Im Rahmen unserer Race Story werden wir den Aufbau eines Enduro Race Bikes begleiten und euch dieses vorstellen. Das Enduro Bike sollte auf jeden Fall 29 Zoll Räder bekommen. Außerdem sollte es leicht, aber haltbar sein. Bei der Suche sind wir auf den TUNE Endurorider gestoßen. Die für Leichtbau bekannte Firma aus dem Schwarzwald war nicht nur angetan von der Idee, sie haben uns auch kurzerhand eingeladen, ihnen beim Aufbau unseres Laufradsatzes über die Schulter zu schauen. Der Einladung sind wir sehr gerne gefolgt.
Nach der Begrüßung durch Sebastian, dem Geschäftsführer von Tune, folgte das erste Highlight. Er präsentierte uns die King und Kong Boost Naben mit Centerlock Aufnahme und individuellem Schriftzug. Außerdem schilderte er uns, dass Planung und Aufbau einer Nabe einen ähnlichen Prozess wie beim Hausbau durchlaufen, und die Statik dabei eine entscheidende Rolle spielt. Bei beidem geht es darum, die einwirkenden Kräfte entsprechen ab- und umzuleiten.
Beim Aufbau der Mountainbike Laufräder im Hause TUNE gibt es zwei Varianten. Während alle Carbon Laufräder ausschließlich per Hand aufgebaut werden, wird beim Aufbau von Laufrädern mit Aluminium Felgen auch auf die Unterstützung einer hochwertigen Maschine zurückgegriffen. Dennoch ist auch bei der maschinellen Unterstützung der Arbeitsaufwand von Hand recht hoch und sehr wichtig. Wir haben uns beide Varianten angesehen.
Der TUNE Endurorider in der Produktion
Den Anfang macht Sylvia, die unser Vorderrad mit Hilfe der Maschine aufgebaut hat:
- Die Decals der Felge werden bei Tune von Hand aufgeklebt
- Eine sorgfältige Montage ist gar nicht so einfach. Die Qualitätsansprüche bei Tune sind zudem sehr hoch.
- Damit die Decals nicht einreißen, werden die Löcher für die Nippel und das Ventil mit dem Lötkolben eingebrannt.
- Fertig zum Einlegen in die Maschine
- Die Speichen werden von Hand in die Maschine zum Einspeichen gelegt. Die Maschine führt dann den Nippel ein und schraubt diese leicht ein
- Zuerst werden die auf der Innenseite des Flansches anliegenden Speichen gespannt. Die Speichen auf der Außenseite folgen bei der nächsten Umdrehung.
- Das Laufrad kommt nun in die Zentriermaschine. Auf dem Computer wird das für das Laufrad entsprechende Programm ausgewählt. Wichtig ist hier auch die Auswahl des richtigen Speichentyps im Programm.
- Anschließend zentriert die Maschine das Laufrad vollautomatisch
- Auch die Speichenspannung wird automatisch gemessen
- Wichtig ist auch das sogenannte Abdrücken, damit sich die Speichen setzen können.
- Abschließend wird nochmal die Speichenspannung gemessen.
- Made with Love
Fertig heißt bei Tune erst, wenn alles nochmal kontrolliert wurde. So schaut sich Sylvia jedes Laufrad, welches die Maschine verlässt, noch einmal genau an. Dabei überprüft sie neben der Ausrichtung der Messerspeichen auch deren Spannung, sowie eventuelle Seiten- und Höhenschläge.
Danach ging es für uns zu Marzena. Sie haben wir dabei begleitet, wie Sie unser Hinterrad des TUNE Endurorider per Hand aufbaut. Zunächst erklärte sie uns, dass es Unterschiede beim Einspeichen von Vorder- und Hinterrad gibt. Das liegt an der Krafteinwirkung. Während auf ein Vorderrad die größten Kräfte beim Bremsen einwirken, spielt beim Hinterrad auch die Kraft des Antriebs eine gewichtige Rolle. Dies muss bei der Speichenspannung und -richtung berücksichtigt werden. Bei unserem TUNE Endurorider mit 29“ Felgen ist eine maximale Speichenspannung von 1200 Newton erlaubt. Dies gilt beim Hinterrad eben für die Speichen auf der Freilaufseite und beim Vorderrad für die Speichen, die von der Seite der Bremsaufnahme kommen. Die Toleranz für die Speichenspannung ist mit 50 Newton bei Tune recht gering, egal ob per Hand oder mit der Maschine aufgebaut.
- In der speziellen Box liegen alle Nippel passend ausgerichtet
- So sehen die Nippel aus
- Zunächst werden alle Speichen auf der Antriebsseite in die Nippel geschraubt.. Anschließend werden alle auf der gegenüberliegenden Seite eingedreht.
- In den Zentrierständer passen alle Naben mit unterschiedlichen Achsstandards.
- Wie bereits oben erwähnt, werden alle Nippel bis zum Ende des Gewindes festgedreht.
- Bevor es mit dem zentrieren losgeht, werden die Speichen nochmal gerichtet, da es an den Speichenkreuzungen schnell zu ungleichen Spannungen kommt.
Beim Zentrieren des Laufrades geht es darum, die Felge mittig zur Nabe auszurichten. Dies ist ein Prozess mit wiederkehrende Abläufen. Marzena braucht in etwa 40 Minuten für ein Laufrad. Erstaunlich ist dabei, dass sie verdammt viel nach Gefühl macht. Das Tensiometer dient dabei eigentlich nur zur Kontrolle.
- Nun beginnt der lange Prozess des Zentrierens. Es geht darum die “Mitte” zu finden.
- “Mit Gefühl” werden zuerst die innenliegenden Speichen und dann die außenliegenden Speichen auf der rechten Seite auf Spannung gebracht. Im Anschluss die Speichen auf der anderen Seite.
- Mit Hilfe des Zentrierständers minimiert Marzena nach und nach sowohl die Seiten- als auch die Höhenschläge. Wie gesagt, handelt es sich dabei um einen Prozess bei dem sich die Arbeitshandlungen wiederholen.
Fazit:
TUNE haben uns gezeigt, wie hoch der Aufwand in der Laufradproduktion ist. Wir haben gelernt, dass es einige kleine Kniffe gibt, welche ein hochqualitatives Laufrad von einem Billigprodukt trennen. Know-How und menschliche Erfahrung, selbst beim maschinellen Einspeichen sorgen dafür, dass der Nutzer ein zuverlässiges Produkt erhält. Wie langlebig der TUNE Endurorider ist, werden wir herausfinden, wenn der Laufradsatz in unserem Enduro Race Bike, dem Trek Slash, eingesetzt wird.
Text: Philipp Kargel
Redaktion Thorsten Illhardt
Fotos: Thorsten Illhardt