Der Transport des geliebten Bikes erfolgt, zumindest wenn man dem Bild auf den Autobahnen glaubt, immer häufiger auf Heckträgern. Das hat nicht nur aerodynamische Gründe, sondern vor allem praktische. Das Bike ist im Nu verstaut und lästiger Schmutz, gerade wenn es so langsam in die kalte Jahreszeit geht, bleibt außerhalb des Fahrzeuges. Nun ist der Markt an Heckträgersystemen grundsätzlich überschaubar und wir möchten euch einen weiteren Kandidaten aus diesem Bereich vorstellen. Der Atera Strada Vario 2 möchte den geneigten Käufer mit einer einfachen Funktion, hoher Zuladung und einer Zertifizierung für E-Bikes gewinnen. Ob und wie das geklappt hat, möchte unser Artikel klären.
Atera ist neben Thule einer der sehr bekannten großen Anbieter von Trägersystemen diverser Art. Grund genug für uns, ein Testmuster des aktuellen Vario 2 anzufordern, um einen Vergleich zum Easy Fold 931 von Thule zu haben. Der Vario 2 verfügt wie der Name bereits erahnen lässt über die Möglichkeit 2 Bikes zu transportieren. Durch das Zertifikat für den E-Bike Transport hat man zusätzlich die Gewissheit, dass man auch Bikes mit ordentlichem Gewicht aufladen kann. Im Fall des Vario 2 bedeutet es ein maximales Ladegewicht von 60 kg. Zu beachten wäre hier allerdings, dass manche Anhängerkupplungen nur bis 50 kg Gewicht freigegeben sind. Ein Blick in das Bordbuch des Fahrzeuges kann hier schnell Aufschluss über das Maximalgewicht geben. Die 17 kg Eigengewicht des Trägers können also in Kombination mit einer zulässigen, fahrzeugspezifischen Stützlast die Zuladung deutlich reduzieren. In unserem Fall eines Skoda Octavia III hieße das: 50 Kg Stützlast – 17 Kg Eigengewicht = 33 Kg maximale Zuladung. Zwei gewichtige DH- oder E-Bikes können also schnell die Grenze des Zulässigen erreichen. Dies ist jedoch eher ein Thema des Fahrzeugs, nicht des Trägers.
Hat man diese Punkte geklärt, geht es an die Montage des Vario 2, die sich als sehr problemlos erwiesen hat, da der Träger komplett montiert geliefert wird. Wie bei neuen Systemen üblich sollte man einen Blick in die Bedienungsanleitung werfen. Das gedruckte Werk ist allerdings alles andere als logisch erstellt und lies uns das ein oder andere Mal mit Stirnrunzeln umblättern. Problematisch ist zusätzlich, dass die Bedienung des Vario 2 alles andere als intuitiv ist. Dabei wäre es sehr einfach gewesen, wenn man der Anleitung etwas mehr Text und etwas weniger Bilder und Piktogramme spendiert hätte. Vielleicht ist man heutzutage aber auch einfach verwöhnt und nicht mehr gewohnt sich mit einem Produkt auseinander zu setzen.
Hat man sich an die Bedienung gewöhnt, was in der Regel nach einem Tag auf Tour der Fall sein sollte, geht die selbige sehr schnell von der Hand. Der Träger wird leicht nach oben angewinkelt auf die Anhängerkupplung gesetzt, ausgerichtet und dann mit Hilfe des großzügig dimensionierten Hebels arretiert. Ein Sicherungsstift an der Halterung zeigt an, ob der Träger sicher mit der Kupplung verbunden ist.
Die Halterungen für den Rahmen, die zweimal vorhanden sind, lassen sich dank eines Ratschensystems problemlos an jede Rahmengröße anpassen. Zusätzlich sind diese mit einem justierbaren Gummipuffer versehen, was den Vario 2 vor allem für den Transport von Carbon Bikes sehr interessant macht. Das Ratschensystem sorgt dafür, dass der Rahmen sicher, aber ohne nennenswerten Druck umschlossen wird. Die Halterungen lassen sich beliebig am Träger platzieren, können allerdings nur geöffnet werden wenn die Ratsche geöffnet ist. Bei geschlossenem Zustand ist es nicht möglich die Halterungen vom Träger zu entfernen, welches auch dem Diebstahlschutz dient. Leider ist das Konzept der Diebstahlsicherung in unseren Augen nicht konsequent genug ausgeführt worden. Ein Entfernen der Haltearme bei geschlossenem Zustand der Ratschen ist zwar nur mit sehr großer Gewalteinwirkung möglich, allerdings lassen sich die Ratschenbänder, die aus Kunststoff bestehen, mit einem scharfen Messer schnell durchtrennen. Gleiches gilt für die Ratschen, die an den Schienen für den Halt sorgen. Lässt man das Fahrzeug also unbeaufsichtigt, sollte dringend eine weitere Sicherung mit einem Fahrradschloss vorgenommen werden.
Die Schienen auf denen die Bikes Platz finden lassen sich in mehreren Positionen verstellen und bieten Laufradgrößen von 18 – 29 Zoll Platz. Auch breitere Reifen, wie sie im DH Sport üblich sind, stellen hier kein Problem dar. Die Laufräder werden in den Schienen ebenfalls mit einem Ratschensystem fixiert. Die Schlaufenlänge ist gut dimensioniert und wir sind mit keiner Reifenkombination auf Probleme gestoßen. Hat man das System inne, ist das Bike in weniger als 5 Minuten bombenfest auf dem Träger verstaut. Ein DH Bike und ein potentes Enduro stellen absolut kein Problem dar. Bei 2 DH Bikes sollte man auf jeden Fall die Gabeln mit Schaumstoff oder anderem geeigneten Material schützen. Der Platz zwischen den Bikes wird dann doch sehr gering und es kann während der Fahrt zu Berührungen kommen, welches unschöne Scheuerstellen zur Folge hat.
Möchte man bei beladenem Träger an den Kofferraum gelangen, ist auch das völlig unproblematisch. Atera geht hier einen etwas anderen Weg und lässt den Träger nicht abklappen, sondern auf einem Schienensystem vom Kofferraum weg nach unten gleiten. Auch in dieser Position vermittelt der Vario 2 einen sehr stabilen Eindruck und es ist ausreichend Platz die Heckklappe zu öffnen. Schiebt man den Träger wieder in seine Ausgansposition, ist das einrasten deutlich hörbar, sodass eine Fehlbedienung nahezu ausgeschlossen ist.
Atera gibt für den Vario 2, wie für Heckträger üblich, eine Maximalgeschwindigkeit von 130 km/h an. Der Träger ist sehr stabil und fest mit der Anhängerkupplung verbunden und entwickelt auf der Autobahn kein unerwünschtes Eigenleben. Selbst in voll beladenem Zustand und unwegsamen Gelände treibt einem der Blick in den Rückspiegel nicht den Angstschweiß auf die Stirn.
Schlussendlich hat uns vor allem die Klappfunktion des Vario 2 begeistert, welche dafür sorgt, dass der Träger mit wenigen Handgriffen auf ein kompaktes Maß reduziert wird und so auch auf kleinstem Raum im Keller Platz findet. Das finden wir Klasse, bleibt doch so mehr Platz für das wesentliche – mehr Bikes.
Fazit:
Die nicht wirklich intuitive Bedienung kombiniert mit der teils nicht ganz logisch anmutenden Bedienungsanleitung erschweren den Einstieg in ein sonst gut durchdachtes Produkt etwas. Hat man diese Hürde genommen bietet Atera mit dem Vario 2 einen sehr stabilen, hochwertig gefertigten Heckträger für den MTB Bereich an. Sinnvolles Zubehör wie eine Rampe für E-Bikes oder eine Transporttasche sind erhältlich. Wer mit 3 Bikes unterwegs sein möchte kann zum Vario 3 greifen. Das ganze Paket hat allerdings seinen Preis und der ist nicht ohne, denn Atera ruft eine UVP von 573 Euro für den Vario 2 auf. Hat man sich mit diesem arrangiert, wird man sicher sehr lange Freude am Vario 2 haben. Eine zusätzliche Diebstahlsicherung sollte grundsätzlich genutzt werden.
Ich vermute, bei der Zuladung liegt ein Missverständnis vor. Laut meiner Atera-Bedienungsanleitung:
Atera Strada Vario 2: Eigengewicht 16,9kg, zulässige Nutzlast max. 60kg -> erforderliche Stützlast Kupplung 77kg
Stefan Strada Vario 3: Eigengewicht 20,2 kg, zulässige Nutzlast max. 66kg -> erforderliche Stützlast Kupplung 86kg
Auf der Homepage steht es mit leicht anderen Zahlen, sind aber jeweils min. 60kg Zuladung, sofern Stützlast der Kupplung ausreicht. Die Summe aus Eigengewicht und Zuladung darf die max. mögliche Stützlast der Kupplung nicht überschreiten. Link zu Atera: http://www.atera.de/atera-strada-vario-fahrradträger-für-anhängerkupplung.html
Viele Grüße!
Hallo Eric, der Fehler liegt an unserer Beschreibung. Die Gewichtsangabe bezog bzw bezieht sich auf eine abnehmbare AHK, die nicht mit mehr als 60 Kg belastet werden darf. Das war bei unserem Fahrzeug der Fall. Zieht man nun das Eigengewicht des Trägers ab, ergibt sich das im Artikel angegebene Gewicht. Bei einer fest verbauten AHK dürften die Werte natürlich höher ausfallen. Wir werden die betreffende Passage im Text verständlicher, bzw. eindeutiger formulieren. Beste Grüße, Patrick
Wenn das wirklich so ist, dass man das Eigengewicht von knapp 17 Kg abziehen muss, ist der Träger für zwei e-Bikes völlig ungeeignet: Es bleiben nur noch 43 Kg übrig, also für jedes e-Bike 21,5 Kg, das ist selbst bei abgenommenem Akku erheblich zu wenig.
Aktuelle E-Bikes (MTB) kommen mit Akku unter 22 Kg Gewicht. Entnimmt man den Akku für den Transport, was bei längeren Etappen generell sinnvoll ist, kommen die Bikes schnell auf unter 18Kg. Ein Transport ist dann problemlos möglich. Von daher ist die Aussage „völlig ungeeignet“ nicht ganz nachvollziehbar. Wenn Sie allerdings Stadträder (E-Bike) meinen, gebe ich Ihnen recht. Diese sind nicht primär auf ein gutes Gewicht optimiert und kommen problemlos auf 25 Kg +.
Soweit mir bekannt ist (direkt von Atera) muss das Gewicht des Trägers nicht von der Tragfähigkeit abgezogen werden.
Es stehen volle 60 Kg zur Verfügung. Man kann ja noch mal selber bei Atera nachfragen.
Die Aussage bezüglich des Abzugs des Eigengewichts, stammt direkt aus der Bedienungsanleitung des Trägers.