Mit dem DVO Jade X Stahlfederdämpfer kommt der passende Kumpane zur neulich vorgestellten DVO Onyx SC D1. Warum Stahlfeder? Weil es trendy ist? Ja vielleicht. Es gibt aber tatsächlich bessere Gründe, warum man einen Stahlfederdämpfer als Upgrade in seinem Bike verbauen kann. Vielleicht ist ja der eine oder andere Grund für euch dabei.

Die Fakten

Hersteller: DVO
Modell: Jade X
Einbaumaße: 230×65, 230×60, 230×57.5, 210×55, 210×52.5, 210×50
Einbaumaße Trunnion: 205×65, 205×62.5, 205×60, 205×57.5, 185×55, 185×52.5, 185×50
Gewicht: 720 gr. inkl. LS Feder (Feder ist im Lieferumfang nicht enthalten)
Preis: 569,99 EUR (UVP)

Stahlfederdämpfer sind die letzten Jahre wieder in aller Munde. Kein Wunder, wenn man bedenkt wie extrem Potent die Gattung Enduro geworden ist. Unter anderem habe ich aus diesem Grund seit vielen Jahren kein Downhill Bike mehr, sondern nutze mein Enduro für alles was mir unter die Räder kommt, inkl. Bikepark Besuchen. Die Bergabperformance steht bei mir ganz klar im Fokus und das direkte Ansprechverhalten ohne spürbares Losbrechmoment eines Stahlfederdämpfers sowie die generelle Performance bei vielen schnellen Schlägen hat bisher noch kein Luftdämpfer erreicht.

DVO Jade X
Die 65 mm Dämpferhub ergeben 170 mm Hub im Teileträger.

Leider kommt diese Performance mit einem Preis, nämlich Gewicht. Das Stahl als Federmedium schwerer als Luft ist kann sich wahrscheinlich jeder ohne Probleme vorstellen. Um es in Zahlen zu beziffern, 300 Gramm in meinem Fall. Das ist der Gewichtsunterschied zwischen dem vorher genutzten DPX2 und dem DVO Jade X.

Das Setup

Wer es gewohnt ist bei einem Luftdämpfer einfach seine Dämpferpumpe anzusetzen und schnell den passenden Negativfederweg (SAG) zu finden, muss sich bei einem Stahlfederdämpfer etwas umgewöhnen. Hier sollte man sich nämlich vorher Gedanken machen, welche Federhärte man benötigt. Hierzu empfiehlt es sich einen der vielen Federrechner im World Wide Web zu nutzen. Nach eigener Recherche kam bei meinem Teileträger und meinem Gewicht von 65 kg fahrfertig eine 400 lbs/in Feder zum Einsatz. Mit diesem Setup habe ich 30% SAG erreicht, was für eine satte Downhillperformance sorgen soll. Zu beachten ist noch, dass die Federn eine Abstufung von 50 lbs/in haben. Eine feine Abstimmung wie bei einem Luftdämpfer ist hier also nicht möglich.

DVO LS Feder
Die DVO LS Feder spart zur regulären Feder ein paar Gramm ein.

Natürlich gibt es auch noch Stellrädchen und Hebelchen. Das Hebelchen, mit der Aufschrift T3 Compression, sorgt für die Einstellung der Low Speed Druckstufe in 3 vordefinierten Modi (Open, Mid, Firm), hierzu später mehr.
Das Stellrädchen befindet sich am Fuße der Feder und ist für die Einstellung der Zugstufe. Mit satten 18 Klicks erhält man einen sehr breiten Einstellbereich.

Unter einer Kappe am Piggyback versteckt sich noch ein Ventil für einen Bladder, also sprichwörtlich eine Luftblase. Diese Blase soll noch ein wenig mehr Feintuning ermöglichen und die Kennlinie des Dämpfer für sehr leichte oder etwas schwerere Fahrer anpassen. Beim Einfedern des Dämpfers wird Öl in den Ausgleichsbehälter gedrückt und trifft dort auf die Luftblase, die dann komprimiert wird. DVO schlägt vor das leichte Fahrer sich am unteren Limit von 170 psi aufhalten und schwerere Fahrer am oberen Limit von 200 psi.

Solltet ihr euch nicht sicher sein, ob der Dämpfer vom Tune zum Hinterbau eures Rades passt, könnt ihr bei dem deutschen Importeur Cosmic Sports nachfragen und ggf. den Tune für euer Rad anpassen lassen.

Mit dem DVO Jade X auf dem Trail

Nach dem ersten Setup des DVO Jade X wollten die ersten Höhenmeter erklommen werden, um den wichtigsten Aspekt, der Downhillperformance auf den Zahn zu fühlen. Das Specialized Enduro, welches als Teileträger dient, gehört eher zu der gemütlichen Sorte wenn es an den Aufstieg geht und quittiert die ersten Kurbelumdrehungen mit einem leichten Wippen. Nichts weltbewegendes und auch nicht unüblich bei satten 170 mm Federweg. Eine 90° Drehung des T3 Compression Hebels von „Open“ auf „Mid“ sorgt direkt für Ruhe am Heck, also so richtig Ruhe. Denn was bei manchen Herstellern „Lockout“ genannt wird, ist bei dem DVO Jade X die mittlere Einstellung der Low Speed Compression.

DVO Jade X 11 Cycleholix

Die Neugierde stieg wie sich der „Firm“ Modus verhält. Um es kurz zu machen, der Firm Modus beim DVO Jade X ist ein kompletter Lockout. Hier bewegt sich gar nichts mehr am Heck. Eine Tatsache die sich bei langen Asphaltanstiegen durchaus bezahlt machen kann. Den Lockout kann man nämlich gezielt Nutzen, um höher im Federweg zu sitzen für die Auffahrt. Man muss nach dem Umlegen des Hebels auf „Firm“, lediglich einmal kurz aus dem Sattel und sich wieder hinsetzen und Voilá, man sitzt höher im Federweg. Aller Schwärmerei der Aufstiegsunterstützung zum Trotz, sollte vor der Abfahrt aber nicht vergessen werden den Dämpfer wieder zu öffnen, sonst kann es ungemütlich werden.

2022 DVO Onyx 1 Cycleholix

Nach der Pflicht, dem Anstieg, ging es endlich in die erste Abfahrt und das nicht spürbare Losbrechmoment des DVO Jade X sorgte für ein entspanntes Einrollen auf den Trail, fast schon wie auf einer Wolke. Zugegeben handelte es sich um einen Flowtrail, dennoch werden kleinste Bodenwellen am Einstieg sehr gut rausgefiltert. Durch die ersten Senken wird durchgesurft und der weit geöffnete Rebound sorgt für eine Menge Pop. Aktives abziehen an Kanten sorgt immer direkt für Luftgewinn. An Lebendigkeit mangelt es dem DVO Jade X auf jeden Fall nicht. Tatsächlich ist es hier schwer noch einen Unterschied zu einem Luftdämpfer zu spüren.

2022 DVO Onyx 3 Cycleholix

Geht es mit ordentlich Schwung in einen Anlieger hält der DVO Jade X durchaus dagegen, aber der letzte Funken hat mir noch gefehlt. Kein Problem, es gibt ja noch den Bladder. Die Erhöhung des Drucks von 170 PSI auf 180 PSI sorgte für etwas mehr Gegenhalt, was dann für mich das optimale Setup ergab.

2022 DVO Onyx 2 Cycleholix

Beim Ansteuern von groben Geläuf und vor allem mitten drin, könnte ich jetzt nur so mit Superlativen um mich werfen, Monstertruck Feeling, Bügeleisen oder Stempelmaschine kommen mir da spontan in den Sinn. Einfacher ausgedrückt ist das Fahrgefühl extrem satt und der DVO Jade X frisst alles, was ihm vor die Räder kommt wie ein Wettkampfesser in Sekunden weg. Eine glückliche und vertrauenserweckende Tatsache, vor allem weil ich seit langem wieder auf Flat Pedals unterwegs bin und bisher nie das Gefühl hatte von den Pedalen geschüttelt zu werden.
Liegen mal ordentliche Brocken im Weg, die den Dämpfer an seinen Anschlag bringen, sorgt die gut zu regulierende Zugstufe dafür, dass beim nächsten Schlag wieder genug Federweg zur Verfügung steht.

Vergleich zur Konkurrenz

Wie auch bei der neulich vorgestellten DVO Onyx SC D1 wundert es mich so wenig DVO Fahrwerke auf den Trails zu sehen, denn an der Performance fehlt es ihnen nicht. Der DVO Jade X ist mit seinem Gesamtpaket aus Performance, Tuningmöglichkeiten und Preis für mich ganz weit vorne.
Der Marzocchi Bomber CR ist preislich sehr attraktiv, ihm fehlt aber der „Climbswitch“. Der große Bruder aus dem Hause Fox, der DHX 2 punktet mit erstklassiger Performance, kostet aber fast das Doppelte des DVO Jade X. Da ich keinen aktuellen RockShox Super Deluxe Coil testen konnte bleibt hier der Vergleich aus.

DVO Jade X CHTipp 1 Cycleholix

Fazit

Der DVO Jade X zeigt einmal wieder, das ein Blick über den Tellerrand durchaus lohnt. Wer dem Hinterbau seines Bikes eine Stahlfeder-Kur verpassen möchte, wird bei DVO mit einem Dämpfer versorgt, der eigentlich keine Wünsche offen lässt. Es gibt ihn in den gängigsten Einbaumaßen, er liefert eine Top Downhillperformance und gerade für Biker die Regelmäßig lange Asphaltanstiege in Angriff nehmen ist der Lockout ein wahrer Segen. Es ist Zeit den Tellerrand hinter sich zu lassen!
Aus diesen Gründen hat sich der DVO Jade X Dämpfer unseren „Cycleholix Tipp“ verdient.


Text & Bilder: Thomas Kappel
Redaktion: Robin Krings
weitere Infos: Cosmic Sports, DVO Suspension

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Thomas Kappel
Laufen war noch nie Thomas sein Ding. In seiner Jugend war er viel auf Skateboard oder Inline Skates unterwegs und jetzt nur noch auf dem Bike. Auch heute noch läuft er nur freiwillig, wenn es darum geht sein Rad unfahrbare Passagen hoch zu bekommen. Die meiste Zeit findet man ihn auf seinem Enduro auf flowig bis technischen Trails. ///Daten, Fahrstil und Vorlieben: 1,63 m groß, 66 kg (fahrfertig). Fahrstil am liebsten beide Räder am Boden und Vollgas mit tendenz im Trail zu spielen. Vorliebe für Naturtrails, ruppig bis technisch

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