Nachdem es ursprünglich 2-3 Hersteller von Remote-Vario Sattelstützen gab, nahmen innerhalb der letzten Jahre immer mehr Hersteller solch ein Teil ins Programm. Kein Wunder, denn nicht nur für uns ist dieses Teil von einem Trail- und Endurobike nicht mehr wegzudenken. Die Entwicklung einer Sattelstütze scheint jedoch alles andere als leicht zu sein, denn viele Entwicklungen haben wohl ihre Tücken. Seitliches Spiel, Knacken, fummelige Montage und Absinken der ausgefahrenen Stütze sind nur ein paar Beispiele die für Ärgernis sorgen. Der Münchener Stefan Sack hat mit seiner Firma BikeYoke eine Sattelstütze entwickelt, welche alle diese Nachteile nicht haben soll. Wir haben uns die REVIVE ans Trailbike geschraubt und ausgiebig getestet. Pünktlich zu unserem Einzeltest legt man bei BikeYoke nach – die BikeYoke REVIVE ist nun auch mit 185 mm Verstellweg erhältlich!

BikeYoke  Revive
Der Lieferumfang der BikeYoke Revive

Ein paar Fakten über die BikeYoke REVIVE vorab

Die Sattelstütze ist in den zwei gängigen Durchmessern 30.9 und 31.6 mm verfügbar, damit passt sie in nahezu alle gängigen Rahmen. Interessant ist, dass die REVIVE mit 125 mm, 160 mm und in Kürze (ab August 2017) auch mit 185 mm Hub erhältlich ist. Durch die niedrige Bauart des Stützenkopfes ist unsere getestete 160 mm Version nicht länger als 150 mm Stützen anderer Hersteller. So konnte sie unser Tester mit 1,78 m Größe und 81 cm Beinlänge gegen die originale Stütze seines SantaCruz Bronson in Größe L tauschen.

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Einbaulängen und andere Maße

Bedient werden kann die Bikeyoke REVIVE mit zwei unterschiedlichen Hebeln. Der TRIGGY Hebel wird wie ein Schalthebel links am Lenker montiert und mit einer Schelle geliefert. Obwohl diese einteilig ausgelegt wurde, kann sie unproblematisch so weit aufgebogen werden, dass eine Befestigung trotz montierter Bremse und Griffgummi möglich ist. Montagemöglichkeiten für Shimano i-Spec und SRAM Matchmaker sind ebenfalls vorhanden. Wer eine Zweifachschaltung am Rad hat, kann einen alternativen Hebel verwenden, welcher neben Brems- und Schaltgriff am Lenker montiert werden kann.

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Der Triggy Hebel kann mittels flexibler Schelle am Lenker montiert werden. Ohne Schelle ist er direkt Matchmaker-kompatibel.

Konstruktion

Die Bikeyoke Revive ist vom Grundaufbau sehr einfach. Im Grunde genommen besteht sie, wie die meisten anderen Vario Stützen aus drei Funktionseinheiten – das innere Rohr als erste Kammer, ein äußeres Rohr als zweite Kammer und der Remote Bedienung. Das innere Rohr ist komplett mit Öl befüllt, während das Äußere als Ausgleichsrohr gilt und gleichzeit eine Luftkammer/Luftfeder darstellt. Betätigt man die Remote Bedienung, wird ein Ventil zwischen den beiden Kammern geöffnet und die REVIVE kann verstellt werden. Belastet man nun den Sattel und senkt somit die Stütze ab, strömt das Öl von der inneren in die äußere Kammer und setzt diese somit noch weiter unter Druck. Die Revive kann in beliebiger Position arretiert werden – dafür muss man lediglich beim Erreichen der gewünschten Sattelhöhe den Bedienhebel loslassen. Das Ventil schließt und separiert somit beide Kammern. Betätigt man den Hebel nun erneut, drückt die Luft das Öl zurück durch das Ventil ins innere Rohr. Dadurch fährt die Stütze (bei unbelastetem Sattel) wieder aus. Simpler kann eine Konstruktion eigentlich nicht sein und somit kommt ein Unterschied der REVIVE ins Spiel. Während andere Stützen das Öl- und Luftvolumen über einen schwimmenden Kolben (IFP) separieren, berühren sich in der BikeYoke Konstruktion beide Medien. Der Nachteil von IFT-Designs besteht darin, dass man durch beispielsweise Ziehen am Sattel einen Unterdruck in der Ölkammer erzeugt und am IFP vorbei Luft ins System zieht. Frei nach Andi Brehme: Haste Luft im System, haste Luft im System! Das Resultat ist ein Absacken und Federn der ausgefahrenen Stütze, was einen großen Service zur Folge hat. Auch bei der REVIVE kann Luft in die Ölkammer gelangen, wenn man beispielsweise das Bike bei abgesenkter Stütze hinlegt. Auch die REVIVE sackt in dem Fall ab, jedoch lässt man sich von einer alten Bekannten weiterhelfen – der Schwerkraft! Gelangt Luft in die Ölkammer, sammelt sich diese im oberen Teil des inneren Rohres als Blase. Ein zusätzliches „Reset“- Ventil am Stützenkopf kann von außen unter dem Sattel mit einem 4 mm Inbus in einer viertel Umdrehung geöffnet werden. Komprimiert man nun den Sattel von Hand, strömt die Luft (und das Öl) über dieses Ventil ins Außenrohr. Das innere Rohr ist dann wieder frei von Luft und die Funktion wieder hergestellt. Der Remote Hebel muss dafür nicht betätigt werden.

Montage

Die Montage ist kinderleicht und in der beiliegenden Anleitung bestens beschrieben, jedoch sollte der Hinweis ergänzt werden, dass die Berechnungsgrundlage der Zuglänge nur für die Verwendung der Stütze bei maximal erlaubtem Auszug gilt! Wir gingen beim Kürzen des Außen- und Innenzuges iterativ vor. Wir mussten uns in mehreren Schritten an die optimale Länge herantasten.

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Aufgedruckte Grafik für die richtige Leitungslänge

Hier kommen besonders die im Rahmen des Santa Cruz einlaminierten Führungsrohre zum Tragen, denn hier ist es absolut nicht möglich, einen kleinen „Sicherheitsrest“ der Außenhülle zu verstauen. Was uns sehr gut gefällt ist eine Markierung auf der Sattelstütze, die zeigt auf welche Länge die Züge getrimmt werden müssen. Wir montierten den TRIGGY über einen Adapter direkt an eine Magura MT7.

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Direkte Montage an Magura Hebel – cleane Optik!

In der Praxis

In der Praxis hat uns die Bikeyoke REVIVE absolut überzeugt. Die Konstruktion kommt ohne seitliches Spiel im Sattel aus, was das wertige Bild der Sattelstütze unterstreicht. Der Auslösepunkt lässt sich feinfühlig über die Rändelschraube am TRIGGY justieren. Wird der Hebel betätigt und der Sattel belastet, senkt die Stütze ohne nennenswert Kraft aufbringen zu müssen ab. Im Anschluss arretiert die REVIVE zuverlässig in jeder gewünschten Lage. Lässt man sie wieder ausfahren, quittiert sie das Erreichen der oberen Position mit einem gut hörbaren „klonk“. Dabei ist die Geschwindigkeit weder zu langsam, noch im „Nussknacker-Modus“. Wir fuhren die REVIVE knapp 3 Monate bei unterschiedlichen Bedingungen, dabei konnten ihr weder sommerlicher Staub, noch Wasserdurchfahrten im regnerischen Schottland etwas anhaben. Zum Zeitpunkt unseres Berichtes funktioniert die Sattelstütze wie am ersten Tag.

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In das Bike gehört eigentlich eine Sattelstütze mit 150 mm Verstellweg. Die REVIVE passt hier mit 160 mm locker

Ein Punkt, an welchem sich die Geister streiten, ist die hin und wieder nötige Entlüftung der REVIVE. Wird das Rad bei abgesenkter Sattelstütze hingelegt, kann sich Luft unter dem unteren Ventil sammeln, welche beim Ausfahren in das innere Rohr gezogen wird. Man gewöhnt sich schnell daran, das Bike nur mit ausgefahrenem Sattel abzulegen. Vergisst man es dennoch einmal, oder muss das Rad einmal im Auto transportieren, kann eine kurze Entlüftung von Nöten sein. Mit einem Multitool ist dies binnen weniger Sekunden erledigt und stellt nicht wirklich ein Hindernis da. Für alle Zweifler hat BikeYoke nun einen formschönen Hebel entwickelt, welcher mit einem O-Ring gesichert auch auf dem Trail in der Reset-Schraube verbleiben kann. So kann nun auch im Bedarf während der Fahrt schnell entlüftet werden, wenn man das Bike beispielsweise auf dem Hinterrad mit abgesenktem Sattel durch einen Weidezaun manövriert hat. Der Hebel ist in Kürze verfügbar und kann auch an alle bestehenden REVIVEs nachgerüstet werden.

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Der neue Reset Lever ist bald verfügbar
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Der Hebel ist sogar abnehmbar und mittels O-Ring gegen Verlieren gesichert.

Fazit

Mit der REVIVE ist dem Münchener Entwickler BikeYoke auf Anhieb ein guter Wurf gelungen. Die Verarbeitung und Qualität der Sattelstütze befindet sich auf höchstem Niveau und man hat stets das Gefühl, ein zuverlässiges Produkt zu besitzen. Die niedrige Bauhöhe der REVIVE ermöglicht eine Montage auch in Rahmen in denen sonst nur Versionen anderer Hersteller mit weniger Hub möglich sind. 125 mm, 160 mm und 185 mm Verstellweg lassen wirklich jeden Fahrer eine passende Sattelstütze finden. Sehr gut finden wir, dass auch ein kompletter Service für den Nutzer freigegeben ist. Auch die Züge – wohl das anfälligste an der Sattelstütze – sind normale Schaltzüge. Sollte man sich dort durch einen Sturz einen Defekt einfahren, bekommt man in jedem Dorf Ersatz. Kritikern des Entlüftungsprozesses wird nun auch mit einem abnehmbaren Entlüftungshebel begegnet – wenn sich alle Hersteller Feedback aus dem Markt nur so zu Herzen nehmen würden.


Redaktion & Fotos: Thorsten Illhardt
Grafik: BikeYoke

 

4 Kommentare

  1. Mal ein kleiner Nachtrag.
    Ich fahre die Stütze immer noch, und ich habe die Stütze noch immer nicht gewartet. Keine Dichtuingen erneuert, keine Luft nachgepumpt oder sonst irgendwas. Nur nach jeder Tour oder Parkbesuch die Stütze gesäubert.
    Ansonsten habe ich den Triggy-Hebel gegen einen Drehgriff von SRAM ausgetauscht. Grund dfür war, das ich meine Schaltung gewechselt habe und den Drehgriff für’s Schaltung nutzen wollte. Sieht nur daneben aus, wenn auf der linken Seite ein Hebelchen unter dem Lenker ist. Also auch dafür einen Drehgriff missbraucht. Und ich muss sagen, das funktioniert noch perfekter als mit dem Triggy, wenn man Drehgriffe mag. UNd sieht auch aufgeräumter auf. Und ein wenig Diebstahlsicherung ist es auch noch, da durch die Rasterung der Hebel so gestellt werden kann, das die Stütze zwar komplett ausgefahren ist, sobald man sich aber draufsetzt geht die Stütze aber runter. Nutze ich, wenn ich mal kurz am Kiosk was holen muss und kein Schloss dabei habe.
    Ansonsten macht die Stütze immer noch das, was sie soll. Und das immer noch perfekt. Ich bin schwer zu begeistern, was Biketeile angeht, aber die BikeYoke ist eins der wenigen Teile, die mich auch nach gut 3,5 Jahren begeistern. Ein Bike ohne diese Stütze kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.

  2. Ich fahre die Revive in der 160er Versionnseit ca. 1,5 Jahren. Sie hat/hatte minimales seitliches Spiel, was sich bisher nicht vergrößert hat. Die Verarbeitung ist mehr als perfekt. Da ich Anfangs nicht gleich die richtige Sattelhöhe fand, habe ich mir ein paar feine Kratzer am unteren Rohr eingefangen, die aber nur die Optik etwas stören. Der obere Teil der Stütze sieht trotz sehr vieler und heftiger Schlammfahrten immer noch wie neu aus.
    Die Montage war kinderleicht und in knapp 10 min erledigt. Dank der einfach gehaltenen, aber perfekten Beschreibung. Da ich nach dem Transport im Auto die Stütze immer entlüften musste, habe ich mir den Hebel für die Entlüftung nachgekauft. So filigran und der Hebel auch sein mag, er erledigt seine Arbeit perfekt. Man braucht zwar etwas mehr Kraft, als mit einem Inbus, aber so oft muss die Stütze nun auch wieder nicht entlüftet werden. Anfangs war ich ein wenig Skeptisch, ob das Hebelchen auf dem Trail nichtverloren geht, aber diese wurden schon bei der ersten Ausfahrt entkräftet. Das Teil sitzt bombensicher. Allerdings sollte man den Hebel rausnehmen, wenn’s in den Bikepark geht und das Bike am Sattelaufgehängt wird. Mir ist der erste Hebel dabei abgebrochen.
    Vor kurzem habe ich dann noch den Triggy Hebel nachgerüstet. Der Hebel ist mit knapp 60,- € nicht unbedingt günstig, dafür bekommt man aber einen sehr durchdachten, wertigen und egonomischen Hebel. Allerdings fährt die Stütze mit dem Triggy-Hebel nicht mehr ganz so schnell aus. Allerdings kann es auch daran liegen, daß ich den beiligenden Zug benutzt habe, vorher aber einen beschichteten Zug benuztz hatte.
    Men Fazit über diese Stütze ist: es gibt derzeit keine bessere am Markt. Das Gewicht liegt im grünen Bereich, sie ist sehr hochwertig und die einzige Stütze am MArkt, die zum entlüften nicht zerlegt werden muss. Egal wie viele Bikes ich nnoch aufbauen werde, an jedem ist die Revive ein muss.

    • Hallo OldenBiker,

      Bewerbungen für die Cycleholix Redaktion bitte an Redaktion[at]Cycleholix.de ;-)

      Auch wir sind von der Stütze noch immer begeistert. Bei mir persönlich ist die 160 mm Version im regelmäßigen Einsatz und das seit zwei Jahren, ohne nennenswert etwas „daran zu machen“. Die einfach durch den Fahrer durchführbare Entlüftung halten wir für ein kleines (wenn nicht minimales) Übel, welches lange Serviceprozeduren vermeidet.

      Viele Grüße, Thorsten

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