Developed Suspension, kurz (DVO Suspension) ist eine sehr junge Firma in der Federelementbranche. Gegründet in den USA vom ehemaligen Marzocchi Mitarbeiter Bryson Martin, schaffte es die junge Firma vom Start an in aller Munde zu bleiben. Nicht nur auffällige Farben und die Vertragsschließung mit MTB Legende Cedric Gracia sorgten für den Hype. DVO Produkten wurde vom ersten Tag an eine sehr gute Funktion nachgesagt. Grund genug für uns ein Testmuster der DVO Emerald DH anzufordern und eigene Erfahrungen zu sammeln.
Technische Daten
- Preis: ab 2.099,00€ (UVP)
- Hersteller: DVO
- Modell: Emerald DH
- Modeljahr: 2015
- Aufbau: Upsidedown
- Federung und Federweg: Luftfeder, 203mm
- Laufrad: 26“ oder 27,5“ (Umrüstung durch Austausch der Carbon Arch möglich)
- Steuerrohr: 1.5“ Tapered
- Rohre: 42mm Standrohre / 36mm Tauchrohre (PTFE Coat)
- Dämpfung: Twin Tube Dämpfung (Offenes Ölbad), Einstellbar in Low- und Highspeed Druckstufe und Zugstufe
- Besonderheit: OTT (Over the top) Funktion, CTA (Carbon Torsion Arch)
Erster Eindruck
Erblickt die Emerald in der Werkstatt das erste Mal das künstliche Licht dieser Welt, werden die Gedanken von einem Gefühl beherrscht: „Wow!“. Wuchtig, mächtig und in der Farbe Giftgrün optisch auffällig, fast schon grell, kommt die Upsidedown DH Gabel daher. Zweiter Gedanke: „Oh, etwas schwerer…“. Letzteres wird häufig thematisiert, sei es in Fachgesprächen, in sozialen Netzwerken oder Foren. Ja, sie ist mit 3,5kg nachgemessene 700gr. Schwerer als eine Fox 40 Float 2014 und 540gr schwerer als eine Dorado von 2015. Zum Thema Gewicht später mehr.
Auf der Federseite befindet sich oben der OTT Versteller, in dessen Mitte sich das Topcap für das Luftventil befindet. Auf der Dämpfungsseite sind oben der Zugstufeneinsteller und auf der Unterseite der kombinierte Einsteller für Low- und Highspeeddruckstufe.
Generell wirkt die Gabel sehr hochwertig, schade ist allerdings, dass die Versteller leicht scharfkantig sind, was das Einstellen ohne Fahrradhandschuhe unkomfortabel macht. Keine Überraschungen bei der Steckachse, 20mm Durchmesser und kein Gewinde im Casting. Geklemmt wird die Achse durch eine Konterschraube.
Erfreulich: Zum Lieferumfang der Emerald DH gehört eine Federgabelpumpe.
Einbau und Setup
Wie immer bei neuen Federelementen eine spannende Aufgabe. DVO hat hier keinen Aufwand gescheut und eine umfassende Knowledge Base auf der Homepage aufgebaut. >>Link. Wir empfehlen hier die englischen Dokumente zu verwenden, da die Übersetzung ins Deutsche teilweise recht abenteuerlich ist.
Bei der Montage ist darauf zu achten, dass die Schrauben a) in der korrekten Reihenfolge und b) mit dem korrekten Drehmoment angezogen werden. Besonderes Augenmerk gilt bei der Ausrichtung der Standrohre. Hier war die Einbauanleitung zunächst etwas verwirrend. Zitat „ensuring that the upper legs are tightened to the lower clamp at or within 8mm of the step in the upper tube.” Aus dem Schaubild und der Beschreibung geht die gemeinte Markierung nicht genau hervor. Es handelt sich dabei um einen „Knick“ im Standrohr.
Bevor der Einbau abschlossen werden kann, ist unbedingt auf genügend Freiheit CTA zu Unterrohr zu testen. Hierzu wird die Luftkammer der Gabel entleert und in den kompletten Federweg gedrückt. Die Carbon Arch muss genügend Abstand zum Unterrohr haben. Sofern sie anstößt müssen die Standohre weiter heraus gezogen werden. Der Abstand zwischen der unteren und der oberen Gabelbrücke muss sich in dem Bereich zwischen 165-120mm befinden. Je nach Steuerrohrlänge und Spaceranzahl unter der oberen Gabelbrücke, sollte der Abstand im Vorfeld geklärt sein.
Setup, Königsdisziplin nach dem Einbau und vor der ersten Fahrt. Auch hier unterstützt DVO den Fahrer mit ausführlichen Anleitungen, Videos und einer Basetunetabelle, an der sich unser Tester Michael zu Beginn orientiert hat.
OTT… Over the top… Was ist das eigentlich?
Hohe Luftdrücke in Federelementen erlauben es dem Fahrer schnell über Unebenheiten und Löcher hinweg zu fahren. Die Kehrseite ist ein hölzernes Ansprechverhalten. OTT ist eine Negativfeder, die über einen Versteller auf der Federseite der Gabel mit 90 Klicks (15 Umdrehungen) vorgespannt werden kann. Über diese Vorspannung kann das Ansprechverhalten der ersten 70mm des Federwegs individuell angepasst werden. DVO ermöglicht somit Fahrern, die mit hohem Luftdruck fahren, das Ansprechen durch Vorspannen der Feder feinfühliger zu gestalten. Fahrer mit niedrigem Luftdruck können einem Durchsacken durch weniger Vorspannung auf OTT entgegenwirken und dennoch eine komfortable Druckstufeneinstellung vornehmen.
Auf der Strecke
Bereits das Basetune fühlt sich sehr gut an, wenn auch recht straff. Die Gabel bringt volle Kontrolle über das Bike und produziert jede Menge Grip. Lenkimpulse werden sofort umgesetzt und in Anliegern oder an Absprüngen sackt die Gabel nicht weg.
Verblüfft hat uns das Butter zarte Ansprechverhalten, kleine Unebenheiten und Wellen werden dank OTT spürbar weggefiltert, gepaart mit hohem Dämpfungskomfort, was viel Sicherheit vermittelt. Im mittleren Federweg ist die Dämpfung deutlich zu erkennen, womit nicht gemeint ist, dass sie schlagartig einsetzt. Der Fahrer bekommt ein sehr gutes Feedback von dem, was gerade unter dem Rad passiert.
Gegen Ende des Testtags, wenn die Arme und Hände müde wurden, hat unser Michael OTT um ein paar Klicks weiter geschlossen. Dadurch wurde das Ansprechverhalten noch sensibler, was die kleinen Erschütterungen, die am Ende des Tages an der Kraft zehren, reduzierte. So konnte Michael ein paar Abfahrten mehr absolvieren und hatte länger Spaß auf dem Bike.
In Sachen Verwindung ist die Emerald nicht negativ aufgefallen. Selbst ohne CTA fährt sich die Gabel steifer als z.B. eine Dorado, wird jedoch spürbar „weicher“.
Philosophie
Wo kommen das Mehrgewicht und der hohe Dämpfungskomfort her? Die Carbon Torsion Arch (CTA) sorgt zum einen für den Schutz der Tauchrohre, viel wichtiger jedoch, sie mindert die Verwindung der Gabel. Trotz dem Werkstoff Carbon wiegt die CTA 360gr. Wenn Gewicht vor Tauchrohr- und Verwindungsschutz geht, dann kann laut DVO die Gabel auch ohne Carbon Fender gefahren werden.
Das Gewicht steigt zudem durch die große Menge an Dämpfungsöl. 330ml sind ein Wort, arbeiten vergleichbare Gabeln mit deutlich unter 300ml Dämpfungsöl. Größeres Ölvolumen erhitzt sich langsamer und schäumt weniger, was die Performance der Dämpfung steigert und länger konstant hält.
Fazit
Die DVO Emerald DH fasziniert durch Optik und Funktion. Optimierungsbedarf gibt es in unseren Augen lediglich in Sachen Gewicht und in der B-Note bei den unangenehmen Einstellknöpfen.
Zartes Ansprechverhalten, Grip und hoher Dämpfungskomfort sind die Attribute mit denen sich die Emerald DH beschreiben lässt. Selbst auf ruppigen Strecken verleiht die Gabel dem Fahrer viel Vertrauen und Sicherheit.
Betrachtet man alle Eigenschaften gesamtheitlich schließt sich der Kreis: Upsidedown Bauweise, damit Reduzierung der ungefederten Masse, ständig geschmierte Dichtungen und erhöhtes Ölvolumen für konstante Dämpfungseigenschaft verschaffen der Emerald DH eine sehr gute Performance, bei etwas Übergewicht. DVO hat eine konkurrenzfähige Gabel entwickelt, die in Sachen Performance in der gleichen Liga wie aktuelle Top-Gabeln spielt.
Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings