In der ersten Jahreshälfte haben wir ein Enduro Race Bike aufgebaut und Euch in einer mehrteiligen Serie die Produkte und unsere Ideen dahinter vorgestellt. Mittlerweile musste sich unser roter Renner auch in freier Wildbahn beweisen. Wie wir letzten Endes unser Race Bike bewegt haben, und was wir uns noch so einfallen lassen haben, möchten wir Euch in diesem Fazit mitteilen.  

Bevor wir uns mit dem Trek Slash an sich und unseren Erkenntnissen beschäftigen, möchten wir euch zeigen, wie wir unser Bike für die Rennen ausgestattet haben.

Enduro Race Bike
Bei der Trinkflasche haben wir uns für das System von Fidlock entschieden.

Da wir mit möglichst wenig Ballast auf dem Rücken fahren wollten, haben wir uns zusätzlich überlegt, welche Möglichkeiten wir haben ein paar Dinge am Bike zu verstauen. Die gute alte Trinkflasche ist wieder angesagt und der Trek Slash Rahmen bietet die Möglichkeit, die Trinkflasche im Hauptdreieck zu montieren. Für die Befestigung haben wir uns für das System von Fidlock entschieden. Dadurch lässt sich die Flasche platzsparend im Dreieck verstauen. Außerdem konnte uns das System gerade beim Verstauen der Flasche während der Fahrt überzeugen, da die Magnete diese in die passende Position ziehen. Schlauch, CO2-Kartusche und Reifenheber haben wir mit dem Rockband von Granite Design ebenfalls im Rahmendreieck befestigt. So haben wir im Falle eines Platten alle wichtigen Utensilien schnell griffbereit an einem Ort.

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Das Rahmendreieck bietet viel Platz für die wichtigsten Utensilien

Als Multitool haben wir das EDC System von OneUp Components gewählt, da dieses u.a. die seltenen 2 und 2,5 mm Innensechskantschlüssel beinhaltet und einen Kettennieter für 11-fach Ketten besitzt.

Funktionen:

– 2 / 2,5 / 3 / 4 / 5 / 6 / 8 mm Innensechskant
– Torx T25
– Schlitzschraubendreher
– Quick-Link-Kettenwerkzeug (10-fach/11-fach)
– Speichenschlüssel #0, #1, #2, #3
– Ventilwerkzeug SV (Presta)
– Reifenheber
– Kettennieter
– Platz für Kettenschlösser

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Das Multitool haben wir in der Luftpumpe verstaut

Leider durften wir das EDC System nicht, wie aus der Enduro World Series bekannt, im Gabelschaft der Durolux montieren, da SR Suntour es grundsätzlich nicht erlaubt ein Gewinde in den Schaft zu schneiden und somit die Garantie nicht mehr gewährleistet wäre. So haben wir mit der 70 CC Luftpumpe von OneUp Components eine gute Alternative gefunden. Diese lässt sich sicher über die Schrauben des Flaschenhalters am Rahmen befestigen und bietet ebenfalls die Möglichkeit das EDC Tool zu verstauen. Der Vorteil liegt auf der Hand: neben einer Kartusche haben wir so auch noch eine Luftpumpe stets zur Hand. Auch wenn der Hub der Pumpe durch das Multitool etwas eingeschränkt ist, funktioniert es dennoch, um den Luftdruck im Reifen zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren.

Die Basis unseres Race Bikes bildet bekanntermaßen der Slash Rahmen von Trek. Als das Slash 2016 vorgestellt wurde, gehörte es zu den ersten langhubigen 29 Zoll Enduro Race Bikes und sorgte maßgeblich dafür, dass die großen Räder im Rennzirkus salonfähig wurden. Auch wenn sich in den zwei Jahren einiges getan hat – in erster Linie an der Geometrie – braucht sich das Trek unserer Meinung nach auch heute nicht zu verstecken. Auf dem Trail wusste es noch immer zu überzeugen.

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Wie bei vielen anderen Enduro Bikes auch, lässt sich auch am Slash mit Hilfe des sogenannten Mino-Links die Geometrie des Rahmens anpassen. Wir sind das Slash zuletzt ausschließlich in der steileren Einstellung gefahren. Warum? Zum einen ist es dadurch deutlich agiler gegenüber der flachen Einstellung und selten sind anspruchsvolle Race Tracks stumpfe Geradeauspfade. Dennoch ist der Lenkwinkel mit 65,5° immer noch recht flach und sorgt so für eine gute Spurtreue. Die steilere Einstellung hebt aber auch das Tretlager gegenüber der flacheren Einstellung an, wodurch wir gerade in technischen Tretpassagen weniger Gefahr laufen mit dem Pedal aufzusetzen. Und zu guter Letzt haben wir das Gefühl in dieser Einstellung zentraler auf dem Rad zu stehen und somit auch besser Druck auf das Vorderrad zu bekommen.

Bekanntermaßen leidet ein Fahrrad im Renneinsatz doch sehr. Und das ist auch unser ganz großer Kritikpunkt am Trek Slash. Wer auf hässliche Lackabplatzer oder Kratzer verzichten mag, dem empfehlen wir den Slash Rahmen großzügig mit Schutzfolie abzukleben, denn, wie bereits beim Aufbau erwähnt, konnte uns die Lackqualität nicht überzeugen. Damit einhergehend ist uns negativ aufgefallen, dass die Kette oberhalb der Kettenstrebe sehr nah an eben jener Strebe entlang läuft. Dies führt zu unschönen Spuren und erzeugt eine laute Geräuschkulisse. Und wir wissen ja, dass nur leise Bikes auch schnelle Bikes sind. Beides konnten wir damit beheben, indem wir selbstklebendes Vlies an der Strebe anbrachten. Die Schutzwirkung für den Lack ist extrem hoch und auch die Reduzierung der Geräuschkulisse wusste sehr zu überzeugen.

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Mit dem selbstklebenden Vlies konnten wir einerseits die Kettenstrebe besser schützen und andererseits die Geräuschentwicklung durch das Kettenschlagen stark eindämmen

Der im Rahmen verbaute Rock Shox Deluxe RT3 Dämpfer mit der speziellen Re:aktiv Technologie mit Thru Shaft stellt sich bislang als sorglos und unauffällig heraus. Eine Aussage darüber, ob der Dämpfer mit dieser Technologie besser oder schlechter ist, können wir an dieser Stelle nicht treffen. Uns fehlt hierzu leider der direkte Vergleich.

Trek empfiehlt den Slash Rahmen mit rund 28 % SAG zu fahren, was 16 mm Dämpferhub entspricht. Werksseitig war ein Volumen Spacer im Dämpfer verbaut. Allerdings vermissten wir etwas die Sensibilität, weshalb wir den Dämpfer mit 30 % SAG und zwei Volumen Spacern eingestellt haben. So hatten wir ein feines Ansprechverhalten und ein ausgeprägtes bottomless-feeling bei härteren Schlägen.

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Da das Slash als Komplettbike mit einer Federgabel ausgeliefert wird, die sich on the fly für den Anstieg im Federweg reduzieren lässt, hatten wir leichte bedenken, wie sich das Bike mit fixen 160 mm Federweg bergauf schlägt. Diese Bedenken waren gänzlich unbegründet. Das Vorderrad blieb auch an steilen Anstiegen auf dem Boden. Wie sich die SR Suntour Durolux R2C2 ansonsten geschlagen hat, könnt ihr in den nächsten Wochen im Rahmen eines Einzeltests bei uns nachlesen.

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SR Suntour Durolux an der Front

Unsere Reifenwahl fiel mit Magic Mary vorne und Hans Dampf hinten auf eine Kombination aus dem Hause Schwalbe. Während wir hinten auf die Super Gravity Karkasse setzten, um einen erhöhten Pannenschutz zu haben, wählten wir vorne lediglich die Snakeskin Karkasse. Bei der Gummimischung vertrauten wir bei beiden Reifen auf die Addix Soft Variante. Mit dieser Reifenpaarung sind wir die Saison auch sehr gut gefahren. Die Magic Mary hatten wir ausgewählt, da sie unter allen Bedingungen ihre Qualitäten hat und stets ausreichend Grip zur Verfügung stellt. Am Hinterrad sollte der Hans Dampf seine guten Rolleigenschaften einbringen. Dafür mussten wir zwar am Hinterrad ab und an mit Gripverlust zurecht kommen, darauf konnte man sich aber recht gut einstellen, da sich dieser meist vorab ankündigte. Leider eint beide Reifen das bekannte Schwalbe Problem der schnell angefressenen Stollen. Positiv aufgefallen ist dagegen der Pannenschutz, denn wir hatten keinen einzigen Platten in dieser Saison und das trotz oftmals abenteuerlicher Linienwahl.

Kommen wir zu den einzigen Änderungen die wir vorgenommen haben.

Wir hatten das Gefühl, dass sich das Cockpit anfangs etwas nervös anfühlte. Die Rotationsbewegung des Lenkers um den Gabelschaft ging etwas zu leicht und somit in bestimmten Situationen unruhig von der Hand. Gerade im steilen Gelände mit Stufen und Absätzen hat sich das deutlich bemerkbar gemacht, so dass es öfter zu ungewollten Spurwechseln kam. Um dies zu korrigieren haben wir nun einen Vorbau mit 50 mm Länge statt 35 mm verbaut. Damit konnten wir das Trägheitsmoment etwas erhöhen, sodass sich sich die Lenkzentrale für uns etwas ruhiger anfühlt. Auch beim Lenker haben wir eine Änderung vorgenommen. Hier sind wir von 15 mm Rise auf 25 mm Rise gewechselt. Ein flacheres Cockpit macht es möglich, leichter Druck auf dem Vorderrad zu erzeugen, aber es ist auch anstrengender zu fahren, was sich gerade auf langen Stages bemerkbar gemacht hat.  Durch den etwas höheren Rise verlagerte sich das Gewicht mehr auf die Pedale, wodurch wir kraftsparender unterwegs waren.

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Da ist das fertige Enduro Race Bike

Wie oben im Text schon erwähnt, werden wir die SR Suntour Durolux in einem separaten Bericht nochmal etwas genauer unter die Lupe nehmen. Auch wie sich die Endurorider Laufräder von Tune sowie die Shimano XT Vierkolbenbremse geschlagen haben, werden wir euch in den nächsten Wochen noch ausführlich berichten.

Würden wir zukünftig erneut auf das Trek Slash bzw. ein 29“ Enduro Bike mit viel Federweg setzen?

Sehen wir von der nicht guten Lackqualität ab, können wir diese Frage mit einem klaren JA beantworten. Das Trek Slash in Verbindung mit den großen Laufrädern und dem langen Federweg verzeihte so manche verpatzte Linienwahl und rettete uns so doch das eine oder andere Mal den Allerwertesten. Auch im schroffen Gelände sorgen die großen Laufräder mit ihrem guten Überrollverhalten für viel Sicherheit. Ein weiterer positiver Aspekt der großen Räder ist, dass sie gerade auf langen Stages die Kräfte des Fahrers schonen. Bedingt wieder durch das gute Überrollverhalten und der damit verbundenen Laufruhe werden oftmals die Schläge vom Untergrund weniger intensiv an den Fahrer weitergegeben, die dieser dann mit Muskelkraft ausgleichen muss. Das gleiche gilt für den langhubigen Federweg. Was die Räder noch nicht gerade gebügelt haben, macht der gut funktionierende Hinterbau. Dieser reagierte äußerst feinfühlig auf jede verbliebene Unebenheit. Auch die berüchtigten Bremswellen vor Kurven verlieren so etwas an Schrecken und lassen das Rad zielsicher durch die Kurve manövrieren. Der vermeintliche Nachteil an Agilität in Kurven gegenüber kleineren Laufrädern lässt sich unseres Erachtens vernachlässigen, sollte dieser denn überhaupt so gravierend ausfallen. Die oben genannten Pluspunkte machen in unseren Augen ein langhubiges 29“ Bike nicht nur zu einem sicheren, sondern auch schnellen Enduro Race Bike.

 

6 Kommentare

  1. Hi, mich würde interessieren, wie du mit den Flat Pedals und dem Trail Modus klar gekommen bist. Kannst du dazu ein paar Worte sagen?

    • Hallo Dario,
      den Trailmodus habe ich lediglich genutzt, wenn es den Trail bergauf ging.
      Da hatte ich jetzt weniger Probleme.
      Bergab habe ich den Dämpfer immer geöffnet.
      Ansonsten habe ich meine Flatpedals mit längeren Pins ausgestattet; 10 bzw. 12 statt 8 mm lange Pins.
      Bietet deutlich mehr Grip. Aber der Verschleiß an der Schuhsohle ist auch höher.
      VG
      Phil

      • danke für die Antwort… und hattest du das Gefühl, du könntest etwas mehr Support im offenen Modus gebrauchen?
        Ich bin in der Überlegung mir einen X2 oder einen Thru Shaft zuzulegen.. Im Slash 8 Alu Frameset ist ein Deluxe Reaktiv – ohne Thru Shaft verbaut. Im offenen Modus habe ich auch keinerlei Grip Probleme, allerdings geht der Dämpfer trotz 28% Sag und zwei Token oft zu tief in den Federweg. Das Ansprechverhalten ist in Ordnung, aber es fehlt halt doch etwas Einstellerei.
        Grüße

        • Hi Dario,
          und hast du es mal mit mehr Luftdruck ausprobiert? Also z.B. 25 % SAG? Ich denke, dass das immer noch okay sein sollte und du hättest etwas mehr Gegendruck. Evtl. musst du dann noch einen Spacer herausnehmen.
          Zum Thru Shaft: In meinen Dämpfer bekomme ich max. 2 Spacer rein oder den GNAR Dog Spacer von Rock Shox, der entspricht 2,5 normale Spacer. Bin mir nicht sicher, ob du dann das gewünschte Verhalten erzielen wirst.
          Wenn du aber das Maximum herausholen willst, also mehr Einstellungsoptionen und Spaß am Experimentieren hast, dann spricht das natürlich für den X2, der ja auch in den vorherigen Slash RSL Rahmen verbaut war.
          Denk an die Einbaumaße 230 x 57,5 mm.
          Best…
          Phil

  2. Servus,
    mich würde interessieren wie sich Halterung der OneUp Pumpe so macht, also ob sie irgendwann mal im Weg war und wie gut die Pumpe in rauhem Gelände hält!?
    Un welches Klebefolie habt Ihr den am Hinterbau verwendet.

    Danke und viele Grüße

    • Hallo Florian,
      die Halterung der Pumpe macht sich gut. Bislang war sie während dem Fahren nicht im Weg. Ich hatte da zunächst die gleichen Bedenken wie du, da ja auch das Unterrohr des Trek Slashs sehr wuchtig ist. Aber wie gesagt, waren diese bislang unbegründet. Sicherheitshalber habe ich zwischen den Halter und Rahmen etwas von dem selbstklebenden Vlies angebracht, damit der Lack nicht durch Dreck oder ähnliches verkratzt wird, der sich darunter sammeln könnte.
      Wegen der Folie am Hinterbau: an der Kettenstrebe haben wir das selbstklebende Vlies verwendet. Ansonsten haben wir handelsübliche 3M Schutzfolie genommen und diese zurecht geschnitten.
      Ich hoffe, dass dir das weiterhilft.
      Best…
      Phil

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