Auf geht’s – der Frühling ist da: Spätestens jetzt geht es rauf auf die Räder und raus auf die Trails! Aber Moment, höre ich da ein leises Mimimi?
Wie, du bist noch im Winterschlaf? Dein Rad strotzt noch vor Dreck vom Vorjahr und du fühlst dich noch nicht fit genug für schnelle und steile Abfahrten im technisch anspruchsvollen Gelände?

Kann ich verstehen, mir geht es am Anfang der Saison oft so.
 Echter Fahrspaß kommt mit dem souveränen Gefühl von Bikebeherrschung, und diese kommt mit der Übung und einer guten Vorbereitung auf die vielen Abenteuer in der noch so frischen Bikesaison.

Ob als MTB-Einsteiger oder Fortgeschrittener: Fahren will gelernt sein. Seltsamerweise nehme ich auch bei guten Bikern oft wahr, dass sie denken ein Fahrtechniktraining sei nur etwas für Anfänger. Doch wie in vielen anderen, trainingsintensiven Sportarten, hebt man auch beim Mountainbiken die eigene Fahrtechnik nur mit mit Analysieren und Üben auf das Next Level. Sehr effektiv geht das mit einer professionellen Fahrtechnikschule.

Und warum ich auch als fortgeschrittene MTBikerin von einem Fahrtechnikkurs profitiere, das könnt ihr in meinem folgenden Erfahrungsbericht lesen.

MTB Fahrtechnik will gelernt sein

Autsch! Es riecht nach Pilzen und Ich liege mit der Nase im feuchten Waldboden und frage mich was gerade passiert ist. Das ging alles so schnell. Eben jagte ich noch im völligen Fahrflow einen wurzeligen SingleTrail entlang und im nächsten Moment bekomme ich eine abrupte und unerwünschte Erdkundelektion. Das Vorderrad rutscht mir in der Kurve weg, ich mache die „Supermina“ über den Lenker. Der Abgang hat eine erdige Note. Zum Glück Nichts passiert. Doch was lief hier schief? Habe ich etwas übersehen, stimmt mein Reifendruck nicht oder war es gar ein Fahrfehler?

Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Im Gelände braucht es Geländerad-Erfahrung

Je schwieriger das Gelände und je höher die Geschwindigkeit, umso geringer ist die Fehlertoleranz im Bewegungsablauf.

Eine Videoanalyse würde es zeigen: Mein Schwerpunkt war etwas zu hecklastig, dadurch hatte mein Vorderrad zu wenig Druck auf dem Untergrund und ist in der Kurve auf der feuchten Wurzel einfach weggeschmiert.

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Die Videoanalyse zeigt wie es wirklich war

Lernen durch Schmerzen? Nein Danke! Lernen durch Fehler? Ja, denn das bewusste Erkennen und gezielte Verbessern mit einem professionell ausgebildetem Fahrtechniktrainer bringt Klarheit und Sicherheit!

Und genau das haben wir letztes Jahr gemacht, wir buchten einen Fahrtechnikkurs bei Die Wurzelwerke, um zu sehen, was wir noch lernen können und um aus eigener Erfahrung berichten zu können.

Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Ein Geländerad-Exkurs in den Wald

Erfahrungsbericht Fahrtechnikkurs

Wir treffen uns an einem herbstlichen Sonntag-Morgen auf einem lauschigen Waldparkplatz bei Wiesbaden und freuen uns trotz leichtem Nieselregen auf einen individuellen und praxisnahen Fahrtechnikkurs mit Wolfgang Strohmayer alias Wolle. Mit dabei sind drei weitere MTB-Enthusiasten und Kursteilnehmer.

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Das Fahrtechniktraining startet auf dem Waldparkplatz

Im Gespräch mit Wolle und seiner Partnerin Marlene erfahre ich viel über die 2021 gegründete Fahrtechnikschule, deren Motivation und das umfassende Kurs-Angebot, das neben den verschiedenen Fahrtechnikkursen auch Teambuilding-Workshops und professionelle Schrauberkurse von Mitbegründer Stefan umfasst.

Je nach Wunsch und persönlichen Bedürfnissen bieten die Wurzelwerke nach Absprache individuell zusammengestellte Geländerad-Erlebnisse. Wir haben uns im Vorfeld schon telefonisch ausgetauscht und ich bin sehr gespannt, was die beiden heute für uns vorbereitet haben.

Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Wolle, Gründer und Trainer der Fahrtechnikschule „Die Wurzelwerke“
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Marlene macht Teambuilding-Workshops
Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Wir freuen uns auf den gemeinsamen Tag

Wir starten auf dem Waldparkplatz mit dem obligatorischen Bikecheck, der vor jeder Tour und bei jedem Kurs „sicherheitshalber“ mit dazu gehört. Gerade nach längerer Fahrpause empfiehlt es sich dringend Bremsanlage, Schraubverbindungen, Laufräder und Reifendruck, Fahrwerk und Antrieb auf Funktion und Fahrtüchtigkeit zu überprüfen.

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Der obligatorische Bikecheck aller sicherheitsrelevanten Parts
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Die MTB Enthusiasten lauschen aufmerksam
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Wolle zeigt…

Nach einem routinierten Check gehen wir zur Basis der Fahrtechnik über: die Grundposition im Bike. Wolle erklärt, zeigt, fährt vor und lässt uns die zentrale Position in einem Hütchenparcour selbst erfahren.

Natürlich ist das alles nichts Neues für uns und dennoch tut es gut, die eigene Position mit professionellem Feedback zu überprüfen und zu spüren. Wann nimmt man sich auf dem Trail schon mal bewusst Zeit für Fahrtechnik?

Wolle zeigt...
Wolle fährt vor…
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Marlene bremst für Wolle…
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Mina fährt nach…

Nach meiner Kreuzband-OP vor einiger Zeit war mir z.B. nicht aufgefallen, dass ich mit meinem rechten Fuß nicht mehr parallel auf dem Pedal stehe, sondern ihn leicht nach vorne geneigt habe, obwohl mir mein inneres Auge ein anderes Bild davon projiziert hat. Durch den geschulten Blick von Wolle kann ich hier nachjustieren und meine Fußstellung ganz bewusst ins Visier nehmen.

Die bewusste und richtige Fußstellung ist genau wie die Grundposition entscheidend für den weiteren Fahrtechnikaufbau. Wenn der Fuß in der Grundposition nicht parallel auf dem Pedal steht, können sich im fortführenden Bewegungsablauf Fehler einschleichen oder gar ungünstige Kräfteverhältnisse ergeben, weil der Schwerpunkt in der sogenannten „Nullstellung“ nicht mehr zentral ist. Sitzt die Grundposition geht es weiter.

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MTB Fahrtechniktraining in kleiner Gruppe ist effektiver

Als Nächstes üben wir auf dem Parkplatz die „Aktivierung“, das ist der Bewegungs-Spielraum, den man als Pilot ganz bewusst im Gelände und bei Hindernissen einsetzt und situativ anpasst.

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Aktivierung

Weiter geht es mit Bremsen, Neigen und Kurven fahren. „Stellt euch vor, am Ellenbogen sitzen Scheinwerfer und ihr wollt damit in die Kurve leuchten.“ Wolle macht die Bewegung vor und mir geht ein Licht auf! Mit den richtigen Bildern im Kopf klappt es nun auch dank Vorstellungskraft viel flüssiger mit der korrekten Bewegung und dem Neigen des Rades. Wolle baut kleine Hindernisse und Aufgaben ein: Slalom um Hütchen – Balancieren – Abklatschen – Grinsen.

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Das Rad neigen heißt Kurve fahren
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Hütchenslalom
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Thorsten kurvt herum

Es geht um Bikebeherrschung und um eine ganz bewusste Haltung im Rad. Ich fühle, wie nach anfänglichem Stottern durch die einzelnen Bewegungs-Sequenzen nun Routine und Bewegungsfluss aufkommen.

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Wolle hilft beim individuellen Erfahren

Dann geht es endlich auf den Trail und wir üben Grundposition und Aktivierung im Gelände. Erst langsam, dann schneller. Wir erfahren einzelne Trail-Sektionen wie Kurven, Wurzeln und Stufen nacheinander und bekommen individuelles Feedback vom Trainer.

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Gelerntes im Gelände erproben

Auch hier geht es vor allem um Bewegungsabläufe, die nicht nur intuitiv, sondern ganz bewusst ausgeübt und analysiert werden. Hochschieben und nochmal fahren, jedes Mal mit einem anderen und individuellen Fokus: richtige Fußstellung, Kopf und Oberkörper ruhig, in der Aktivierung den Oberkörper tief, Arme und Beine sind als natürliche Stoßdämpfer je nach Untergrund mehr und weniger angewinkelt und gleichzeitig bleibt der Schwerpunkt immer möglichst zentral im Rad.

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In der Videoanalyse Wahrnehmen und Nachjustieren

Obwohl wir alle erfahrene Biker sind, findet jeder von uns seine persönliche Schwachstelle und kann jetzt ganz bewusst nachjustieren. Das klappt vorwiegend hervorragend mit der Videoanalyse, denn die eigene Wahrnehmung entspricht nicht immer dem wirklichen Bild.

Ich achte verstärkt darauf, in der Kurve den Schwerpunkt zentraler zu halten und nicht „hecklastig“ zu werden, denn das entlastet das Vorderrad ungewollt und könnte einen Sturz provozieren. Es macht Spaß in dieser netten Gruppe die Sequenzen zu fahren, sich zu beobachten, darüber auszutauschen und die gegenseitigen Fortschritte zu erkennen.

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Aktivierungsspielraum bewusst einnehmen
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Jeder kann seine Technik ganz bewusst feinschleifen

Als ich Wolle nach dem besonderen Namen für die Fahrtechnikschule frage, lacht er und meint, sie hatten ganz bewusst nach einem deutschen Begriff gesucht, der sich abhebt von den anderen Fahrtechnikschulen, die allesamt englisch benannt sind und meistens „Trail“, „Rock“ oder „Flow“ im Namen führen. Es sollte etwas Begriffliches sein und was liegt da näher als sich auf die „Hohe Wurzel“ zu beziehen, das ist ein regional bekannter Berg im Taunus und mit 617,9 m ü. NHN die höchste Erhebung nahe Wiesbaden. „Eine Wurzel ist die Basis eines Baumes, einer Pflanze, und wir wollen auch die Basis für mehr Fahrspaß im Gelände legen.“ Der Namensgeber passt gut, denn oft genug wollen auch nasse Wurzeln auf dem Trail gewerkelt und gemeistert werden. Mit Anleitung und Unterstützung vom Wurzelwerke-Team dürfte das eine leichte Übung werden.

Als Abschluss fahren wir den ganzen Trail noch einmal am Stück und freuen uns über die gewonnenen Erkenntnisse und den aufkommenden Fahrspaß!

Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Pilot Thorsten
Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Wir hatten ein erfolgreiches Fahrtechnik-Training

Es war für uns alle ein erfolgreicher Tag, wir wurden ausgezeichnet verpflegt – Danke Marlene für die leckeren Schnecken :-) – sehr gut betreut, und Wolle hat uns zuvor nicht Zuviel versprochen:
Mehr Fahrspaß durch mehr Kontrolle & Sicherheit und ein breites Grinsen im Gelände! Check!

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Gewinn an Kontrolle & Fahrspaß löst garantiert Grinsen aus

Nach der herzlichen Verabschiedung am späten Nachmittag fahren Thorsten und ich nochmal kurz zum ersten Trail-Abschnitt und besorgen unser Abendessen:
Zwei wunderschöne Parasol-Pilze, die wir während dem Kurs schon erspähten, warten geduldig auf uns. Die gab es dann als Pfannenschnitzel mit Bratkartoffeln: Ein Gedicht!

Fakten über Die Wurzelwerke

Die Wurzelwerke - Fahrtechniktraining
Waschechte Geländerad Erlebnisse
Das Team:
Marlene – Teambuilding, Medienpädagogin und Erwachsenenbildung, Hauptberuflich tätig in der Personalentwicklung
Stefan – macht die Schrauberkurse, er ist gelernter Zweiradmechaniker mit über 20 Jahren Erfahrung, er schraubt mit Lust und Leidenschaft
Wolfgang – alias Wolle ist von der DIMB (Deutsche Initiative Mountain Bike) ausgebildeter Fahrtechniktrainer, ausserdem hat er die Guiding-Grundausbildung und einen mehrtägigen Outdoor Erste-Hilfe-Kurs absolviert

Das Versprechen:
Mehr Fahrspaß durch mehr Kontrolle & Sicherheit und ein breites Grinsen im Gelände ist garantiert!

Die Kurse:
Die Wurzelwerke bieten ein aktuelles, zeitgemäßes Ausbildungsprinzip und professionell ausgebildete Trainer.
Maximal 6 Teilnehmer bei den Kursen um möglichst individuell auf die einzelnen Teilnehmer eingehen zu können.
Wer kein eigenes Rad hat, kann auf die moderne und sehr gut gewartete Testflotte (Ibis) zugreifen.

Bei den Kursen ist für jeden etwas dabei, ob Einsteiger, Fortgeschrittene, Ladies Only oder Individual-Kurse.
Bevor man ins Gelände geht, sollte man die Grundtechniken beherrschen. Für Newbies und Wiedereinsteiger empfiehlt sich daher ein Einsteigerkurs, die perfekte Basis und der Türöffner in ungetrübte Geländeraderlebnisse:
 Fokus auf Grundtechniken, Positionen an und im Fahrrad. Grundposition, sicherheitsrelevante Techniken wie z.B. Bremstechnik, Absteigetechnik. Ziel: Sicherheit und Kontrolle.

Darauf aufbauend erfährt man in einem Fortgeschrittenen- oder Individualkurs dann praxisnahe und persönliche Tipps und Techniken, wie man seiner bereits erworbenen Fahrtechnik nun den Feinschliff verleihen kann.

Die Kurse von „Die Wurzelwerke“ sind regional und finden in Wiesbaden und Umgebung statt.

Interview mit Wolfang „Wolle“ Strohmayer

Mein Fazit

MTB Fahrtechniktrainings sind auf jedem Level ein Gewinn. Durch einen Gewinn an Sicherheit und Routine erhöht sich nicht nur der Fahrspaß sondern auch die Grundgeschwindigkeit auf dem Trail erheblich.
Der Satz, den ich von einem befreundeten Fahrtechniktrainer habe, der bringt es meines Erachtens auf den Punkt: „Vom Unbewussten ins Bewusste und vom Bewussten ins Steuerbare!“ Ob Anfänger, Fortgeschrittener oder Wiedereinsteiger: Wer sich bewusst in der richtigen Fahrtechnik übt, sich professionelles Feedback einholt, der hat einfach viel mehr Spaß!
Los geht’s, scheut euch nicht und meldet euch gleich an der Fahrtechnikschule in eurer Nähe oder bei eurem lokalen MTB-Verein an. Die Anforderungen und die Kursinhalte sowie die benötigte Ausrüstung könnt ihr auf der Website nachlesen. 
Die Fahrtechnikkurse bei Die Wurzelwerke starten jetzt im April.

Der Wald wartet! Habt Spaß! :-)


Weitere Infos: Die Wurzelwerke
Fotos: Philipp Kargel
Text: Mina Illhardt

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