Wenn man nach Informationen zu Bikeregionen in unseren Alpen und Mittelgebirgen sucht, wird man von unglaublich vielen Angeboten nahezu überrannt. Murmelbahn hier, Abenteuer da, und Bikeparks versuchen sich von der besten Seite zu präsentieren. Nahezu jeden Trail kann man zuvor auf Youtube „abfahren“ und Fotos gibt es verdammt viele. So fällt es meist sehr leicht, einen Biketrip für das Wochenende oder auch mehrere Wochen am Stück zu planen. Ist ja auch kein Stress – meine Frau Mina und ich leben im Raum Karlsruhe und haben das Glück, mit dem Camper binnen mehr oder weniger kurzer Fahrt in den Bergen zu sein. Nach zwei Jahren coronabedingter Reisebeschränkungen und einer großen Portion Endeckergeist entschieden wir, dass wir dieses mal etwas weiter wegfahren wollen. Die Idee war geboren: Bikeurlaub in Portugal. Doch so einfach war dies nicht, da kaum Informationen zu „bikebaren“ Gebieten zu finden waren…
Inhaltsverzeichnis
Die Reiseplanung
Einige Jahre zuvor hatte ich eines meiner Bikes über eine Internetplattform verkauft, und blieb mit Anatol, dem Käufer des Rades, in lockerem Kontakt. Bis er inmitten unserer Reiseplanung ein Foto von sich und seinem Bike sandte: „Schöne Grüße aus Portugal, ihr müsst unbedingt herkommen“. Es stellte sich heraus, dass mein altes Bike mit seinem Käufer den Weg in die Gegend von Lissabon gefunden hat. Deutschland an den Nagel gehängt, mit der ganzen Familie ausgewandert, neues Business aufbauen, Biketouren Guiden, weiter als Fotograf arbeiten, danke! Diese Einstellung fanden wir so grundsympatisch und die Gelegenheit sehr passend, sodass wir die Einladung gern angenommen haben. Anatol bot uns an, für seine Idee in Portugal zu guiden, die Versuchskaninchen spielen zu können. Es dauerte nicht lange bis ein passender Zeitpunkt für den Trip gefunden war und die ersten Infos zu seinen Reiseideen im Postfach lagen.
Um nebenher aber auch eigene Ideen für die Route zu erlangen, haben wir Trailforks zur Hilfe genommen. Im Grunde genommen haben wir geschaut wo es „bunt“ ist und dann die Trails dort recherchiert. So richtig gute Internetseiten gab es nicht, aber auf Youtube fand man von der ein oder anderen Region ein paar Videos.
Die Reiseroute
Portugal ist nicht ums Eck! Da wir durch ganz Frankreich hindurch mussten, entschieden wir uns mit einem Zwischenstopp über mautfreie Straßen zu fahren. Unser Kastenwagen gilt in Frankreich als Klasse 2 und wird teils so heftig zur Kasse gebeten, dass man auf der Strecke gefühlt mehr Geld für Maut als für Diesel lässt. Der Plan war es, einmal quer rüber in Richtung Biarritz zum Atlantik zu fahren, und von dort aus der spanischen Westküste zu folgen, bis wir in Portugal angekommen sind. Dieser Plan beinhaltete laut Routenplaner rund 2000 km und 24 Stunden Fahrzeit. Da wir die Fahrt genießen wollten, planten wir 5 Fahrtage mit entsprechenden Zwischenübernachtungen ein. Machbar sollte das Ganze jedoch auch in zwei langen Etappen sein.
Auf nach Frankreich
Im ganzen stellte sich die Fahrt als ziemlich entspannt heraus und wir konnten viel mehr von der sich stetig verändernden Landschaft sehen, als wenn wir stumpf über die Autobahn gefahren wären. Das erste Etappenziel war der offizielle Camperstellplatz in Ondres direkt am Atlantik. Während wir immer weiter in dessen Richtung rollten, stieg das Thermometer immer höher, bis es erfrischende 40° anzeigte! Zum Glück gestaltete sich die Temperatur direkt am Meer als weniger grenzwertig. Ein kühles Bad in den Wellen des Atlantiks genossen wir gern, bevor wir für 17€ die Nacht ins Bett des Campers fielen.
Weiter nach Spanien
Am nächsten Morgen wartete direkt nach dem Aufstehen das Verkehrschaos von Biarritz auf uns. Nach der Reise stellte sich heraus, dass wir dort das einzige Mal innerhalb von 6000 Km nennenswert im Stau standen. Nach circa 2 Stunden Stop & Go passierten wir die Grenze nach Spanien und folgten für weitere 7 Stunden der Küstenautobahn entlang der spanischen Küste. Die nächsten beiden Nächte verbrachten wir auf je einem Parkplatz neben Leuchttürmen. Dort ist das Campen zwar nicht gestattet, aber dank der Vorsaison war nichts los, sodass wir nahezu einsam zwei ruhige Nächte verbrachten.
Ich denke, in der Hauptsaison ist dies etwas kritischer und wird bei den Einheimischen auch nicht gern gesehen. Unser Motto lautet stets: Spät ankommen, früh wieder fahren und kein Campingverhalten. Wir parken also über Nacht und verhalten uns nicht wie auf einem Campingplatz. Stühle, Tische und Markise bleiben selbstredend im Auto! Dass man morgens seine Notdurft nicht in den Büschen am Schlafplatz verrichtet, sollte eigentlich selbstverständlich sein. Dennoch erleben wir immer und immer wieder Negativbeispiele, in welchen „Vanlife“ mit „Nach mir die Sintflut“ verwechselt wird.
Die Einreise nach Portugal
Nach einigen weiteren Kilometern, nun in südliche Richtung, erreichten wir endlich die portugiesische Grenze – begleitet von heftigem Dauerregen bei 15° C. Als wir an unserem ersten Übernachtungsspot „Soajo“ in Portugal ankamen, ließ der Regen langsam aber sicher nach. Es wurde uns damit jedoch klar, dass der grüne Norden Portugals nicht umsonst seinen Namen trägt.
Gut gefallen scheint dies unter anderem den Cachena Rindern, welche dort einfach so durch die Straßen laufen und sich gern auch mal auf einem Hotelparkplatz an der Bepflanzung laben.
Nicht wundern darf man sich ebenfalls, wenn mitten durch den Ort plötzlich eine Herde Ziegen getrieben wird.
Nach einer eher kühlen Nacht, machten wir uns auf den Weg nach Terras de Bourro. Dies ist eine kleine Stadt am Rande des Peneda Geres Nationalparks. Laut Trailforks sollte es dort ein biketaugliches Gebiet mit einigen Abfahrten geben. Nähere Infos sind leider nirgends aufzutreiben gewesen, wohl aber ein paar Videos von Menschen mit Enduro Bikes samt Startnummern auf abgeflatterten Strecken. Nach kräftezehrendem Anstieg, erst ultrasteil auf Asphalt und später auf dem Forstweg, erreichten wir den Gipfel Alto de Santa Isabel, von welchem die meisten Trails starten sollten.
Welchen Ausblick wir haben sollten, erfuhren wir erst bei unserer Rückkehr dort hin am Ende unserer Reise, denn es erwischte uns ein Unwetter, sodass wir schnell zurück zum Auto fuhren und den restlichen Tag bei Nebel, Regen, Graupel und Standheizung verbrachten.
Da Silva Surfcamp
Leider besagte der Wetterbericht auch für die nächsten Tage im Norden Portugals nichts Gutes, sodass wir unseren Plan umschmissen und das Treffen mit Anatol vorverlegten und uns auf den Weg ins Da Silva Surfcamp nach Lorinha machten. Dort angekommen hatten wir bereits 2700 Km und locker 30 Stunden am Steuer verbracht. Die Sonne schien – 30° C – endlich!
Daniel Da Silva – halb Berliner, halb Portugiese – hat über die Jahre ein beachtliches Areal zu einem tollen Anwesen ausgebaut. Den Kern bildet ein Landhaus im portugiesischen Stil. Drum herum findet sich viel Natur und man hat einen fantastischen Ausblick und kann sogar teilweise bis hinunter zum Meer schauen, welches man zu Fuß binnen 20 Minuten erreicht. Auch gibt es kostenlos Beachcruiser zu leihen, mit welchen man noch schneller am Wasser ist.
Rund um das Landhaus stehen einige Tinyhäuser und auch Wohnwagen, welche man allesamt mieten kann. Es gibt einen kleinen Pool und auch eine Minirampe steht dort – samt Skateboards – zur freien Verfügung. Wer mit dem eigenen Camper anreist, wird auch damit einen Platz auf dem Camp finden. Wichtig zu wissen ist, dass es auf dem Camp selbst keine Entsorgungsstation gibt. Der Intermarché, ein großer Supermarkt direkt in Lourinha, hat allerdings eine sehr gute Entsorgungsstation in 4 km Entfernung. Die kann man bequem ansteuern, wenn man eh mit dem Camper zum Einkaufen fährt.
Es fällt mir beim Schreiben schwer auszudrücken, was wir empfunden haben als wir am Camp ankamen. Es war irgendwie so, als wenn wir nach Tagen auf See endlich an Land gegangen wären, oder so ähnlich. Daniel und seine Teamer bereiteten uns einen herzlichen Empfang, und nach kurzer Führung durch das Camp landeten wir schon an der Bar. Es sollte nicht der einzige Abend gewesen sein, an welchem wir eventuell ein oder mehrere Super Bock (das lokale Bier) zuviel in uns hinein geschüttet haben. Ist auch verlockend: Man hängt mit megacoolen Menschen ab und macht pro Bier einen Strich auf die Abrechnungsliste. Dabei spricht man über die Heldentaten des Tages, welche meist etwas mit Surfen zu tun haben. Am Ende der Reise wird abgerechnet und man darf seine(n) Kater bezahlen.
Das ganze Surfcamp ist eine Art Kommen und Gehen. Ständig erscheint irgendwer von irgendwo und kennt wen von sonst wo her. So ist es nicht verwunderlich, dass einige dort einfach hängen geblieben sind. Oft lief das wohl so ab, dass man eine Anlaufstelle in Portugal gesucht hat und Daniel sagte: „Na dann komm doch erstmal her“. Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden… ihr kennt das Spiel.
Die Teamer haben sich extrem viel Mühe gegeben, die Gäste zu verwöhnen wo es nur geht. Das fängt mit einem exorbitantem Frühstücksbuffet am Morgen an und endet mit Barbecues am Abend, oder dem Besuch im lokalen Fischrestaurant. Jenny und Cedric – wenn ihr das lest: Der Dank geht an euch!
Von wegen Surfcamp: Wenn man schon einmal dort ist, bietet sich ein Surfkurs nahezu an. Immerhin ist man binnen 30 Minuten auf der Peniche Halbinsel, einem der Top Surfspots in Portugal. Praktischerweise hat die Surfschule einen eigenen Schuppen auf dem Camp, sodass wir zwei Tage Surfkurs gebucht haben. Man trifft sich direkt morgens im Camp und wird auf die Peniche geshuttelt. Unser Gleichgewichtssinn, geschult durch Mountainbiken und Snow-/Skateboarden spielte uns in die Karten, sodass wir schon am zweiten Tag in der Lage waren, die ersten kleineren grünen Wellen abzureiten. Wie groß erst das Glücksgefühl erst sein muss, wenn man seinen Körper in Wellen mit den legendären Namen wie „Supertubos“ schmeißt?
Natürlich erkundeten wir die Gegend auch per Bike. Dazu muss man sagen, dass das Camp an der Küste liegt und wirklich lange Abfahrten nicht in der direkten Umgebung vorhanden sind. Wer gern Cross Country Touren fährt oder auf dem Bike einfach nur die Gegend erkundet hat dazu direkt vom Camp aus die Möglichkeit. Viel Spaß hatten wir an einem längeren Steilstück, welches wir am Ende nahezu übersprungen sind. Man kann im Camp Fullsuspensionbikes leihen, und Daniel guided gern die ein oder andere Tour im Umland. Wer Lust auf Enduro oder Downhill hat, wird im Camp ebenfalls bestens versorgt. Man kann im Camp entsprechende Touren mit hauseigenem Shuttle nach Sintra, dem Óbidos oder zum Montejunto buchen. Die Serra do Socorro ist auch nur 30 km entfernt, und dort geht wohl ebenfalls einiges. Weitere Infos zu den Ausfahrten und MTB-Packages gibt es hier.
Für uns wurde es nach einigen Tagen Zeit wieder aufzubrechen. Gemeinsam mit Anatol verließen wir das Da Silva Bermudadreieck in Richtung Süden.
Sintra
Knapp 1,5 Stunden Fahrzeit in Richtung Süden befindet sich Sintra. Diese Kleinstadt ist bei den meisten Touristen für dessen Königspaläste bekannt. Auch der Cabo da Roca ist ein absoluter Touristenmagnet für die, die gern einmal am westlichsten Punkt des europäischen Festlandes stehen möchten. Wer also dort einen Tag ohne Bike verbringen möchte, bekommt die Chance, sich mit einem der vielen Tuk Tuks (richtig gelesen) zu den Attraktionen fahren zu lassen.
Wir ließen diese Möglichkeit links liegen und entschieden uns, die unzähligen Trails im Naturpark Sintra-Cascais zu erkunden. Wir hörten bisher nur gutes von dieser Region und waren ganz gespannt, was uns dort erwarten würde.
Als perfekter Ausgangspunkt stellte sich für uns der Campingplatz Orbitur-Guinchio heraus. Die sanitären Anlagen sind zwar „etwas“ veraltet, aber dennoch fehlte es uns an nichts. Auf dem Platz kann man sich aussuchen, ob man im Schatten unter Pinien campieren möchte, oder eher im offenen Bereich und teilweise mit Meerblick. Es gibt Plätze für Wohnmobile, kleine Bungalows und Zeltplätze. Von wegen Meer – dieses ist nach einem ca 20 minütigem Fußmarsch erreicht. Wer schnell mal ins Wasser springen möchte, kann dies im platzeigenen Pool tun.
Die Trails im Naturpark Sintra-Cascais sind theoretisch mit einem langen (!) Uphill direkt vom Campingplatz aus gut zu erreichen. Der Vorteil ist der, dass man einen letzten Trail einbauen kann, welcher von ganz oben direkt bis zum Meer führt. Von dort aus gelangt man wieder recht einfach zur Unterkunft. Der Nachteil ist der, dass der Uphil wirklich lang ist! Es geht von nahezu Seehöhe auf Rund 450 m zu den verschiedenen Traileinstiegen. Die Strecke beträgt rund 12-17 km, je nach anvisiertem Trail und führt stetig ansteigend überwiegend über eine extrem stark befahrene Bergstraße. Diese teilt man sich nicht nur mit LKW und unzähligen Reisebussen, auch liegen in den Kurven Fotografen, welche Motorräder in bester Schräglage fotografieren, um den Fahren die Fotos später zu verkaufen. Aus diesem Grund nutzen wir Anatols Van, und steuern einen der Parkplätze nahe der Traileinstiege an. Zu denen gerät man nach der Abfahrt wieder über Forststraßen und Fireroads recht gut zurück.
Parkplatz: 38°46’47.9″N 9°26’03.7″W
Parkplatz: 38°46’09.5″N 9°27’31.4″W
Der Naturpark selbst ist mit unglaublich vielen Trails durchzogen, welche sich zu großen Teilen auf Trailforks finden lassen. Der absolute Hammer ist, dass diese zum Teil so unterschiedlich sind. Fährt man bis zum Meer ab, startet man oben in einem mystischen (Ur-)Wäldchen voller moosbehangener Kiefern, schlängelt sich später durch Eukalyptusbäume und wird dann, eher steinig und alpin, am Meer ausgespuckt. Wir sind aus dem Grinsen nicht mehr herausgekommen und haben uns an die eher naturbelassenen Trails gehalten.
Es gibt auch angelegte Trails mit wirklich dicken Doubles, welche wir uns nicht gegeben haben. Generell ergibt es Sinn, sich zuerst auf den blau bewerteten Trails einzufahren. Diese sind teilweise schon wirklich sehr anspruchsvoll und haben mit blauen Trails in unseren Alpen wenig bis gar nichts zu tun. Dabei muss erwähnt werden, dass die einfachsten Trails grün sind, die mittleren blau und die schweren rot. Schwarze Trails gibt es dort nicht und selbst bei den roten haben wir uns oft gefragt, wie gestört man sein muss!
Wir selbst sind nicht unbedingt Freunde von eBikes, aber in Sintra hätten diese durchaus einen Vorteil. Wir erlebten dort im Juni bereits teilweise um die 35° C und auch die Anstiege über die Forststraßen sind teils sehr lang. Viel Schatten gibt es wenig, sodass eine Tagestour in Sintra schon echt eine konditionelle Herausforderung werden kann. Achtung: Wasser und Nahrung mitnehmen, denn unterwegs gibt es nichts!
Unsere absoluten Lieblingstrails haben die Namen „Home Sweet Home“ und „Pedra Branca“, wobei beide unterschiedlicher kaum sein könnten. Auch die verschiedenen Trails ins mondäne Bergdorf Colares haben es uns einfach nur angetan. Man kann sich eigentlich kaum vorstellen, wie auf drei Seiten eines gleichen Berges die Trails zum Teil so unterschiedlich sein können. Grund dafür ist zum einen das Klima, welches auf der zum Meer gewandten Seite etwas feuchter ist. Dadurch sind die knorzigen alten Kiefern mit Moos überzogen und mit Lianen behangen. Fast wie im Dschungel.
Auf der anderen Seite des Berges wird Eukalyptusholz angebaut, welches meiner Meinung nach dort nicht hingehört. Dieses Holz wächst sehr schnell und ist ein wichtiger Rohstoff für die Papierindustrie. Die dadurch resultierende Monokultur (Flora & Fauna) ist das eine, aber die Anfälligkeit gegenüber Wind und vor allem Feuer das andere. Schon bei moderatem Wind knacken die Bäume schon recht bedrohlich. Nicht verwunderlich, dass unser Aufenthalt in Sintra durch eine Sturmwarnung für einige bikefreie Tage gesorgt hat. Der GNR, also die Nationalgarde, hat am dritten Tag sämtliche Zugänge zum Berg abgeriegelt. WENN die Portugiesen etwas verbieten, dann muss dies schon berechtigte Gründe haben. Kurz nach unserer Abreise sorgte zudem die Hitzewelle im Juli 2022 dort für eine mehrwöchige Sperre des gesamten Gebiets, aufgrund der extremen Waldbrandgefahr (ätherische Öle des Eukalyptus..!).
Lissabon
Die Zeit in welcher Sturm tobte, nutzen wir für einen Tagestrip nach Lissabon. Das würden wir jedem Urlauber in der Region auch dringend empfehlen. Diese Stadt hat es einfach in sich, auch wenn sie touristisch ziemlich überlaufen ist. Eine Fahrt mit einer der alten Trams gehört dabei zum Pflichtprogramm, wie auch in einer der vielen Läden ein Pastel de Nata zu essen. Die Anreise läuft sehr gut von Guincho mit dem Uber oder Bus zum Bahnhof in Cascais, und dann mit dem Zug bis nach Lissabon. Für knapp 11 € pro Person erhält man eine Tageskarte, welche auch für die Trams in Lissabon gilt.
Terras de Bourro
Die letzte Station auf unserer Reise war zweifellos ein absolutes Highlight! Terras de Bouro. Nachdem wir hier bereits nach unserer Einreise durch Regen, Graupel und empfindlichen Temperaturen empfangen wurden, erwartete uns die Region bei unserer Rückkehr durch gänzlich anderes Wetter. Nach einem abklingenden Unwetter kurz vor unserer Ankunft wurden wir durch 2 Tage feinsten Sonnenschein verwöhnt.
Wir parkten unseren Camper auf halber Höhe zum Alto de Santa Isabel an den Koordinaten 41°42’07.9″N 8°15’55.4″W. Von dort aus kann man super zu den Traileinstiegen auf dem Gipfel fahren. Teils angenehm, teils technisch geht es hinauf, bis man auf den Gipfel mit 360° Aussicht gerät. Man hat einen so unglaublich atemberaubenden Blick, dass wir dort jedes Mal länger pausieren mussten, bevor wir den nächsten Trail unter die Reifen nahmen. Praktischerweise starten dort sämtliche Trails, wovon ein Großteil mit Tafeln ausgeschrieben ist.
Was uns hier erwartet ist schlicht und ergreifend kaum in Worte zu fassen. Obwohl hier wirklich erstklassige Trails starten, haben wir diese fast für uns allein. Gelegentlich trafen wir den ein oder anderen Biker – oder eines der dort frei lebenden Wildpferde. Nicht wundern also, wenn man auf dem Trail anhalten muss und in lange Gesichter schaut. Von stumpf auf dem Trail rumstehenden Knalltüten oder Stau vor der Schlüsselstelle keine Spur.
Unser absoluter Favorit dort ist der Trail Rosa Cavalo, welcher im oberen Teil mit einer unglaublichen Slickrock Passage aufwartet. Nachdem der Trail seinen anfänglichen, teils alpinen Charakter verlässt, geht es über Anlieger und flowige Passagen weiter. Sämtliche Trails sind von der Beschaffenheit ähnlich, was diese jedoch keinesfalls langweilig macht. Die Unterschiede bestehen aus Steigung, Zahl der Anlieger und natürlichen Drops. Der Primitivo Plus hat hat zwischendurch eine kleine Jumpline und am Ende noch ein Steinfeld zu bieten, welches plötzlich einfach so da ist und ein Anhalten nicht mehr zulässt.
Da auf dem Gipfel alle Trails starten, kamen wir bei jeder Auffahrt über die steile Nebenstraße auf halber Höhe immer am geparkten Camper vorbei. So mussten wir, den hohen Temperaturen zum Trotz, nur für jeweils eine 350 hm Runde Wasser mitführen.
Abkühlung verschaffte uns am Ende des Tages ein von einem kleinen Bach gespeistes Rückhaltebecken, mit Wasser für die umherlaufenden Kühe. Wir dachten, ein paar Mineralien im Wasser aufgelöst, tun auch ner Kuh nicht schlecht. Also sprangen wir kurz vor Sonnenuntergang einfach hinein.
Nach unserer Zeit in Terras de Bourro neigte sich unser Trip durch Portugal dem Ende zu. Anstatt wie auf der Hinfahrt die hauptsächliche Strecke über Land zu nehmen, entschieden wir uns in drei Tagesetappen über Autobahnen zurückzufahren. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, vor der letzten Etappe noch einmal in den französischen Atlantik zu springen.
Fazit
Sieht man vom Worldcup Ort Lousã einmal ab, ist Portugal nicht unbedingt für seine Mountainbike Gebiete bekannt. Dies liegt unter anderem daran, dass man sich kaum vermarktet. Die lokale Bikescene macht gefühlt „ihr Ding“ und ist auch auf Touristen wenig eingestellt. Nur weil die Suchmaschine kaum Treffer auswirft, heißt es jedoch noch lange nicht, dass man in Portugal die Zeit beim Surfen oder an der Algarve verbringen muss. Wir haben in jedem Falle einige wirkliche Highlights entdeckt und wurden nie enttäuscht. Trailforks ist dabei eine sehr gute Hilfe sich zu orientieren. Wir würden jederzeit wieder kommen.
Sintra und Terras De Bourro würden auch in einem zweiten Roadrip nach Portugal erneut Anlaufstellen sein. Wir sind uns allerdings sicher, dass auch andere Regionen einiges zu bieten haben. Lissabons Hausberg Monsanto wurde uns bereits wärmstens empfohlen und wird bestimmt beim nächsten Mal mit auf der Liste stehen.
Achtung: Wildcampen ist in Portugal meist verboten und wird nur in Ausnahmesituationen geduldet. Wir hatten im Norden keine Probleme, haben uns aber auch unauffällig verhalten und keinen Müll hinterlassen! Im Süden haben wir es erst gar nicht versucht, und ich glaube das es gut so war. Der Grund für die Verbote war eine unzubändigende Menge an Wildcampern, die überall ihr Lager aufgeschlagen haben und die HotSpots an der Küste in eine Kloake verwandelt haben.
Wer in Portugal Surfen möchte findet nahezu an jedem Strand die Möglichkeit einen Kurs zu buchen und Material zu leihen. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass nicht jeder Strand immer die gleiche Welle hat und auch nicht unbedingt immer anfängertauglich sein muss. Hier sollte man sich vorher informieren. Extrem gut hat uns die Peniche Halbinsel gefallen und insbesondere haben wir uns ins Da Silve Surfcamp verliebt. Ich glaube, wenn ich einmal aussteige, dann dort…
Text: Thorsten Illhardt
Guiding und Fotos: Anatol Kowalewski
Fotos: Thorsten und Mina Illhardt
Schöne Bilder und wertvolle Infos – danke für den Post!
Danke für das Kompliment. Es war eine wunderbare Reise :-)