„Hey Jungs, wir bekommen ein Ibis Ripmo in Größe L zum Test. Wer hat Zeit, wer hat Lust?“ So lautete die erste Frage in unserer Whatsapp Gruppe. Ich hielt mich entschieden zurück, denn wieso soll ich das Bike testen, welches ich auch privat mein Eigen nenne? Es offenbarte sich jedoch schnell, dass in dem avisierten Zeitraum kein Redakteur mit der passenden Körpergröße zur Verfügung stand. Was also tun? Den Test zurückweisen? Auf einen anderen Zeitpunkt verschieben? Nee, natürlich nicht. Ich ließ das Testbike zu mir senden und von nun an gesellte sich ein zweites Ibis Ripmo V2 in Größe L und Farbe Bug Zapper Blue zu dem meinen. Dies ist für mich persönlich der bisher spannendste Einzeltest gewesen, da ich mich möglichst kritisch und neutral dem mir ans Herz gewachsenen Bike beschäftigen musste. Nun aber los…

Ibis Ripmo V2
Das Ibis Ripmo V2 in Bug Zapper Blue mit SLX Build Kit

Über Ibis

Fährt man mit Bikes von Santa Cruz, Specialized, Trek oder Pivot durch den Wald, wird man oft auf das Bike angesprochen und Erfahrungen ausgetauscht. So ganz anders ergeht es mir seit knapp einem Jahr mit dem eigenen Ibis Ripmo: Auch wenn Bex Baraona und Robin Wallner vom Ibis Werksteam in der Enduro World Series stets super Platzierungen einfahren, ist die Marke hierzulande eher weniger bekannt. So wird man beim Biken meist in Ruhe gelassen und selbst wenn man im Gespräch die Marke nennt, wird oft mit Achselnzucken ein „Kenn ich nicht“ erwiedert.

Ibis Ripmo

In Santa Cruz Californien, im Jahr 1981 – am 1. April (Anmerkung: Das Jahr meiner Geburt) hat der Schotte Scot Nicol seinen Job an den Nagel gehangen und ohne Geld und Businessplan die Firma Ibis gegründet. Naja… eigentlich hatte die Firma noch keinen Namen, und so hat er sich Erzählungen zur Folge durch ein Ornithologiebuch geblättert und ist beim Ibis hängen geblieben. Scot mochte die Leichtigkeit von Vögeln und dachte, deren Eigenschaften passen gut zu einem Fahrrad. Es hätte übrigens auch Kestrel werden können (Turmfalke), doch diese Firma gab es schon und verliebt in den Vogel Ibis, nannte er seine Firma ebenso. Scot ist übrigens noch immer an Bord, doch überlässt er die Arbeit eher seinem 40-köpfigen Team und probiert selbst nicht im Weg zu stehen.

Ibis Ripmo

Das Ibis Ripmo V2

Das „V2“ ist, wie der Name bereits sagt, die zweite Version des Ibis Ripmo. Bereits das erste war ein großer Erfolg, sodass die Änderungen zum Nachfolger hin eher moderat ausfielen. Als Werkstoff wählt der Hersteller von Beginn an Carbon, was bedeutet, dass nicht nur der Hauptrahmen und Hinterbau aus Kohlefaser bestehen, sondern auch die Dämpferanlenkung.

Ibis Ripmo
Der obere Link sammelt gern einmal Steine und Dreck. Gut abgeklebt, bleibt der Lack unbeschadet.
Ibis Ripmo
Um Dreck aus dem unteren Hebel fern zu halten, ist das Ripmo mit einer Gummilippe an entsprechender Stelle ausgestattet.

Die Züge und Leitungen werden komplett intern geführt, wobei einlaminierte Rohre für ein sicheres Routing sorgen. Ibis verzichten an den Ausgängen auf Dichtungen oder Klemmvorrichtungen, was für eine sehr saubere Optik sorgt und ihren Teil zum niedrigen Gewicht von rund 3,1 kg (inkl. Float X2) beiträgt.

Ibis Ripmo
Die Züge werden komplett im Rahmen geführt. Allerdings neigen diese gern zum Klappern. Abhilfe: Vor dem Einziehen die Züge an manchen Stellen mit Isolierband umwickeln um deren Querschnitt zu vergrößern.

Sehr edel wirkt das aufgeschraubte Logo vorn auf dem Steuerrohr. Generell ist das gesamte Ripmo extrem hochwertig gefertigt, was man meiner Meinung nach bei dem Preis auch erwarten darf. Größere Lackschäden konnten wir im Testzeitraum nicht ausmachen. Auch mein privates Ripmo hat bisher keine größeren Blessuren erlitten.

Ibis Ripmo
Sehr edel – das Logo

Eine absolute Besonderheit ist, dass Ibis an den Hauptgelenken, des von Dave Weagle entwickelten Hinterbaus mit virtuellem Drehpunkt, auf Kugellager verzichtet! In den beiden Drehgelenken des unteren Umlenkhebels befinden sich großflächige, breit abgestützte Gleitlager. Diese sind so gut von außen abgedichtet, dass sich in meinem privaten Ripmo nach der gesamten, eher nassen Saison 2021, rund 1200 Trailkilometern und rund 30.000 Höhenmetern noch immer eine saubere Fettpackung von meinem initialen Aufbau aus dem Oktober 2020 befand! Auch von Lagerspiel oder übermäßiger Abnutzung gab es keine Spur – doch selbst wenn, kann der Erstkäufer von der lebenslangen Lagergarantie Gebrauch machen und kostenfrei Ersatz anfordern.

Ibis Ripmo
Made in Santa Cruz California

Gleitlager im Hinterbau? Leider haben diese allgemein einen schlechten Ruf, was technisch gesehen absolut nicht verargumentierbar ist. Faktisch gesehen, haben diese sogar ihren Vorteil: Die maximal zulässige Tragzahl von Kugellagern, welche bei den meisten Herstellern im Hinterbau verwendet werden, ist für den rotativen Einsatz, oder einen großen Drehwinkel ausgelegt. Für den quasi-statischen Betrieb über ein paar wenige Grad Schwenkwinkel sind diese weniger geeignet.

Ibis Ripmo
In den Gelenken des unteren Links befinden sich zwei große Gleitlager, quer durch den Rahmen.

Die Begründung ist, dass bei Kugellagern im pessimistischen Fall die Kraft über stets die gleichen wenigen Wälzkörper in der immer gleichen, kleinvektorigen Lastzone übertragen werden. Es werden also einzelne Wälzkörper dauerhaft belastet, während sich andere selten bis nie in der Lastzone befinden und als „Lückenfüller“ im Lager mitlaufen. Durch die geringe Baugröße der Wälzkörper ergibt sich zudem eine kleine Aufstandsfläche, hingegen eines Gleitlagers mit ähnlichem Durchmesser, aber über die gesamte Breite des Rahmens (Analogie: Grip eines Laufrades mit 26″x1.9″ und 29″x2.6″). Aufgrund dieser Tatsache, dimensionieren manche Hersteller die Hauptdrehlager sehr groß – und erreichen somit zusätzlich auch eine hohe Steifigkeit.

Ibis Ripmo
Ein geschraubtes BSA Innenlager – nur der Unterrohrschutz dürfte etwas größer dimensioniert sein.

Das Ibis Ripmo kommt mit einem geschraubten BSA Innenlager, was für mich persönlich ein großes Pro-Argument ist! Hinter das Tretlager kann optional eine ISCG Aufnahme für eine Kettenführung geklemmt werden. Generell macht die Qualität des Rahmens und der Lackierung einen sehr guten Eindruck. Der Unterrohrschutz wirkt effektiv, könnte aber etwas größer ausfallen.

Geometrie

„Moderat“ ist meiner Meinung nach das Stichwort dieses Bikes: Die Geometrie ist nicht zu lang, zu flach, zu sehr „Downhill“, zu sehr irgendwas. Dies war zur Zeit als ich mich entschieden hatte, das Ripmo als privates Bike in Erwägung zu ziehen, ein ausschlaggebender Faktor. Nicht zuletzt wurde das Rad interessant, da Ibis den Rahmen in Größe L für eine Körperlänge von 173 bis 185 cm vorschlägt und ich mich mit 178 cm genau in der Bandbreite befinde. Mich persönlich nervt es sehr, wenn ich mich laut Hersteller zwischen M und L entscheiden darf, was rein psychologisch gesehen schon immer einen Kompromiss ausmacht.

Ibis Ripmo V2 geometriegrafik Cycleholix Ibis Ripmo V2 Geometrie Cycleholix Ibis Ripmo V2 Grössenverteilung CycleholixIbis RipmoPreise und Build Kits

Das Ibis Ripmo V2 ist als Set, bestehend aus Rahmen und Fox Float X2 Dämpfer für 3.950 Euro erhältlich! Dieser Preis macht den Kauf meiner Meinung nach mehr zu einer Investition, als zu einem Gebrauchsgegenstand. Dieses wird begleitet von dem Fakt, dass die Lieferzeiten schon vor der aktuellen Pandemie extrem lang waren und stets nur wenige Stück verfügbar sind. Dies ist zwar erst einmal ein Nachteil, doch hält sich auch der Erlös aus einem Gebrauchtverkauf auf einem hohen Niveau, sollte man sich von dem guten Stück wieder trennen wollen. Das Ibis Ripmo ist kein „Allerweltsbike“.

Ibis Ripmo Ibis bieten das Ripmo mit unterschiedlichen Build Kits an, welche das Bike unterschiedlich sinnvoll und attraktiv ausstatten. Alle gemeinsam haben den Fox Float X2 Dämpfer und im Test noch die Fox 36. Kurz nach dem Erhalt des Testbikes wurde die Ausstattung der Modelle geändert: Die Fox 38 hat Einzug gehalten und ist nun bei allen neuen Ripmos Standard. Die folgend angebenen Preise sind schon inklusive diesem Upgrade.

Ibis Ripmo
Der Fox Float X2 sitzt gut erreichbar im Rahmen, sodass man in seltenen Fällen den Plattformhebel einfach aktivieren kann.

Den Einstieg macht das DEORE Kit, welche das Bike mit einer kompletten Shimano Deore Gruppe ausstattet. Gesamtpreis: 6.200 EURO. Wer das Bike möglichst „günstig“ erhalten möchte, um später ggf. an Teilen wie der Bremse zu tunen, ist hier goldrichtig.

Das NGX Kit für 6.500 EURO ist der Einstieg in die Sram-Welt. In dieser Stufe wird eine solide GX Gruppe mit einigen Teilen aus der NX Familie und der Sram G2 Bremse ausgestattet. Wer dies bei dem Preis erträgt akzeptieren kann, darf hier zugreifen.

Unsere getestete Ausstattung – und unser absoluter Tipp – ist das SLX Kit, welches für 7.050 EURO eine solide und funktionelle SLX Gruppe mitbringt.

Für weitere 800 EURO Aufpreis ist das Shimano XT Kit zu haben, was eine super Ausstattung ist, wenn man „etwas mehr“ will.

Der Interessent, welcher auf Produkte aus der Sram Welt schwört, muss geschmeidige 9.100 EURO für das X01 Build Kit berappen.

Wer 12.800 EURO auf dem Konto hat und diese für ein Ibis Ripmo ausgeben möchte, bekommt das XX1 AXS Kit, welches neben der elektronischen Funkschaltung zusätzlich Carbonfelgen und eine Lenker-/Vorbau-Kombination beinhaltet. Die Bremsen stammen aus der noblen Shimano XTR Gruppe.

Was mir persönlich fehlt, ist eine solide Sram GX Ausstattung. So kombiniere ich an meinem privaten Ripmo einen GX Antrieb mit XT Bremsen und Teilen von Tune und BikeYoke. Mit Maxxis Assegai und Agressor komme ich so auf ein Gewicht von 13,9 kg ohne Pedale.

Wichtig zu wissen ist, dass das Ibis Ripmo bis zur Größe M mit einem speziellen „Traction Tune“ mit sehr schneller Zugstufe an beiden Federelementen ausgeliefert wird. Der Vorteil soll sein, dass das Bike sehr weit oben im Federweg fährt und auch für kleinere und entsprechend leichtere Fahrer eine hohe Spritzigkeit an den Tag legt. Sollte man also ein Rahmen Dämpfer Kit erstehen, ist bei der Auswahl der Gabel auf das passende Tuning zu achten! Selbst in dem uns zur Verfügung gestellten Testbike in Größe L steckte eine Fox 36 mit der Tuning ID D66H mit „light rebound“ Abstimmung. Weitere Infos dazu erfahrt ihr in „Das Ibis Ripmo auf dem Trail“.

Ibis Ripmo
Fox 36 Factory mit speziellem Tune

Unser Ibis Ripmo war in der Farbe „Bug Zapper Blue“ lackiert. Alternativ gibt es das Rad in schlichtem, extrem eleganten „Star Destroyer Grey“. Wahrscheinlich hat der Entwickler des Rades beim Star Wars schauen mit einer blauen Fliegenklatsche nach nervigen Fliegetieren geschlagen – oder welche Theorie gibt es sonst?

Ibis Ripmo
Auch in Star Destroyer Grey macht das Ripmo eine sehr gute Figur.

Ausstattung

Unser getestes Ibis Ripmo V2 wurde mit dem SLX Build Kit zur verfügung gestellt. Die Shimano SLX Gruppe fällt uns immer wieder durch ihre solide Funktionsweise auf, welche sich nur in Details von der hochwertigeren XT Gruppe unterscheidet. Die Bremsen beispielsweise kommen ohne Druckpunktverstellung, welche allerdings auch bei der XT Bremse ein verzichtbares Feature sind. Die Leistung der SLX Bremse ist durch Verwendung einer 203 mm Scheibe vorn und einer mit 180 mm Durchmesser im Heck über jeden Zweifel erhaben.

Ibis Ripmo
Shimano SLX Bremse
Ibis Ripmo
Vorn mit 203 mm Bremsscheibe, hinten mit 180 mm Durchmesser
Ibis Ripmo
Die belüfteten Bremsbeläge neigen zum Klappern. Ein Wenig Klettband unter den Kühlrippen schafft Abhilfe.

Angetrieben wird das Rad mit Komponenten aus der SLX Gruppe, ohne auf Mogelpackungen aus günstigeren Ausstattungsfamilien zurückzugreifen. 1 x 12 ist inzwischen Standard.

Ibis Ripmo
Shimano SLX Antrieb

Bei Lenker und Vorbau setzt Ibis auf hauseigene Produkte. Der verbaute Alu-Lenker wollte mir persönlich nicht gefallen. Er hatte mir zuviel Backsweep, was sich an einer für mich ungewohnten, wenn auch ergonomischen Handposition zeigte. Obwohl Ibis die Ripmos in Größe L und XL für gewöhnlich mit einem 50 mm langem Vorbau ausliefert, war unser Testbike mit einem in 40 mm Länge montiert. Interessant ist, dass Ibis noch auf die alte Lenkerklemmung mit 31,8 mm Durchmesser setzt.

Ibis Ripmo
40 mm Vorbau, Lenker mit 780 mm Breite
Ibis Ripmo
Wer es sich leisten kann…

Bei den Reifen setzt der Hersteller auf einen Maxxis Assegai an Front und Heck. Grip bis zum Abwinken, aber hinten könnte man einen besser rollenden Vertreter einsetzen. Ibis verwendet, bis auf im Highendmodell, hauseigene „S35“ Aluminiumfelgen mit eigenen Naben. Beim Kauf hat man allerdings die Option auf Carbonfelgen mit Industry 9 Hydra Naben. Diese sind beim sündhaft teuren XX1 AXS Build Kit bereits standard.

Ibis Ripmo
Maxxis Assegai Bereifung
Ibis Ripmo
Die Laufräder mit Alufelgen stammen ebenfalls aus dem eigenen Haus.

Das Ibis Ripmo auf dem Trail

Man nimmt sehr gut zentriert Platz, ohne dass man zu gestreckt oder gar aufrecht sitzt. Der 76° steile Sitzwinkel (Größen S und M: 77°, L und XL 76°) schiebt den Fahrer recht weit ins vordere Rahmendreieck, was viel Druck von den 435 mm kurzen Kettenstreben nimmt. Während andere Hersteller einen solchen Sitzwinkel mit eher flachen Lenkwinkeln kombinieren, hat man sich bei Ibis für vergleichbar moderate 64,9° entschieden. Dies ist knapp ein halbes Grad steiler als es beispielsweise bei einem Santa Cruz Hightower der Fall ist. Für mich bedeutet dies, dass ich eben nicht noch ewig viel Vorderrad vor meinem Lenker habe, sondern mich wie auf einem neutralen Fahrrad fühle. Dies hatte zur Folge, dass ich mich beim ersten Aufsitzen auf ein Ripmo sofort pudelwohl fühlte und gar keine Eingewöhnung benötigt habe.

Ibis Ripmo
Gut zentriert im Rad

Bergauf ist das Ibis Ripmo mit Abstand das beste Rad, welches ich in dieser Klasse fahren durfte. Sitzposition und das angenehme Gewicht lassen das Ripmo richtig leichtfüßig klettern. Selbst technische Anstiege auf Singletrails lassen sich neutral, ohne abkippendes oder ansteigendes Vorderrad bewältigen. Bei kürzeren Anstiegen lasse ich die Finger vom Plattformhebel des Float X2 Dämpfers, denn die rythmischen minimalen Bewegungen des Hinterbaus halten sich in Grenzen, wenn man in die Pedale tritt. Geht es länger den Berg hoch, schließe ich den Hebel für gewöhnlich, was den Hinterbau weit aus dem Federweg hebt und auch lange Uphills von 1000 hm am Stück zu einem akzeptablen Ereignis werden lässt. Nicht wirklich optimal ist der Maxxis Assegai an Front UND Heck… während er vorn einen überragenden Job macht und massig Grip generiert, ist der Reifen hinten einfach zuviel. Er kostet Energie beim Treten und könnte besser durch einen leichter rollenden Hinterreifen ersetzt werden. Ich habe den Reifen gegen den Maxxis Aggressor ausgetauscht.

Ibis Ripmo Bei so guter Klettertauglichkeit kann man sich gar nicht vorstellen, wie sicher und effizient sich das Ibis Ripmo auf dem Trail bergab gibt. Wer eine Sänfte sucht, kann den Artikel von nun an überspringen, denn das Ripmo ist eher knackig und sportlich abgestimmt. Ausreichend sensibel nimmt die Federung im Heck leichte Unebenheiten auf, gibt dem Fahrer jedoch genügend Feedback über das, was unter ihm geschieht. Wird der Untergrund rauer, der Fahrstil weniger materialschonend und die Geschwindigkeit höher, muss man der Abstimmung des Float X2 etwas Aufmerksamkeit widmen. Ich persönlich habe vier Volumenspacer im Hinterbau verbaut und die Highspeed Druckstufe nahezu geschlossen. Gleichzeitig fahre ich die Low- und Highspeed Zugstufen eher schnell. Dies bedeutet für mich, dass ich das Ripmo superhoch im Federweg fahren kann, aber dennoch genügend Reserven habe und der Hinterbau nicht durch die 147 mm Federweg rauscht. Anstatt jedoch die Luftkammer des Dämpfers durch Spacer zu verkleinern, würde die Hinterbaukennlinie durch Progression aus der Hinterbaukinematik etwas harmonischer verlaufen. Hier geht es allerdings um Details, welche ich mir bei einem Bike wünschen würde, welches ich inzwischen sehr gut kenne. Positiv ist mir das leichte (schnelle) Zugstufensetup der Gabel aufgefallen. Dieses passt sehr viel besser und ausgewogener zum schnellen Hinterbausetup, als es die ansonsten identische „36“ mit Aftermarket Tune aus meinem eigenen Ripmo vermag.

Ibis Ripmo V2 2548 scaled CycleholixSämtliche Tester, welche sich kurzfristig das Ripmo geschnappt haben, gaben mir die gleiche Rückmeldung: Das Ibis Ripmo offenbart sich als superverspieltes Bike, welches an Kanten viel Popp generiert, um damit abziehen zu können. Und tatsächlich ist es auch genau das, was mir an dem Rad sehr gefällt. Abgesehen davon, wird nicht übermäßig viel Druck auf dem Lenker benötigt, um an der Front Grip generieren zu können. So lassen sich auch entspannte Runden drehen, ohne stets mit der Spritze im Arm im Angriffsmodus unterwegs zu sein. Gibt man allerdings viel Input auf die Front, lassen sich mit dem Rad supereasy Backwheeldrifts hinlegen und aberwitzige Geschwindigkeiten erreichen.

Ibis Ripmo
Der originale Anschlagschutz verabschiedete sich schnell. Ein Ersatz aus Slappertape beruhigte die Kette im Anschluss.

Die Lautstärke des Ibis Ripmo ist mir allerdings nicht wirklich positiv aufgefallen. Die Kette schlägt recht laut gegen die Kettenstrebe und deren kleinen Metallprotektor nahe der Kurbel – welcher darüber hinaus nach zwei Ausfahrten seine neue Bestimmung irgendwo in der Natur gefunden hat. Mein Ripmo selbst habe ich an den entsprechenden Stellen mit Slappertape großflächig abgeklebt und damit etwas leiser bekommen. Außerdem benötigen die Züge etwas Sonderbehandlung, damit diese nicht in den Rohren klappern. Von einem Bike in der Preisklasse würde ich eine absolut perfekte Lösung erwarten. Dies betrifft allerdings nicht nur Ibis, sondern auch andere Hersteller in der Preisklasse.

Ripmo oder Ripley

Wie es der Zufall so wollte, ist mir bei meiner langen Wartezeit auf mein eigenes Ripmo ein Ripley V4 aus dem gleichen Haus „zugelaufen“. Das Ripley wird als Trailbike geführt und kommt mit lediglich 120 mm Federweg im Heck und kann mit Gabeln zwischen 120 und 140 mm Federweg kombiniert werden. Ich möchte mich der häufig gestellten Frage „Ripmo oder Ripley“ zuwenden, welcher ich regelmäßig im Internet begegne.

Ibis Ripley V4 5173 scaled Cycleholix
Ibis Ripley V4 mit tourenorientiertem Aufbau – unter 12 Kg.

In meinem Fall habe ich das Ripley mit einem Fox DPX2 Dämpfer ausgestattet und mit einer „34“ mit 140 mm kombiniert. Der ganze Aufbau mit Maxxis Rekon Race hinten und Dissector vorn macht das Rad für mich zum Inbegriff der „Down Country“ Gattung: Bergauf geht das 12,5 kg leichte Ding wie ein XC Bike, um auf dem Trail nötige Sicherheit und Traktion zu bieten und auf flowigen Trails maximalen Fahrspaß zu bieten.

Ibis Ripley V4 3201 scaled Cycleholix
Auch mit einem Ibis Ripley lässt es sich Gas geben. Das Ripmo allerdings ist das vielseitigere Bike, vor allem wenn man den Fokus auf Bergab legt.

Wer sollte sich für welches Bike entscheiden?
Das Ripley empfehle ich Fahrern, welche eher in gemäßigtem Gelände unterwegs sind und Flowtrails ihr Zuhause nennen. Lange Touren lassen sich mit dem Ripley fahren, wie mit einem reinrassigen XC, nur eben in komfortabel. Das Ripley nutze ich für „die schnelle Runde“ nach Feierabend, oder wenn ich bei Tagestouren Kilometer und Höhenmeter sammle, dabei bergab aber gemäßigter rangehe. Auflüge in die Alpen und den Bikepark würde ich persönlich jedoch nur mit dem Ripmo unternehmen, welches ich, nicht zuletzt durch dessen hervorragende Klettereigenschaften, für das vielseitigere Bike halte.

Ibis Ripmo
Auf derartigen Trails ist das Ripmo ganz klar im Vorteil.

Fazit

Das Ibis Ripmo V2 ist das vielseitigste Bike, welches ich bisher fahren durfte. Bergauf ist das Bike absoluter Sieger in seiner Klasse. Leichtfüßig und neutral geht es den Berg hoch, um oben noch viel Kraft für die Abfahrt übrig zu haben. Bergab ist es keine Sänfte, sondern wartet mit einem effektiven Fahrwerk auf, welches in der Enduro World Series regelmäßig für sehr gute Platzierungen sorgt. Die Geometrie macht das Rad sehr ausgewogen und verspielt gleichermaßen. Wer ein Bike für höhenmeterreiche und traillastige Touren sucht, ist bei dem Ibis Ripmo goldrichtig. Lebenslange Lagergarantie und sehr gute Crash Replacement Konditionen machen lange und nachhaltig Freude. Lediglich die Geräuschkulisse ist verbesserungswürdig – da muss der Käufer selbst Hand anlegen. Wer für viel Geld ein sehr gutes Fahrrad kaufen möchte, welches man zumal nicht täglich auf dem Trail sieht, findet mit dem Ibis Ripmo V2 das richtige Gefährt.


Das Testbike wurde uns von www.tri-cycles.de zur Verfügung gestellt.
Weitere Informationen: www.ibiscycles.com
Text und Fotos: Thorsten Illhardt

5 Kommentare

  1. Schade das die Fotos so schlecht sind, das machen andere Magazine wie z-B. Mtb-news oder EnduroMag sehr viel besser.
    Auch witzig, wie sich offensichtlich der Autor beim Fahren selbst ablichtet.

    Trotzdem ein netter Artikel, mit allerdings viel Luft nach oben.

    LG Marc

    • Hallo Marc,
      vielen Dank für dein Feedback. Es freut uns, dass du den Weg auf unsere Seite gefunden hast. Das die genannten Magazine einen sehr guten Job machen und sich auch sehr viel Mühe geben mit ihrem Bildmaterial stimmt.
      Für konstruktive Kritik sind wir immer offen. Daher interessiert uns, was die Kollegen denn so viel besser machen? Kannst du uns das auch benennen? Vielleicht bist du sogar in der Lage uns Tipps zu geben, wie wir unsere Bilder besser machen können? Oder ist es dein persönlicher Geschmack?
      Weiter schreibst du, dass der Artikel nett ist, aber noch viel Luft nach oben hat. Was vermisst du denn? Was würdest du anders machen?
      Cheers

  2. Bei meinem Ripmo klappert nix, liegt vielleicht daran, dass der Rahmen Made in Vietnam ist🙃

    Ein Ersatzblechen sammt Kleber habe ich direkt von IBIS CA bekommen und zusätzlich mit drei Kabelbindern fixiert, was die untere Kettenstrebe zusätzlich schützt.

  3. Hallo Hendrik,
    es sind beides super Bikes. Ich kann mich oft nicht entscheiden, welches ich nehmen soll ;-)
    Das klappern habe ich ganz einfach beseitigt:
    Dafür habe ich die Zughüllen/Bremsleitung ca 10 cm oben am Steuerrohr aus dem Rahmen gezogen. Dann habe ich den Querschnitt einfach mit Isolierband vergrößert, sodass diese einfach gar nicht mehr klappern können. Funktioniert super!
    Ich hoffe dir geholfen zu haben.

  4. Hallo Thorsten,
    das ist ein klasse Artikel. Seit ein paar Wochen bin ich selber Ripmo Fahrer (vorher Ripley) und kann dir nur voll und ganz zustimmen. Großartiges Bike in allen Lebenslagen.
    Mich würde aber noch interessieren, wie genau du das Klappern der Züge beseitigt hast. Das nervt nämlich tatsächlich ein wenig.
    Viele Grüße,
    Hendrik

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein