Shimano SLX Bremsen haben sich in der Vergangenheit mehrfach als unermüdliches Arbeitstier bewiesen. Dazu sind sie preislich immer sehr attraktiv. Dies sind genau die Attribute die wir für unsere Aufbaustory des Specialzed Stumpjumper gesucht haben. Neben optischen Neuerungen galt es herauszufinden, was sich an der Performance getan hat. Immerhin wirbt Shimano mit 10 % mehr Bremskraft als beim Vorgänger. Doch haben wir diese Kraft auch auf den Boden bekommen können?

Die Shimano SLX Bremse haben wir euch im Rahmen der Stumpjumper Aufbaustory bereits im Detail vorgestellt. Daher beschränken wir uns hier auf die wichtigsten Fakten.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

Shimano hat sich den Satz „Never change a running system.“ bei der Entwicklung der SLX Bremse (BL-M7120) scheinbar ganz oben auf das Lastenheft geschrieben. So finden wir bewährte Technologien wie den Servo Wave Bremshebel, die One-Way-Entlüftung und natürlich das Medium Mineralöl wieder. Bis hierher gibt es also keine großen Überraschungen.

2019 Shimano SLX 20 Cycleholix

Was sich geändert hat ist das I-Spec System, welches von I-Spec ll auf I-Spec EV modifiziert wurde. Ein cleverer Schachzug, denn nun ist es möglich den Schalthebel oder auch den Hebel der Sattelstütze direkt an den Bremsgriffen zu befestigen und so für ein aufgeräumtes Cockpit zu sorgen. Neben I-Spec EV hat die Shimano SLX Bremse – wie die größeren Geschwister – Bremsbeläge mit Kühlrippen erhalten, um ein besseres Hitzemanagement bei langen Abfahrten zu gewährleisten.

Shimano SLX I-Spec EV
Dank I-Spec EV lässt sich der Schalthebel direkt am Bremshebel montieren.

Preis – 220 € (Straßenpreis für das Set)

Gewicht

  • Shimano SLX M7120 (4 Kolben), Vorderrad 292 g
  • Shimano SLX M7120 (4 Kolben), Hinterrad 305 g
  • Shimano SLX (SM-RT86, 203 mm), 6 Loch 180 g
  • Shimano SLX (SM-RT86, 180 mm), 6 Loch 143 g

Mit der Shimano SLX Bremse auf dem Trail

Mit der Anzahl der Kolben (vier) und dazu passenden großen Scheiben war bereits vor der Montage klar, dass die Bremse primär für steile und lange Abfahrten gedacht ist. Das mit den langen Abfahrten hat sich dank einer globalen Erscheinung und sich daraus ergebenden Reiserestriktionen allerdings ein wenig in Grenzen gehalten. So haben sich die Fahrten zur Ermittlung der Standfestigkeit auf das Mittelgebirge mit 300 – 400 Tiefenmetern pro Abfahrt beschränkt.

SLX Bremse 10 Cycleholix

Während dieser Abfahrten hat sich die Shimano SLX Bremse unbeeindruckt gezeigt und in jedem Moment genug Power bereitgestellt. Stoppie am Ende einer schnellen Abfahrt? Kein Thema! Das erfreut natürlich die Unterarme, denn bei schwindender Bremskraft müsste der Fahrer härter zupacken, was sich wiederum in aufgepumpten Unterarmen zeigt.
Eine hervorragende Leistung, die ich in diesem Fall nicht zuletzt den Bremsbelägen mit zusätzlichen Kühlrippen und den Ice-Tech Bremsscheiben zuspreche. Dabei fahre ich bevorzugt organische Beläge vorne für einen starken initialen Biss und Sinter Beläge hinten für mehr Standfestigkeit.

Der Druckpunkt ist Shimano-typisch sehr straff. Eine Eigenschaft, die viele Fahrer an Shimano Bremsen schätzen. Ein bissiger Druckpunkt geht im Normalfall zu Lasten der Modulation. Ganz wegzureden ist das bei der Shimano SLX Bremse nicht, im Gegensatz zur Downhillschwester Zee fühlt sich die Modulation aber angenehmer an. Griffige Bodenverhältnisse waren dieses Jahr gefühlt Mangelware und so gaben sich Schlamm und tiefer Staub die Klinke in die Hand. Umso erfreulicher ist es, dass man auch in diesen Situationen stets die Kontrolle mit der Shimano SLX Bremse behält.

Shimano SLX Action.
Wenn es steil und staubig wird, ist eine gute Modulation gefragt.

Die Ergonomie ist eines der Steckenpferde von Shimano. Als Fahrer mit kleinen Händen erfreue ich mich daran, dass ich die Bremshebel sehr nahe an den Lenker stellen kann und dort einen knackigen Druckpunkt vorfinde. Das kostet auf langen Abfahrten weniger Kraft. Der Zeigefinger schmiegt sich hervorragend in das Ende des Griffes ein und sorgt damit immer für ein kontrolliertes Gefühl. Fahrer mit großen Händen können den Bremshebel komfortabel mit der werkzeuglosen Verstellung weiter vom Lenker einstellen.

Shimano SLX Bremshebl
Werkzeuglose Hebelverstellung macht die Anpassung der Hebelposition zum Kinderspiel.

Wo viel Licht ist, gibt es zwangsweise auch etwas Schatten. So haben sich Bremsen von Shimano in den letzten Jahren vereinzelt mit der Eigenschaft eines wandernden Druckpunktes bemerkbar gemacht. So leider auch bei den zwei Exemplaren die mir vorliegen. Jedoch ist es nicht so, dass der Druckpunkt vom Lenker weg wandert, sondern zum Lenker hin wenn man mehrfach kurz nacheinander den Bremshebel zieht. In der Regel ist das kein Problem. Da ich meine Bremshebel aber sehr nahe am Lenker fahre, hat es mir in ein bis zwei Situationen ein wenig den Schweiß auf die Stirn getrieben. Zu einem kompletten Bremskraftverlust ist es zu keiner Zeit gekommen!

Ein weiteres Thema sind klappernde Bremsbeläge im Bremssattel. Nun mag es sein, dass es Menschen gibt denen so etwas völlig egal ist, nur gehöre ich leider nicht zu diesen Menschen und ein klapperndes Rad macht mich irre. Um meine Seele zu beruhigen habe ich also einfach zwei schmale Streifen Filz an die Bremsbeläge geklebt und schon war Ruhe.

Fazit

Die Shimano SLX Vierkolben Bremse ist und bleibt ein Preis-/Leistungshammer am Bremsenmarkt. Freunde eines knackigen Druckpunktes werden hier weiterhin bedient und bekommen sogar eine bessere Modulation als noch beim Vorgänger. Die Bremskraft ist, wie es sich für eine Vierkolbenbremse gehört, auf höchstem Niveau und mehr Power braucht man sicher nicht.
Bekommt Shimano nun noch die Problematik mit dem wandernden Druckpunkt in den Griff, haben sie eine Bremse über die sich jeder preisbewusste, abfahrtsorientierte Biker freut.


Text & Bilder: Thomas Kappel
Redaktion: Robin Krings
weitere Infos: Shimano

2 Kommentare

  1. Hallo!

    Ich habe das gleiche Problem mit dem Druckpunktwandern in Richtung Lenker nach mehrmaligen schnellen Hebelbetätigungen an meiner XTR BR9120 – aber nur an meiner Vorderbremse. Sobald ich den Hebel noch einmal loslasse oder ihn nur einmalig betätige ist der Druckpunkt konstant dort wo er sein sollte.
    Eigenartig ist, dass ich bis jetzt zwei Jahre ohne Probleme unterwegs war, bis ich mir mal eine neue Scheibe und Beläge gegönnt habe. Dabei auch die Kolben im Sattel in die Ausgangsposition gedrückt. Vielleicht ist mir dieser beschrieben Effekt aber auch nur früher nicht aufgefallen.
    Ich habe schon den kompletten Hebel getauscht inkl. Entlüften nach allen Arten der Kunst, aber trotzdem keine Besserung. Auch habe ich den Sattel zerlegt um zu schauen ob evtl ein Kolben gebrochen war, aber nein, alles in Ordnung. Alles wieder zusammengebaut, und noch immer.
    An sich funktioniert die Bremse top, bis auf dieses Wandern.

    Dies ist der erste Artikel oder Veröffentlichung im Netz die ich zu diesem Thema finden konnte. Habt Ihr da schon eine Lösung gefunden?

    Mit besten Grüßen,
    Michael

    • wenn der bremssattel nicht völlig mittig zentriert ist, kommt das auch vor.
      bremshebel gedrückt halten und sattel anziehen ist zu unpräzise.
      augenmaß und abschließend kontrolle, ob sich die bremsscheibe bei betätigung der bremse im stand direkt neben dem bremssattel leicht zur seite biegt. falls ja, ist der bremssattel nicht zentriert.

      bei mir hat die einstellung das problem behoben.

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