querkräften beeindrucken. Einmal gewählte Linien werden – einen entsprechenden Nachdruck vom Fahrer vorausgesetzt – konsequent gehalten.
Ist das Mach 6 jetzt „zu steif“? Für mich ein klares Nein! Das Bike bietet dem Fahrer schlichtweg eine sehr klare Rückmeldungen vom Untergrund und fördert damit einen aktiven Fahrstil, der regelmäßig zu der ein oder anderen Spielerei auf dem Trail einlädt.
Der Vortrieb ist für ein Enduro erstklassig. Das Mach 6 verfügt, wie auch andere Bikes mit DW-Link Hinterbau, über sehr gute Anti-Squat Eigenschaften. Mit sehr gut meine ich in diesem Fall, dass die über die Pedale eingebrachten Vortriebskräfte, selbst im offenen Modus des Fox Float DPX2, nur zu minimalen Bewegungen am Dämpfer führen. Auch wenn der kleine Hebel für die strafferen Modi am DPX2 sehr gut erreichbar ist, kann man nahezu immer im offenen Modus bleiben und sich somit auch an steilen Anstiegen über viel Grip am Hinterrad freuen.
Wird bei langen und gleichmäßigen Anstiegen dann doch die straffste Stufe des DPX2 aktiviert, ist bei normalem Pedalieren, mit bloßem Auge keine Bewegung mehr am Hinterbau zu erkennen.
Der Hinterbau des Mach 6 Carbon
Die bereits beschriebene Agilität und der aktive Fahrstil werden gut von der Kombination aus Fox Float DPX2 und DW-Link Hinterbau unterstützt. Für das Mach 6 werden laut Pivots Suspension Setup Guide rund 33 % Negativfederweg, auf dem Sattel sitzend gemessen, empfohlen. Dank des standardmäßig direkt am Dämpfer installierten SAG-Indicators, lässt sich der passende Negativfederweg schnell und unkompliziert einstellen. Hierzu einfach aufsitzen, sich am besten mit dem Ellenbogen an einer Wand leicht abstützen und den Hinterbau ein wenig arbeiten lassen. Sobald sich der Dämpfer im SAG-Punkt befindet, den Gummiring bis an den Anschlag nach vorne schieben und danach vorsichtig nach vorne – ohne das Hinterrad zusätzlich zu belasten – absteigen. Die Position des Gummirings und die Markierung am SAG-Indicator zeigen dann ob sich der Negativfederweg im empfohlenen Bereich befindet. Dieser ist im Fall des Mach 6 dann erreicht, wenn sich der Gummiring zwischen der roten Markierung und dem Ende des SAG-Indicators befindet.
Kommen wir aber jetzt zu den Momenten, an denen ein gut arbeitender Hinterbau mit am wichtigsten ist:
Die Abfahrt mit dem Pivot Mach 6
Einmal abgestimmt, lässt sich das Verhalten des DW-Link Hinterbaus und die Art und Weise mit der das Mach 6 den Federweg freigibt meiner Meinung nach am besten mit „effizient“ beschreiben. Ab dem SAG-Punkt bietet das Mach 6 ordentlich Gegenhalt und gibt seine 155 mm Federweg recht gleichmäßig frei. Damit lässt sich der Federweg insgesamt sehr gut nutzen und mit dem empfohlenen Negativfederweg ist auch für ausreichende Sensibilität gesorgt.
Nimmt das Tempo zu und werden die Landungen heftiger muss mit Fox Volume Spacern nachgeholfen werden. Während leichte Fahrer mit dem Basis Setup des Float DPX2 sehr zufrieden sein sollten, reicht die Endprogression ohne einen Volume Spacer für die höheren Gewichtsklassen oder generell aggressive Fahrer nicht immer aus.
Bei rund 88 Kilogramm Fahrergewicht konnte das Mach 6 insbesondere im Bikepark mit den größeren Volume Spacer mit 0,6 in³ oder 0,86 in³ ausreichend Reserve bieten. Für den „Alltagsbetrieb“ in Form der Feierabendrunde oder dem ein oder anderen Ausflug zu gebauten Trails hat sich für mich der Spacer mit 0,4 in³ als die beste Wahl herausgestellt, um den Federweg bestmöglich zu nutzen und nicht zu viel Federweg als Notreserve zu verschenken.
Und wie sieht es mit der Lautstärke auf dem Trail aus?
In den meisten Fällen sehr gut, da das Mach 6 grundsätzlich kaum etwas von sich hören lässt. Die innenverlegten Züge und Leitungen erzeugen keine störenden Geräusche und werden sicher von den verschraubten Einsätzen im Rahmen gehalten. Und wenn dann doch mal mit der Zeit ein Zug klappert, kann dieser in Windeseile neu gespannt mit einem passenden Innensechskantschlüssel und wieder fixiert werden.
Einzig bei richtig schnellen Schlagfolgen, wie sie beispielsweise durch tiefe Bremslöcher oder große Wurzelteppiche entstehen, macht sich ab und an die Kette am Hinterbau bemerkbar, da der eigentlich schön integrierte Kettenstrebenschutz leider nicht den kompletten Bereich abdeckt, an dem die Kette bei härterer Gangart auch mal anschlagen kann.
Für wen kommt das Mach 6 in Frage?
Pivot bietet mit dem Mach 6 ein sehr vielseitig einsetzbares Bike an, das mit einem äußerst gelungenen Mix aus Agilität, Effizienz und Nehmerqualitäten aus meiner Sicht ganz oben bei den besten Enduro- und Trailbikes in diesem Jahr mitmischt. Ausschlaggebend ist für mich dabei, dass das Mach 6 nicht nur bei hohen Geschwindigkeiten funktioniert, sondern mit seinem direkten Fahrverhalten und dem effizienten Antrieb auch auf Trails Spaß bringt, bei denen viele Fahrer sonst gerne zu Bikes mit ein bis zwei Zentimetern weniger Federweg greifen würden.
Wird es dann jedoch auf dem Trail ernst, kann man mit dem Mach 6 sorglos draufhalten und muss sich nicht zurücknehmen.
Wer auf der Suche nach einem puren Race Bike ist, wird sich gegebenenfalls nach Bikes mit einer extremeren und race-orientierteren Geometrie oder nach einem langhubigen 29er umschauen müssen. Für alle, die aber in erster Linie Spaß auf dem Trail und bergab haben wollen, könnte das Mach 6 ein heißer Kandidat sein.
Ist das Mach 6 jetzt tatsächlich die von Pivot beworbene neue Bestmarke im Enduro- und Trailbike-Segment?
Eben dieses Segment ist mittlerweile so groß geworden, dass es ganz stark von den persönlichen Vorlieben des Fahrers abhängt, um seine persönliche Bestmarke zu definieren. Stehen die oben genannten Eigenschaften wie Vielseitigkeit, Agilität, Effizienz und Nehmerqualität ganz oben auf der Wunschliste, kann das Mach 6 ganz klar für viele Fahrer zur Bestmarke werden.
Unser Feedback zur Haltbarkeit und den verbauten Komponenten sowie unsere Verbesserungswünsche werden wir dann im dritten und letzten Teil unseres bislang sehr gut laufenden Dauertests präsentieren. Bis dahin werden wir noch fleißig Testkilometer sammeln, um dann zum Ende der Saison zu berichten, wie sich das Mach 6 Carbon über alle vier Jahreszeiten hinweg geschlagen hat.
Text und Redaktion: Robin Krings
Bilder: Michael Klasen
Weitere Informationen: Pivot Cycles