Eine der Königsdisziplinen im Downhill ist das Einstellen des Fahrwerks. Ein gutes Setup holt die letzten Sekunden auf der Strecke heraus oder lässt Hobbyfahrer ein paar Abfahrten mehr am Tag machen. Gemeinsam mit Chris Trojer von Fox Deutschland haben wir uns im Bikepark MTB-Zone Geißkopf dem Thema gewidmet.

Die mobile Fox-Werkstatt
Die mobile Fox-Werkstatt

Mit einem freundlichen „Servus“ und einem breiten Lächeln begrüßte uns Chris, seines Zeichens European Marketing Communications Manager bei Fox Deutschland. Chris selbst ist schon viele Jahre auf dem Bike unterwegs und war vor seiner Zeit bei Fox Redakteur bei einem großen MTB Magazin. „I hoab woas füa euch daboa!“ grinste uns Chris in seinem sympathischen Dialekt an. Überraschung? Super aber seht selbst:

Fox-Testingday-Chris-Float-X2-Evolve

Oha! Neues Equipment ist immer willkommen. Chris hat uns ein 2017er Fox Float X2 für das Demo mitgebracht, was das Optimieren des Fahrwerks natürlich noch einmal spannender macht. Spannend u.a. deswegen, weil mit dem Float eine individuelle Abstimmung der Progression möglich ist.

Bevor der Float X2 allerdings ins Demo verbaut wird, notiert Chris alle aktuellen Einstellungen in einem Protokoll-Bogen. Angefangen vom SAG, Luftdruck in der Gabel, der Federstärke, den Dämpfungseinstellungen beider Federelemente, bis hin zum Reifenluftdruck. Reifendruck? Beim Fahrwerksetup? Ja, denn dieser ist entscheidend wie die Kraft in die Federelemente eingeleitet wird. Erhöhen wir den Reifendruck z.b. um 5 PSI, werden Schläge direkter / härter ins Fahrwerk eingeleitet, was mitunter ein Feintuning am Ansprechverhalten nach sich zieht. Eine gut dokumentierte Ausgangssituation ist für die Optimierung des Fahrwerks unerlässlich.

Nun geht es ans Schrauben. Zur Freude der Endverbraucher werden die Achsen aus den Fox Dämpferaugen schon seit Jahren nicht mehr mit einem speziellen Auspresswerkzeug ausgebaut. Irgendein passendes Werkzeug aus der Werkzeugkiste und ein stabiler Tisch reichen aus. Die Achsen müssen so leichtgängig sein, dass sie per Hand wieder eingebaut werden können.

Aufgrund der Evol-Kammer verläuft die Federkennlinie des Float X2 relativ linear. Um nun unserer Vorliebe für eine größere Endprogression zu entsprechen, haben wir bereits beim Einbau des Dämpfers einen zusätzlichen Spacer eingesetzt. So kommen wir nun auf fünf von sieben möglichen Spacern. Sehr cool; da die Spacer ab 2017 geteilt sind, muss der Dämpfer zum späteren Tausch nicht mehr ausgebaut werden.

Musste für seinen Luftbruder weichen, der DHX2
Musste für seinen Luftbruder weichen, der DHX2

Die Luftkammer des Float X2 kann nach dem Ablassen der Luft per Hand abgezogen werden. Hierzu wird die Kammer soweit gedreht, bis dass in einem ovalen Fenster eine Nase erscheint. Dies ist die Entriegelung der Luftkammer. Mit einem beherzten Zug löst sie sich aus den Dichtungen und u.a. gibt die Spacer frei. Der Einbau geht retour: Luftkammer hoch und wieder drehen, so dass die Nase aus dem kleinen Fenster verschwindet.

GANZ WICHTIG: Sobald die Kammer verriegelt ist, sollten noch vor dem Einbau ca. 100 PSI Luftdruck in die Luftkammer eingefüllt werden. Mit diesem -wenn auch im Verhältnis geringen- Druck kann sich die Luftkammer nicht mehr verdrehen und damit entriegeln. Warum ist das wichtig? Beim Einbau wird der Dämpfer des Öfteren gedreht und daran gezerrt. Hierbei kann es passieren, dass die Luftkammer unbemerkt wieder entriegelt wird. Vielleicht passiert noch nichts beim Aufpumpen für den passenden SAG, aber spätestens auf dem Trail könnte es den Dämpfer mit einem lauten Knall zerstören.

Kontrollfenster für den sicheren Verschluss
Kontrollfenster für den sicheren Verschluss

Nachdem der Float X2 in unser Demo eingebaut war, hat Chris das Rad aus dem Montageständer genommen und den Hinterbau bei unverändertem Luftdruck im Dämpfer mehrfach sanft ein gefedert. Hintergrund ist der Druckaustausch zwischen Positiv- und Negativkammer, worauf Fox auch im User Manual hinweist. Diesen Vorgang wiederholt Chris ca. alle 50 PSI bis der gewünschte Luftdruck erreicht ist.

Sanftes Einfedern bei geringem Luftdruck um die Negativkammer auszugleichen
Sanftes Einfedern bei geringem Luftdruck um die Negativkammer auszugleichen

Das fahrerspezifische Setup wird in folgender Reihenfolge eingestellt: SAG, Rebound (Zugstufe), Balance zwischen Front und Heck und zum Schluss Compression (Druckstufe).

Den SAG haben wir auf einer ebenen Fläche eingestellt, wobei der Fahrer ohne die Bremse zu ziehen in Fahrposition stand und Chris den Abstand zwischen beiden Dämpferaugen gemessen hat. Steht keine zweite Person zur Verfügung, geht natürlich auch der konventionelle Weg und das Messen des verbrauchten Hubs am Gummiring. Für 25% SAG, sind wir bei einem Luftdruck von 220 PSI angekommen!

SAG am Gummiring messen
SAG am Gummiring messen

Wie eingangs beschrieben bedarf es einer gut dokumentierten Ausgangssituation. Die vom DHX2 notierten Werte sind für das Grundsetup des Float X2 nicht verwendbar, aufgrund des anderen Federmediums (Stahlfeder / Luftfeder). Jedem im Aftermarkt gekauftem Fox Produkt liegt der Tuning Guide bei. Sollte dieser beim Kauf eines Komplettbikes fehlen, bietet Fox die Tuning Guides auch zum Download an. (>>Link). In 10 PSI Sprüngen gibt Fox eine entsprechende Empfehlung zur Dämpfung. Wir sind jeweils mit den oberen Werten gestartet. Über den Luftdruck (respektive die Federhärte bei Coil-Dämpfern) wird der Rückschluss auf das Fahrergewicht, nicht aber auf die Fahrervorlieben gezogen. Die Einstellungen gemäß dem Tuning Guide sind also die sauber dokumentierte Ausgangssituation, von der aus wir unser optimales Setup finden.

Ausgangssituation: der Fox Tuning Guide hilft beim Grundsetup
Ausgangssituation: der Fox Tuning Guide hilft beim Grundsetup

Fox-Testingday-Tuningguide

Wir halten fest: im Stand können lediglich SAG und die empfohlenen Ausgangswerte der Dämpfung eingestellt werden. Für alles Weitere muss es auf die Strecke gehen.

Ab auf die Strecke um das optimale Setup zu finden
Ab auf die Strecke um das optimale Setup zu finden

Nach dem ersten Lauf starteten wir die Optimierung der Zugstufe. Da wir am Hinterrad von einem leichten Traktionsabriss in Kurven berichteten, reduzierte Chris die Dämpfung um wenige Klicks. Nun federte der Dämpfer schneller wieder aus und die Traktion riss nicht mehr ab.

Dank schnellerer Zugstufe stimmt der Grip nun in Kurven
Dank schnellerer Zugstufe stimmt der Grip nun in Kurven

Nach den nächsten Testläufen bemerkten wir eine Ermüdung im unteren Rücken. Beim Betrachten des genutzten Federwegs stellten wir fest, dass am Heck nahezu der gesamte Federweg genutzt, an der Front allerdings mehrere Zentimeter ungenutzt waren. Durch eine unausgewogene Balance standen wir zu weit hinten, weshalb wir in den Beinen tiefer gebeugt standen und der Rücken stärker belastet wurde. Um die Balance herzustellen haben wir den SAG an der Gabel erhöht, wodurch sich die Front etwas absenkte und wir mittiger bzw. ausbalancierter im Rad standen.

Eine ausgewogene Balance ist wichtig für die Fahrer-Position im Rad
Eine ausgewogene Balance ist wichtig für die Fahrer-Position im Rad

Drei von vier Punkten waren abgehakt, also widmeten wir uns der Druckstufe. Bei einem Sprung ins Flat provozierten wir den ersten Durchschlag. Da der „Einschlag“ bei eher mittlerer Einfedergeschwindigkeit statt fand, haben wir die Dämpfung von High- und Lowspeed Druckstufe leicht erhöht.

An Absprüngen an Tables kickte uns der Hinterbau zu sehr heraus. Erster Gedanke: Zugstufendämpfung erhöhen, was leider falsch ist. Durch eine zu geringe Dämpfung der Lowspeed Druckstufe federte der Hinterbau an der Absprungkante zu tief ein, also erhöhten wir hier die Dämpfung. Das Heck federt nun weniger tief ein und somit ist auch weniger Federweg zum Ausfedern vorhanden, weshalb das Heck nicht mehr kickt. Hätten wir in diesem Zusammenhang die Zugstufendämpfung erhöht, würde die Traktion in Kurven abnehmen, das Heck aber dennoch an Absprüngen kicken.

Sauberer Absprung dank passender Lowspeed Druckstufeneinstellung
Sauberer Absprung dank passender Lowspeed Druckstufeneinstellung

Am Ende des Tages haben wir ein optimal ausbalanciertes Setup gefunden, mit dem wir den Federweg vorne wie hinten harmonisch ausnutzten und bequem im Bike standen. Obwohl unser Fahrwerk nun deutlich weicher eingestellt ist, fehlte es an keiner Stelle an Kontrolle bzw. empfanden wir es als zu weich. Im Gegenteil, durch den gewonnenen Komfort läuft das Rad stabiler und schont die Kräfte. Laut Chris ist in vielen Köpfen der Gedanke verankert, dass nur ein hartes Fahrwerk schnell macht. Bedingt mag dies stimmen, doch ein zu hart eingestelltes Fahrwerk ermüdet den Fahrer auch schneller, weshalb er früher beginnt Fehler einzubauen, was uns langsam macht. ;)

Mit einem guten Setup geht eindeutig mehr
Mit einem guten Setup geht eindeutig mehr

An dieser Stelle einen dicken Dank an Chris, der sich trotz stressiger Eurobike-Vorbereitungen mit voller Hingabe die nötige Zeit nahm und den Tag mit uns verbracht hat.


Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

2 Kommentare

  1. Servus cycleholix,
    könnt ih vielleicht noch ein Test machen oder einen Bericht schreiben wo ihr den Fox Dhx 2 und den Fox Float X2 vergleicht?
    Grüße Niklas

    • Servus Niklas,

      Das werden wir machen, im abschließenden Artikel zum Demo Ende der Saison werden wir darauf eingehen, wie sich die unterschiedlichen Dämpfer im Rad machen.

      Viele Grüße,
      Michael

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