1×11 für alle ! So oder so ähnlich wird man sicher die Überlegungen betitelt haben, die SRAM zur GX Gruppe veranlasst haben. Wer schon immer damit gehadert hat auf 1×11 umzusteigen, aber die Kosten für die Edelvarianten gescheut hat, für den dürfte die Gruppe mehr als interessant sein. Auf jeden Fall auch Grund genug für uns, die komplette Gruppe einmal ganz genau unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, wie sie sich im rauen Testalltag im Herbst und Winter so bewährt.

Die Kernkomponenten der GX Gruppe
Die Kernkomponenten der GX Gruppe

Kommen wir kurz zu den Voraussetzungen die für 1×11 gegeben sein müssen, auch wenn diese sehr gering ausfallen. Das einzige Kriterium welches euer Bike erfüllen muss, ist das Vorhandensein eines XD Freilaufkörpers am hinteren Laufrad. Die 11-Fach Kasetten von Sram benötigen diesen speziellen Freilauf, um auf dem Laufrad montiert zu werden. Bei vielen Naben lohnt sich der Kontakt mit dem Hersteller oder ein Blick in das Zubehör, denn für viele gibt es den Freilaufkörper im Austausch. In unserem Fall (Hope Pro 2) war ein Austausch problemlos möglich und ist innerhalb weniger Minuten abgeschlossen. Neben dem richtigen Freilauf wird dann natürlich noch das passende Werkzeug benötigt um die Kassette zu montieren, denn die Montage erfolgt nicht wie bei den bekannten 10-Fach Kassetten. Eine spezielle Nuss wird benötigt, um die 11-Fach Kassette mit dem Freilauf zu verbinden. Eine Montage ohne diese Nuss ist nicht möglich, man sollte sich also im Vorfeld vergewissern ob das benötigete Werkzeug vorhanden ist, um späteren Frust im Keller oder der Garage zu vermeiden. Wer sich in jüngster Zeit einen neuen Werkzeugsatz gegönnt hat, sollte über die Nuss verfügen. Wer nicht, der kann sie für kleines Geld im Zubehör kaufen. Eine in unseren Augen mehr als sinnvolle Investition, wenn man auf 1×11 umsteigen möchte. Wenn alles zur Hand ist, dann läuft die Montage völlig problemlos innerhalb weniger Minuten ab.

Qual der Wahl bei den Kettenblättern.
Qual der Wahl bei den Kettenblättern.

Die komplette GX Gruppe besteht aus den Komponenten Schaltwerk, 11-Fach Kassette, Kette, Innenlager, Kurbel, Schalthebel und natürlich dem vorderen Kettenblatt. Schaut man sich die Komponenten genauer an, fällt auf, warum die GX günstiger werden konnte und warum sie logischerweise an Gewicht zugelegt hat. Gewicht ist übrigens auch das Stichwort, denn gegenüber der Spitzengruppe XX1 bringt sie knappe 300gr mehr auf die Waage. Zum Zeitpunkt unseres Tests hat Sram ebenfalls die nochmals günstigere NX Gruppe vorgestellt, welche ca. 500gr schwerer ist als die XX1. Ein gesonderter Test zu der Low-Budget Gruppe ist in Vorbereitung.

Komponente XX1 X01 X1 GX NX
Gesamt 1.419 g 1.440 g ab 1.640 g ab 1.718 g ab 1.955 g
Schalthebel 110 g 124 g 121 g 122 g 142 g
Schaltwerk 245 g 252 g 256 g 265 g 322 g
Kassette 268 g 268 g 315 g 393 g 538 g
Kurbel 544 g 544 g 680 / 720 / 744 g 680 / 720 g 680 / 780 g
Kette 252 g 252 g 258 g 258 g 273 g

Die Kassette ist der Hauptgrund für das Mehrgewicht der GX Gruppe, denn diese ist mehrteilig und mit 123  Stiften zusammen gefügt. Eine Fertigung die zwar die Kosten senkt, aber dafür eben auch das Gewicht steigen lässt. Die Haltbarkeit der Kassette sollte davon aber nicht wirklich beeinflusst werden. Auch das Schaltwerk ist technisch und optisch vereinfacht, um den Preis zu drücken. So fehlen die Carbonteile der XX1 Variante und nicht alle Aluminiumteile sind geschmiedet. Unter dem Strich reden wir von einer Differenz von 20gr.

Montierter XD Freilaufkörper
Montierter XD Freilaufkörper

Die grundlegende Frage die man sich zu Beginn der Entscheidung 1×11 in der Regel stellt, ist die nach dem passenden Kettenblatt. Denn die richtige Wahl hat nicht nur Einfluss darauf, wie man den nächsten Berg hoch kommt, sondern wirkt sich auch auf die passende Kettenlänge aus. Normalerweise ist man mit einem 32er Kettenblatt gut bedient, kann aber in wirklich steilen Passagen schon Probleme bekommen wenn die Beine zu viel Winter gesehen haben. Unsere Wahl ist am Ende auf ein 30er Kettenblatt gefallen. Damit büßt man natürlich etwas Endgeschwindigkeit ein, hat aber am Berg einfach etwas mehr Luft. Bewegt man sich also abseits von Renneinsätzen ist der kleine Nachteil sicher zu verkraften.

Kein Carbon wie der große Bruder, was aber der Funktion keinen Abbruch tut - Das Schaltwerk
Kein Carbon wie der große Bruder, was aber der Funktion keinen Abbruch tut – Das Schaltwerk

Viel wichtiger war und ist der Punkt der Schaltperformance. Da die GX Gruppe für Straßenpreise von knapp 350 Euro zu haben ist, und die UVP von Sram bei Einführung knapp unter 600 Euro lag, hatten wir doch Zweifel, ob da nicht vielleicht etwas zu viel gespart wurde. Wir haben aktuell keine XX1 Gruppe im Einsatz, kennen diese aber dennoch gut und sind uns ihrer Performance bewusst. Unser interner Vergleich bezieht sich also auf Erfahrungswerte und keinen direkten Vergleich. Abgesehen von dem bereits erwähnten Mehrgewicht ist der erste Eindruck auf dem Trail zur Schaltperformance mehr als positiv. Die Gangwechsel laufen schnell und präzise ab, die Kassette greift perfekt und auch unter Last gibt es nichts zu bemängeln. Wenn überhaupt ein Unterschied zur Top Gruppe spürbar ist, dann reden wir wirklich von einem Wimpernschlag in der Schaltzeit zwischen den Gangwechseln. Was man eher merkt, ist ein allgemein „weicheres“ Schalten der GX Gruppe im Vergleich zur XX1. Das kann aber auch als rein subjektiv gesehen werden und ist sicher von Fahrer zu Fahrer unterschiedlich. Auf jeden Fall ist es nicht störend oder sogar hinderlich.

Das 30er Kettenblatt sollte uns vorerst auf alle Touren begleiten.
Das 30er Kettenblatt sollte uns vorerst auf alle Touren begleiten.

Ergonomisch büßt der GX Schalthebel etwas an Komfort ein und ist allgemein etwas wuchtiger ausgeführt als seine teureren Geschwister. Der Funktion tut dies allerdings keinen Abbruch und wird von uns eher der Vollständigkeit halber erwähnt. Wirklich überrascht waren wir von der Haltbarkeit der Kassette und ihrer schwarzen Beschichtung. Etliche Testkilometer unter teilweise üblen Bedingungen, schienen sie optisch völlig kalt zu lassen. Nach der Reinigung sah die Kassette auch nach einem viertel Jahr fast neuwertig aus. Es freut uns sehr, dass die Sparmaßnahmen hier nicht für Abstriche in der Qualität gesorgt haben. Was den Punkt Ergonomie angeht, so ist es vielleicht noch für den ein oder andere Leser interessant, das Sram auch für die GX Gruppe die bekannte Grip Shift Alternative anbietet. Somit bekommt man unserer Meinung nach nochmal mehr Ordnung in das Cockpit, und praktisch ist das System noch dazu. Ein kleiner Nachteil sind die höheren Kosten dieser Variante von knapp 20 Euro.

Bye, Bye Kettenführung...
Bye, Bye Kettenführung…

Nun hat man die Qual der Wahl, denn hat man sich für 1×11 entschieden, bietet Sram ganze 5 Gruppen an aus denen man auswählen kann. Unter dem Strich bietet man mit der GX Gruppe eine Schaltperformance auf ähnlich hohem Niveau wie die der XX1. Man muss natürlich Abstriche in der Optik und vor allem dem Gewicht machen. Knappe 300gr sind im Enduro Bereich vielleicht noch nicht so dramatisch, fallen bei leichten Trail oder All-Mountain Bikes dann aber doch schon deutlich mehr auf. Dann wäre da noch besagter Punkt mit der Optik, denn sind wir mal ehrlich, eine Carbon Kurbel macht optisch einfach deutlich mehr her und wertet so natürlich das ganze Bike auf. Positiv hinzu kommt, das Carbon Kurbeln eben noch einmal das kleine etwas steifer sind. Sollte man überlegen 1×11 im Wettkampf zu fahren, führt also unserer Meinung nach kaum ein Weg an der edlen High End Gruppe vorbei. Für alle anderen ist die GX Gruppe ein Angebot welches auf jeden Fall eine Überlegung wert ist.

Keine Überraschungen beim GX Schalthebel...
Keine Überraschungen beim GX Schalthebel…

Fazit:

Wer schon immer mal 1×11 fahren wollte, sich aber bis jetzt vor den Ausgaben gescheut hat, für den hat Sram jetzt mit der GX Gruppe ein nettes Paket geschnürt. Abgesehen von dem Gewicht wird dem geneigten Käufer hier eine ähnlich gute Schaltperformance wie die der High End Gruppen geliefert. Ebenfalls punktet Sram auf Seiten der Haltbarkeit. Für Einsteiger in die 1×11 Welt eine klare Empfehlung. Wer Gewicht und Optik in den Vordergrund stellt, greift besser zur XX1 oder X01.

 

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