In unserem Erstkontakt haben wir euch bereits gezeigt, wie man die richtige Sattelbreite des SQlab 612 Ergowave Active Sattels auswählt. SQlab wirbt damit, dass die Sättel durch die mittige Vertiefung, den „Dip“, für männliche und weibliche Fahrer gleichermaßen geeignet sein sollen. Obwohl Männer und Frauen bekannterweise im Sitzbereich einen gewissen Unterschied aufweisen, soll hier einerseits für Entlastung des Schambeins der Frau, und andererseits des Genitalbereichs des Mannes gesorgt sein. Dies haben wir uns zum Anlass genommen, je einen Sattel durch einen weiblichen, sowohl männlichen Redakteur zu testen.

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Der SQlab 612 Ergowave Active Sattel ist für Männer und Frauen gleichermaßen geeignet

Gemäß der Anleitung auf der SQlab Seite wählte unsere Redakteurin Mina mit einem Sitzknochenabstand von 13 cm einen Sattel mit 15 cm Breite. Dieses Maß ergibt sich aus dem reinen Sitzknochenabstand, zuzüglich 2 cm für die mittelmäßig gestreckte Sitzposition auf dem Enduro Bike. Je nach Fahrradtyp und damit verbundener Position auf dem Rad muss ein kleiner oder größerer Wert addiert werden. Aufgrund meiner Anatomie kam ich  mit einem Sattel in 14 cm Breite aus.

Der Sattel ist in verschiedenen Breiten verfügbar
Der Sattel ist in verschiedenen Breiten verfügbar

Die Montage des Sattels auf der Stütze geht wie bei allen Sätteln eher fummelig von statten. Ungewöhnlich ist bei diesem Sattelkonzept zu Beginn, dass die Sattelnase deutlich tiefer als der hintere Teil positioniert wird. Durch die abgestufte Form des 612 Ergowave muss man sich beim Ausrichten dessen Neigung etwas mehr Zeit als gewohnt nehmen, denn ausrichten mittels Wasserwaage fällt erst einmal flach. Eine perfekte „Komforteinstellung“ fanden wir dadurch nicht auf Anhieb, es musste ein paar mal nachjustiert werden. Durch die Sattelgeometrie sitzt man laut Anleitung beim 612 Ergowave eher weit hinten, darum muss der Sattel bei der Montage ein wenig weiter vorgeschoben werden als bei anderen Modellen üblich.

Die Sattelspitze ist leicht abgesenkt, der Sattel weit nach vorn geschoben
Die Sattelspitze ist leicht abgesenkt, der Sattel weit nach vorn geschoben

Teilnehmer von (UCI) Rennradrennen müssen an dieser Stelle aufpassen und kommen gegebenenfalls nicht in den Genuss der Vorteile des Sattels – denn laut Reglement darf die Sattelspitze nur bis maximal einen Zentimeter abgesenkt werden.

SQlab 612 Ergowave active
SQlab 612 Ergowave active

Die Krux beim Einstellen der Neigung war die, dass man bei unpassender Position das Gefühl hatte nach vorn zu rutschen, oder auf der anderen Seite die Sattelnase an einer empfindlichen Körperstelle zu spüren. Während man zweitgenanntes meist unmittelbar bemerkt, fällt einem oft erst unterwegs auf, dass man zu viel Last auf den Armen hat. Hier machen sich schnell Schmerzen durch Ermüdung und Überlastung breit. Nachdem wir eine passende Sattelposition gefunden hatten, montierten wir die jeweilig für das Fahrergewicht vorgeschlagenen Elastomere zwischen Sattelgestell und Sitzfläche. Durch diese Elastomere erhält der Sattel die Namenserweiterung „Active“. Diese Teile erlauben dem Sattel ein Verkippen beim Pedalieren – die Wirbelsäule bleibt somit gerade. Das soll für einen runderen Tritt, und in letzter Instanz für ein Plus an Leistung verantwortlich sein.

Da wir den Sattel in der Praxis und nicht auf dem Prüfstand getestet haben, ist eine seitens SQlab versprochene Leistungssteigerung schwer nachweisbar. Wohl aber der Komfort des 612 Active Modells. Anfängliche Befürchtungen unserer Redakteurin, dass sich die 15 cm Sattelbreite beim Pedalieren als unangenehm und hinderlich herausstellen würde, bewahrheitete sich nicht. Im Gegenteil – durch die seitliche Verkippungsfreiheit bewegt sich der Sattel leicht mit und vermeidet so wirksam Druckstellen an den Oberschenkel- Innenseiten.

Der Dip des Sattels, die Senkung in der Mitte entlastet empfindliche Körperstellen
Der Dip des Sattels, die Senkung in der Mitte entlastet empfindliche Körperstellen

Auch der Dip in der Sattelmitte wirkte sich absolut positiv auf den Sitzkomfort aus. Weder Mina noch ich fühlten an der sensiblen Kontaktstelle einen unangenehmen Druck. Ein weiterer Pluspunkt des Sattels ist seine breite und flache Spitze. Diese lässt sich perfekt nutzen, um in steilen Anstiegen das Körpergewicht nach vorn zu bringen, ohne sich dabei „aufzuspießen“.

Die Sattelnase ist breit und flach - perfekt bei steilen Bergauf- Passagen
Die Sattelnase ist breit und flach – perfekt bei steilen Bergauf- Passagen

Die Verarbeitung des SQlab 612 Ergowave Active befindet sich auf einem sehr hohen Niveau. Das Material, die Nähte und Verbindungen sind hervorragend ausgeführt. Während unseres Tests über die gesamte Saison 2016 konnten wir keine Beschädigungen feststellen, selbst nerviges Knarzen des Gestells hatten wir bis zum Ende des Test nicht zu vermelden.

Die Verabeitung ist super, wir hatten keine Defekte. Lediglich eine blanke Stelle durch das Scheuern mit der Hose.
Die Verabeitung ist super, wir hatten keine Defekte. Lediglich eine blanke Stelle durch das Scheuern mit der Hose.

Auch optisch weiß der Sattel zu überzeugen. Keine fancy Applikationen oder farblichen Gimmicks. Schlicht, funktionell und sportlich macht die Firma SQlab nun endgültig Schluss mit ihrem „orthopädische Strümpfe“ Image.

Fazit:
Wir geben der Firma SQlab Recht bei der Behauptung, der 612 Ergowave Active Sattel sei für männliche und weibliche Fahrer gleichermaßen geeignet. Der Komfortgewinn durch die spezielle Konstruktion mit seitlicher Bewegungsfreiheit, breitem Sitzbereich, Dip in der Sattelmitte und breiter Sattelnase ist deutlich spürbar. Durch die glatte Satteloberfläche gleitet Dreck sehr gut ab, bleibt aber naturgemäß im Dip liegen. Dies macht eine Fahrradhose nicht unbedingt sauberer und den Hintern nicht trockener. Die Vorteile durch diese Konstruktion überwiegen darüber jedoch deutlich. Wer sich ein Wenig Zeit bei der Satteljustage nimmt, bekommt mit dem SQlab 612 Ergowave ein tolles Produkt zu einem relativ fairen Preis von rund 149,00 €. Vor dem Kauf die nötige Sattelbreite checken – es lohnt sich!

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