Mit dem Gewinn der Teamwertung im letzten Jahr hat das Ibis Enduro Team eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass das Ibis Mojo HD4 zu den schnellsten Enduro Bikes auf dem Planeten zählt. Doch wie fährt sich die Rennsemmel, wenn sie ein Otto-Normal-Biker bewegt? Das haben wir mit unserem Test herausgefunden.
Ibis Cycles wurde 1981 von Scot Nicoll in einer kleinen Werkstatt in Mendocino, Kalifornien gegründet. Baute Ibis in seinen über 30 Jahren anfangs auch Rennräder, Tandems und Cross Bikes haben sie sich nun auf Mountainbikes spezialisiert, mit einer Ausnahme – dem Hakka – einem Cyclecrosser. Auch beim Material waren sie anfangs breit aufgestellt und verwendeten Titanium, Aluminium und Stahl. Heute haben sich die Kalifornier ausschließlich dem Carbon verschrieben. Bekannt wurde Ibis zum einen durch den signifikanten Kabelhalter in Form einer Hand, welche die Seilzüge der hinteren Bremse festhielt. Zum anderen ist der Mojo-Rahmen mit der auffällig organischen Rahmenform ein bekanntes Markenzeichen, die sich schon über mehrere Generationen etabliert.
Auch wenn die Geometrie des Mojo HD4 überarbeitet wurde, ist die Rahmenform gleich geblieben. Auch beim Hinterbau führt kein Weg am bekannten DW-Link vorbei. Allerdings besitzt der Hinterbau nun 3 mm mehr Federweg gegenüber seinem Vorgänger, nämlich 153 mm.
Den Mojo HD4 Rahmen gibt es in fireball red und back in black. Bis vor kurzem war das Ibis Mojo HD4 auch noch in der Rahmenfarbe Añejo Silver & Lime verfügbar. Das Mojo HD4 gibt es in fünf unterschiedlichen Ausstattungsvarianten und der Frame only Option. Bei den Ausstattungsvarianten orientiert sich die Namensgebung an der verbauten Komponentengruppe von SRAM beziehungsweise Shimano: NX, GX, XT, X01 und XX1. (genaue Infos dazu auf der Ibis Homepage). Außerdem bietet Ibis die Möglichkeit zu einem Upgrade. So kann der standardmäßig verbaute Fox Float DPX mit einem Fox Float X2 gegen einen Aufpreis getauscht werden. Auch bei den Laufrädern hat man mehrere Möglichkeiten ein Upgrade durchzuführen. Zu guter Letzt hat man auch noch die Wahl, ob man das Bike mit 2,8“ Plus Bereifung von Schwalbe oder 2,6“ Maxxis Reifen fahren möchte. Unser Testbike war mit der Sram X01 Variante ausgestattet, hatte den Float X2 Dämpfer verbaut und war mit den Nobby Nic 2,8“ Plus Reifen auf einem Ibis Carbonlaufradsatz ausgestattet. Anstatt der Shimano XT Bremse war unser Mojo mit der Guide RSC von SRAM ausgerüstet. Auf die Waage brachte das Bike 13,1 kg (ohne Pedale). Preislich muss man dafür 8498,00 € einkalkulieren.
Rahmen | Ibis Mojo HD4, Größe L |
Federgabel | Fox 36 Float RC2, 160 mm Federweg |
Dämpfer | Fox Float X2 (200×57 mm) |
Schaltung | SRAM X01 Eagle |
Bremse | SRAM Guide RSC |
Laufräder | Ibis 742 Carbon mit Ibis Naben |
Sattelstütze | Fox Transfer |
Reifen | Nobby Nic 27,5×2,8“ |
Kurbel | SRAM X01 |
Vorbau | Thomson 40 mm |
Lenker | Ibis 800×31,8 |
Inhaltsverzeichnis
Geometrie
Bei der neuen Evolutionsstufe des Mojos haben die Entwickler großes Augenmerk auf die Geometrie gelegt. Dadurch wurde beispielsweise der Reach im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich länger und der Lenkwinkel flacher, wodurch das Mojo bei hohen Geschwindigkeiten deutlich stabiler sein sollte. Dennoch würden wir die Geometrie als moderat bezeichnen. Was uns freut ist die Tatsache, dass das Sitzrohr nicht so lang ist und unser Redakteur Philipp mir einer Körpergröße von 1,73 m und einer Schrittlänge von 79 cm den Rahmen in L fahren konnte. So kann das Bike mehr nach Einsatzzweck und Charakteristik ausgewählt werden als nach Körpergröße.
Optisch ist das Ibis ein Rad welches polarisiert. An ihm scheiden sich die Geister. Die einen finden es schön und erfrischend, weil es etwas Anderes ist. Die anderen können mit der organischen Form so gar nichts anfangen. Zu der Verarbeitung und der Lackqualität können wir keine Aussage treffen, da unser Testbike bereits im gebrauchten Zustand zu uns kam. Die Leitungsführung im inneren des Rahmens wirkt aber sehr durchdacht, sodass das Rad einen aufgeräumten Eindruck hinterlässt und auf dem Trail sehr leise ist. Auch ein Kettenschlagen ist äußerst selten zu vernehmen, was das Mojo HD4 zu einem sehr leisen Fahrrad macht. Was uns immer wieder erfreut, wenn ein Bike mit geschraubten BSA Innenlager ausgestattet ist. Und so ist es auch beim Ibis Mojo HD4.
Auf dem Trail mit dem Ibis Mojo HD4
Wow, das Bike geht vorwärts und dabei befinden wir uns noch gar nicht in der Abfahrt. Was sich schon auf den ersten Asphalt-Metern angedeutet hat, findet seine Fortsetzung sowohl auf dem Trail als auch im Uphill: das Mojo HD4 hat einen sehr sehr guten Vortrieb. Man merkt wirklich bei jeder Pedalumdrehung wie das Bike nach vorne geht. Gerade bergauf macht sich das positiv bemerkbar, da man hier in Verbindung mit der SRAM Eagle und einem 32er Kettenblatt unheimlich kraftsparend unterwegs sein kann. Die Körner, die man bergauf spart, können dann bergab verfeuert werden. Gerade in Kombination mit den Plus Reifen generiert der Hinterbau eine sagenhafte Traktion. Aber auch mit den von uns getesteten Maxxis Minion DHR WT 2,5″ war die Traktion sehr gut. Zudem muss auch der Hinterbau positiv erwähnt werden. Selbst mit offenem Dämpfer, generierte das Mojo HD einen tollen Vortrieb, so dass wir den Uphill Modus des Fox Float X2 irgendwann gar nicht mehr genutzt haben. Zu keiner Zeit versackten wir im Federweg und ein störendes Wippen konnten wir nicht mal erahnen. Der offene Float X2 führte zu dem Resultat, dass der Hinterbau auch bergauf ruhig über Stock und Stein führte. Ein weiterer Vorteil des offenen Dämpfers ist, dass wir – oben angekommen – nicht vergessen konnten den Dämpfer für die Abfahrt wieder zu öffnen.
Nach der Pflicht kommt die Kür und das ist der Downhill
Dank der bereits oben beschriebenen Stärke in der Beschleunigung, startet man gleich mit einem hohen Grundspeed in den Trail. Da kommt Freude auf! Das Bike fühlt sich auf Anhieb sehr vertraut an, sodass wir keine Eingewöhnungszeit gebraucht haben. Das war auch gut so, denn wir hatten von Beginn an den Drang mit dem Mojo zu attackieren. Trotzdem haben wir uns dabei stets wohl und- so blöd es klingt- auch entspannt gefühlt.
Die Balance aus Laufruhe und Wendigkeit ist stark ausgeprägt, so dass es bei hohen Geschwindigkeiten eine tolle Spurtreue an den Tag legte und dennoch ohne Kraftakt in Kurven hinein manövriert werden konnte. Einzig die Plus Reifen stellten sich hier ab und an als Spielverderber heraus. Bei offenen Kurven quittierten sie dies bei höheren Geschwindigkeiten mit plötzlichen Grip- und Kontrollverlust. Das ist einerseits der recht weichen Karkasse geschuldet, andererseits auch dem runden Aufbau des Reifens. Dieser generiert zwar zu Beginn der Schräglage einen guten und gleichmäßigen Halt, aber man kommt schneller an einen gewissen Punkt, bei dem dann oben beschriebenes Verhalten eintritt und eine schnelle Reaktionsfähigkeit gefragt ist. Das war bei den Maxxis Minion DHF und DHR in der WT Variante deutlich besser. Hier sind die Seitenstollen deutlich aggressiver und halten so schön auf der Kante.
Während die Plus Reifen in langsamen Passagen mit hohem technischen Anteil und losem Untergrund mit mehr Grip, einem etwas besseren Überrollverhalten und zusätzlicher Dämpfung punkten konnten, überzeugten uns die Maxxis WT Reifen bei höheren Geschwindigkeiten oder schnellen Richtungswechseln mit einer etwas direkteren und präziseren Linienwahl und einem besseren Feedback. Und auch bei Sprüngen hatten wir mit den schmaleren Reifen ein besseres Gefühl, da es gerade bei Landungen nicht zu einem nachfedern kam.
Der Hinterbau des Ibis Mojo HD4 ist nicht der progressivste, sodass wir mit einem SAG von 25 % und einem Token im Fox Float X2 unsere optimale Einstellung gefunden haben. Die Dämpfung der Low Speed und High Speed Druckstufe stellten wir mit 17 beziehungsweise 20 Klicks ein. So abgestimmt legte der Hinterbau in Kombination mit dem Dämpfer ein gutes Ansprechverhalten an den Tag und verfügte über genügend Reserven für unsaubere Fahrmanöver. Wer viel auf sprunglastigen Trails unterwegs ist, der kann sollte dann aber doch über einen oder zwei weitere Token nachdenken.
Komponenten
Die Fox Float 36 RC2 ist eine Federgabel, die über jeden Zweifel erhaben ist und wahrscheinlich jedem Bike der Welt gut zu Gesicht steht, auch dem Ibis Mojo HD4. Sie ist äußerst präzise bei der Linienwahl und überzeugt mit gutem Ansprechverhalten und vielseitigen Einstellungsmöglichkeiten. Wir haben sie mit 20 % SAG und ohne Token bei 160 mm Federweg eingestellt.
Laufräder
Ibis ist ein absoluter Verfechter von breiten Felgen und so war auch unser Testbike mit den hauseigenen Carbon Laufrädern ausgestattet. Die Felge besitzt eine Maulweite von 35 mm. So wird der Reifen gut abgestützt und er kann mit wenig Luftdruck gefahren werden, was wiederum für mehr Grip und besseres Überrollverhalten sorgt.
Bremsen
Wie die Fox 36 haben sich auch die SRAM Guide RSC Bremsen schon mehrfach bewährt. Das Ibis Mojo HD4 war mit einer 180er Bremsscheibe vorne und 160 mm hinten ausgestattet. Diese Kombination reicht zwar für viele Mittelgebirgstouren aus, aber geht es etwas steiler, schneller und länger bergab hätten wir uns größere Scheiben gewünscht.
Die Sattelstütze
Die Fox Transfer überzeugte die meiste Zeit unseres Testzeitraumes, lediglich bei Minusgraden quittierte sie leider ihren Dienst. Erst nachdem wir ihr Wärme spendierten, verrichtete sie wieder bereitwillig ihre Aufgabe.
Fazit:
Was sollen wir hier um den heißen Brei herumreden. Das Ibis Mojo HD4 hat uns sehr gut gefallen. Es überzeugte uns als effizienter Kletterer und bergab war es schnell und berechenbar. Das Bike war mit hochwertigen und stimmigen Komponenten bestückt die sehr gut mit dem Charakter des Bikes harmonierten. Einzig der hohe Preis bleibt als Wehrmutstropfen, wobei er in Anbetracht der Ausstattung gerechtfertigt ist.
Text: Philipp Kargel
Redaktion: Robin Krings
Fotos: Thorsten Illhardt, Jakub Reichhart, Patrick Frech