Es gibt Locations, die muss man einfach mal gesehen bzw. besucht haben. Entweder weil sie geschichtlichen Hintergrund haben, eins der sieben Weltwunder sind, oder eben sehr angesagt für den eigenen Sport sind. Letzteres trifft absolut auf das Spielberghaus in Saalbach zu, welches mit viel Liebe zum Mountainbike Sport unter familiärer Leitung geführt wird; bekannt durch viele Events und vor allem Mundpropaganda. Irgendwie logisch, dass wir uns bei unserem Trip nach Saalbach und Leogang auch genau dort einquartieren wollten.
Also ab ging es auf das Bike and Soul Portal, um sich dort für die Pauschale „3 Tage Flow“ zu entscheiden.Natürlich kann auch direkt über das Spielberghaus gebucht werden. Wie der Name bereits vermuten lässt bekommt man eine Unterkunft für 3 Tage incl. Frühstück, Joker Card und diversen Extras. Kostenpunkt pro Kopf 129 ,- Euro, was für Österreichische Verhältnisse schon fast ein Schnäppchen ist. 3 Wochen später wurde dann schnell gepackt, die Testbikes verladen und ab Richtung Saalbach aufgebrochen. Natürlich am ersten Ferientag in Süddeutschland, was sich im Laufe des Tages noch als eine der blödesten Ideen 2015 heraus stellen sollte.
Diverse Staus und gute 9 Stunden später waren wir dann schließlich im beschaulichen Ort Fieberbrunn angekommen. Ziemlich genau zu dem Zeitpunkt, den auch unser Navi ausgerechnet hatte, also starteten wir voller Vertrauen auf die letzte Etappe, die mit ca. 9 km recht kurz ausfallen sollte. Voller Vorfreude nach langer Autobahnfahrt die verdiente Unterkunft und vor allem ein kühles Feierabendbier zu erreichen, bogen wir in einen gut ausgebauten Feldweg ein.
Don´t trust your satnav! Es gibt Hinweise, die sind am Anfang eines Weges deutlich sinnvoller als am Ende. Unser Feldweg, der sich auf dem Navi als völlig normale, eingetragene Route darstellte, wurde zumindest immer schmaler und schmaler. Grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, wenn man Berghütten erreichen möchte, liegen diese eben meist auf halber Höhe der Gipfel. Den „Point of no return“ haben wir dann aufgrund von Müdigkeit irgendwie übersehen und kämpften uns schlussendlich geschotterte Serpentinen mit unserem Kombi hoch, die man sonst selbst mit einem Pickup gemieden hätte. Links von der Straße eine steile Felswand, rechts von der Straße ein steiler Abhang und in der Mitte auf einem knappen Streifen von 2 Metern wir. Begleitet von dem Gedanken „Wenn wir hier eine Panne haben oder drehen müssten, haben wir verloren“. Da sag nochmal einer der Job eines Redakteurs wäre nicht voll von Action.
Diverse Kontakte mit lokalen Weidetieren, die völlig unbeeindruckt von uns auf dem Weg standen, und abenteuerliche Bachüberquerungen später, ließen uns dann so langsam die Hoffnung verlieren unser Ziel noch vor Sonnenaufgang zu erreichen – oder es überhaupt heil anzukommen. Begleitet vom Geruch der eindeutig überforderten Kupplung erreichten wir schließlich die Rückseite des Spielberghauses und standen vor einer verschlossenen Schranke. Darauf ein Hinweisschild mit den eindeutigen Worten „Don´t trust your satnav“! Und irgendwie fängst du dann doch laut an zu lachen. Wegen blindem Vertrauen in die moderne Technik und weil du die Nummer überlebt hast ;)
Was dann folgte war verdientes Gelächter im Spielberghaus, als man uns beim Feierabendbier mit dem ein oder anderem Obstler mit verwundertem Blick dreimal gefragt hat „WO seid ihr hoch gefahren?“. Hatten wir uns verdient, haben wir gebraucht, haben wir am nächsten Tag bereut.
Von dieser abenteuerlichen Anfahrt, die wir dringend jedem Gast abraten würden, abgesehen, erwartete uns am nächsten Morgen ein umfangreiches, reichhaltiges Frühstück wie man es sich besser kaum wünschen kann, kombiniert mit dem Service, den wir auch schon am Abend genossen haben. Zu keinem Zeitpunkt hat man im Spielberghaus das Gefühl, dass die Mitarbeiter einfach „nur“ für den Service da sind, vielmehr genießt man eine fast schon familiäre Atmosphäre unter Gleichgesinnten. Und das schöne ist: hier frühstücken Wanderer und Biker harmonisch nebeneinander und man tauscht sich über neue Trails aus. Es kann alles so wunderbar einfach sein!
Die Zimmer und das ganze Spielberghaus bilden eine angenehme Harmonie aus Berghütten Charme außen und neuzeitiger Architektur im Inneren. Läufst du im ersten Moment noch über einen Dielenboden, der sicher schon 4 Generationen der Familie befördert hat, stehst du im nächsten Moment vor dem WC, welches so auch durchaus aus einem Design Katalog entsprungen sein könnte. Nichts davon wirkt deplatziert, hier hat man sich wirklich Gedanken gemacht. Die Zimmer selber sind einfach aber sehr gemütlich gehalten, teils mit Zugang zum Balkon und immer mit wunderbarem Blick in die Bergwelt. Kein unnötiger Firlefanz, kein Fernseher, kein Radio, nur das leise Gebimmel einer entfernten Kuhglocke, welches einen sanft in den Schlaf begleitet. Perfekt um nach einem anstrengend Tag auf den Trails Energie für den nächsten Tag zu sammeln.
Energie kann man aber auch auf andere Art und Weise wieder auffüllen. Zum einen verfügt das Spielerberghaus über eine grandios gute Küche, aus der die Gäste mit lokalen Spezialitäten und bekannten Gerichten versorgt werden. Hier war selbst das „normale“ Wiener Schnitzel für uns eine Offenbarung und den großen Suppentopf können wir nur jedem wärmstens ans Herz legen. Möchte man die müden Knochen oder die geschundene Muskulatur wieder auf Trapp bringen, dann bietet sich eine andere Besonderheit des Spielberghauses an. Der „Hot Pot“ ist eine übergroße Holztonne, die auf klassische Art mit Holz befeuert wird. Kombiniert mit einem kalten Getränk seiner Wahl bietet das wohl temperierte Wasser mit Blick auf das Gebirgspanorama die ultimative Entschleunigung und Erholung. In unseren Augen ein absolutes Muss für jeden Besucher.
Wer es auch abends gerne noch gesellig mag, der kann sich in der kleinen Lounge hinter der Rezeption einen Platz suchen. Diverse Lektüre oder wie in unserem Fall der Livestream des DH Worldcups kombiniert mit dem Hauswein und vielen netten Gesprächen lassen hier die Zeit sekundär werden.
Morgens schnappst du dir dein Bike aus dem überwachten Bikekeller, der unter anderem reichliche Möglichkeiten bietet sein Bike zu warten und startest auf die Tour deiner Wahl. Der direkte Einstieg vom Spielberghaus für AM Touren ist problemlos möglich, sucht man wie wir den Spaß im Bikepark muss man zuerst runter nach Saalbach zur Bergbahn. Das kann man entweder direkt über den Schotterweg angehen oder Teile davon mit dem kurzen aber spaßigen Höllentrail direkt vor der Haustür erledigen. Abends muss man keine Höhenmeter fürchten, sondern kann entspannt von einem Ziehweg aus oberhalb des Spielberghauses landen. Bike waschen, kleine Wartung, Bier bestellen, glücklich sein!
Fazit: Wer in familiärer Atmosphäre Urlaub machen möchte ist im Spielberghaus genau richtig. Kein unnötiger Schickimicki, Wellness der rustikalen Art und ausgezeichnete kulinarische Köstlichkeiten sorgen hier dafür, dass die 3 Tage viel zu schnell vorbei sind. In unseren Augen ein absolutes Muss für jeden Biker in Saalbach, nicht nur wegen des sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses. Wer gerne länger bleiben möchte, kann sich noch für eine 5 oder 7 Tage Pauschale entscheiden.
Ein schöner Tourenbericht
Es ist bei uns schon ein bißchen her, aber es geht dort irgendwie immer bergauf.
In diesem Sinne
LG Achim
Danke für das Feedback Achim, dort geht es in der Tat viel bergauf, aber auch auf viele Arten zügig runter. Das macht die ganze Region ja so schön. Beste Grüße, Patrick