Pivot Firebird im Einzeltest – Mit dem Pivot Firebird läutet die Firma aus Tempe/Arizona die nächste Inkarnation des bekannten Enduros für das aktuelle Modelljahr  ein, welches auch in der EWS erfolgreich eingesetzt wird. Auf der To-Do Liste standen vor allem die Punkte „schneller“ und „kontrollierbar“. Das neue Firebird ist also keine komplette Neuentwicklung, sondern eine im Detail  teils deutlich veränderte Evolutionsstufe eines alten Bekannten. Diese Veränderungen betreffen vor allem den Rahmen. Ob und vor allem wie sich das auf dem Trail darstellt, möchte unser ausführlicher Einzeltest klären.

Pivot Firebird 2021
Vor allem am Rahmen lassen sich schnell Änderungen zum Vorgänger erkennen. Unter anderem findet jetzt eine Trinkflasche problemlos platz, da der Dämpfer neu positioniert wurde.

Pivot Firebird – Übersicht

Wenn potente Enduros für das nächste Modelljahr noch potenter werden sollen, gibt es mehrere Punkte, an denen man ansetzen kann. Die wichtigsten sind das Fahrwerk und die Geometrie. Bei der Geometrie geht das neue Pivot Firebird den selben Weg, wie die Mitbewerber. Das bedeutet im Kern „länger und flacher“. Im direkten Vergleich mit dem alten Firebird bedeutet das in Größe M, dass der Lenkwinkel von 65 Grad auf 64 Grad abgeflacht wurde. Der Reach ist von 450,5 auf 468 mm gewachsen und der Stack hat von 610,2 auf 627 mm an Höhe gewonnen.

Alle angegeben Daten beziehen sich auf die Einstellung „Low“, denn auch das neue Firebird verfügt über eine Geometrieverstellung per Flipchip an der oberen Umlenkung. Für den Vergleich aller Daten kann folgende Geotabelle beider Modelle genutzt werden.

Wesentlicher optischer Unterschied zum alten Firebird ist die Platzierung des Dämpfers. Dieser ist nun vertikal und nicht mehr horizontal im Rahmen verbaut, was sich positiv auf die Kinematik und das Ansprechverhalten des Hinterbaus auswirken soll. Netter Nebeneffekt ist, das sich jetzt auch problemlos eine Trinkflasche im Rahmen unterbringen lässt, was dem Vorgänger leider verwehrt blieb.  

Pivot Firebird 2021
Die neue Dämpferposition erlaubt nicht nur eine optimierung des DW-Link Hinterbaus, sondern auch eine Flasche im Hauptrahmen.

Pivot Firebird 2021

Vielseitigkeit ist ein weiterer Punkt auf der To-Do Liste des neuen Firebird gewesen. So lässt es sich mit der Verwendung eines Angle Kits im Steuerrohr weiter auf die eigenen Bedürfnisse anpassen. Ebenfalls möglich ist die Konfiguration als Mullet, also 29 Zoll am Vorderrad und 27.5 Zoll am Hinterrad. Hierfür ist allerdings zwingend die Einstellung „High“ notwendig. Pivot gibt die Mullet Option offiziell frei, betont aber auch gleichzeitig, dass es sich bei allen Szenarien mit einer reinen 29 Zoll Konfiguration am besten fährt.

Da sich unsere Topografie allerdings teilweise eklatant von den Verhältnissen am Pivot Standort unterscheiden, hat Mullet in unseren Regionen durchaus seine Daseinsberechtigung. Wie auch beim zuletzt vorgestellten Trail 429 möchte man dem Fahrer möglichst viel Raum für seine persönlichen Vorlieben geben.

Pivot Firebird 2021
Wem das knallige Orange zu heftig ist, der kann zu Glacial Green Metallic greifen.
pivot firebird 2021
Die ist deutlich dezenter und wirkt etwas zeitloser und eleganter als das knallige Orange.

Die Verarbeitung unseres „dezent“ lackierten Testmodells ist durchgehend als sehr hochwertig zu bezeichnen. Die Rahmenform selbst ist schlicht aber dennoch elegant. Die Kabelführung von Pivot hat nach wie vor „nur“ Öffnungen am Rahmen, aber keine internen Führungen. Die Kabel bzw. Züge werden also direkt durch den Rahmen verlegt. Um Klappern effektiv zu unterbinden klemmt man die Kabel/Züge direkt an den Ein- und Ausgängen am Rahmen.

Hauptrahmen sowie Hinterbau sind komplett aus Carbon gefertigt, der Kettenstrebenschutz großzügig dimensioniert und effektiv gegen scheppernde Ketten. Weitere Montagepunkte am Unterrohr sowie unterhalb des Oberrohrs können für weiteres Zubehör genutzt werden. Für das Oberrohr hat man gemeinsam mit Topeak das sogenannte „Pivot Dock Tool System“ entwickelt. Zudem ist der Firebird Rahmen für Fox Live vorbereitet, welches Teil einiger Ausstattungsvarianten ist.

Pivot Firebird 2021
Links: Ausstattung unseres Testbikes. Rechts: Eine der SRAM Alternativen. Quelle: Pivot

Pivot Firebird  – Ausstattungen

Die Ausstattung unserer Pro XT/XTR COIL Variante lässt kaum Wünsche offen. Shimanos XT 4-Kolben Bremse sorgt mit 203 mm vorne sowie hinten für kompromisslose Bremsperformance. Geschaltet wird mittels XTR 12-fach Schaltwerk, welches mit einer Race Face Kurbelgarnitur kombiniert ist. Das Fahrwerk, bestehend aus Fox 38 Factory an der Front und dem DHX2 Factory am Heck. Die Fox 38 bietet 170 mm Federweg. Der Federwerg am Hinterbau hat sich von 162 auf 165 mm nur marginal verändert. Die Transfer Sattelstütze kommt ebenfalls aus dem Hause Fox und verrichtet in der Regel einen tadellosen Job. Einen Unterschied zur Serie stellen die verwendeten Laufräder dar.

Unser Testrad steht auf DT Swiss XM 1700  Laufrädern, welche in der Serie durch Newmen Evolution ersetzt werden. Das bekannte Carbon Upgrade für die Laufräder ist ebenfalls wieder erhältlich, allerdings hat man sich auch hier für Newmen entschieden und bietet die Advanced Serie an. Die bekannten Reynolds Laufräder fallen aus allen Konfigurationen raus. Durch die Vielzahl an Ausstattungsmöglichkeiten bietet Pivot auch SRAM Konfigurationen an. Unser Testrad hat einen Listenpreis von 8.299 Euro. Die Preisspanne aller Ausstattungsvarianten liegt bei 6.599 – 14.246 Euro für die teuerste Ausstattung mit XX1 AXS und Fox Live.

Alle Ausstattungen und Preise des Pivot Firebird
Zur Ausstattungsliste: Ausstattung_Firebird_Deutsch

Pivot Firebird 2021

Pivot Firebird 2021
Lässt sich bei Bedarf mit einem Angle-Kit versehen.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung soll das neue Firebird laut Pivot in ausreichenden Stückzahlen bei den Händlern verfügbar sein. Ein Umstand, der in Zeiten knapper Komponenten und Bremsflüssigkeit, welche zu Preisen eines guten Single Malt über die Ladentheke gehen, durchaus erwähnenswert ist.

Auf dem Trail – Und dann Vollgas!

Als Testrevier für das neue Firebird konnte ich überwiegend auf die wunderschönen Trails in Nauders zurückgreifen. Allen voran der Bunkertrail ist perfekt, um aktuelle Enduros auf ihr Können zu testen. Das des Fahrers noch obendrauf, denn ich muss gestehen, dass ich am ersten Tag durchaus einen Moment gebraucht habe, um mich mit dem neuen Pivot Firebird 2021 zu arrangieren. Es ist nicht nur gefühlt „viel Bike“ sondern durch die aktualisierte Geometrie auch durchaus recht radikal. Es ist nicht nur für hohe Geschwindigkeiten optimiert, es braucht sie auch. Langsam über den Trail bummeln ist nichts für das Firebird. Das gilt generell für nahezu alle aktuellen (Super) Enduros, aber allen voran für das neue Firebird. 

Pivot Firebird 2021
Wurzeln und eher gröberes Gelände sind das bevorzugte Revier für das neue Firebird.

Das erste aufsitzen beschert einem ein Gefühl, wie man es vor wenigen Jahren nur auf Downhill-Bikes bekommen hat. Durch die sehr hohe Front, das stark abfallende Oberrohr und die niedrige Höhe des Sitzrohres ist man sehr integriert im Firebird. Das schafft Vertrauen und Sicherheit.

Pivot Firebird 2021
Da darf man dann auch mal grinsend die Abfahrt genießen.

Wird der Trail ruppig und schnell, ist das Firebird in seinem Element. Setzt man das gewonnene Vertrauen in Geschwindigkeit um und hat obendrein noch gute Kenntnisse des Streckenverlaufs, sind schnell neue Linien möglich. Generell habe ich die Erfahrung gemacht, dass man eine Linie aber auch getrost „versauen“ kann. Das Firebird verzeiht dank seinem grandiosen Fahrwerk auch gröbere Schnitzer und hält gefühlt immer noch weitere Reserven parat.

Eine Schlüsselstelle auf dem Bunkertrail ist die Steinrinne im oberen, mittleren Bereich. Diese bietet zwar mehrere Linien, aus Erfahrung ist aber die direkte Gerade die beste Wahl. In genau dieser Sektion zeigt sich die weitere Stärke des Firebird. Stabilität in ruppigen, schnellen Passagen mit klarer Falllinie. Eine Eigenschaft, die auch auf Enduro Rennen den entscheidenden Vorteil in der Sekundenjagd bringen dürfte.

Pivot Firebird 2021
Abziehen, rein halten, genießen!

Passagen mit engen Wechselkurven verlangen aber durchaus eine führende Hand. Hier hätte ich mir ab und an eine kleinere Größe gewünscht. Auch wenn ich klassischer „M“ Fahrer bin, dürfte „S“ für mich problemlos fahrbar sein. Der Reach beweget sich dann in einer Dimension mit aktuellen Trailbikes, sorgt also dafür, dass man mehr Agilität in engen Sektionen gewinnt. Große Abstriche in der Stabilität dürfte man dabei nicht erfahren, denn das Fahrwerk kompensiert hier das Meiste. 

Pivot Firebird 2021

Auf sprunglastigen Abschnitten merkt man die Nähe zu einem Downhill-Bike. Das Firebird liegt satt in der Luft, bietet aber naturgemäß nicht soviel „Popp“ wie ein Trailbike mit weniger Federweg. Dafür ist die Kontrolle und Stabilität auf einem anderen Niveau. Gemischte Gefühle hatte ich aber auf dem Bergkastel-Trail. Ein durchaus spassiger Trail, auf dem es allerdings schwer ist das Firebird auf die Geschwindigkeit zu bringen, die es eigentlich benötigt. Hier neigt es an der Front teilweise zu etwas Unruhe, die sich mit der Einstellung „High“ des Flipchip etwas regulieren lässt. Das liegt primär an dem 0.5 Grad steileren Lenkwinkel.

Pivot Firebird 2021
Engere Anlieger erfordern etwas Nachdruck.

Paradedisziplin für mich sind ruppige, steile und dadurch sehr schnelle Passagen, wie man sie z.B. auch auf dem Schöneben Trail findet. Durch ein hervorragendes Feedback, welches das Fahrwerk generiert, trägt man die Geschwindigkeit gut durch die wichtigen Abschnitte. Einzig die Bremspunkte sollte man im Auge behalten, da man sonst durchaus über das Ziel hinaus schießen kann. Es gab die ein oder andere Stelle, an der ich dank Übermut aus Seitenhängen spontan Anlieger gemacht habe. Auch wenn das Firebird solche Aktionen problemlos mitmacht, führte es das ein oder andere Mal zu schwitzigen Händen. 

Pivot Firebird 2021
Durch weitere Anlieger fährt man wie auf Schienen.

Dieser Punkt unterstreicht auch abschließend meine Meinung, dass Fahrräder wie das neue Firebird nach einem erfahrenen Fahrer verlangen. Gehört man in diese Kategorie, ist das neue Firebird ein treuer Begleiter, welcher vor allem in alpinem Gelände neue Bestzeiten und obszön schnelle Linien erlaubt.

Bergauf ist ein Punkt den ich relativ schnell zusammenfassen kann. Wie mit allen Fahrrädern dieser Kategorie kommt man hoch, gewinnt aber sicher keine Bergwertung. Um das Optimum zu erzielen, kann beim DHX2 am Heck der bekannte Climb Switch genutzt werden. Der Sitzwinkel verhilft dem neuen Firebird aber zu einer besseren Performance bergauf wie seinem Vorgänger. Auch hier kann man also von einer Verbesserung sprechen.

Pivot Firebird 2021
Eher entspannte Trails wie der Zirmtrail sind natürlich kein Problem, fordern das Firebird aber nur ansatzweise. Hier ist man mit kurzhubigeren Trailbikes flotter unterwegs.

Warum weniger manchmal mehr ist

Wer bis hierhin aufmerksam gelesen hat, dem wird im vorherigen Abschnitt aufgefallen sein, dass ich etwas mit der Größe des Firebird gehadert habe. Nimmt man die Empfehlungen der Hersteller, so bin ich in der Regel zwischen „M“ und „L“ in der Rahmengröße positioniert. Da ich es gerne etwas lebendiger mag, war Größe „M“ für mich bisher immer zu 99 % gesetzt. Aktuelle (Super) Enduros verschieben diesen Punkt aber, da man aufgrund angepasster Kettenstreben und kurzen Sitzrohren in der Theorie von „S“ Bis „XL“ alles fahren kann, um seine eigenen Vorlieben zu bedienen. Dieser „Aha-Moment“ trat für mich mit dem neuen Firebird ein.

Ein Telefonat mit Jens, dem Brand Manager EU von Pivot brachte es dann nochmal auf den Punkt. Kurzfassung „Wenn du es verspielter magst und das mit „M“ nicht hinbekommst, dann solltest du vielleicht mal zu Größe „S“ greifen, das wird funktionieren“. Ein Punkt den ich bereits öfter im Kopf hatte, aber nie wirklich in Erwägung gezogen habe, da ich mir Gedanken um die Stabilität gemacht habe. Aber genau das ist der Fehler, denn aktuelle Kinematiken und vor allem Fahrwerke funktionieren auf einem derart hohen und guten Level, dass man sich auch bei einer gefühlt „zu kleinen“ Rahmengröße überhaupt keine Gedanken um die Stabilität des Fahrrades bei Vollgas machen muss. Das Fahrwerk kompensiert das, dafür ist es da.

Long Story Short, wenn du immer nur Knallgas auf der direkten Falllinie geben möchtest, dann sind große Bikes klasse. Möchtest du Agilität ohne wirklich Stabilität einzubüßen, enge Kurven sezieren als gebe es kein Morgen, dann spring über deinen Schatten und probier einfach mal eine Größe aus, die laut Empfehlung der Hersteller für kleinere Fahrer gedacht ist. Denn am Ende des Tages ist es nur das, eine Empfehlung. Testen kann man so etwas übrigens prima auf den diversen Pivot Demoevents.

Setup

Ist immer eine Frage des persönlichen Geschmacks und kommt darauf an was und wie ihr fahren wollt. Pivot hat hier einen sehr guten Setup Guide, den man als solide Basis nutzen kann. Das PDF dazu kann hier bei uns direkt herunter geladen werden.

Alle Ausstattungen und Preise des Pivot Firebird

Fazit

Das neue Pivot Firebird 2021 ist eine gelungene Evolution seines Vorgängers. Die verschärfte Geometrie ist nichts für Einsteiger, sorgt aber für hohe Geschwindigkeiten bei beachtlicher Stabilität. Durch die hohe Vielseitigkeit aufgrund der Mulletoption, Angle Kit und der Geometrieverstellung ist es ein heißer Kandidat für alle Enduro Fahrer, die auf der Suche nach neuen Bestzeiten sind und ihr Fahrrad genau auf die eigenen Vorlieben abstimmen wollen.

Die Verarbeitung des Rahmens ist auf High-End Niveau, die Komponentenwahl für diese Preisklasse perfekt und das Fahrwerk auf Worldcup-Niveau. Das neue Pivot Firebird ist eine kompromisslose Bergab-Maschine welche das Niveau aktueller Super-Enduros anhebt und in Stein meißelt.


Text und Redaktion: Patrick Frech, Robin Krings
Fotos: Patrick Frech, Thorsten Illhardt, Patrick Ribera-McKay
Weitere Infos: Pivot Cycles

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