Santa Cruz Hightower oder Megatower – zwei Bikes welche sich optisch und auf dem Datenblatt so sehr ähneln, jedoch laut Hersteller jeweils eine eigene Zielgruppe ansprechen sollen. Beide Bikes verfügen über das neue Rahmendesign des kalifornischen Herstellers, bei welchem der Dämpfer untenliegend im VPP Hinterbau platziert ist. Das Hightower erblickte bereits vor einigen Jahren das Licht der Welt, damals noch mit der alten Dämpferanlenkung am Oberrohr und 135 mm Federweg im Heck. Durch den Trend zu 29″ Laufrädern am Enduro und immer härter werden Rennstrecken folgte was folgen musste – eine „Hightower LT“ Version mit 150 mm Hinterradfederung. Nachdem Santa Cruz ihre Bikes ab 150 mm Federweg mit dem aktuellen Rahmendesign und tiefsitzender Dämpferanlenkung durch das Sitzrohr ausstattete, stand die Frage nach einem würdigen Nachfolger zum Hightower und dessen Long Travel Version im Raum. Die Antwort ließ bis März 2019 auf sich warten und wurde im ersten Schritt mit dem Megatower beantwortet. 29″, 160 mm Federweg vorn und hinten, neues Rahmendesign. Knapp vier Monate später folgte die zweite Antwort mit dem bekannten Namen Hightower, nun allerdings ebenfalls in neuem Funktionsdesign und optisch mit großer Ähnlichkeit zum Megatower. Auch aus technischer und geometrischer Sicht liegen die Unterschiede eher im Detail statt im Offensichtlichen. Lediglich im Federweg der beiden Räder findet eine merkliche Unterscheidung statt. 140 mm im Heck und 150 mm an der Front wurden dem neuen Hightower zugesprochen und damit laut Santa Cruz die jeweilige Zielgruppe definiert. Selten waren sich zwei Bikes aus theoretischer Sicht so ähnlich, selten oft wurden wir gefragt, für welchen der beiden „Tower“ wir uns entscheiden würden. Diese Frage haben wir uns zum Anlass genommen, je ein Hightower und ein Megatower in die Redaktion zu holen und ausgiebig miteinander zu vergleichen.

Unser Vergleichstest gliedert sich in zwei Artikel:

Teil 1:Hightower oder Megatower der Vergleich

Teil 2: Hightower oder Megatower – der Test

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Teil 2: Santa Cruz Hightower oder Megatower – der Test

Zwei Bikes welche so nah bei einander liegen. Optisch sind sie auf den ersten Blick kaum voneinander zu unterscheiden und auch beim Blick aufs Datenblatt werden die kleinen aber feinen Unterschiede nicht gleich erkennbar – abgesehen vom Federweg an Gabel und Hinterbau. Mit den theoretischen Unterschieden haben wir uns bereits in unserem ersten Teil auseinandergesetzt. In diesem Teil geht es nun um die Verschiedenheiten auf dem Trail und die Frage, welches der beiden Santa Cruz wir welcher Zielgruppe empfehlen können. Ob eines der beiden Bikes die Nase vorn hat lest ihr im folgenden Test…

Das Santa Cruz Hightower auf dem Trail

„Wenn ein Bike deinem Lieblings-Mixtape entspricht, dann ist es das Hightower. Mit unserer Dämpfer-Anlenkung über den unteren Umlenkhebel und einer aktualisierten, verstellbaren Geometrie, vereint dieses „Engineering Best Of….“ einige unserer feinsten Tunes zum perfekten Trail-Partner.“ – Santa Cruz Webseite

Santa Cruz HightowerEin Trailbike muss in verschiedenen Disziplinen gut funktionieren. Nicht jeder Trail geht nur bergab und selbst wenn, muss zuvor erst einmal der Einstieg erreicht werden – und dieser liegt meist oben. In den USA befindet sich der Trailhead häufiger etwas weiter von daheim entfernt. Dadurch wird das Bike oftmals auf „kanadische Art“ auf einen Pickup Truck verfrachtet. Um Schäden am Unterrohr zu vermeiden wurde das Bike dafür mit einem Shuttle Protektor ausgestattet.

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Shutteln auf kanadische Art – oder auf italienische in Massa Marittima

Bei der Abstimmung des Hightower folgten wir den Herstellerangaben und stellten den RockShox Super Deluxe Ultimate Dämpfer im Hinterbau auf 30% Sag ein. Die Lyrik Ultimate Gabel aus dem gleichen Haus fuhren wir erfahrungsgemäß mit 25% Negativfederweg. Als Liebhaber von niedrigen Fronten entschieden wir uns, lediglich einen 10 mm Spacer unter dem Vorbau zu belassen. So abgestimmt stellte sich von Beginn an ein heimisches Gefühl ein. Eingewöhnungszeit: Zero, nada, niente!

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Ein 10 mm Spacer unter dem Vorbau reichte aus

Dank des steilen Sitzwinkels des Hightowers von um die 76° sitzt man gut im Rad zentriert, sodass man mit Leichtigkeit und effektiv Kraft auf die Pedale bekommt. Das Gefühl von hinten zu treten, wie es beim ursprünglichen Hightower der Fall war, ist glücklicherweise Schnee von gestern. Die Sitzposition ist nicht zu gestreckt, sodass man recht komfortabel auf, oder besser „im“ Bike Platz nimmt. Unser Testbike in Größe L verfügt über einen Reach von rund 470 mm, was einen gesunden Mittelwert im direkten Vergleich zu anderen Rädern der gleichen Rahmengröße ergibt. Somit gelangt man auch ohne Shuttelunterstützung angenehm und ohne kraftraubende Sitzposition die Berge hinauf. Der RockShox Super Deluxe Ultimate Luftdämpfer im Heck generiert im Anstieg eine sehr gute Plattform, sodass man schön weit oben im Federweg bleibt und nicht darin versinkt. Bei langen Anstiegen kann unterstützend ein Griff zum Lockout für eine noch höhere Position im Federweg sorgen, sodass die Effektivität weiter zunimmt. Im Alltag und bei kurzen Gegenanstiegen sahen wir für diese Maßnahme allerdings keinerlei Notwendigkeit. Durch die tief liegende Dämpferposition sind die Lockout Hebel der beiden Bikes nur durch einen weiten Griff nach unten erreichbar. Ist die Position einmal eingeprägt stellt dies aber kein Hindernis dar.

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Der Griff zum Lockout war meist unnötig

Im Fall von Zwischensprints oder auf flachen Teilstücken verhält sich der Hinterbau völlig unbeeindruckt und stabil, ohne dass nerviges Wippen den Spaß verderben könnte. Diese Stabilität bedeutet keinesfalls, dass sich das Hightower im Heck tot anfühlt – im Gegenteil: Jeder kleine Stoß von unten wird vom Super Deluxe Ultimate Dämpfer aufgenommen und vernichtet. Der VPP Hinterbau des Bikes sorgt somit für eine Menge Traktion auch auf technischen oder ruppigen Anstiegen – den nur 433 mm kurzen Kettenstreben zum Trotz.

Santa Cruz Hightower oder Megatower
Bergauf lässt sich das Hightower kraftsparend und neutral bewegen.

Das Hightower entpuppt sich als hervorragender und komfortabler Kletterer, welcher unbeeindruckt auch steile und lange Anstiege erklimmt. Auch wenn rund 13,5 kg unseres X01 Kits mit Reserve Upgrade kein Fliegengewicht darstellen, erreicht man mit dem Bike entspannt den Traileinstieg. Dieses Bike beweist: Die Zeiten des unbedingten Leichtbaus sind vorbei.

Santa Cruz Hightower
Das Santa Cruz Hightower offenbarte sich als gieriger Kurvenräuber

Bei einem derartig guten Kletterer wie dem Santa Cruz Hightower kommt schnell die Frage auf, ob im Downhill ebenso gute Bewertungen erreicht werden. Eigentlich könnten wir es uns einfach machen und euch mit einem fetten Grinsen im Gesicht und den Worten „Jaaaa auf jeden Fall“ allein im Wald stehen lassen. Aber der Reihe nach…

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Das Hightower in seinem Element

Der Großteil unserer Tester fühlte sich auf Anhieb mit dem Hightower pudelwohl. Daher war das Vertrauen in das Bike schnell gefasst und es konnte beinahe direkt zur Sache gehen. Es stelle sich schnell eine Ballance zwischen Front und Heck ein, sodass man mit gezielter Gewichtsverlagerung gut arbeiten konnte. Dies bedeutet genau, dass das Gripverhältnis zwischen den beiden Rädern stets berechenbar blieb und man weder unter- noch übersteuernd durchs Gelände schipperte. Das Santa Cruz Hightower kam in Größe L keinem unserer Tester zwischen 1,74 m und 1,81 m Körpergröße sperrig und unhandlich vor. Es ließ sich wendig in Kurven manövrieren und auch enge Spitzkehren ließen sich dynamisch umsetzen.

Santa Cruz HightowerDer Hinterbau parierte dabei auf dem Trail feinfühlig kleinere Schläge, ohne dabei durch den Federweg zu rauschen. Der Super Deluxe generiert viel Gegenhalt und Support im mittleren Federwegsbereich. Dies hat zur Folge, dass sich das Hightower bei mittelgroßen Schlägen eher straffer als plüschig anfühlt. Man darf sich davon jedoch nicht täuschen lassen, denn der Hinterbau bietet amtliche Reserven wenn man es richtig krachen lässt. Einige Male glaubten wir noch in der Luft an einen harten Einschlag, doch verkackter Linie zum Trotz machte der Hinterbau einfach auf und schlürfte das Hindernis souverän weg. Bei dieser derartig guten Hinterradfederung wurde uns schnell klar, warum an der Front eine RockShox Lyrik verbaut ist, welche generell eher in Enduros montiert wird. Eine sonst übliche RockShox Pike hätte auf dem Niveau nicht mithalten können.

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Die RockShox Lyrik ist eher eine Enduro Gabel – im Trailbike Hightower ist sie dennoch bestes platziert

In puncto Reifen setzen Santa Cruz an Vorder- und Hinterrad auf einen Maxxis Minion DHR2 29″x2.4″ 3C EXO TR. Diese Reifenkombination sorgt bei Trockenheit für exzellenten Seitenhalt, vorausgesetzt man traut sich die Reifen auf die Seitenstollen zu legen. Geht man bei Feuchtigkeit oder gar Nässe etwas zaghafter vor, bestraft der Reifen mit spontanem Gripverlust. Da kaum ein Teil am Bike so von persönlichen Vorlieben lebt, werden wir diesen Punkt nicht überbewerten.

Santa Cruz Hightower
Perfekte Bedingungen für den Maxxis Minion DHR2 29″x2.4″ 3C EXO TR

Sämtliche Komponenten wie die SRAM Eagle X01 Schaltgruppe verrichteten gewohnt und zuverlässig ihren Dienst. Auch unser Laufrad-Upgrade mit 30 mm breiten Reserve Felgen aus Carbon schlug sich tapfer und ohne Defekte. Wir denken allerdings, dass unabhängig vom Upgrade statt der günstigeren DT SWISS 350 Naben die hochwertigeren 240s Versionen mit Edelstahllagern und kürzem Eingriffswinkel hätten verbaut werden können.

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DT Swiss 350 Naben – die hochwertigeren 240s Naben hätten uns in Kombination mit Reserve Carbonfelgen „nicht gestört“

Die SRAM Code RSC stimmte uns an beiden Rädern nicht zufrieden. Nerviges Fading auf der Abfahrt ließ sich auch durch mehrmaliges und penibles Entlüften nicht beheben und auch die Bremskraft fanden wir eher „so lala“. Leider trifft die Code RSC am Hightower auf Bremsscheiben mit lediglich 180 mm Durchmesser, was das Thema zumindest an der Front nicht besser macht. Während des Tests haben wir vorn auf eine 200 mm Bremsscheibe umgerüstet und damit die Bremsleistung leicht verstärken können.

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SRAM Code RSC an Hightower und Megatower

Entgegen des aktuellen Trends „flach, flacher am flachsten“ entschieden wir uns beim Hightower letztendlich für die steile Geometrieeinstellung. Ein Lenkwinkel von 65,5° passt diesem Bike sehr gut und ein weiterer Vorteil ist, dass in dieser Einstellung das Tretlager um 4 mm höher liegt. Feindkontakt zwischen Pedal und Boden konnte so in vielen Fällen unterbunden werden. In steilem Gelände machte sich die flache Einstellung mit 65,2° minimal besser, was für uns in Abwägung aller Eigenschaften nicht der entscheidende Pluspunkt war.

Hightower Action 7487 scaled CycleholixDas Hightower ist ein Bike, welches der Herstellerbezeichnung „Lieblings-Mixed Tape“ durchaus folgen kann. Eigentlich ist das Hightower stinklangweilig – es hat keine Ecken und Kanten an denen man sich stören könnte. Nichts ist zu steil, zu flach, zu straff, zu nervös, zu irgendwas. Das Santa Cruz Hightower macht das, was es soll und dies macht es extrem gut. Einziger Nachteil? Der Haben-will-Faktor ist oft größer als der Geldbeutel!

Santa Cruz Hightower
In der Luft verhält sich das Hightower neutral und macht ordentlich Spaß beim abstylen

Das Santa Cruz Megatower auf dem Trail

„Das Megatower ist die Verschmelzung von großen Laufrädern mit unserem stärksten Federungskonzept. Es ist eine moderne Waffe mit der sich sowohl die härtesten Rennstrecken als auch deine Hometrails mit Leichtigkeit erobern lassen.“ – Santa Cruz Webseite

Santa Cruz Megatower
Das Santa Cruz Megatower in Größe L

Beim Santa Cruz Megatower gingen wir zur Abstimmung genauso vor wie beim kleinen Bruder, dem Hightower. 30% Negativfederweg am Hinterbau passen nicht nur zu den Herstellerangaben, sondern auch generell zu einem Bike dieser Gattung. Auch an der Front stellen wir 25% ein, was bei einer Fox 36 ein guter Wert ist.

Megatower
Um die Front des Megatowers in steilen Rampen am Boden zu halten benötigt es etwas mehr Einsatz

Auch auf dem Megatower nimmt man beim ersten Aufsitzen eine angenehme, wohl aber etwas kompaktere Position ein. Die erste Meinung ist bei allen Testern eindeutig: Viel, viel Fahrrad!

Santa Cruz Hightower oder Megatower
Der Gerät hat niemals Feierabend

Vor unserem Test hätten wir erwartet, dass das Megatower weniger gut die Berge hinauf klettert als das Hightower. Und ja, wir können bestätigen, dass Unterschiede bestehen. Mit dem Megatower klettert man etwas langsamer und gemütlicher die Berge hinauf als mit dem artverwandten Trailbike. Dies mag zum einen an einer etwas kompakteren Sitzposition durch einen nur 40 mm langen Vorbau liegen (Hightower 50 mm). Zum anderen verfügt das Megatower auch über minimal flachere Lenk- und Sitzwinkel und man taucht im Heck etwas weiter in den üppigen Federweg ab. So stellt sich das Gefühl ein, entgegen dem Hightower etwas hecklastiger in die Pedale zu treten. Aus diesem Grund greifen wir doch recht häufig an den Lockout des Dämpfers, was die Klettereigenschaften deutlich verbessert. Auch mit zugeschalteter Plattform bleibt der Hinterbau noch ausreichend aktiv und federt kleine Stöße hervorragend ab. Ob am Kronplatz, Reschenpass oder auf dem Hometrail – wir waren stets in der Lage mit dem Megatower die Anstiege aus eigener Kraft zu erklimmen, auch wenn das Megatower ebenfalls mit einem Shuttle Protektor für den Transport per Pick Up vorbereitet wäre. Durch die etwas rückverlagerte und hecklastigere Sitzposition sind technische Anstiege im direkten Vergleich zum Hightower ein Wenig schwieriger zu bewältigen, aber für ein Bike mit 160 mm Federweg dennoch im knallgrünen Bereich. Verlängert man übrigens die Kettenstreben mittels Flip Chip von 435 mm auf 445 mm, verbessert sich der Grip am Hinterrad noch einmal und auch das Vorderrad klebt förmlich am Boden.

MegatowerDas Bike wird an Endkunden mit dem Maxxis Assegai 2.5 Exo+ TR ausgeliefert. In unserem Fall waren Minions in der gleichen Breite montiert, darum möchten wir keinen Bezug auf den Rollwiderstand oder deren Performance bergab nehmen. Ansonsten verrichteten alle Komponenten anstandslos ihren Dienst, wobei auch am Megatower die SRAM Code RSC nicht erwartungsgemäß ablieferte.

Santa Cruz Hightower oder Megatower
Auch am Megatower konnte die SRAM Code RSC nicht überzeugen

Auf dem Trail zeigt sich das eigentliche Gesicht des Santa Cruz Megatowers recht schnell. Das Teil ist zum Ballern gemacht und nicht für technische Einlagen bergauf. Wenn man sich auf das Megatower einlässt bekommt man eine ganze Menge zurück – und das ist Geschwindigkeit und Sicherheit. Darauf einlassen bedeutet in dem Fall, dass man mit viel Nachdruck zur Sache gehen muss. Die Federung des Enduros ist eher straff als plüschig ausgelegt und will gefordert werden. Tut man dies, erhält man ein Bike welches die Grenzen beim eigenen Überlebenswillen setzt. Mit wahnsinnigem Blick im Gesicht und dem Messer zwischen den Zähnen kann man mit der Schüssel in jedes Stein- oder Wurzelfeld reinhalten und bringt den Hinterbau doch nicht ans Ende. Wir haben uns teilweise gewundert wie weit die Grenzen mit einem Bike diesen Kalibers nach oben verschoben werden können. Die schnellste Linie ist nicht immer die komfortabelste und auch ein schnelles Bike ist nicht immer das komfortabelste. In diesem Fall passt beides zusammen.

Megatower
Hier ist das Megatower zu Hause. Vollgas in die Wurzeln – ja und?

In Kurven wird klar, dass das Megatower zum Gasgeben gemacht ist. Es fühlt sich dabei keineswegs sperrig an, benötigt aber viel Druck auf dem Vorderrad, um in engen Kehren Grip an der Front aufzubauen. Obwohl der Lenkwinkel in der „Low“- Einstellung sehr flach ist, bemerkten wir zu unserer Freude keinerlei abkippendes Lenkverhalten. Das Motto ist: Viel Input – viel Output. In schnellen Turns läuft das Megatower wie auf Schienen und verspricht viel Sicherheit und Kontrolle. Exakt das ist es, was man benötigt um Rennen zu gewinnen.

Santa Cruz Hightower oder Megatower
In Kurven benötigt das Megatower etwas mehr Körpereinsatz als das Hightower

Gerade wenn das Megatower mittels Flip Chip in die Flache Geometrieeinstellung gebracht wurde, sind Geschwindigkeiten weit außerhalb des persönlichen Grenzbereiches möglich, allerdings muss man dabei höllisch aufpassen: Die Pedale kommen dem Boden oftmals bedenklich nahe und ein Abflug durch solch einen Kontakt ist meist apprupt und hart.

Fazit – Der Vergleich zwischen Hightower und Megatower

Um es klar vorweg zu nehmen – im Vergleich zwischen Hightower und Megatower gibt es kein besser oder schlechter. Beide Räder der Marke Santa Cruz sprechen durch ihre jeweiligen Eigenschaften eine entsprechende Zielgruppe an.

Santa Cruz Hightower oder Megatower
Hightower und Megatower – ein Kopf-an-Kopf Rennen oder ist die Wahl eindeutig?

Das Santa Cruz Hightower

Bergauf lässt sich das Hightower kraftsparend und angenehm pedalieren. Dabei sitzt man weder zu gestreckt noch hecklastig. Auch technische Anstiege lassen sich leicht bewältigen, wobei wir nie mit einem frühzeitig ansteigenden Vorderrad zu kämpfen hatten. Selbst ewig lange Anstiege in den Alpen schockierten weder das Bike noch den Fahrer. Bergab verhält sich das Hightower neutral und unaufgeregt. Ohne stets im vollen Angriffsmodus unterwegs zu sein, lässt sich ein hervorragendes Gripverhältnis zwischen Vorder- und Hinterrad aufbauen. In Kurven lässt es sich willig einlenken und fühlt sich dabei eher agil an. Wer jetzt einen eng gesteckten Grenzbereich vermutet liegt völlig falsch – wer möchte, kann das Hightower prügeln bis der Arzt kommt. Neben kleinen Unebenheiten schluckt der Hinterbau selbst größere Brocken weg, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Einsatzbereich des Hightowers ist weit aufgestellt: Egal ob auf langer Tour um Kondition zu tanken, auf dem Hometrail, sprunglastigen oder technisch anspruchsvollen Strecken – das Hightower hat uns nie enttäuscht und ist für uns das ideale Bike für jeden Tag bei unterschiedlichen Bedingungen.
Die absolute Mehrzahl unserer Testfahrer war auf Anhieb begeistert und beschreibt das Hightower als unkompliziertes schnörkelloses Trailbike das einfach das macht was es soll.

Das Santa Cruz Megatower

Bergauf verlangt das Megatower ein wenig mehr Körner als das Hightower. Man sitzt etwas tiefer im Federweg, was lange Anstiege im direkten Vergleich etwas anstrengender macht. Das Megatower macht kein Geheimnis daraus, dass es eher zum heftigen Ballern entwickelt wurde, anstatt KOMs bergauf auf Strava zu kassieren. Möchte man das Rad artgerecht bewegen, verlangt es dem Fahrer mehr Input ab als das gemäßigtere Hightower. Das Bike will mit mehr Nachdruck bewegt werden, was sich auf ruppigen Trails, wie auch in Kurven deutlich bemerkbar, aber auch bezahlt macht. Ist man dazu in der Lage erhält man ein Bike, welches nahezu keine Grenzen kennt und sich kraftsparend auf Vollgastrails bewegen lässt. 160 mm Federweg an Front und Heck, gepaart mit 29″ großen Reifen in 2.5er Breite benötigen dabei schon wirklich fieses Geschnetz um in den Grenzbereich zu gelangen. Diese Grenze lotet der Fahrer am besten während alpiner Endurorennen, im Bikepark und auf wirklich verblockten Strecken aus. Um die Abfahrtseigenschaften des Megatowers noch mehr herauskitzeln zu können, würden wir den Hinterbau mit einem Stahlfederdämpfer ausstatten. Auf technisch anspruchslosen Trails ist das Megatower allerdings so schnell gelangweilt wie ein Mercedes G-Modell im Stau.


Text: Thorsten Illhardt
Fotos: Jakub Reichhart, Josefine Holitzka, Thorsten Illhardt
Testfahrer: Philipp Kargel, Jakub Reichhart, Thorsten Illhardt
Redaktion: Robin Krings

5 Kommentare

  1. Auch wenn es schon lange her ist, gibt gerade der Kommentar von Stefan das wieder, was ich oft beobachte. Viele kaufen einfach das Bike, was mehr hat. Sie könnten es ja mal brauchen – auch wenn das vielleicht mal eine oder zwei Schlüsselstellen bei zwei Touren im Jahr sind. Und dafür sind sie bereit dann völlig überbiked durch die Gegend zu schaukeln, anstatt sich auf weniger Federweg einzulassen, etwas sauberer zu fahren und sich an spritzigerem Handling, schnellerem Antritt und einfach mehr Agilität zu freuen!

    • Hi Philipp,
      danke für deinen Kommentar. Ich persönlich sehe das sportlich. Es war schon früher so, dass wir alle aufgerüstet haben. Ich erinnere mich an Marzocchi Monster-T auf dem flowigen Hometrail, etc. Das war zu meinen Anfängen vor über 20 Jahren schon so und heute ist es das auch. Es gab schon immer einen Trend zu mehr Federweg, und ein paar Jahre später wieder zu weniger. Wo wir früher noch mit fetten DH-Karren rumgeballert sind, fahren wir heute Trailbikes oder Enduros. Ich glaube nicht, dass das ein Problem ist, und schon gar nicht eins was die meisten betrifft. Irgendwie ist es ja auch eine persönliche Vorliebe und auch meine tendenz geht eher in Richtung weniger Federweg.
      Cheers, Thorsten

  2. Großartiger Artikel.
    Ich habe vor kurzem vom Megatower auf das Hightower gewechselt.
    90% meiner Zeit auf dem Fahrrad, findet in den heimischen Wäldern und auf den Trails statt.
    Das Megatower ist absolut grandios aber zu träge für das was man im Wald so macht.
    Man kann nicht mit Leichtigkeit nen Trail runterfahren, nur Vollgas und mit aller Power.
    Wenn man mal einen seichten Trail fährt, ist das Megatower völlig unterfordert.
    Wenn man nicht seine ganze Kraft reinbringt, macht das Fahrrad nichts, außer geradeaus fahren wollen.
    Mit dem Hightower habe ich mehr als ausreichend Reserven, das gleiche Gefühl von Sicherheit auf dem Rad, aber deutlich agiler und freundlicher.
    Keine Ahnung wie Santa das macht.
    Laut Daten sind ja nur ein anderer Link und eine versetzte Bohrung für die Hinterachse anders.
    Aber diese 2 Sachen lassen es zu, sinnvoll zweierlei Bikes auf den Markt zu werfen.
    Jeder der nicht in den Alpen wohnt, nicht mehr als 50% im Park verbringt, sollte meiner Meinung nach zum Hightower greifen.
    Hätte ich auch mal vor dem Kauf des Megatowers machen sollen.

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