Cannondale hat in seiner E-Bike Sparte ordentlich aufgeräumt, dabei das Moterra komplett überarbeitet und ihm gleichzeitig einen kleinen Bruder in Form des Habit NEO zur Seite gestellt. Das Cannondale Moterra ist weiterhin mit 160 mm Federweg ausgestattet und mit klarem Fokus auf die bergab Perfomance, wohingegen das Habit NEO eher den Allrounder darstellt. Wir hatten im österreichischen Alpbach die Chance dem Cannondale Moterra einen Tag auf den Zahn zu fühlen.
Cannondale ist sich mit dem Eisatzgebiet des Moterra treu geblieben: Viel Federweg für viel Spaß bergab. In Zahlen bedeutet das 160 mm Federweg an der Gabel und 160 mm Federweg am Heck. Doch war es an der Zeit dem Rad eine Frischzellenkur zu gönnen, was zu einer modernen Geometrie führte und viele weitere Innovationen hervorbrachte. So wurde viel wert darauf gelegt, dass jedem Fahrer (ob groß oder klein) das gleiche Fahrgefühl auf dem Bike vermittelt wird. Und dies funktioniert, indem jede Rahmengröße eine eigene Anlenkung des Dämpfers erhält.
Auch wenn das Cannondale Moterra generell auf 29″ Laufrädern unterwegs ist (Rahmengröße M, L, XL), wurde Rücksicht auf kleine Fahrer genommen und bei der Rahmengröße „S“ auf 27,5″ Laufräder gesetzt. Da der Tester mit stolzen 1,63 m eher zur kleineren Gattung Fahrer gehört, wurde das Moterra in Rahmengröße „S“ mit 27,5″ Laufrädern getestet. Auch die Sattelstützenlänge wächst mit der Rahmengröße. Warum bei Rahmengröße nur eine 100 mm Sattelstütze verbaut wird entzieht sich jedoch meinem Verständnis. Bei dem kurzen Sitzrohr wäre sicherlich eine Sattelstütze mit 125 mm Hub drin gewesen.
Technikfreunde haben an dem Moterra definitiv ihre Freude. So wurde zum Beispiel der lästige Speichenmagnet entfernt und an die Bremsscheibe versetzt. Der Geschwindigkeitssensor sitzt versteckt an der Kettenstrebe, was für eine saubere Optik sorgt. Ein gut lesbares Display versorgt den Fahrer mit reichlich Informationen auf dem Spacerturm.
Für ordentlich Vortrieb sorgt der Bosch Performance CX drive Motor mit einem großen 625 W/h Akku in den Topmodellen und einem 500 W/h Akku in allen anderen Modellen.
Wer den Akku nicht direkt am Bike laden möchte, kann ihn ganz einfach aus dem Unterrohr entnehmen. Mit einem einfachen Drehhebel lässt sich das Unterrohr öffnen. Angst vor Diebstahl muss man aber nicht haben, denn den Akku kann man nur entfernen, wenn man ihn mit einem Schlüssel öffnet.
Grundsätzlich bremse ich bergab gerne so wenig wie eben möglich. Aber wenn es sich dann nicht vermeiden lässt, sollte immer ausreichend Bremspower zur Verfügung stehen. Damit der Fahrer auch aus gefühlten Mach 5 wieder sicher zum Stehen kommt, verbaut Cannondale am Moterra eine Bremsscheibe mit sage und schreibe 220 mm am Vorderrad und immerhin noch 200 mm am Hinterrad. Da die 220 mm Bremsscheibe kein Standardprodukt ist, hat sich Cannondale mit Magura zusammengetan und eine Scheibe entwickeln lassen. Da ein 220 mm großer Stahlring einiges an Gewicht mitbringt, hat er einen Aluminiumspider erhalten.
Die größte Bremsscheibe allein bringt aber erst etwas, wenn auch Beläge angepresst werden. Dafür sorgt beim Moterra die ohnehin schon starke MT7 von Magura.
Inhaltsverzeichnis
Alle Ausstattungsvarianten im Überblick
Die Geometrie
Die Geometrie ist sehr ausgewogen und entspricht exakt dem, was man von einem modernen Endurobike erwartet.
Das Cannondale Moterra auf dem Trail
Auch wenn das Cannondale Mottera sehr potent wirkt, muss es erst einmal auf den Berg gebracht werden, was absolut kein Problem für den Bosch Performance CX drive ist. Selbst bei 20% Steigung kann man sich noch fröhlich miteinander unterhalten, sofern man in der passenden Unterstützung unterwegs ist. Wer sich um absolut nichts kümmern möchte, geht dazu am besten in den eMTB Modus. Hier erhält man in Abhängigkeit des Pedaldrucks eine Unterstützung des Motors die zwischen den Modi Tour bis Turbo stufenlos regelt. Der eMTB Modus war ein echter Segen, wenn es darum ging steile und rutschige Spitzkehren herauf zu fahren. Ein unachtsamer Tritt im Turbomodus kann den Fahrer schon mal geradeaus durch eine Spitzkehre schieben, wohingegen sich die Kraft im eMTB Modus angenehm entfaltet und man ohne zu Schalten mit einem guten Gefühl durch die Kurven fahren kann. Der Lenkwinkel von angenehmen 66° hilft in engen Kurven zusätzlich, weil man nie ein kippeliges Gefühl hat.
Eine weitere Stärke beim Aufstieg sind die 450 mm langen Kettenstreben des Moterra. Dank der langen Kettenstreben ist das Moterra schier verrückte Steigungen samt Fahrer hochmarschiert. Wer Spaß an technischen Uphills hat, hat hier sein perfektes Bike gefunden.
Bergab nimmt das Connondale Moterra sofort richtig Fahrt auf (trotz 27,5″ Laufrädern). Die Position ist zentral im Rad und durch eine gute Balance von Gabel und Hinterbau vermittelt das Bike so viel Sicherheit, dass man bei geraden Schussfahrten über Wurzeln selten das Verlangen hat die Bremse zu betätigen. Bei beherztem Bremsen, bleibt der Hinterbau trotzdem überraschend aktiv.
Bei schnellen Kurven erfreut der Hinterbau mit ordentlich Gegendruck. Ich konnte hier zu keiner Zeit ein Durchsacken feststellen. Auf flowigen Trails kann man so problemlos durch Pumpen und Absurfen von Bodenwellen Geschwindigkeit aufnehmen.
Will man den Hinterbau an seine Grenzen bringen, muss man es in der Tat ordentlich stehen lassen. Bei etwas langsameren Kurven fordern die langen Kettenstreben ihren Tribut und verlangen vom Fahrer etwas mehr Input.
Fazit
Wer Spaß an technischen Uphills hat, hat mit dem Cannondale Moterra seinen perfekten Begleiter gefunden. Dank kraftvollem Motor, einer guten Sitzposition und langer Kettenstreben ist eher das Limit des Fahrers, als das des Bikes erreicht. Bergab vermittelt das Moterra extrem viel Sicherheit, benötigt in engen Kurven aber etwas Nachdruck vom Fahrer.
Text: Thomas Kappel
Bilder: Ale di Lullo, Tom Bause
Redaktion: Robin Krings
weitere Informationen: Cannondale