Angepasste Geometrie, neue Fahrwerksoptionen und SWAT. Das sind, ganz grob gefasst, die Änderungen am Specialized Enduro für 2017. Man hat eigentlich nur dezent Hand angelegt, denn das Enduro ist alles andere als ein altbackenes Bike, welches komplett überholt werden muss. Wir haben uns die Pro Version des Enduro für einen Dauertest in die Redaktion geholt und werden prüfen, was die Änderungen im Detail gebracht haben.
Die Rahmenform des bekannten „X-Wing“ ist auf den ersten Blick absolut gleich geblieben. Die Verarbeitung ist durchweg auf einem sehr hohen Niveau und wirkt sehr wertig. Der Hinterbau des 17er Enduros ist jetzt allerdings nicht mehr aus Aluminium, sondern ebenfalls aus Carbon gefertigt. Das dürfte dem kompletten Bike dann noch etwas mehr Steifigkeit verleihen. Optisch ist es auf jeden Fall gelungen. Auch die Geometrie hat man nicht unverändert gelassen und greift aktuelle Werte im Enduro Bereich auf. So ist der Reach (Größe M) auf 430 mm gewachsen und der Lenkwinkel liegt bei glatten 66 Grad. Logischerweise haben diese Änderungen auch Einfluss auf alle anderen Geometriewerte des Bikes. Die kompletten Daten können der folgenden Tabelle entnommen werden.
Die offensichtlichsten Veränderungen beziehen sich auf das Unterrohr des Enduro. Hier hat Specialized das SWAT System integriert, welches schon aus anderen Modellen bekannt ist. SWAT steht hierbei nicht für „Special Weapons and Tactics“ sondern für „Storage, Water, Air and Tools“. Die Lösung ist so einfach wie genial. Der Flaschenhalter des Enduro verfügt am Boden über ein Multitool, welches das nötigste an Werkzeug bereitstellt, um kleinere Reparaturen im Wald durchzuführen. Beide befinden sich auf dem Deckel, welcher das SWAT Fach im Unterrohr abdeckt. Öffnet man diesen, findet man ausreichend dimensionierten Stauraum, um Dinge wie Ersatzschlauch, Minipumpe, weitere Tools oder z.B. eine Banane zu transportieren. Warum das ganze? Wenn man weiß, dass man nur einen halben Tag unterwegs ist, hat man so das nötigste dabei, ohne eine Satteltasche oder den Rucksack zu bemühen. Sicher verstaut, praktisch und vor Wasser geschützt. Der Rahmen wurde hierfür am Unterrohr modifiziert, um keine Schwachstelle durch die Öffnung zu bieten. Der Rahmen selbst besteht aus dem bekannten FACT Carbon von Specialized. FACT steht für „Functional Advanced Composite Technology“.
Beim Hinterbau bleibt, abgesehen von der Verwendung des Werkstoffes Carbon alles beim alten. Specialized setzt weiterhin auf das bewährte FSR System, welches nicht nur im Enduro für ein neutrales Antriebsverhalten sorgt. Es ist eines der besten Hinterbausysteme am Markt, wenn es darum geht passendes Feedback vom Untergrund zu bekommen. Verständlich, wenn man bedenkt das FSR seit knapp 20 Jahren konsequent weiterentwickelt und optimiert wurde.
Vom Hinterbau zum Fahrwerk. Die Pro Variante des Enduro kommt mit dem bekannten Öhlins STX mit Autosag am Heck. An der Front arbeitet eine Lyrik RC mit 160 mm Federweg. Wer mehr braucht, der greift zur S-Works Variante welche mit dem kompletten Öhlins Enduro Fahrwerk kommt. Specialized greift bei vielen Komponenten dann in das eigene Teileregal. So kommen die Laufräder (Traverse 29) von Roval. Beim Cockpit kommt ein 780 mm Aluminium Lenker samt passendem Vorbau zum Einsatz. Die Command Post Sattelstütze ist ebenfalls aus dem eigenen Haus und kann als recht sorgenfreies Produkt bezeichnet werden. Gebremst wird mit SRAM Guide RS (200VR/180HR) und abgerollt mit einer Mischung aus Butcher (29×2.3) am Vorderrad und Slaughter (29×2.3) am Hinterrad. Das 29er bietet die Option auf 6fattie, also Plusbereifung umzurüsten. Bei Gabeln meist nicht so das Problem, wurde hier auch am Hinterbau genügend Platz gelassen, um auf breiteres Format zurückgreifen zu können.
Wie 2017 in dieser Preisklasse (6.299 Euro) fast schon üblich, setzt auch Specialized voll auf 1×12 von SRAM. Die Eagle X01 Gruppe wird mit einer Aluminiumkurbel kombiniert und sorgt für maximale Bandbreite bei sehr guter Schaltperformance.
Ansonsten ist das Enduro durchaus ein Augenschmaus. Gloss Rocket Red/Baby Blue/Black nennt Specialized die Farbkombination. Das Rot wirkt recht satt und hat schon fast Signalwirkung. Baby Blue ist sehr hell und nur unter bestimmten Lichtverhältnissen auch als Blau wahrnehmbar. Sehr ansprechend, aber natürlich Geschmackssache. Eine weitere Farbvariante bietet Specialized dem Kunden beim Enduro Pro dann nicht an.
Die Leitungen und Züge sind sauber verlegt. Durch die interne Zugführung wirkt das ganze Bike sehr aufgeräumt, clean und durchdacht.
Die nächsten Monate werden nun zeigen aus welchem Holz, pardon Carbon das 2017er Enduro gemacht ist. Über normale Trailtouren, Parkbesuche bis hin zu Renneinsätzen auf höherem Niveau wird alles mit dabei sein. Dabei werden wir auch die 6fattie Variante nebst seinen Eigenheiten mit in den Test aufnehmen. Eines ist aber jetzt schon sicher, mit dem Enduro Pro werden wir ganz sicher nicht „untermotorisiert“ unterwegs sein, denn es bot schon immer reichlich Reserven und lässt sich auch gerne grob bewegen.