Nennen wir es Mountainbike! So könnte man das neue Pivot Trail 429 am besten vorstellen. Denn auch wenn der Namenszusatz „Trail“ eigentlich eine klare Richtung vorgibt, kann das Trail 429 je nach Bedarf entweder mehr oder weniger sein. Ganz nach persönlichem Geschmack und sehr vielseitig. Aber kann so eine Mischung funktionieren ? Wir hatten bereits die Möglichkeit uns einen Eindruck über das neue Pivot Trail 429 zu verschaffen und möchten diesen mit euch teilen.

pivot trail 429
Silber ist eine der beiden Farbvarianten und wirkt in Kombination mit dem Kashima Coating der Fox Elemente sehr edel.

Pivot Trail 429 – Übersicht

Der erste Eindruck des Pivot Trail 429 ist typisch für die Marke. Die Formensprache ist klar als die von Pivot zu erkennen, es gibt keine Überraschungen. Auch der typische DW-Hinterbau, der nach seinem Entwickler Dave Weagle benannt ist, ist natürlich weiterhin Teil der Plattform. Es gibt auch keinen Grund das zu ändern, gehört er doch zu den Besten am Markt. Schaut man genauer hin, entdeckt man eine Geometrieverstellung, eine stark abfallende Linie von Steuerrohr zum Heck, eine makellose, sehr hochwertige Verarbeitung und ein edles Finish in Silber-Metallic. Zumindest bei einem unserer beiden Testräder. Das andere ziert ein Hellblau. Beide von uns getesteten Varianten sind wir in Größe M gefahren, keines davon überschreitet die 13 kg Marke.

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Aber auch in Blau gibt es eine sehr gute Figur ab.

Typisch für Pivot ist dann die Tatsache, das alle Versionen des Trail 429 mit einem Fox Fahrwerk kommen. Beim Antrieb und den restlichen Komponenten hat man die Wahl zwischen Sram und Shimano.

Der Einstieg in die Welt des Trail 429 beginnt mit dem Pro XT/XTR für 7.399 Euro. Bereits ein durchaus gehobener Preis für die „Einstiegsvariante“, der sich durch einen Blick auf die Ausstattung aber schnell wieder relativiert. Eine Fox 34 Factory und ein Fox Factory DPS stellen das Fahrwerk dar. Geschaltet wird mit einem Mix aus XT und XTR und gebremst wird ebenfalls mit Shimanos XT in der 4-Kolben Variante. Verbaut wird das alles an einem sehr edlen Rahmen aus Carbon, den es in Größen von XS bis XL gibt. Die Qualität des Rahmens ist bei allen Ausstattungen gleich hochwertig, hier macht Pivot keine Unterschiede. Optisch sind allerdings unterschiede zu erkennen, da der XL Rahmen deutlich wuchtiger am Oberrohr ist als der Rahmen in M. Man geht davon aus das Rahmen in XL von schwereren Fahrern bewegt werden und konstruiert die Rahmen deshalb stabiler. Eine Entscheidung die absolut Sinn ergibt.

Die Geometrieverstellung unterschiedet beim Pivot Trail 429 in „Low BB“ und „Lower BB“. Die Kettenstreben sind bei allen Größen gleich kurz und messen 432 mm. Der Sitzwinkel fällt mit 75.5 Grad in der Einstellung „Low BB“ ok aus, fühlt sich in der Praxis aber sogar noch steiler an. Alle weiteren Infos können aus folgender Tabelle entnommen werden.

Pivot trail 429
Die Geometrie (Low BB) in der Übersicht
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Die Geometrie (Lower BB) in der Übersicht

Eine Übersicht aller Ausstattungen und Preise haben wir ebenfalls für euch zusammengefasst. Wer möchte kann hoch bis hoch zum exklusiven Fox Live Monster mit Reynolds Carbon Laufrädern. Das Ende der Skala ist dann mit dem Team XX1 AXS Fox Live für 13.799 Euro erreicht.

Alle Varianten des Pivot Trail 429 kommen in 29 Zoll, können aber auch in 27.5 Plus oder als Mullet Konfiguration gefahren werden. In Kombination mit der Geometrieverstellung ergeben sich hier bereits einige Möglichkeiten, um das Bike an seine eigenen Vorlieben anzupassen. Das ist aber noch nicht alles, man hat zusätzlich die Wahl, ob man das Trail 429 eher XC-/Trail-lastig aufbaut und die 34 verwendet, oder ob man den Einsatzbereich erweitert und eine 36 sowie den DPX2 in das Fahrwerk packt. Oder anders ausgedrückt hat man die Wahl zwischen 120 mm komplett oder 120/130, oder 120/140 mm Federweg. Gefahren sind wir beide Varianten, also einmal den Trail-Spec mit 120/130 mm und einmal den Enduro-Spec mit 120/140 mm Federweg. 

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Der Maxxis Dissector bietet satten Grip an der Front

Pivot Trail 429 – Es geht bergauf

Mit eine Körpergröße von 1,75 m habe ich auf Größe M platzgenommen, was sich direkt als passende Wahl herausstellte. Die Position auf, bzw. im Rad ist angenehm integriert, ein Vorteil den viele aktuelle Geometrien mit sich bringen. Die aktuellen, allgegenwärtigen Corona Restriktionen sind überall spürbar. Dennoch bot sich mir die Möglichkeit auf einem 1:1 Presse-Event auf lokalen Hometrails das neue Pivot Trail 429 zu testen. Gefahren bin ich in der Einstellung „Lower BB„.

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Leichte Anstiege wie auf diesem Foto sind nicht der Rede wert.

Relativ schnell ging es bergauf und hier zeigte sich auch direkt eine der ersten Stärken des Trail 429. Moderne Trailbikes kommen alle gut den Berg hoch, aber hier wird noch eine Schippe drauf gelegt. Das Trail 429 klettert extrem gut und mühelos jeden Anstieg hoch. Selbst verblockte Trails, die ich persönlich höchst ungern hoch statt runter fahre, bekommen durchaus einen neuen Reiz. Dabei war es sehr schwer, das Vorderrad zum Steigen zu motivieren. Selbst sehr steile Passagen benötigten keinen übermässigen Druck auf das Vorderrad. Ein Verhalten welches bei den aktuellen Geometrien durch eine recht hohe Front nicht selbstverständlich ist.

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Vor allem in Kombination mit dem Fox Factory Float DPS vermittelt das Trail 429 für mich eher den Bergauf-Charakter eines XC-Bikes, aber nicht eines potenten Trailbikes. Im Vergleich mit dem Float DPX2, der Bergauf einen Hauch mehr Energie erfordert, wäre der DPS meine erste Wahl, wenn ich tourenorientiert fahren möchte. Aber ich bin nicht so der Typ für ausgedehnte Touren mit XC-Charakter.

Unter dem Strich kann beiden Varianten aber eine sehr gute Bergauf-Performance bescheinigt werden. Die knappen 1000 hm der Trailrunde stellten sich jedoch nicht als großes Problem dar. Feinabstimmung bei den Klettereigenschaften am Heck werden wie gewohnt über die 3-fach Verstellung des DPS, oder DPX2 vorgenommen, wobei im „Firm“ Modus des DPS auf Stufe 3 kaum noch Bewegung ins Heck gekommen ist. Das gilt natürlich nicht für den Fall, in dem es notwendig ist.

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Pivot Trail 429 – Es geht bergab

Nun folgt, was ich persönlich am liebsten mache. Die selbst erklommenen Höhenmeter möglichst effizient aber mit viel Spaß und feinsten Trails wieder zu vernichten. Und hier macht das Pivot Trail 429 seinem Namenszusatz alle Ehre. Wobei einem auch sehr schnell klar wird, dass „Trail“ mit diesem Rad sehr breit gefasst sein wird. Die ersten beiden Trails, die sich mir boten, waren feinste Naturtrails ohne Überraschungen und ohne größere Konfrontationen mit verblockten Sektionen oder Ähnlichem. Oder anders formuliert, feiner Flow ohne Gerappel. Durch die hohe Front generiert das Trail 429 bergab viel Sicherheit. Die kurzen Kettenstreben sorgen dafür, das der Spaß in schnellen Wechselkurven nicht zu kurz kommt. Generell empfinde ich das Trail 429 in Größe M als sehr verspielt, ohne dabei nervös zu wirken.

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Bergab verleiht das Trail 429 sehr viel Sicherheit. Da nimmt man auch gerne mal alternative Routen.

Das Fahrwerk bietet in der Trail-Spec viel Popp ohne dabei übermässig Traktion zu verheizen. Wer also an jeder Wurzel mühelos abziehen möchte ist hier bereits auf der sicheren Seite. Der gebotene Federweg von 120 mm am Heck und 130 mm an der Front sind bisher mehr als ausreichend. 

Die nächsten Trails legen dann eine Schippe drauf. Es wird steiler, schneller und generell scheppert es einfach mehr. Anlieger habe ich bisher keine gefunden und werde auch auf dem Rest der Trails keine zu Gesicht bekommen. Das Trail 429 stört das weniger, da man auf der Kante der verbauten Maxxis Dissector jederzeit sehr souverän unterwegs ist. 

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Steiles Gelände beeindruckt das Rad weniger als den Piloten!

Der notwendige Gegenhalt wird jederzeit durch die verbauten Fox Komponenten gewährleistet. An genau diesem Punkt geben sich in meinen Augen Trail- und Enduro-Spec noch nicht soviel. Sowohl die 34 als auch die 36 sind hervorragende, nahezu perfekt funktionierende Gabeln, mit einer Performance die nahezu immer über meinen persönlichen Möglichkeiten auf dem Rad liegen.

Wird es schnell und auf dem Trail fängt es an zu rumpeln, dann leitet die 34 eben einfach mehr Feedback zum Fahrer weiter als die 36. Und in diesem Fall ist das nicht nur positiv zu sehen, denn mehr Feedback beim Piloten bedeutet auch einfach ein anstrengenderes Fahren. Eine 36 an der Front macht mich nicht zwingend schneller, sie sorgt aber dafür das ich am Ende des Tages entspannter vom Rad steige, da sie mehr negatives Feedback filtert. Das liegt zum einen an dem Plus an Federweg und zum anderen an der Grip2 Kartusche, denn die Fox 34 im Trail-Spec kommt „nur“ mit der Fit4 Kartusche.

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Generell gilt aber, dass man mit dem Trail 429 so ziemlich jede Überraschung auf dem Trail meistern dürfte. Das gilt für beide Ausstattungen gleichermaßen. Sprünge, enge Wechselkurven, steile, felsige Abfahrten oder schneller Flow. Das Pivot Trail 429 macht all das problemlos mit. Selbst alpine Ausflüge würde ich mit dem Rad problemlos angehen, dann allerdings ganz klar zum Enduro-Spec greifen. Auch wieder einzig aus dem Grund, dass ich am Ende des Tages entspannter vom Rad steige. Fahrbar ist auch mit der 34 so ziemlich alles. 

Abschließend sei noch zu sagen, das ich auf Empfehlung von Pivot ein eher strafferes Setup gefahren bin. Hier ist natürlich für jeden Fahrer noch viel Platz für individuelle Einstellungen. Auch eine 34 kann sehr komfortabel abgestimmt werden, geht dann aber durchaus etwas etwas verschwenderischer mit dem Federweg um.

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Paradebeispiel für ein „Wohlfühl-Gelände“ für das Trail 429

Pivot Trail 429 – Die Vielseitigkeit

Wie bereits kurz angesprochen, bietet die Plattform des Trail 429 eine hohes Maß an Vielseitigkeit. Am Ende kann ich aus einer Plattform entweder ein leichtes, aber sehr potentes XC-Bike machen, nehme den Mittelweg zu Trail, oder baue mir mit der 36 und dem DPX2 ein Setup mit dem ich auch problemlos schwerere Trails in Angriff nehmen kann. Wobei schwer natürlich auch immer im Auge des Betrachters liegt.

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Dank ausreichend Reifenfreiheit hat man bei den Reifen die Qual der Wahl. Auch 650b Plus stellt kein Problem dar.

Abgesehen vom Namenszusatz ist das Trail 429 eigentlich nicht so klar definiert ,wie es am Anfang scheint. Für mich persönlich ein sehr großer Pluspunkt, wenn ich nur ein Rad im Keller haben möchte. So kann ich zum Beispiel auch mit wenigen Handgriffen die Gabel und/oder den Dämpfer wechseln. Hometrails also in der Trail-Spec und Urlaub in den Bergen dann vielleicht eher mit Factory 36 und Co.

Alles kann, nichts muss. Und beim Thema der Vielseitigkeit hat Pivot hier in meinen Augen die Messlatte recht hoch gelegt. Vor allem da alle angesprochenen Optionen genau so von Pivot abgesegnet sind. 

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Fazit

Nennen wir es Mountainbike! Die neuste Version des Pivot Trail 429 kann je nach persönlicher Vorliebe mehr oder weniger. Das ist ein großer Pluspunkt und so bei wenigen Herstellern zu finden. Grundsätzlich ist man auf den meisten Hometrails mit der Trail-Spec bestimmt gut bedient. Möchte man mehr Bumms, oder einfach etwas mehr Komfort, dann greift man zum Enduro-Spec. Unabhängig davon bekommt man einen wunderschönen, hervorragend gefertigten Carbonrahmen, der in allen Größen auch ausreichend Platz für eine Trinkflasche bietet. Bei den Ausstattungen kann man aus dem Vollen schöpfen sofern das nötige Kleingeld vorhanden ist.

Die neuen Reynolds Blacklabel Carbon Laufräder können optional zu allen Ausstattungslinien hinzu gebucht werden. Ab Ausstattungslinie „Team“ sind sie Serie.


Text und Redaktion: Patrick Frech, Robin Krings
Fotos: Jens Staudt
Weitere Infos: Pivot Cycles

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