Lange Partnerschaften sind etwas tolles, und insbesondere die mit unserem Bekleidungs-Sponsor Triple2 macht uns besonders stolz. Erst letztes Jahr zog die gesamte Firma vom alpennahen München ins weit entfernte Verden an der Aller. Wo das ist? Wir haben es uns auch gefragt. Circa 40 km südöstlich von Bremen sind wir fündig geworden und haben auf dem Weg an die Ostsee einen Zwischenstopp eingelegt. Wie es dort war und weitere Infos über Triple2 erfahrt ihr in unserem Hausbesuch.
Im Oktober 2021 machten wir uns auf den Weg in Richtung Ostsee. Einmal nicht die Alpen und mit der gesamten Familie am Wasser ausspannen und auch einfach mal NICHTS tun. Aus Süden kommend bogen wir bei Bremen links ab und erreichten eine halbe Stunde später die niedersächsische Kleinstadt Verden an der Aller. Knapp unter 28.000 Einwohner und als Zentrum der Pferdezucht gefühlt ebensoviele Vierbeiner. Nach einer kurzen Fahrt zur Zieladresse stehen wir auf einem Hof einer ehemaligen Mühle. Nachdem wir den kleinen Showanhänger von Triple2 entdeckten, waren wir sicher am richtigen Ort zu sein.
Direkt nach unserer Ankuft erwartete und Matthias Dreuw, Gründer und Kopf von Triple2 mit der bereits vorgeheizten Siebträgermaschine. Mattes entpuppte sich als excellenter Barista und zauberte uns einen hervorragenden Cappuchino.
Wir fragten Matthias, warum er mit seiner Firma für Radsportbekleidung aus dem hippen München nach Norddeutschland gezogen ist und erhielten die Antwort, dass die Herkunft seiner Frau einer der Gründe dafür waren. Ein weiterer Anstoß waren die Mieten für Gewerbeobjekte, welche in München inzwischen astronomische Größenordnungen erreichen. In den neuen Räumlichkeiten von Triple2 sind die Wege sehr kurz. Im Grunde ist es eine große Halle, in welche ein gemütliches Büro hereingezimmert ist. Noch ist nach dem Umzug nicht alles fertig, denn Matthias macht unglaublich viel in Eigenregie.
Das Büro ist Matthias Wirkungsstätte, in welcher er sich nicht nur um alle unternehmerischen Tätigkeiten der Marke kümmert, sondern selbst tief in der Entwicklung mit drin steckt. Zum Zeitpunkt des Interviews arbeiten 15 Mitarbeiter für Triple2, für welche der Umzug kein Problem darstellte. Nicht erst seit der Pandemie arbeitet sein gesamtes Team remote und entwickelt, tüftelt, designed und vertreibt von dort aus wo sie sich gerade befinden.
So ist es klar, dass wir uns bereits 2021 Stoffmuster und Entwürfe für die Kollektion zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Hausbesuchs anschauen konnten. Wir haben uns bereits in einige Farben und Stoffe verliebt, welche wir unbedingt für die neue Saison als komplettes Produkt bestellen mussten.
Der Großteil der Halle besteht aus dem Lager, in welchem sämtliche Produkte auf ihre Käufer warten. Triple2 beliefern Händler, haben aber inzwischen auch ihren eigenen Onlineshop auf die Beine gestellt. Der Versand der Produkte findet, wenn möglich, in Versandtaschen aus Recyclingpapier statt, welche für einen eventuellen Rückversand wieder verschlossen werden können. Dadurch wirkt die ganze Verpackung sehr wertig und es ist jedes mal schön, ein Triple2 Produkt aus dem Papier zu ziehen.
Die Atmosphäre bei Triple2 ist einfach super, denn man hat nicht das Gefühl bei einem durchgetakteten Großkonzern in der Kommissionshalle zu stehen, sondern fühlt sich eher familiär aufgehoben. Es stehen überall Fahrräder herum und bei unserem Besuch am Wochenende flitzt auch mal eines der beiden Kids durch die Gänge. Ein nicht ganz so typischer Familienbetrieb.
Inhaltsverzeichnis
Matthias Dreuw im Interview
Triple2 hat sich bereits vor Gründung der Firma auferlegt, nachhaltig und fair zu produzieren. Mehr noch als das, denn die heutzutage unumgänglichen Buzzwords „Nachhaltigkeit“ und „Fairness“ waren überhaupt erst der Anstoß zur Gründung der Marke. Somit war Triple2 im Jahr 2008 ein absoluter Vorreiter in dem, was heute selbstverständlich sein sollte. Matthias erzählt uns im Interview alles über die Anfänge von Triple2:
„Mattes, erzähl uns doch einmal, wie du auf die Idee gekommen bist Triple2 zu gründen.“
„Ich war damals bei einem großen Printmedium angestellt und hatte als Diplomingenieur das Ressort „Bekleidung“ zu verantworten. Als Redakteur habe ich unglaublich viel Bekleidung getestet und irgendwann ist mir aufgefallen, dass sich niemand um das Thema Nachhaltigkeit gekümmert hat. Im Outdoorbereich gab es mit Marken wie Vaude und Patagonia bereits einige Firmen die sich dem Thema angenommen hatten, doch in der Bikebranche interessierte dies im Jahr 2008 einfach noch niemanden.“
„Wie stellt man sich so etwas vor? Gründet man einfach eine Firma, schmeißt alles hin und sucht jemanden der einem Bekleidung macht?“
„Ganz so einfach war das natürlich nicht. Neben meinem Job beim Magazin habe ich bereits nebenbei angefangen Bekleidung zu zeichnen. Dies habe ich dann ungefähr zwei Jahre gemacht und irgendwann hatte ich eine gesamte Kollektion im Schrank – zumindest auf dem Papier. Ich habe dann meine Kontakte genutzt und bin auf Produzentensuche gegangen. Es dauerte gar nicht lange bis ich in München auch jemanden fand, der sich eine Kooperation vorstellen konnte. Das ging dann ein wenig hin und her, bis er 2010 irgendwann sagte „Lass uns aufhören herum zu zeichnen, lass uns eine Musterkollektion machen.“ Dies war dann der Moment in dem mir klar wurde – es geht los!!
„War dies dann der Moment in welchem du das Leben als Redakteur aufgegeben hast um Triple2 zu gründen?“
„Jein! Zu dem Zeitpunkt war mir klar, dass ich aufgrund von Interessenskonflikten unmöglich weiter Bekleidung testen kann, wenn ich selbst welche produziere. Ich habe bei der Firmengründung mein Resort abgegeben und dann als freier Mitarbeiter viel für den Onlineauftritt des Magazins gemacht. Das habe ich noch bis Mitte 2011 durchgehalten, bis wir mit Triple2 einen „Ispo Brand New Award“ gewonnen haben, durch welchen bei Globetrotter einen ziemlich großen Auftrag platzieren konnten. An der Stelle war klar, dass es nun kein Zurück mehr gibt und Triple2 meine alleinige Beschäftigung sein wird.“
„Habt ihr dabei Unterstützung gehabt, die euch die Kollektion pünktlich liefern konnte?“
„Das ist eine sehr abenteuerliche Geschichte, welche für viele schlaflose Nächte und viele Kilometer im LKW quer durch Europa gekostet hat! Wir hatten damals über einen Münchner Agenten einen Produzenten in der Slowakei gefunden, welche nach unseren Vorgaben hätten fertigen sollen. Es verzögerte sich dort allerdings immer weiter und die Auslieferung der Klamotten stand auf der Kippe. Ich setzte mich mit dem Agenten ins Auto und fuhr in die Produktion. Dort angekommen stellten wir das reinste Chaos fest. Halbfertige Produkte und Stoffzuschnitte ohne Größensortierung lagen herum und es war direkt klar, dass die es wirklich nicht hinbekommen werden pünktlich in wenigen Wochen abzuliefern. Wieder zu Hause rief ich umgehend meinen Bekannten Peter an, welcher in Kroatien ebenfalls über eine Produktionsstätte verfügte. Das Gespräch lief so ab: „Du Peter, ich fahre jetzt mit dem LKW in Deutschland los und hole in der Slowakei ein unglaubliches Chaos einer halbfertigen Produktion ab. Kannst du das bitte für uns zu Ende fertigen, sonst bin ich am Ar…!“ Das ist natürlich für einen Produzenten der absolute Superhorror, denn es bringt in der heißen Produktionsphase absolut alles durcheinander. Peter erklärte sich bereit und so ging es nach vielen Kilometern auf der Autobahn erst einmal darum den ganzen Haufen zu sortieren und herauszufinden, welches Teil zu welchem Produkt gehört.“
„Habt ihr es wirklich geschafft, die Auslieferung zu retten?“
„Peter hat es tatsächlich geschafft und die Kollektion konnte geliefert werden. Peter erwähnte allerdings, dass er so etwas nicht noch einmal machen wird. Aus dieser Nummer entstand allerdings eine feste Partnerschaft und die Firma ist bis heute der Hauptlieferant von Triple2.“
„Wo fertigt ihr heute eure eure Ware?“
„Noch immer ist die Fertigung in Kroatien unser Partner für alles was etwas komplizierter ist. Damit meine ich Produkte die geklebt oder getaped werden oder per Laser geschnitten werden müssen. Unsere Smudd Regenjacken beispielsweise oder die Duun Daunenjacken kommen alle von dort. Auch wenn mal etwas klemmt, ein Lieferant die Stoffe zu spät zustellt oder ähnliches ist dort immer mit einer Lösung zu rechnen. In Tschechien werden unsere gesamten Bib Pants geliefert, da die Fertigung dort absoluter Spezialist in dem Bereich ist. Aus Litauen kommen alle unsere Merinosachen her. Dort werden keine Stoffe zugekauft, sondern aus unserer ausgesuchten Wolle gestrickt. Durch die enorme Fertigungstiefe haben wir immer eine Hand auf Qualität und Herkunft der Rohstoffe. Es ist uns ganz wichtig, dass die Merinowolle komplett durchzertifiziert ist und die Tiere nicht leiden müssen.
Nachhaltigkeit
Wenn ich persönlich das Wort „Nachhaltigkeit“ in den Mund nehme zucke ich selbst beinahe zusammen. Meine eigene Wahrnehmung ist, dass heute alles als Nachhaltigkeit deklariert wird, wenn man nur einen Kaktus im Büro stehen hat. Dies ist leider zum Nachteil derer, die sich wirklich um das Thema kümmern. Triple2 leben ihre Rolle als Vorreiter auch 12 Jahre nach der Unternehmensgründung noch immer aus tiefster Überzeugung. Dies kommt nicht von ungefähr, denn Matthias Dreuw ist Diplom Ingenieur für regenerative Energietechnik. Nachhaltigkeit ist, so sagt er, somit in seiner DNA verankert.
Nachhaltigkeit bedeutet für Triple2 den Co2 Fußabdruck möglichst gering zu halten. Kurze Rohstoffwege machen eingeflogene Materialien oder den Seeweg obsolet. Die Produktion befindet sich komplett in Europa. Sollte an der Bekleidung etwas kaputt gehen, bietet die Firma einen Reparaturservice an und erstellt im Zweifel ein Crash-Replacement Angebot.
Auch für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Produktion wird viel Verantwortung übernommen. Dabei arbeiten die Näherinnen in Arbeitsgruppen und können sich bei der Arbeit unterhalten. Laut Peter Reinschmidt, dem Produktionsleiter des kroatischen Partners, wird das Arbeitsklima somit intakt gehalten und unterscheidet sich grundlegend von „Nähfabriken“ in Fernost. Es geht um Qualität und gute Bedingungen – nicht um das letzte bisschen Produktivität bei welcher jede Sekunde zählt. Die Mitarbeiter erhalten Gehälter über dem Landesdurchschnitt und EU-konforme Urlaubstage und vor allem Arbeitszeiten. Die Produktionsbetriebe recyclen Stoffabfälle und sind nach allen gängigen Öko-Standards zertifiziert.
Materialien
Viele Produkte aus der Triple2 Kollektion werden aus Merino gefertigt. Inzwischen sind viele andere Produzenten diesem Trend gefolgt und vermischen das Material jedoch häufig mit großen Anteilen Polyamid und Elastan. Zusätzlich werden die Garne meist chemisch behandelt. Dies entspricht zum einen nicht unbedingt dem ökologischen Aspekt, zum anderen verliert die Wolle dadurch einen großen Teil ihrer natürlichen Eigenschaften. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es Triple2 ernst meinen, wenn Sie Shirts wie Tuur Sub und Stod nur für den kalten Wollwaschgang freigeben.
Das macht das Handling beim Waschen zugegebenerweise nicht leichter, denn zu heiß gewaschen läuft das Kleidungsstück schnell ein. Jedoch verfügen die Shirts über die volle Merino-Funktion:
- kratzt nicht
- kühlt wenn es warm ist
- wärmt wenn es kalt ist
- wärmt auch, wenn sie nass ist
- trocknet schnell
- ist schmutzabweisend
- bietet einen natürlichen UV-Schutz
- Merinowolle ist geruchsneutral auch bei häufigem Tragen
- ist nachwachsender, biologisch abbaubarer Rohstoff
Auch wenn es immer etwas unglaubwürdig klingt wenn man über einen Sponsor derartig gut berichtet, kann ich nur die positiven Eigenschaften der Shirts betonen. Wer weiteres über die Merino Wolle von Triple2 erfahren möchte, findet hier alle Infos.
Ein weiteres Material welches wir bei Triple2 schätzen gelernt haben ist „Ocean Waste“ Nylon, welches aus alten Fischernetzen hergestellt wird. Man kauft ein funktionelles Bikeshirt, wie das Swet LS Pro, und tut gleichzeitig etwas gutes für die Weltmeere. Wer könnte das nicht mögen? Das ist aber noch nicht alles, denn das Material fühlt sich auf der Haut sehr leicht und dünn an, bietet aber einen genormten UV Schutz von UPF 50+ (EN13758-1 :2007 AS/NZS 4399:2017 AAlCC 183-2014). Ich persönlich habe das Shirt an heißen und sonnigen Tagen in Portugal getragen um ein wenig UV Schutz an den Armen zu haben. Dabei ist es so geschnitten, dass auch ein Rückenprotektor darunter passt.
Wer hätte das Material der Hose erraten auf dem oberen Foto erraten? Die Bargup Pro besteht aus Bio-Nylon auf Basis von Rizinusöl. Wer mehr über die Materialien erfahren möchte, findet diesbezüglich auf der Webseite von Triple2 sehr viele Informationen.
Nach ein paar Stunden im Triple2 Headquarter machen wir uns auf die Weiterreise. Wir hoffen, euch die Marke etwas nähergebracht zu haben – und vielleicht sehen wir auch euch ja künftig in Triple2 Bekleidung auf dem Trail. Wir jedenfalls freuen uns über den Sponsor mit welchem wir seit Jahren immer wieder gern zusammenarbeiten.
Text: Thorsten Illhardt
Fotos: Thorsten Illhardt, Anatol Kowalewski
Weitere Infos: triple2.de