Wie versprochen haben wir für euch den ziemlich exklusiven TUNE „Blackburner Enduro“ Carbon Laufradsatz getestet. Im Laufe der Saison musste dieser einiges über sich ergehen lassen, so wurde er nicht nur auf dem Hometrail und auf Enduro-Touren genutzt, sondern musste auch beim Shuttlen im Vinschgau und im Bikepark zeigen ob er sein Geld wert ist.
Unseren anfänglichen Eindruck haben wir bereits im Erstkontakt geschildert. Ausgeliefert wurden die Laufräder perfekt zentriert und sauber verarbeitet. Die Speichenspannung war an jeder Speiche gleich, was von einwandfreiem Handwerk zeugt. Vor Ort bei TUNE in Buggingen haben wir uns selbst davon überzeugt wie ein solcher Laufradsatz entsteht und müssen feststellen, dass Handwerk ein gutes Stichwort ist. Bei Tune werden die hochwertigen Laufräder nicht maschinell, sondern von erfahrenen Mitarbeitern händisch eingespeicht.
Fassen wir aber erst ein paar Punkte zusammen: TUNE King und Kong Naben mit 28 Löchern, hakenlose Blackburner Carbon Felgen mit einer Außen- und Innenweite von 35 bzw. 29 mm, Tubeless ready, Sapim D-Light Speichen. Gesamtgewicht: 1.493 Gramm (gewogen). Diese Werte sind schon eine ziemliche Ansage – vor allem aber in Richtung Preis. 2.076 € muss man berappen wenn man dieses Produkt sein Eigen nennen möchte.
Wir montierten die Reifen natürlich Tubeless. Tune hat die Felgen direkt mit passendem Felgenband und Ventilen ausgestattet, sodass wir direkt loslegen konnten. Bei der Montage stellten wir fest wie einfach sich die Schwalbe Reifen über die 3 mm starken Felgenflanken ziehen lassen. Über die Vorgehensweise bei der Tubeless Montage streiten sich die Geister, Milch vorher rein, oder hinterher durchs Ventil? Mit ein wenig Erfahrung und der Bontrager Flash Charger Pumpe haben wir den Weg gewählt, die Tubelessmilch direkt vor Montage in den Mantel zu geben. Der Rest ging ziemlich unbeeindruckt von statten: Die Pumpe „aufladen“, Hebel umlegen, „Peng!“ – der Reifen sitzt! Erste Skepsis bezüglich Rundlauf der Reifen bei hakenlosen Felgen scheint völlig unbegründet. Beide Reifen saßen satt und ohne zu eiern. Nach der Montage sahen wir direkt wie Fett die Kombi aus den 35 mm breiten Felgen mit 2,35er Reifen wirkt. Selbst ein 2,35er Schwalbe HansDampf wird hier zum Monster!
Neben der höheren Stabilität hat die Felgenbreite einen weiteren Vorteil: Der Reifen stützt sich schön breit ab, sodass auch Freunde von niedrigem Luftdruck kein unangenehmes „Burping“ (Schlagartiger Luftverlust durch von der Felge walkenden Mantel in schnellen Kurven) zu befürchten haben. Etwas skeptisch machte uns, dass die Blackburner Laufräder im Gegensatz zum Vorjahr lediglich mit 28 statt 32 Speichen, herkömmlich 3-fach gekreuzt, bestückt werden. Man erklärte uns bei TUNE, dass man durch die enorme Steifigkeit des Vorjahresmodels getrost auf vier Speichen verzichten konnte. Bei konstanter Haltbarkeit und soll dem Laufradsatz damit ein Wenig mehr Komfort zugestanden werden.
Die Laufräder wurden im Testrad montiert und ersetzen dabei einen herkömmlichen Enduro Laufradsatz mit knapp 1.850 Gramm. Ob man den Unterschied direkt spürt? Hell Yes!!! Direkt die erste Vollgas Beschleunigung zeigte einen deutlichen Unterschied. 360 Gramm weniger rotierende Masse spürt man sofort! Es ist einfach der Wahnsinn, wie leichtfüßig das Bike mit dem Blackburner Laufradsatz nach vorn marschiert.
Nicht nur beim Beschleunigen macht sich die Gewichtsersparnis positiv bemerkbar, auch im Uphill glänzen die Carbon Laufräder durch deren Leichtigkeit. Auf steilen Rampen im Wiegetritt ist eine Kraftersparnis deutlich wahrnehmbar. Dies liegt nicht nur am Gewicht, sondern auch an der enormen Steifigkeit. Ohne sich nennenswert zu verwinden wandelt das Hinterrad jede Kurbelumdrehung in ungetrübten Vortrieb um.
Um ehrlich zu sein ist die Leichtfüßigkeit bei einem derartig niedrigen Gewicht bergauf keine große Überraschung, doch bleibt die Frage wie sich der Blackburner Laufradsatz auf dem Trail bergab schlägt.
Wie beim Uphill macht sich auch im Abfahrtsmodus die Steifigkeit des Blackburner Laufradsatzes sofort bemerkbar. Enge Linien lassen sich mit chirurgischer Präzision ansteuern. Jede kleine Bewegung am Lenker wird in einen sofortigen Richtungswechsel umgewandelt. Das steife Laufrad mit breiter Felge sorgt außerdem für ein superdirektes Fahrgefühl in Anliegern. Der Reifen bleibt dabei stabil im Felgenbett und vermittelt stets das Gefühl, dass man noch mehr Druck machen könnte. In Kombintion mit einem Carbonrahmen und -lenker spürte man die Steifigkeit des Gesamtsystems schon enorm. Aus Kurven herauszubeschleunigen geht ohne viel Nachdruck von der Hand, denn auch hier spielt die geringe rotierende Masse ihre Vorzüge aus.
Im Eifer des Gefechts bleibt natürlich auch der ein oder andere Durchschlag nichts aus. Das Geräusch, welches die fetten Felgen dabei von sich geben, ist definitiv ein anderes, satteres als von Aluminium Felgen gewohnt. Was zu Beginn mit Schrecken aufgenommen wurde und zur akribischen Untersuchung der Felge führte, löste sich nach den ersten paar Mal in Akzeptanz und Ignoranz auf. Trotz des ein oder anderen Durchschlages, blieben sämtliche Mäntel ganz. Entgegen der schmalen Flanken von Aluminium Felgen, scheinen die 3 mm Wandstärke der Blackburner punktuelle Krafteinwirkung etwas flächiger zu verteilen. Einen Defekt wie eine gerissene Felge konnten wir bis zum Ende unseres Tests nicht ausmachen.
Was den Naben ein weiteres Plus eingebracht hat, ist dass die Endstücke so fest auf der eigentlichen Achse sitzen, sodass diese nicht vom ausgebauten Laufrad fallen können. Wer schon einmal mit dem Bike im Kofferraum 100 km zum Trail gefahren ist um dort zu merken, dass einer der Adapter irgendwo zwischen Keller und Parkplatz verloren gegangen sein muss, der weiß dies zu schätzen.
Fazit:
Die händisch aufgebauten Blackburner Enduro Laufräder sind in unseren Augen wahrlich ein Burner! Steif, breit und superstabil! Wer sein Bike mit Carbon Felgen pimpen möchte, dem können wir das Set aus dem Hause Tune wärmstend empfehlen. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt, kommen dem Fahrer die außerordentlich gute Beschleunigung, hohe Lenkpräzision und das geringe Gewicht stets zu gute. Enduristen und klassische Tourenfahrer dürften somit gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Die überaus einfache Tubeless- Montage der Reifen erspart Ärger bereits bevor der Fahrspaß beginnen kann. Auch den harten Enduro- Einsatz bestanden die Blackburner ohne Defekte.