Wie bereits in den ersten Artikeln beschrieben hat Ghost mit dem FR AMR 8 LC ein Bike der neuen Generation „Freerider“ erschaffen. Wir sind das Bike nun ein Jahr lang gefahren, dabei musste es längere Touren im Mittelgebirge, im alpinen Gelände, Einsätze auf der Jumpline oder in Bikeparks über sich ergehen lassen. Spaß gemach hat das Ghost FR AMR 8 allemal, aber hat auch das Material gehalten?

Abschlussfazit des Ghost FR AMR 8

Als erstes möchten wir natürlich ein Thema aus dem zweiten Teil der Testreihe wieder aufgreifen. Das original verbaute Hinterrad hatte nach einigen Abfahrten im Bikepark die Speichenspannung verloren. Ghost hat prompt reagiert und uns passenden Ersatz zur Verfügung gestellt. Das neue Laufrad hat die gesamte Saison schadlos überstanden.

Ghost FR AMR 8
Hinterrad hält, hinterlässt aber Spuren!

Antrieb und Federelemente haben tadellos ihren Dienst verrichtet. Der Cane Creek Double Barrel Inline Coil CS im Heck begeistert, genau wie die FOX 36 Performance Elite in der Front. Das Ansprechverhalten des Stahlfederdämpfers ist hervorragend und die Dämpfung ist straff genug, um auch heftigere Einschläge aufzunehmen. Fehlender Ausgleichsbehälter? Kein Problem. Auch auf längeren Abfahrten hatte der Dämpfer nicht mit den Hitzeproblemen üblicher Produkte ohne Ausgleichsbehälter zu kämpfen. Offseason = Servicezeit, so würden wir den Federelementen nun einen großen Service gönnen.

Wir sind immer noch der Meinung, dass die XT-Gruppe von Shimano eine äußerst sinnvolle Ausstattungsvariante ist. Nicht zu schwer, nicht zu teuer und auch nach einem Jahr Dauerbeschuss ohne Einbußen in der Schaltperformance. Ein wenig Probleme hatten wir hingegen mit den serienmäßigen Bremsbelägen der Shimano Zee 4-Kolbenbremse. Wenn wir das Bike beispielsweise zwei Wochen nicht gefahren sind, mussten wir grundsätzlich die erste Abfahrt unter starken Quietschen und geringer Bremsleistung meistern. Die Leistung hat sich erst wieder eingestellt, wenn die Bremsen einmal richtig heiß gebremst wurden und hielt dann für die gesamte Ausfahrt.

Die ja sonst recht Zahnverlust-anfälligen Reifen von Schwalbe haben, außer den normalen Abriebspuren, nur kleinere Risse an den Stollen entwickelt. Schwierige Frage, ob  der prinzipiell tolle Hinterreifen Schwalbe Rock Razor an einem Freeride Bike die richtige Wahl ist. Bei Ghost bewirbt man das Rad mit den Worten „…mit ausgesuchten Komponenten für maximalen Park Rausch…“. Auf glatten Strecken wie in Beerfelden oder Winterberg mag das gut funktionieren. Wenn es aber etwas gröber und steiler wird, kommt der Reifen schnell an seine Grenzen. Obwohl ein „Scandinavian Flick“ noch mit keiner anderen Reifenkombi so gut funktioniert hat, würden wir uns hier zumindest einen Hans Dampf, eher jedoch eine Magic Mary, wie am Vorderrad montiert ist, wünschen.

Ghost FR AMR 8
Die robusten Komponenten des Ghost FR AMR 8 überzeugen, der Kettenstrebenschutz hat noch Potenzial.

Ghost könnte am Kettenstrebenschutz etwas nachbessern. Dieser dämpft zwar Kettenschläge zufriedenstellend ab und sieht gut aus, jedoch ist er anfällig gegenüber schlechten Wetterbedingungen. Nach den ersten nass-kalten Ausfahrten im letzten Winter versagte offensichtlich der Klebstoff und der Schutz löste sich ab. Dies ist aber nur ein kleines Manko, welches sich mit einem günstigen Ersatzteil schnell beheben ließ.

Was uns hingegen ein wenig mehr Kopfzerbrechen bereitet hat, sind die Achsen der Gelenke des Hinterbaus. Insbesondere die Achse an der oberen Dämpferaufnahme hat nach knapp drei Monaten angefangen, ihre Beschichtung zu verlieren. Deutliches Lagerspiel war die Folge. Ghost hat auch hier nachgebessert und uns versichert, dass der Ursprung des Problems gefunden wurde und die Achsen zukünftig aus einem anderen Material gefertigt werden.

Hat uns das Bike trotzdem Spaß gemacht? Auf jeden Fall! Der ausgewogene Lenkwinkel, wie auch der recht kurze Hinterbau machen das Bike sehr agil. Einsteiger dürfte die gute Manövrierbarkeit des Ghost FR AMR freuen. Typisch für einen Freerider kommt man mit dem Ghost die Berge hoch, eine hohe Effizienz beim Pedalieren bleibt allerdings Rädern anderer Gattungen vorbehalten. Das 3499 € teure Bike ist merklich auf Spaß bergab ausgelegt.  Darüber hinaus ist das Ghost FR AMR 8 LC kein Leichtgewicht, trotzdem ist das Bike auch auf längeren Passagen gut zu pedalieren. Der Sitzwinkel sollte jedoch in der Tat nicht flacher sein. Was ein zu flacher Sitzwinkel ausmacht, haben wir auf einer Tour mit dem Ghost erfahren: Die Schrauben der Sattelbefestigung haben sich gelöst, sodass der Sattel ca. um einen Zentimeter nach hinten gerutscht ist. Kein Problem – dies ist schnell behoben. Aufgefallen ist uns der Fehler jedoch durch das ungute Gefühl, „von hinten“ zu treten und „heute irgendwie komisch drauf zu sein“. Kleine Ursache, große Wirkung.

Ghost FR AMR 8
Trotz kleinerer Scherereien, ein Bike mit breitem Einsatzbereich: Das Ghost FR AMR 8

Das Ghost FR AMR 8 LC ist also ein Rad für einen breiten Einsatzbereich. Das Ghost FR AMR 8 LC ist egal ob bei Ausflügen in den Park, zur Jumpline oder auf Touren ein treuer Begleiter, vorausgesetzt man hat es im Uphill nicht zu eilig. Sollte Ghost die kleineren beschriebenen Macken in den Griff bekommen, gibt es hier ein wirklich solide ausgestattetes Bike zum Kampfpreis beim Händler eures Vertrauens – so ganz ohne Onlineshop.

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