Bislang war Intend BC bekannt für seine Upside-down Federgabeln wie die Infinity, Hero und Edge. Jetzt hat Cornelius Kapfinger, der Mann hinter Intend BC, eine hausinterne Revolution gestartet und seine erste Right Side Up Federgabel entwickelt und auf den Markt gebracht – die Blackline Ebonite. Wir hatten die Ehre einen nahezu seriennahen Protoypen bereits ausführlich für euch zu testen.

Ebonite

Die Ebonite ist ein Teil der sogenannten Blackline. Diese Produktlinie wird nicht nur im Direktvertrieb über Intend, sondern auch über den Fachhandel verkauft. Und da eine Upside-Down Federgabel nach den Erfahrungen von Intend nicht jedermanns Sache ist, bringt Intend nun auch eine „normale“ Federgabel auf den Markt. Auch die Ebonite soll dabei den höchsten Ansprüchen von Intend gerecht werden. So sind in die Entwicklung der Ebonite alle bisher gesammelten Erfahrungen geflossen, um mit einer sehr guten Performance auf dem Trail überzeugen zu können. Dem sind wir mit dem uns zur Verfügung gestellten produktionsreifen Prototyp der Blackline Ebonite nachgegangen.

Produktvorstellung

Laufradgröße 29“
Federung Luft
Federweg 140 – 180 mm; intern über C-Clips anpassbar und bereits im Lieferumfang enthalten
Einbaulänge 561 mm bei 160 mm Federweg
Achse 15 x 110 mm
Bremsaufnahme 7“ PM (180 mm Bremsscheiben ohne Adapter montierbar)
Max. Bremsscheibe 223 mm
Schaftlänge 215 mm
Offset 44 mm
Standrohrdurchmesser 35 mm
Einstellungen Dämpfung Low Speed Druckstufe; Low Speed Zugstufe
Einstellungen Federung Luftdruck; automatischer Druckausgleich zwischen Positiv- und Negativkammer

Progression mit Hilfe von Volume Spacer (3 mögliche Varianten)

Gewicht 2.300 g (selbst gewogen)
Farbe schwarz
Material 7075 Aluminium
Preis UVP 1.659,00 € (16% MwSt.); 1.699,00 € (19% MwSt.)

 

 

Schick und schwarz kommt sie daher, die neue Blackline Ebonite von Intend BC. Der seitliche Intend Schriftzug ist unauffällig im Design der Gabel integriert. Lediglich das champagnerfarbene Coating der Standrohre sorgt für einen zusätzlichen Akzent. Die Blackline Ebonite ist unverkennbar ein Intend BC Produkt. Corporate Identity at it`s best war eine unserer ersten Reaktionen auf die neue Federgabel von Cornelius, dem Kopf hinter Intend BC. Auch wenn aus Sicht von Intend Edge, Hero und Infinity die Tauch- und Standrohre nun verkehrt herum sind, lässt die CNC-Fräskunst, die Oberflächenstruktur und Konstruktion unweigerlich erkennen aus welchem Haus die Blackline Ebonite stammt. Tauchrohre, Ausfallenden und die beiden Brücken werden aus 7075 Aluminium gefertigt.

Ebonite

Optisch wirkt der neue Sprössling sehr wuchtig. In erster Linie zeichnet die kräftige Krone dafür verantwortlich. Aber auch das Casting mit der schicken Frässtruktur und den Ausfallenden tragen ihren Teil dazu bei. Und so wundert es nicht, dass die Ebonite mit 2.300 g (selbst gewogen, ungekürzter Schaft) kein Leichtgewicht ist.  Der etwas dickwandige Schaft sowie die sogenannte Stiffcap sollen für eine hohe Steifigkeit und Haltbarkeit sorgen, tragen auch ihren Teil zum Gewicht bei. Die Standrohre messen im Außendurchmesser 35 mm und sind damit nicht außergewöhnlich dick, aber sicher auch nicht schmächtig. Laut Intend BC soll die Ebonite Einiges wegstecken können, was ein umfangreicher Test beim EFBE-Prüfinstitut nachgewiesen hat. Auch während der langen Testperiode mit den Teamfahrern hat nach Aussage von Intend keine Gabel ihren Dienst quittiert.

Die Positiv- wie Negativkammer der Luftfeder werden, wie auch bei der Edge, über ein Ventil gleichzeitig befüllt. Um die Progression anzupassen, können bis zu drei Volumen Spacer in die Positivkammer eingesetzt werden. Bei der Dichtung der Luftkammer nutzt Intend eine Pneumatikdichtung. Dadurch soll die Reibung deutlich verringert werden und für ein sahniges Ansprechverhalten sorgen.

Wie schon von der Intend Edge bekannt, lässt sich auch bei der Blackline Ebonite nur die Low Speed Druckstufen- und Low Speed Zugstufendämpfung über externe Einsteller beeinflussen. Und auch der Regler aus dem Stereoanlagenzubehör findet wieder seinen Weg an die Ebonite. Die Zugstufe wird mit diesem eingestellt. Während die Druckstufe mit insgesamt 18 Klicks eingestellt werden kann, erfolgt die Einstellung der Zugstufe stufenlos. Der Grundgedanke von Intend ist hier: Einfachheit vor Komplexität.

Wem die vorhandenen Einstellungsmöglichkeiten nicht reichen, der kann theoretisch per Anpassung der Shimstacks auch Einfluss auf die High Speed Druckstufe und High Speed Zugstufe nehmen. Wobei dies laut Intend nicht notwendig ist, da ab Werk bereits ein Setup gewählt wurde, was einen weiten Einsatzbereich abdeckt.

Wirklich toll gelöst ist die Leitungsführung oder besser gesagt die Klemmung der Leitung. Diese wird mit Hilfe einer Carbonblende auf der Rückseite der Brücke geklemmt. Ein weiterer Vorteil dieser Carbonblende ist, dass sie aufgewirbelten Dreck davon abhält sich in der Struktur der Brücke festzusetzen.

Intend Blackline Ebonite

Ansonsten legt Intend viel Wert auf ein möglichst servicefreundliches Produkt. So wird als Schmieröl im Casting das Fox Gold Oil genutzt, welches weit verbreitet und somit leicht zu besorgen ist. Auch beim Dämpfungsöl setzt Intend auf eine weltweite Verfügbarkeit und verwendet Motorex 2,5W Dämpfungsöl. Die Staubabstreifer sind die D35 ohne Bund von SKF wie sie auch in Rock Shox Federgabeln genutzt werden. Daher ist auch hier eine sehr hohe Verfügbarkeit gesichert.

Montage

Die Montage der Blackline Ebonite hat uns nicht vor unlösbare Aufgaben gestellt. Hier unterscheidet sich die Intend Federgabel nicht von anderen Herstellern. Lediglich das Einsetzen des Vorderrades ist etwas fummelig, da es hier keine Führung oder ähnliches für die Endkappen der Nabe gibt. Dadurch musste man genau zielen, damit die Steckachse durch die Ausfallenden und Nabe in das Gewinde fluchtet.

Auf dem Trail

Bedingt durch die vermeintlich wenigen Einstellmöglichkeiten ist die Ebonite sehr schnell mit einem ersten Setup versehen. Zunächst einmal haben wir den SAG mit 25 % eingestellt.

Die Zugstufe haben wir so eingestellt, dass das Vorderrad im Stand beim Ausfedern gerade so nicht den Bodenkontakt verliert. Eine Besonderheit ist, dass die Zugstufe keine Klicks aufweist. Stattdessen muss mit einer stufenlosen Einstellung gearbeitet werden. Die Druckstufendämpfung haben wir zunächst mittig positioniert.

Intend Blackline Ebonite

Beeindruckend auf den ersten Metern ist das Ansprechverhalten der Ebonite. Sie saugt kleine Wurzeln, Steine oder sonstige Unebenheiten förmlich auf.  Erfreulicherweise sorgt das aber nicht dafür, dass die Gabel bergauf schnell anfängt zu Wippen. Im Gegenteil, sie ist erstaunlich ruhig und erst, wenn man aus dem Sattel geht, kommt Bewegung in die Sache.

Bergab wusste die Blackline neben der Feinfühligkeit bei kleinen Schlägen auch mit großer Schluckfreude zu gefallen. Mit 25 % SAG und der oben beschriebenen Einstellung der Druck- und Zugstufe hat die Blackline Ebonite einfach alles weggebügelt.

Intend Blackline Ebonite

Auch wenn das Feedback vom Untergrund in Ordnung war und wir nicht am Ende des Federwegs angeschlagen sind, hatten wir in Steilabfahrten, Kompressionen und Anliegerkurven das Gefühl, dass sie sehr viel Federweg freigibt und der Körperschwerpunkt deutlich nach vorne wandert. Hier haben wir zunächst die Dämpfung der Druckstufe deutlich erhöht.

Das Plus an Druckstufendämpfung hat jedoch nicht geholfen, die Gabel hoch genug im Federweg zu halten. Vielmehr hatten wir das Gefühl, dass die Gabel jetzt für unseren Geschmack zu viel Feedback lieferte und insbesondere schnelle Schläge direkter ans uns weiterreichte. Die Lösung war dann letztendlich eine Erhöhung des Luftdrucks und eine damit einhergehende Verringerung des SAGs auf 20 %, wodurch wir auch die Druckstufe wieder deutlich öffnen konnten.

EboniteDas führt dazu, dass die Ebonite deutlich höher im Federweg steht und es sich für uns besser, weil vertrauter angefühlt hat. Der Gegenhalt in Kurven, in Steilabfahrten sowie Kompressionen war dadurch auch spürbar ausgeprägter und unsere Körperposition auf dem Bike war etwas entspannter.

Trotz des geringeren SAG`s folgte das Vorderrad willig den Konturen des Untergrundes, was die Traktion wieder deutlich erhöhte.

Erfreulicherweise hat die Ebonite dadurch kaum an Feinfühligkeit verloren. Wir hatten sogar das Gefühl, dass sie tendenziell etwas smoother war. Wir begründen das damit, dass es mit dieser Einstellung für die Blackline Ebonite ein Leichtes war immer wieder ausreichend Federweg bereitzustellen und nicht zu tief im Federweg zu versinken. Eine schöne Randerscheinung war, dass wir das Gefühl hatten, dass die Ermüdung der Arme erst deutlich später einsetzte bei langen Abfahrten.

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Eine Sache, die Cornelius immer für seine Upside-Down Federgabeln proklamiert, ist die Steifigkeit in Bremsrichtung. Jetzt waren wir gespannt, wie es sich bei der Blackline Ebonite verhält. Und wir können euch sagen, dass die neue Intend Gabel auch auf der Bremse sehr gut funktioniert und wir nicht das Gefühl hatten, dass sie zu nachgiebig ist. Im Gegenteil, gerade auf der Bremse im steilen Gelände oder engen Spitzkehren hat sie uns ein sehr definiertes Feedback gegeben.

Fazit

Mit der neuen Blackline Ebonite hat es Intend BC alias Cornelius Kapfinger geschafft, das bekannte Design auf die Right-Side-Up Bauweise zu übertragen und so das typische Intend Erscheinungsbild beizubehalten. Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Intend wäre nicht Intend, wenn die Gabel nicht wieder kleine Besonderheiten oder Raffinessen wie die Klemmung der Leitung aufweisen würde. Außerdem weiß die Blackline Ebonite damit zu gefallen, dass sie eine große Bandbreite an Vorlieben an ein Fahrwerk abdeckt. Wer es sehr fluffig mag, der wählt etwas mehr SAG. Wer es dagegen lieber straffer mit mehr Feedback mag, höher im Federweg stehen möchte, erhöht einfach den Luftdruck. Das bedeutet, dass die Blackline Ebonite einen sehr großen Spielraum bei den gegebenen Einstellmöglichkeiten bietet, um gut zu funktionieren und den verschiedensten Anforderungen gerecht wird. Die vermeintlich wenigen externen Einstellmöglichkeiten fallen da weniger ins Gewicht. Zu guter Letzt erhält man eine hochwertige Federgabel, welche mit viel Liebe entwickelt wurde und zudem definitiv kein Produkt von der Stange ist.


Text: Philipp Kargel
Redaktion: Robin Krings
Fotos: Alexander Muth; www.bildermuth.de

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