Im Frühjahr dieses Jahrs auf den Markt gebracht, hat uns e*thirteen seine neue Remote Sattelstütze Infinite Dropper mit variablen 150 bis 180 mm Hublänge den Sommer und Herbst über zum Test zur Verfügung gestellt. Inwiefern die Infinite Dropper neben ihrer Stufenlosigkeit auch nahezu unbegrenzte Möglichkeiten mit ihren durchdachten Features bereithält könnt ihr in diesem Einzeltest lesen.

Noch vor ein paar Jahren waren verstellbare Sattelstützen ein besonderes Feature an den Bikes des mittleren und gehobenen Preissegments. Inzwischen sind sie fester Bestandteil eines modernen Mountainbikes und für die meisten nicht mehr wegzudenken. Dementsprechend ist das Angebot groß und der Blick des unbedarften Mountainbikers auf die im Handel erhältlichen Sattelstützen gleicht dem eines nicht besonders routinierten Hausmanns in das Regal von Haushaltsmitteln: Alle Produkte tun in etwa das, was sie sollen, aber gibt es Unterschiede?
Man könnte meinen e*thirteen hat sich Ähnliches gedacht. Wir wissen es nicht. Fest steht aber, dass die Infinite Dropper auch das kann, was alle anderen können – den Sattel stufenlos nach unten und oben bewegen. Beim genauen Durchlesen der Produktmerkmale sowie der Montage- und Betriebsanleitung stellt man aber auch schnell fest, dass die Infinite Dropper und der dazu gehörige Hebel ein paar nette Features besitzen, die für den einen oder anderen unter uns sehr nützlich oder sogar als Alleinstellungsmerkmal gewertet werden dürfte.

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e*thirteen’s Vario Infinite Dropper Sattelstütze kommt im edlen Finish aus dem Karton.

 

Funktionsweise und Besonderheiten der Infinite Dropper

Die Infinite Dropper ist in den Durchmessern 31,6 mm und 30,9 mm erhältlich. Optisch fallen die aufwendigen Laserbeschriftungen auf dem Tauchrohr der Sattelstütze ebenso auf, wie die sehr schöne und ordentliche Verarbeitung der Sattelstütze und des Hebels insgesamt.

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Die eingestellte Hublänge kann einfach abgelesen werden.

Im Gegensatz zu ihrer älteren Schwester der e*thirteen TRS Dropper, wo das Innenleben rein mechanisch inklusive einer mechanischen Feder ist, setzt die Infinite Dropper auf eine Gasdruckkartusche im Inneren. Diese ermöglicht auch die stufenlose Verstellung, was der Stütze ihren Namen Infinite Dropper verpasst hat.

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Der Sattel wird klassisch mit einer von zwei Schrauben fixierten Platte mit der gewünschten Neigung montiert.

Die Stütze ist in zwei unterschiedlichen Hublängen-Varianten erhältlich: 120 bis 150 mm sowie 150 mm bis 180 mm. Ja ihr habt richtig gelesen, es handelt sich hier um die maximale Hublänge, die beispielsweise in der uns vorliegenden Variante von 150 mm in 5 mm Schritten bis maximal 180 mm eingestellt werden kann. Bei einem Rahmen mit relativ hohem Sattelrohr oder auch geringer Einstecktiefe kann man somit zum Beispiel eine Hublänge von 165 mm wählen, sodass im ausgefahrenen Zustand man weder überstreckt im Sattel sitzt noch die Sattelstütze wieder ein wenig einfahren muss. Aber auch für Leihbikes dürfte dieses Feature sehr nützlich sein.

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Verfügbar in zwei Varianten haben wir die längere Variante mit bis zu 180 mm Hub getestet.

Als wäre diese bei anderen Herstellern noch nicht sonderlich verbreite Besonderheit nicht schon genug, hat e*thirteen sich noch ein sehr einfaches und werkzeugloses System einfallen lassen, sodass diese Einstellung innerhalb von zwei Minuten durchgeführt werden kann. Aufgrund der dafür verwendeten Reduzierhülse muss man auch keine Sorge haben, Kleinteile oder Ähnliches dabei zu verlieren. Ein Feintuning der maximalen Hublänge zum Beispiel auf dem Trail wäre damit unproblematisch.

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Die Hublänge ist einfach per Hand und ohne Werkzeug einzustellen.

Auch dem Bedienhebel hat e*thirteen ein paar gute Details verpasst, die es ermöglichen den Hebel an die Ergonomie des Fahrers und seine Vorlieben anzupassen. Dies geht los bei der besonders griffigen Beschichtung des Hebels selbst, hin über die wahlweise Befestigungsposition an einem MatchMaker bis zur Einstellung der Winkelposition des Hebels. Mit letzterem lässt sich mittels einer Madenschraube der Hebel nach „hinten“ oder nach „vorne“ in seiner Ruhelage positionieren. Außerdem gibt e*thirteen an, dass 20 % weniger Kraft zur Betätigung des Hebels aufgebracht werden muss als bei anderen Sattelstützen.

 

Montage

Die Montage der Infinite Dropper gestaltet sich einfach und unkompliziert. Der im Rahmeninneren zu verlegende Seilzug liegt dem Remote-Hebel bei. Auch hier hat e*thirteen auch bei Ort und Art der Klemmung des Seilzugs dem Monteur eine sehr praktikable Lösung beschert. Der Seilzug wird von der Sattelstütze ausgehend in Richtung Hebel montiert, wo am Ende mit einer Klemmung der Seilzug am Hebel befestigt wird. Dies erleichtert die Montage ungemein, da die Sattelstütze mit eingefädeltem Seilzug bereits im Rahmen montiert werden kann, bevor der Seilzug mit der notwendigen Spannung am Hebel, welcher sich am Lenker befindet, geklemmt wird. Die Klemmung ist keineswegs fummelig, sondern sehr handlich, da der Seilzug durch den vorgesehenen Kanal auf der Rückseite durchgefädelt wird und die Klemmschraube lediglich diesen fixiert.

Der Hebel zur Bedienung der Stütze kann entweder mit der mitgelieferten Schelle direkt oder mit einem passenden MatchMaker von SRAM oder Shiftmix von Magura gemeinsam mit dem entsprechenden Bremshebel am Lenker befestigt werden.

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Kurzanleitung zur Montage und Einstellung des Hebels (Quelle: support.ethirteen.com)

Je nach persönlichen Vorlieben und ergonomischen Gegebenheiten kann man den Hebel in drei verschiedenen Positionen entlang des Lenkers ins Cockpit integrieren. Dies ist besonders bei Montage mittels MatchMaker oder Shiftmix vorteilhaft, um die Positionen der Berührungspunkte zu Bremshebel und Remote-Hebel passend einzustellen. Das Schöne hier ist, dass man für alle Schrauben lediglich einen Dreier-Innensechskantschlüssel benötigt und sonst keine anderen Schraubwerkzeuge.

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Schön und funktional: die griffige Oberfläche des Hebels sowie die mögliche Einstellung des Hebelwinkels.

Sind Hebel und Sattelstütze funktionsbereit montiert, muss man sich lediglich nochmals kurz mit dem passenden Hub der Sattelstütze beschäftigen, also wie hoch der Sattel in ausgefahrener Position steht. Wie bereits beschrieben, kann es besonders bei Rahmen mit eingeschränkter Einstecktiefe der Sattelstütze oder Fahrern mit kürzeren Beinen von Vorteil sein, eine passende Hublänge zwischen 150 und 180 mm zu wählen.

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Kurzanleitung der werkzeuglosen Hublängen-Einstellung (Quelle: support.ethirteen.com)

Wie in der Bedienungsanleitung dargestellt, muss dafür lediglich die Sattelstütze ein wenig eingefahren, die Abschlussmutter der Sattelstütze aufgedreht, nach oben geschoben und die Reduzierhülse mit den Einkerbungen der unterschiedlichen Längen in 5 mm Schritten so gedreht werden, dass die gewünschte Hublänge auf Höhe der weißen Markierung liegt. Die Reduzierhülse muss dann wieder eingeschoben und die Abschlussmutter wieder per Hand festgeschraubt werden. Fertig! Kein Werkzeug, kein Hokuspokus, dafür eine einwandfrei funktionierende Hublängen-Einstellung in 5 mm Stufen. Das gefällt uns sehr.

 

Auf dem Trail

Nach vollendeter Montage stellt man bei einem kurzen Bike-Check fest, dass die Sattelstütze keinerlei Spiel in vertikaler Richtung besitzt: sie bleibt unter Gewichtsbelastung in Position und sackt auch kein bisschen ab. Lediglich in Bike-Längsachse sowie bei Rotation des Sattels weist die Sattelstütze ein minimales Spiel auf, welches aber bei den meisten versenkbaren Sattelstützen in gleichem Maße konstruktionsbedingt vorhanden ist.

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Ohne spürbarem Spiel und gänzlich unauffällig.

Mit der Montage, dem Setup der Sattelstütze und abschließenden Bike-Check ist man also nun startklar. Im Promo-Video der Infinite Dropper beschreibt e*thirteen dies recht simpel. Auf „Install it“ folgt „Adjust it“ und endet mit „Forget it“ – und genau das haben wir während der unzähligen Ausfahrten in unseren heimischen Bikerevieren durchaus bestätigen können. Die Sattelstütze verrichtet ihren Job unauffällig und zuverlässig. Sitzt man auf dem ausgefahrenen Sattel und drückt einmal den Hebel mit dem Daumen durch, so sitzt man einen Bruchteil von einer Sekunde ein paar Zentimeter weiter unten. Eine genaue Anpassung der für die Fahrsituation passende Sitzposition gelingt durch das direkte Ansprechverhalten besonders einfach. Dabei spürt man merklich, dass die Betätigung des Hebels deutlich weniger Kraft im Daumen benötigt als bei anderen Remote-Sattelstützen. Ob das genau 20 % sind wie von e*thirteen angegeben, lässt sich hier allerdings nur subjektiv bestätigen. Das geringe Spiel in der Stütze ist während der Fahrt erwartungsgemäß zu keinem Zeitpunkt spürbar.

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Die Infinite Dropper macht alles das was sie soll und lässt dem Flow freien Lauf.

Überzeugt hat das direkte Ansprechverhalten der Absenkung besonders auf welligen mit Wurzeln gespickten Trails, wo man immer wieder gerne bei kleineren Gegenanstiegen im Sattel sitzen möchte. Da kommt es auch öfters vor, dass direkt hinter der letzten Wurzel im Anstieg es ebenso schnell wieder bergab geht und die Infinite Dropper hier schnellstens sich weitestgehend im Rahmen verkriecht, um damit dem Fahrer maximale Beinfreiheit zu gewähren. Der ergonomische Hebel mit seiner griffigen Oberfläche klebt nahezu am Daumen und verleiht dem Fahrer Sicherheit, gerade in solchen hektischen Momenten. Aber das alles merkt man eigentlich nur, wenn man sich darauf konzentriert. Denn solange alles reibungslos funktioniert, vergisst man die Sattelstütze schnell und kann so in seinem Kopf dem Flow des Trails Platz machen.

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Die für Beinlänge und Rahmegröße passende Hublänge ermöglicht maximale Bewegungsfreiheit auf dem Trail.

Fazit

e*thirteen hat mit der Infinite Dropper eine Sattelstütze auf den Markt gebracht, die sich nicht nur mit der hohen Anzahl an kleinen Features von anderen abhebt, sondern auch eine besonders einfach zu handhabende Hublängen-Verstellung dem Hobby-Schrauber bereitstellt. Für viele Mountainbiker dürfte dies ebenso wie der attraktive Preis von knapp 260 € inklusive Hebel sehr interessant sein. Wir konnten in den vier Testmonaten keinerlei Schwächen feststellen. Darauf basierend sprechen wir eine klare Kaufempfehlung für alle aus, die sich entweder bei ihrem maximalen Verstellweg unsicher sind oder auch gerne den etwas kleineren Bike-Kumpel sein Bike spontan leihen möchten und dafür im Handumdrehen die Hublänge der Infinite Dropper anpassen möchten – auch auf dem Trail. Aber auch allen Anderen können wir die Stütze wärmstens empfehlen, denn sie tut das, was sie soll: man vergisst sie einfach.

 


Text: Martin Riedle
Fotos: Thomas Kappel & Philipp Kargel
Redaktion: Robin Krings
Weitere Infos: ethirteen.com

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