BIONICON, die Innovationsschmiede vom Tegernsee (Bayern) hat für 2015 das Edison überarbeitet und in der Version EVO auf der Eurobike 2014 vorgestellt. Wir durften es in der 27,5“ 160mm NBS Spec 0 Ausstattung unter die Lupe nehmen. Lest im nachfolgenden Artikel, warum uns das EVO begeistert und welchen Verlauf eine ursprünglich befristete Teststellung genommen hat.

BIONICON Edison EVO NBS
BIONICON Edison EVO NBS

Im Jahr 2002 berührten die Stollen des ersten Edisons den Waldboden. Seiner Zeit voraus, war das 150mm Fully dank dem BIONICON-System voll tourentauglich. Als erster Hersteller überhaupt ermöglichte BIONICON, durch spezielle Federelemente, eine Geometrieverstellung während der Fahrt. So konnte ein langhubiges Fully per Knopfdruck auf Uphill getrimmt werden. Auf der BIONICON Homepage wird das System genau erklärt. >>Link

Nach über 10 Jahren wurde das Edison mit einer zeitgemäßen Geometrie neu entwickelt – die Geburt des Edison EVO. Da nicht in jeder Region eine Geometrieverstellung auf Uphill notwendig ist, bietet BIONICON das Edison zusätzlich in der NBS Version an, was für Non BIONICON System steht und entsprechend auf die Geometrieverstellung verzichtet.

BIONICON Edison EVO NBS 160 27,5“ Spec 0

  • Edison EVO Rahmen 27,5“ / 160mm
  • Rock Shox Monarch Plus RC3
  • Rock Shox Pike RC
  • Acros BlockLock Headset
  • Answer ATAC A ME Vorbau
  • Answer ProTAPER 780 Lenker
  • Ergon GA1 Griffe
  • SRAM Guide RSC Bremse
  • SRAM Centerline 180/180
  • SRAM X01 Schaltwerk
  • SRAM XG-1195 Kassette
  • SRAM X01 Kette
  • SRAM X01 32t Kurbel
  • SRAM GXP Tretlager
  • DT SWISS E1700 Spline TWO 27,5
  • Schwalbe Hans Dampf 27,5×2,35 vo/hi
  • Ergon SM30 Sattel
  • KindShock LEV integra Sattelstütze
  • BIONICON Sattelklemme
  • BIONICON c.guide eco Kettenführung

Insgesamt gibt es sechs verschiedene Ausstattungsvarianten für das 160mm Edison EVO. Mit BIONICON-System ausgestattete Bikes sind in 26“ und 27,5“ verfügbar, während es das NBS ausschließlich in 27,5“ gibt. Alle drei Varianten sind weiter unterteilt in 1×11 und 2×10 Antrieb. Damit dürften alle Vorlieben bedient werden. Wer den ultimativen Mix aus „mini DH“ und Kletterziege sucht, der wird in der 180mm Version des Edison EVO fündig. Hier fallen allerdings die NBS Varianten weg.

Specliste Edison EVO
Specliste Edison EVO

Quelle: http://evo.bionicon.com/specliste-edison-evo/

BIONICON vertreibt die Bikes im Direktvertrieb ohne Zwischenhändler, d.h. sie werden vormontiert in einem großen Karton versendet. Der Kunde muss lediglich den Lenker montieren, die Laufräder einsetzen und die eigenen Pedale anschrauben. Binnen weniger Minuten steht das Bike auf den Rädern und kann in seiner Gänze begutachtet werden. Mit ein paar Metern Abstand betrachtet, formen der modernen Rahmen, der flache Lenkwinkel und die breiten Schlappen einen Gedanken: so sieht Enduro aus!

Bike in a Box, großer Karton, große Freude
Bike in a Box, großer Karton, große Freude

Der Rahmen besteht in allen Varianten aus Aluminium und ist hochwertig verarbeitet. Das Design ist schlicht und schön. Dezent hydrogeformte Ober- und Unterrohre lockern die Optik auf. Die Zugführung verläuft außen, was eine flexible Zugführung zulässt sowie den Service und Tausch verschiedener Komponenten vereinfacht.

Die Geometrie entspricht den aktuell gängigen Maßen. Flacher Lenkwinkel, langer Reach und Radstand für Laufruhe, hoher Stack und kurze Kettenstreben sorgen für mehr Kontrolle und Wendigkeit.

Edison Geometrieliste
Edison Geometrieliste

Quelle: http://evo.bionicon.com/geometriedaten/

Die Ausstattung ist konsequent auf Enduro ausgelegt. Die KindShock LEV integra mit 150mm hub sorgt dafür, dass der Sattel aus dem Weg ist, wenn der Spaß Bergab beginnt. Starke 200/180mm Bremsen sorgen für adäquate Verzögerung, während der 780mm breite Lenker am kurzen Vorbau volle Kontrolle gibt. Viel Bodenfreiheit und ein aufgeräumtes Cockpit liefert der 1×11 Antrieb aus dem Hause SRAM. Das Edison wird mit einer c.guide eco Kettenführung und einem Kettenstrebenschutz geliefert. DT-Swiss liefert den 27,5″ (650b) Laufradsatz.

SRAM Guide RSC
SRAM Guide RSC

Beim NBS wird in Sachen Fahrwerk voll auf Rock Shox gesetzt. Die Pike kommt „nur“ als RC Version – was der Performance keinen Abbruch tut, lediglich den dreifachen Druckstufenhebel vermissen lässt – und der Hinterbau wird durch den Monarch Plus RC3 gedämpft.

Anders als in der Serienausstattung kommen an unserem Edison ein 32T B-Ring, Racingbros Dämpferbuchsen und die Reifenkombination Schwalbe Magic Mary vorne / Schwalbe Rock Razor hinten zum Einsatz. B-Ring und Racingbros Dämpferbuchsen können gegen Aufpreis während dem Bestellvorgang als Option gewählt werden.

Praxis

Sobald das Edison auf den Rädern steht, ist es ready to rock. Das Einzige was wir zu tun hatten, war ein erstes Setup für das Fahrwerk zu ermitteln. Da unserem Tester Michael die Rock Shox Pike bestens bekannt ist, hat er gleich zu Beginn zwei Token in die Luftkammer eingesetzt. Hierdurch erhöht sich die Endprogression, was es ihm erlaubt, für ein optimales Ansprechverhalten einen niedrigeren Luftdruck zu fahren. Das restliche Setup ist schnell erledigt, 25% SAG in den Federelementen, Zugstufen und an der Pike RC die Low Speed Druckstufe nach einem ersten Gefühl passend dämpfen.

Jetzt aber ab in den Wald. Das Testrevier ist das Bergische Land in Nordrhein-Westfalen. Bereits auf den ersten Metern verleitete das EVO zum Spielen. Als dann auf dem Trail der erste Waldboden unter die Stollen kam, reichte das Grinsen von einem bis zum anderen Ohr. Zack Zack Zack, um die Ecken, in die Kurven, jeder Absatz wurde zum Springen genutzt, kurz und knapp: Spaßgerät

Vor dem Vergnügen steht meist die Arbeit, heißt für uns: Uphill. Dank Uphill-tauglicher Sitzposition und der in drei Stufen (per Hebel) verstellbaren Druckstufe des Monarch Plus eine zu bewältigende Aufgabe. In der Einstellung „Firm“ wird die Wipp-Bewegung des Hinterbaus spürbar reduziert. Zwar neigt das Vorderrad in sehr steilen Anstiegen zum Steigen aber bis auf die sehr wenigen Momente haben wir weder eine Absenkfunktion noch die RCT3 Einheit an der Gabel vermisst.

Der gewählte 32T B-Ring passt bestens für das Testrevier. Wenn zum Ende der Tour die Körner ausgehen, kann der ein oder andere Anstieg schon einmal schwerer werden aber immer noch zu bewältigen. Anfangs durch die Reifenwahl irritiert, waren wir vor allem von dem Semi-Slick Rock Razor sehr überrascht. Bergauf erleichtert er das Pedallieren mit seinen niedrigen Stollen auf der Lauffläche enorm und bergab zeichnet er sich dank der aggressiven Seitenstollen durch Spurtreue aus.

Sorgt für Begeisterung - Schwalbe Rock Razor
Sorgt für Begeisterung – Schwalbe Rock Razor

Nun zur Kür. In schnellen und wendigen Abfahrten ist das Edison EVO NBS eine Wonne. Es lässt sich spielend dirigieren und vermittelt ein Gefühl von absoluter Kontrolle. Genau dies ist die Charakteristik des NBS. Hauptverantwortlich hierfür ist der verbaute Monarch Plus, welcher dem Viergelenker u.a. aufgrund seiner kleinen Luftkammer und der damit entstehenden Progression angenehmen Pop verleiht. Mit seinen 93kg konnte Michael keine große Verwindung des Rahmens feststellen, auch in Kurven oder Anliegern blieb alles stabil.

Party on - Spaßgerät Berg ab
Party on – Spaßgerät Berg ab

Trotz viel Pop fühlt sich der Hinterbau auf Wurzeln oder anderen Unebenheiten nicht unsensibel an. Die Kombination aus linearer Hinterbaukinematik, langem Dämpferhub (63mm) und hoher Progression im Dämpfer machen es möglich. Durch den niedrigen Druck im Dämpfer liegt auch viel weniger Druck auf den Dichtungen. Hierdurch kann die Dämpfung viel sensibler ansprechen und arbeiten. Der Federweg wird geschmeidig über den kompletten Bereich genutzt, ohne durch den mittleren Federweg zu rauschen oder am Ende unangenehm zu verhärten.

Auf dem Trail und in schnellen Abfahrten waren wir mit unserem ersten Setup sehr glücklich, in steilen und langsameren Abfahrten hingegen wurde das NBS recht nervös. In einer ersten Maßnahme erhöhten wir die Zugstufendämpfung am Monarch, was das Heck deutlich beruhigte. Das nun entstandene Ungleichgewicht zur Front bekamen wir auch hier durch mehr Zugstufendämpfung in den Griff, was das Fahrwerk im gesamten beruhigte, ohne dabei den für gut befundenen Pop zu verlieren.

Laufen lassen....
Laufen lassen….

In einem Experiment erhöhten wir den SAG auf 30% und passten entsprechend die Dämpfung an. Hierdurch verlor das Rad deutlich an Wendigkeit, lag dafür besser auf den steilen und ruppigen Stücken. Da uns gerade die Wendigkeit des NBS sehr begeistert hat, haben wir das vorherige Setup mit erhöhter Zugstufendämpfung wieder hergestellt.

Unauffällig und störungsfrei verrichtet die KindShock LEV integra ihren Dienst. Der schlichte und platzsparende Hebel lässt sich komfortabel benutzen. Wir sind gespannt, wie sich die LEV auf Dauer im direkten Vergleich mit der Rock Shox Reverb schlagen wird.

KindShock Remote Hebel mit Seilzug
KindShock Remote Hebel mit Seilzug

Zumindest im Trockenen ist das EVO während der Fahrt flüsterleise. Hier macht sich dank 1×11 der fehlende Umwerfer bemerkbar. Einen weiteren Teil zur Geräuschreduzierung trägt die verbesserte c.guide eco Kettenführung bei. Die Kette wird durch einen Schleifblock ohne drehende Teile geführt. Der Unterschied zur alten c.guide ist der flexible Haltearm. Dieser kann sich in alle Richtungen biegen und verwinden, was die Führung der Kette optimiert.

Geräuscharme Kettenführung dank c.guide eco
Geräuscharme Kettenführung dank c.guide eco

Anders verhält es sich, wenn es nass und matschig wird. Der 1×11 Antrieb beginnt zu Malmen, sobald er stark verdreckt ist, was in der Kurbel spürbar und vom Geräusch hörbar ist. Der durch die Kette transportierte Dreck verklebt förmlich Kette und Kettenblatt miteinander, weshalb die Kette ein paar Zähne länger auf dem Kettenblatt haften bleibt und sich später löst, was die beschriebenen Geräusche verursacht. Grund hierfür ist in diesem Fall der B-Ring und sein alternierendes dick/dünn Zahnprofil für ultimative Kettenführung mit 3 verschiedenen Zahnformen, der ein Abspringen der Kette verhindert. Dies gilt nicht nur für den B-Ring, sondern für alle 1×11 Kettenblätter mit alternierendem dick/dünn Zahnprofil und langen Zähnen, wie z.B. den SRAM 1×11 Kettenblättern.

Weiter entstehen Klappergeräusche ähnlich denen eines Umwerfers. Diese werden durch die Kettenführung verursacht, da sich der durch die Kette transportierte Dreck dort ablagert und die Kette zum Klappern bringt. Konventionelle Kettenführungen verursachen verdreckt auch Geräusche, was einfach systembedingt ist.

Heißt im Umkehrschluss, dass bei der Verwendung des B-Rings (oder einem ähnlichen Kettenblatt) die Kettenführung nicht notwendig ist. Wen also die entstehenden Geräusche im Nassen stören, der kann diese durch Demontage der Kettenführung vermeiden. Da uns eine Kettenführung optisch einfach gefällt, lassen wir sie verbaut.

Eine weitere Geräuschquelle sind die SRAM Guide Bremsen, welche im Nassen Schleifgeräusche produzieren.

Sobald das Rad wieder sauber gemacht und die Kette frisch geölt ist, stellt sich die zuvor beschriebene Stille ein.

Ohne Schnickschnack, der cleane Rahmen lässt sich nach dem Spaß prima reinigen
Ohne Schnickschnack, der cleane Rahmen lässt sich nach dem Spaß prima reinigen

Apropos Putzen. Das schlichte Rahmendesign erleichtert die Reinigung ungemein. Es gibt keine verwinkelten Stellen, an denen sich der Dreck hartnäckig festsetzen kann. Ebenfalls positiv: der Dämpfer liegt getrennt vom Sattelrohr nicht in der direkten Matschlinie des Hinterreifens.

Was kann geändert werden?

Uns fällt nicht viel ein, in Abhängigkeit der Vorlieben gibt es bestimmt Potential bei Vorbau, Lenker und Sattel aber da ist eben jeder Jeck anders. Im Mittelgebirge oder der Rhön sollte je nach Fitness des Fahrers der 32t B-Ring gegen ein kleineres Kettenblatt getauscht werden.

Eine Sache gab es da doch: Laufräder auf tubeless umrüsten. Da die DT Swiss Felgen und Schwalbe Reifen tubeless ready und die notwendigen Ventile im Lieferumfang inbegriffen sind, hielt sich der Aufwand in Grenzen. Wir mussten lediglich die 90ml Dichtmilch pro Reifen einfüllen, welche im gut sortierten Hobbykeller vorrätig sein dürfte. Mit dieser Maßnahme konnten wir zwar keinen nennenswerten Gewichtsvorteil erzielen (insgesamt ca. 100g), wohl aber den Vorteil der besseren Pannensicherheit bei geringerem Luftdruck im Reifen nutzen.

Im Lieferumfang inbegriffen, tubeless Ventile für die DT-SWISS Felgen
Im Lieferumfang inbegriffen, tubeless Ventile für die DT-SWISS Felgen

Mit unserer Ausstattung, montierten Shimano XT Pedalen und auf tubeless umgerüstete Laufräder wiegt das Edison EVO NBS 14,2kg.

Fazit

Das Gesamtpaket BIONICON Edison EVO NBS begeistert und eine Spaßgarantie ist beim Kauf inbegriffen. Zwar wird der Fahrspaß durch die Geräuschkulisse im Nassen minimal getrübt, was die positiven Fahreigenschaften gleich doppelt wieder gut machen.

Dank der verbauten Fahrwerkskomponenten begeistert die Charakteristik des NBS durch viel Pop und Wendigkeit. Das verspielte Enduro lässt sich durch die Ecken wirbeln, ohne dabei unsensibel zu sein.

Der mit Bedacht gewählte Komponentenmix, ermöglicht ein ausgeglichenes und faires Preis-/Leistungsverhältnis. Für 3500,-€ im Direktvertrieb bekommt der Käufer „viel“ Fahrrad für sein Geld und kann aus dem Karton sofort auf die heimischen Enduro Trails starten.

Unser Tester Michael ist von dem Bike so sehr überzeugt, dass er sich entschieden hat, es privat zu übernehmen. Aus einem ursprünglich geplanten Einzeltest ist daher ein Dauertest geworden, welcher zum Ende der Saison (September / Oktober) in einem Dauertestfazit endet. In dieser Zeit wird das Edison auch temporär als Teiletester herhalten.

Ich will Spaß ich geb Gas - das EVO wird Michael diese Saison begleiten
Ich will Spaß ich geb Gas – das EVO wird Michael diese Saison begleiten

Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

4 Kommentare

  1. Mir bleibt ein Rätsel, warum ihr das Bike ohne Bionicon System gefahren habt. Schliesslich wird es dadurch erst einzigartig und klettert wesentlich leichter.

    • Hi Rudi, entscheidend waren für unseren Test zwei Dinge, a) wurde das Bike im Bergischen Land getestet, wo wir zwar Anstiege haben aber nicht in Länge und Steigung wie in den Alpen und b) wir auf die Fahrwerkscharakteristik des NBS gespannt waren. Unterm Strich sind es zwei ganz verschiedene Bikes, von daher haben wir auch den Test des Bionicon Systems auf dem Zettel.

  2. Das wohl vielseitigste Bike momentan auf dem Markt:
    26″, 27,5″, 160mm, 180mm, Doppelbrücke, Biocion-System oder NBS. Das alles ist mit dem edison EVO möglich.
    Das alles zu einem unschlagbaren Preis, wenn man die Verarbeitung ansieht und man weiß, wie und wo bei Bionicon produziert/gefertigt/aufgebaut wird.
    Die eigenen Gabeln und das komplette Bionicon-System zum Beispiel werden von der kleinsten Schraube an in Deutschland per Hand vom 11-köpfigen Team aufgebaut.
    Ersatzteile für jedes ihrer Federelemente sind ständig auf Lager und eine Service darf von jedem Kunden selbst gemacht werden.
    Die Bikes werden am Standort Tegernsee mit echter Leidenschaft aufgebaut.
    Wer einmal die Produktion und die Akribie gesehen hat, mit dem Bionicon seine Bikes aufbaut, der versteht, was diese Bikes zu etwas wirklich Besonderem macht.

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