Im Rahmen unserer Kavenz VHP 16 Aufbaustory haben wir der Firma SchnurrTECH einen Hausbesuch abgestattet. Wer ist diese Firma eigentlich? Was macht sie und wieso? Wir haben Marco Bologna, dem Kopf von Schnurrtech diese Fragen gestellt und gleichzeitig eine EXT ERA V2 zum Tuning gegeben.
Bad Soden-Salmünster ist nun nicht gerade als Metropole bekannt und auf der Landkarte auch eher ein kleiner Fleck. Ziemlich genau zwischen Frankfurt am Main und Fulda werden wir direkt an der A66 fündig. Ich nahm den Weg aus dem Süden Deutschlands auf mich um SchnurrTECH einen Besuch abzustatten. Zum einen wollte ich Marco gern persönlich kennenlernen und wissen was es mit seiner Firma aufsich hat, zum anderen wollte ich die EXT ERA V2 einem Shimtuning unterziehen lassen.
Über SchnurrTECH
Als ich bei SchnurrTECH ankomme bin ich zuerst etwas verwundert, nicht vor einem Firmengebäude, sondern einem wirklich schönem Wohnhaus zu stehen. Die Tür geht auf und Marco ruft mir zu „Hey Thorsten, park andersrum, sonst gibts ein Knöllchen“. Gesagt getan, das KAVENZ VHP 16 aus dem Auto geladen und rein ging es in die gute Stube. Mich erwartet im Erdgeschoss was ich bei mersten Anblick nicht vermutet hätte: Eine kleine Firma im Souterrain in welcher jeder Menge Produkte auf Ihre Kunden oder einen Service warten. Maschinen zum evakuieren von Federelementen, einen kleinen Prüfstand, ein Büro und natürlich die eigentliche Servicewerkstatt.
SchnurrTECH hat seine eigentliche Wurzeln schon seit 2015. Damals kam Marco Bologna nach Deutschland und fing an in einem Fahrradladen zu arbeiten. Da er sich schon länger für Federelemente interessierte, begann er nebenbei für Kunden des Ladens Fahrwerkservice anzubieten. Zusammen mit einem Freund, mit dem Spitznamen Schnurr, machte Marco diese Nebensächlichkeit zu seinem Kernthema. Das ging nun eine Weile so, bis er im jahr 2019 auf EXT stieß. Als gebürtiger Italiener war das Interesse riesig, sodass er sich von nun an auf den Service der Marke konzentrierte. Sein Kumpel war inzwischen nicht mehr an Borad, sodass er mit Unterstützung seiner Frau das Business wagte. Der Name SchnurrTECH blieb – denn Marco ist happy darüber, keinen Klischeenamen nach dem Prinzip „….Suspension“ zu tragen.
Bei einem Service Training in der Firmenheimat wurde er gefragt, ob er nicht auch den deutschen Vertrieb von EXT übernehmen möchte. Gesagt getan, und es ging los. Als Buy In musste Marco eine gewisse Zahl Dämpfer abnehmen, welche in einer Gewissen Zeit verkauft werden sollten. Diese gingen weg wie warme Semmeln, sodass der Soll nach wenigen Wochen bereits erfüllt war und sich SchnurrTECH zunehmen einen Namen machte.
Einige Zeit schmiss Marco mehr oder weniger allein den Laden, bis er sich Anfang 2022 entschieden hat, richtig Gas zu geben. Seine mitarbeiterin Giulia schmeißt alles kaufmännische und Kai unterstützt Marco bei den technischen Themen.
Schnurrtech als offizieller Vertrieb und Servicepartner von EXT ist übrigens nicht festgefahren was die Wartung von Fremdherstellern angeht. Nach wie vor bieten Marco und sein Team Servicetätigkeiten und Tuning für FOX und RockShox an. Zur Zeit des Hausbesuchs halten sich übrigens die Wartezeiten in Grenzen, sodass man auch innerhalb der Saison sein Fahrwerk schnell zurück erhält.
Tuning EXT ERA V2
Während der Testphase meiner ERA V2 bin ich nach wie vor schwer beeindruckt von der Performance dieser Gabel. Ich bin bisher noch keine Gabel gefahren, welche so „supportive“ hoch im Federweg steht und bei Vollgas einen unglaublichen Grip erzeugt. „Vollgas“ ist allerdings auch das Stichwort, denn das benötigt die Gabel. Schnelle Runden auf dem Trail, sei es beim Rennen, im Bikepark oder in Nauders sind genau das Ding der Gabel. Ist man allerdings auf Tour etwas gemütlicher unterwegs, reichte mir die Gabel gern Schläge etwas unkomfortabel an die Handgelenke weiter.
Nach Rücksprache mit Marco entschied ich mich, bei einem Service ein etwas leichter gedämpftes Druckstufen Shimstack zu montieren. Dies sollte mir ermöglichen die Gabel auf Tour etwas „offener“ zu fahren und wenn es drauf ankommt genug Spielraum zu haben, die Druckstufe weit zu schließen.
Bei der Demontage war ich zugegebenerweise ziemlich überrascht, WIE wertig die Gabel von innen aufgebaut ist. In der offenen Dämpfungskartusche findet oben die Druckstufe Platz, von unten ist die Zugstufe verbaut. Nirgends ist billiges Plastik zu sehen.
Es macht schier Spaß, Marco beim Zerlegen der Gabel zuzuschauen und darauf zu warten, welch Besonderheit als nächstes Sichtbar wird. Hier wird schnell klar, warum ein kompletter Gabelservice ausschließlich vom offiziellen Servicepartner durchgeführt werden muss. Es ist Spezialwerkzeug von Nöten und man sollte wissen was man tut. Ein kleiner Service um das Öl im Casting zu tauschen ist übrigens inzwischen vom Kunden durchführbar und unterscheidet sich nicht grundlegend zum Prozedere bei Konkurrenzprodukten.
Nach dem Tuning, bei welchem eine leichtere Druckstufe verbaut wurde, musste ebenfalls die Zugstufe minimal angepasst werden. Dies ist üblich um die unterschiedliche Menge verdrängten Öls verarbeiten zu können. Vor der Montage der Gabel wird die Dämpfungskartusche noch evakuiert. Dies bedeutet, dass sie mit Öl befüllt wird, welches man dann unter Vakuum setzt. Durch diesen Prozess werden alle Luftblasen aus dem Öl gezogen, sodass die Dämpfung ohne zu schäumen arbeiten kann.
Mit dem neuen Setup geht es für mich wieder auf den Trail. Ob das Tuning mein gewünschtes Ergebnis gebracht hat, erfahrt ihr im abschließenden Fazit der Kavenz Aufbaustory. Solltet ihr Fragen zu euren Federelementen haben, einen Service oder ein Tuning benötigen, schreibt Marco Bologna einfach eine Email. Die Adresse findet ihr auf der Webseite. Ich bin mir sicher, ihr erhaltet eine fundierte Antwort und einen zeitnahen Servicetermin.
Weitere Infos: www.schnurr-tech.de und www.extremeshox.com
Fotos und Text: Thorsten Illhardt
