Bereits auf der Eurobike 2016 waren wir ziemlich begeistert von ERGONs Idee, einen simplen Rückenprotektor für den Hometrail- und Bikeparkeinsatz zu kreieren, und diesen mit sinnvollen Zusatzfeatures auszustatten. Wir haben uns den BP1 direkt als Testmuster zusenden lassen und euch in unserem Erstkontakt vorgestellt. Nach einiger Zeit im Gebrauch findet ihr hier nun unser Resümee.
Im Großen und Ganzen ist der BP1 ein minimalistischer Ruckack, welcher den herausnehmbaren Level-1 Rückenprotektor BP100 enthält. Damit nichts dem Zufall überlassen wird, ist der Protektor standesgemäß nach EN 1621-2 geprüft und besteht damit die CE Prüfung. Level-1 bedeutet übrigens, dass ein ca. 5 Kg Stempel aus 1 m Höhe auf den Protektor fallen gelassen wird. Die weitergereichte Restkraft darf bei dieser Schutzklasse nicht mehr als 18 kN bestehen.
Damit der Rückenprotektor für den Mountainbike Alltag taugt, wurde er mit einigen Features aufgepimpt. Zum einen wurde dabei auf ein sehr geringes Eigengewicht geachtet. Während Ergon 600 Gramm angibt, blieb unsere Waage beim BP1 inklusive Protektor bei rund 560 Gramm stehen. Zum Anderen enthält das Protektorpack sinnvoll angeordnette Taschen und Staufächer. Auf Höhe des Taillengurtes befindet sich ein großes Fach, in welchem beispielsweise eine dünne Jacke oder ein Reservetrikot verstaut werden kann. In dieses Fach passt jedoch auch die optional erhältliche BH150 Trinkblase mit 1,5 Litern Fassungsvermögen. Die tiefe Anordnung sorgt für einen Schwerpunkt weit unten und stabilisiert den BP1 am Rücken. Unterhalb dieses Fachs ist eine große Reißverschlusstasche aus Netzmaterial angebracht, in welchem in unserem Fall eine (kleine) Luftpumpe oder Kartuschen, MaXalami und ein Multitool Platz finden. Im Taillengurt sind ebenfalls zwei Fächer untergebracht, welche auf der einen Seite Platz für Kleingeld und Schlüssel bieten, auf der anderen Seite sogar ein Smartphone aufnehmen. Taillengurt heißt, der Gurt wird etwas höher getragen, als bei einem herkömmlichen Rucksack üblich.
Der BP1 ist in zwei Größen verfügbar – S und L. Nachdem wir bei Körpergröße 1,78 m nach Beratung das große Modell gewählt haben, mussten wir trotz in fünf Stufen einstellbarem Rückenteil auf Größe S ausweichen. Es wollte einfach nicht passen und fühlte sich stets nicht richtig an. Die Passform des Protektorpacks kann sehr gut überprüft werden: Bei richtig eingestelltem Rückenteil müssen die Grün-Gelben Markierungen an den Schultergurten genau über dem Schlüsselbein sitzen. Dies gelang bei L gar nicht, bei S jedoch direkt auf Anhieb.
Ergon haben bei der Entwicklung des PB1 auf hochwertige und leichte Materialien geachtet. Die Taillengurte sind aus feinem Netzmaterial gearbeitet und verfügen über keine Schnalle. Eine großflächige Klett-Paarung reicht auch auf dem Trail aus, das Teil an Ort und Stelle zu fixieren. Dieser Gurt kann nach erfolgter Einstellung sogar auf das gewünschte Maß gekürzt werden. Dafür wurden extra Bereiche vorgesehen und ein Auffädeln des Stoffes konstruktiv unterbunden. Die Schultergurte sind aus einem sehr leichten Lochmaterial gefertigt und sind mit einem simplen, aber effektiven Brustgurt versehen.
Bei Ergon sieht man vor, dass man den BP1 auch unter dem Trikot tragen kann. Als reiner Protektor, ohne Trinkblase und leeren Reißverschlusstaschen mag dies sicherlich gut funktionieren, voll ausgestattet jedoch sah man so aus wie „der Bucklige“.
Zum testen haben wir den BP1 meist auf unseren Hometrails in der Pfalz und im Nordschwarzwald genutzt. In diesem Einsatzgebiet ist das Teil unserer Meinung nach am besten aufgehoben. Nicht nur bei uns selbst haben wir in der letzten Zeit beobachtet, dass der Trend eher in Richtung Trinkflasche als Rucksack geht. Ein Multitool, Luftpumpe oder Kartusche und ein Schlauch wird dabei meist an den Rahmen getaped. Dies funktioniert gut, nervt aber auch. Die Alternative ist bisher ein Rucksack, welcher dazu den Vorteil bietet, oft mit einem eingebauten Protektor ausgestattet zu sein.
Geben wir es zu: Wer packt seinen Rucksack zwischen Tagestour am Wochenende und kurzer Trailrunde ernsthaft um? Ergo dessen befindet sich darin meist ein Inhalt wie in Hermine Grangers Handtasche – Eratzschlauch, Notfallriegel, große Trinkblase, Schaltzug, Schaltauge, Dämpferpumpe und vieles mehr. So kommen, bei halb gefüllter Trinkblase gut und gern 3-4 Kg Ballast zusammen.
Mit einem Liter Wasser in der Trinkblase, sowie beschriebenem Werkzeug, kamen wir so auf knapp 2 Kg, welche auf dem Rücken getragen absolut zu vernachlässigen sind. Zwar hat man bei Ergon auf Leichtbau geachtet, die Funktion offensichtlich jedoch nicht darunter leiden lassen. Die Schultergurte halten den Protektor wirkungsvoll dort wo er hin gehört und ohne das etwas zwickt oder unangenehm aufträgt. Der kleine Brustgurt, bestehend aus einem dicken Gummizug mit Haken vorne dran, wird zur Not sogar einhändig in einer der vielen Ösen befestigt und fällt auf dem Trail ebenfalls kaum auf. Wir entschieden uns den Taillengurt nicht zu kürzen, denn über den Klamotten getragen variiert der Körperumfang doch sehr – je nachdem ob man im Winter mit Jacke fährt oder bei Wärme nur in Jersey. Dennoch konnten wir auch hier keinen Nachteil feststellen. Ein netter Vorteil des Taillengurtes ist der, dass dieser eigentlich nicht hoch rutschen kann. Auch wer schon einmal damit zu kämpfen hatte, dass sich ein Trikot beim Fahren langsam unter dem Rucksack nach oben arbeitet, wird mit dem BP1 genau dieses Problem nicht haben.
Was wir zum Glück nicht ausprobieren mussten, ist ob der Protektor seinen Dienst erfüllt. Wir hoffen dass dies auch so bleibt und vertrauen dabei auf die erfüllte Prüfnorm.
Fazit:
Unserer Meinung nach ist der Ergon BP1 genau das richtige Produkt für die Leute, die ungern auf einen Rückenprotektor und minimale Werkzeugausrüstung verzichten wollen, dabei jedoch keine Lust auf einen unnötig großen Rucksack haben. Zusammen mit der 1,5 Liter fassenden Trinkblase wird das Teil für uns ein unschlagbarer Partner für die schnelle Feierabendrunde oder auf Shuttletouren. Auch auf Flowtrails wie in Stromberg ist der BP1 eine sehr gute Wahl: Protektor, etwas zum trinken, Minitool, Smartphone, Schlüssel – alles weitere lässt man im Auto, zu welchem man binnen Minuten zurückgekehrt ist.
Wer auf harten Downhillstrecken wie der in Bad Wildbad unterwegs ist, sollte unserer Meinung nach auf Protektoren nach strengerer Level-2 Prüfnorm zurückgreifen – aber wir sind froh, wenn heute überhaupt noch wer Protektoren trägt!
Den Ergon BP1 gibt es inklusive BP100 Protektor für preiswerte 119,00 € zu kaufen. Die BH150 Trinkblase kostet nochmal knapp 30,00 € extra. Für uns eine lohnende Investition.