Im Frühjahr 2016 präsentierte die Firma Canyon aus Koblenz mit dem Sender CF ein radikal neu gestaltetes Downhill Bike. Als Canyons erstes DH-Bike, mit einem Hauptrahmen aus Carbon, sorgte das Sender mit seinem eigenständigen Design, dem neuen MX-Link und einer konsequent auf den Renneinsatz ausgelegten Geometrie für großes Aufsehen. Weniger als ein Jahr später stellen die Koblenzer nicht nur ihr neu gegründetes Canyon Factory Downhill Team, sondern auch die 2017er Modelle des Sender CF vor.
Mit dem Sender CF 9.0 hat uns Canyon das 4.999,- Euro teure Topmodell des Senders für unseren Dauertest zur Verfügung gestellt. Neben dem Sender CF 9.0 biete Canyon auch in diesem Jahr die günstigeren Ausstattungsvarianten 8.0 für 4.299,- Euro und 7.0 für 3.699,- Euro an.
Unser Testbike in Größe M kommt in der recht auffälligen Farbe namens Abyss Blue. Wie bei vielen anderen Modellen der Koblenzer kann das Sender CF 9.0 aber auch in diesem Jahr erneut im Canyon-typischen Stealth-Design geordert werden. Während es bei der Ausstattung im Vergleich zum Vorjahr einige Änderungen gibt, bleiben sowohl die Farben als auch die Geometrie des Bikes unverändert. Trotzdem möchten wir die wesentlichen Merkmale des Rahmens kurz vorstellen.
Canyon Sender – Die Geometrie
Canyon bietet den Rahmen in vier Größen (S, M, L und XL) an und richtet sich mit den Geometriewerten in vielerlei Hinsicht nach den aktuellen Anforderungen an Downhill Race-Bikes. Mit Reach-Werten von 420 mm bei Rahmengröße S bis hin zu 480 mm bei Rahmengröße XL sollten auch größere Fahrer ausreichend Platz auf dem Sender finden.
Rahmengröße | S | M | L | XL |
Körpergröße | 160-170 cm | 170-180 cm | 180-190 cm | 190-200 cm |
Sitzrohrlänge | 400 mm | 400 mm | 450 mm | 450 mm |
Oberrohrlänge | 562 mm | 586 mm | 611 mm | 635 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 120 mm | 130 mm | 140 mm |
Lenkwinkel | 63° +/-1° | |||
Sitzrohrwinkel | 74° | |||
Kettenstreben | 430/446 mm | |||
Radstand (kurz) | 1207 mm | 1232 mm | 1256 mm | 1281 mm |
Radstand (lang) | 1223 mm | 1248 mm | 1272 mm | 1297 mm |
Stack | 599 mm | 607 mm | 616 mm | 625 mm |
Reach | 420 mm | 440 mm | 460 mm | 480 mm |
Tretlager-Offset | 6 mm |
Quelle: Canyon
Ebenso wie die Reach-Werte zeigt auch der Radstand von 1207 mm (kurze Kettenstrebe) bei Rahmengröße S bis zu 1297 mm (lange Kettenstrebe) bei Rahmengröße XL deutlich, dass das Canyon für hohe Geschwindigkeiten gebaut wurde.
Wie bei vielen anderen Bikes aus dem Hause Canyon wächst auch das Steuerrohr des Senders mit der Rahmengröße. Hohe Spacer-Türme sind demnach nicht notwendig, um größeren Fahrern eine passende Cockpithöhe zu ermöglichen.
Der Rahmen
Herzstück des Carbon Rahmens mit Aluminium-Hinterbau ist der sogenannte MX-Link. Dieser zusätzliche Link zwischen Dämpfer und Hinterbau ermöglicht es das Übersetzungsverhältnis zwischen Federweg und Dämpferweg unabhängig von Anti-Squat, Anti-Rise und Pedalrückschlag auszulegen.
Mit dieser Konstruktion hat Canyon einen Rahmen entworfen, der sich dank guter Anti-Squat Werte hervorragend beschleunigen lassen soll, ohne dabei auf ein sensibles Ansprechverhalten am Federwegsanfang verzichten zu müssen. Im mittleren Federwegsbereich soll ein stabiles Fahrverhalten – ohne das berühmte Wegsacken – realisiert werden und zum Ende des Federwegs ausreichend Schutz vor Durchschlägen zur Verfügung stehen.
Während diese unabhängige Auslegung der Fahreigenschaften auch mit anderen Rahmenkonstruktionen möglich ist, sollte die Anlenkung des Dämpfers über den MX-Link einen gewissen Vorteil bieten. Der zweiteiligen MX-Link ist sowohl miteinander als auch an allen Schnittstellen zum Rahmen mit Igus Polymer-Gleitlagern verbunden. Abgesehen vom geringen Gewicht, der Leichtgängigkeit und der angepriesenen Langlebigkeit, ermöglichen diese Gleitlager, dass der MX-Link schwimmend mit dem Hinterbau verbunden ist und somit – im Falle von Verwindungen im Rahmen – unerwünschte Querkräfte vom Dämpfer ferngehalten werden.
In der Theorie klingt das sehr gut. In Bezug auf unseren Dauertest sind wir jedoch besonders gespannt, wie sich die Lager und diese Konstruktion in der Praxis über eine ganze Saison bewähren.
Der immer größer werdenden Anforderung, moderne Bikes auf verschiedene Strecken und Vorlieben abstimmen zu können, begegnet Canyon beim Sender mit einer variablen Länge der Kettenstreben und austauschbaren Steuersatzschalen. Im Vergleich zum Auslieferzustand lässt sich der Lenkwinkel des Senders somit von 63 Grad auf 62 oder 64 Grad verstellen. Für diesen Schritt wird allerdings ein Ausschläger zur Demontage der Standardschalen sowie ein Einpresswerkzeug zur Montage der optionalen Lagerschalen benötigt. Die Länge der Kettenstreben kann dafür aber mit wenigen Handgriffen um 16 mm variiert werden. Je nach Strecke werden wir in den kommenden Monaten die unterschiedlichen Kombinationen ausprobieren und in den weiteren Teilen des Dauertests unsere bevorzugten Setups vorstellen.
Neben der Konstruktion des Hinterbaus und der Geometrieverstellung weiß der Sender Rahmen auch mit einigen interessanten Details zu überzeugen. Beginnen wir mit der Zugführung. Diese verläuft nahezu vollständig intern, was dem Bike zu einer sehr aufgeräumten Optik verhilft. Die Brems- und Schaltzüge werden direkt am Gabelanschlag in das Unterrohr geführt. Dort verlaufen sie durch einen Schaumstoffschlauch, der auch bei heftigster Gangart Klappergeräusche vermeiden soll.
Besonders auffällig am Sender: Das kleine Schutzblech namens Sender Fender. Mit zwei Innensechskantschrauben direkt mit dem Hinterbau verschraubt, soll der Sender Fender den Dämpfer sowie den gesamten Bereich des MX-Links effektiv vor Schmutz und Steinschlägen schützen. Auch an einen SAG Monitor hat Canyon gedacht. Dieser befindet sich direkt neben dem orangenen MX-Link auf Höhe des oberen Sitzstreben-Lagers.
Zum Schutz vor mechanischen Einwirkungen verfügt der Sender Rahmen über einen Unterrohrschutz, einen Heel Protector sowie einen Kettenstrebenschutz, der gleichzeitig als Zugführung dient.
Konsequenz beim Design hat Canyon nicht nur bei der formschönen Sattelklemme, sondern auch bei Kleinigkeiten wie den Lagerstellen und den Schraubverbindungen bewiesen. Diese verfügen am ganzen Rahmen über Angaben zu den notwendigen Drehmomenten und den passenden Werkzeugen. Und für alle, die regelmäßig zur Reinigung oder Wartung den Dämpfer ausbauen, haben die Koblenzer einen kleinen Rahmenschutz direkt unter dem MX-Link platziert. Dieser verhindert, dass der MX-Link nach dem Herausziehen der Dämpferschrauben direkt auf den Carbonrahmen aufschlägt.
Canyon Sender – Ausstattung
Rahmen: | Canyon Sender CF |
Dämpfer: | Fox Factory Float X2 |
Gabel: | Fox Factory 40 |
Steuersatz: | Acros | Canyon |
Schaltwerk: | Sram X01 DH, 7S |
Schaltgriffe: | Sram X01 DH, 7S |
Kettenführung: | E.Thirteen LG1+ Taco |
Bremsen: | Sram Guide RSC |
Zahnkranz: | Sram XG-795, 7S |
Laufräder: | DT Swiss FR 1950 |
Reifen: | Maxxis Minion DHR II 2.4 |
Kurbel: | Race Face SIXC |
Kettenblatt: | Race Face 36Z |
Kette: | Sram PC-1110 |
Innenlager: | Sram GXP |
Vorbau: | Renthal Integra 35 |
Lenker: | Renthal Fatbar 35 |
Griffe: | DHX Grips |
Sattel: | SDG I-Fly Custom |
Sattelstütze: | SDG Micro I-Beam SP |
Sattelklemme: | Canyon Sender Integrated |
Pedale: | wird ohne Pedale ausgeliefert |
Quelle: Canyon
Im Vergleich zum Modelljahr 2016 ist der Preis des Canyon Sender CF 9.0 leicht gestiegen. Für exakt 200,- Euro mehr bekommt man 2017 unter anderem ein Upgrade bei der Kurbel. Nach der Race Face Atlas Kurbel in 2016, kommt jetzt die deutlich leichtere Race Face SIXC Carbon Kurbel – erneut gepaart mit einer E.Thirteen LG1+ Kettenführung – zum Einsatz.
Bei den Bremsen gibt es zumindest ein kleines Update zur ersten Sender Generation. Die SRAM Guide RSC kommt jetzt nicht nur wie gehabt mit einer manuellen Hebelweiten- und Druckpunktverstellung, sondern verfügt jetzt auch über die verbesserten Bremssättel, die bis zuletzt ausschließlich der Guide Ultimate vorbehalten waren.
Bei Lenker und Vorbau setzt Canyon in diesem Jahr erneut auf Komponenten aus dem Hause Renthal. Im Vergleich zum Vorjahr wird jetzt aber nicht mehr der Fatbar Carbon, sondern der neue Fatbar 35 mit passendem Integra 35 Vorbau verbaut. Dieser kommt – wie der Name schon sagt – mit einem Klemmungsdurchmesser von 35 mm und einer Breite von 800 mm bei 20 mm Rise.
In Sachen Fahrwerk setzt Canyon beim Topmodell erneut auf Produkte aus dem Hause Fox. Fox 40 Float an der Front – Fox Float X2 am Heck.
Ausgeliefert wird das Sender mit vier von möglichen sieben Volumen-Spacern in der Fox 40 sowie der seit 2017 maximal erlaubten Anzahl von fünf Volumen-Spacern für den Fox Float X2 in der 240 mm langen Ausführung mit 76 mm Hub. Wir sollten demnach ausreichend Möglichkeiten haben, um das Fahrwerk an unsere Vorlieben anpassen zu können.
Zum Thema Fahrwerk hat Canyon noch ein kleines Extra in den Zubehörbeutel des Senders gelegt. Alle, die das Ansetzen der Dämpferpumpe am recht verdeckt liegenden Fox Float X2 etwas „fummelig“ finden, dürfen sich über einen Adapter zur Verlängerung des Ventils freuen.
Die restliche Ausstattung zeigt sich im Vergleich zum Modelljahr 2016 nahezu unverändert. Das Sender CF 9.0 kommt wieder mit einer SRAM X01 DH 7-fach Schaltung mit passender 7-fach DH-Kassette und DT-Swiss FR 1950 Laufrädern mit Maxxis Minion DHR II Reifen in der 3C Mischung. Auch SDG Sattel und Sattelstütze bleiben bis auf die Sattelfarbe unverändert.
Mit der Serienausstattung und den von uns montierten Crank Brothers Mallet DH Pedalen (selbst nachgewogen: 488 Gramm) kommt das Sender CF 9.0 in Größe M auf ein Gewicht von 16,51 kg. Die auf der Canyon Homepage genannten 16,1 kg ohne Pedale passen somit recht genau. Mit dem Einbau der mitgelieferten Tubeless-Ventile und dem Verzicht auf die derzeit noch verbauten Schläuche sollten wir uns in der Saison noch ein ganzes Stück der 16 kg Grenze nähern.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das Canyon Sender CF in unserem Bike-Alltag schlägt. Auf unseren Hometrails und in verschiedenen Bikeparks möchten wir möglichst viele Eindrücke zum Fahrverhalten, der verstellbaren Geometrie, dem Setup und insbesondere der Zuverlässigkeit des Sender CF sammeln. Der erste Eindruck ist äußerst positiv und unsere Erwartungen an Canyons Topmodell sind jetzt ebenso hoch wie unsere Vorfreude auf die Saison 2017.