In der Nähe von Idar-Oberstein und im Vergleich zu vielen anderen Parks in Deutschland sehr verkehrsgünstig gelegen, soll er entstehen, der Traum von Nico Reuter. Die Rede ist vom Bikepark Idarkopf, einem Projekt, welches nunmehr seit fast fünf Jahren Gestalt annimmt. Wir waren unter anderem mit Red Bull vor Ort, haben uns einen Überblick verschafft und von Nico die Pläne erklären lassen.

Nico Reuter (2 v.l.) erklärte uns vor Ort das Projekt Bikepark Idarkopf.
Nico Reuter (2 v.l.) erklärte uns vor Ort das Projekt Bikepark Idarkopf.

Gute 1,5 Stunden sind wir von Frankfurt aus unterwegs, bei dichtem Verkehr könnten es gut Zwei werden. Nach unseren Erfahrungen liegt hier die „Schmerzgrenze“ für die Anreise zu einem Bikepark. Zumindest dann, wenn es um einen eintägigen Aufenthalt geht. Nähe Frankfurt Hahn geht es auf die Landstraße. Unweit dem beschaulichen Ort Stipshausen, den wir zuvor noch nie auf dem Schirm hatten, sind wir dann mitten im Wald am Ziel angekommen: einem etwas größerem Parkplatz, der schon bessere Zeiten erlebt hat. Auf dem Parkplatz begrüßt uns mit bester Laune Nico Reuter, seines Zeichens Geschäftsführer der Firma Ecoparc Concepts UG und der Mann hinter dem Projekt Bikepark Idarkopf.

Der unscheinbare Parkplatz mit Blick auf die Fläche, wo in Zukunft das Testcenter stehen soll.
Der unscheinbare Parkplatz mit Blick auf die Fläche, wo in Zukunft das Testcenter stehen soll.

Beruflich kommt Nico aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und kennt sich als Umweltingenieur mit Projekten in der Natur bestens aus. Das ist wichtig, denn Naturschutz wird in Deutschland großgeschrieben und das ist gut so. Hier verlangt es nach schlüssigen Konzepten um alle Stellen von dem Projekt zu überzeugen.Und genau da hat sich Ecoparc Concepts als MTB-Destinationsentwickler unternehmerisch platziert.

Die obere Naturschutzbehörde, als einer der wichtigsten Faktoren, hat als einer der ersten grünes Licht für das naturverträgliche Konzept von Nico Reuter in Aussicht gestellt. Eine Wirtschaftsförderung scheint ebenfalls so gut wie in trockenen Tüchern. Das gesamte Projekt ist bereits sehr weit fortgeschritten und befindet sich auf der Zielgeraden.

Die Dimensionen werden einem erst vor Ort wirklich bewusst.
Die Dimensionen werden einem erst vor Ort wirklich bewusst.

Aber der Reihe nach! Was bewegt jemanden dazu, der sich beruflich mit Erneuerbaren Energien beschäftigt, einen Bikepark zu bauen? Ganz einfach, Nico ist seit Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten, Mountainbiker mit Leib und Seele. Es war schon länger sein offen gelebter Traum, einen eigenen Bikepark zu planen und dann natürlich auch zu bauen. Für solch ein Projekt benötigt man nicht nur Erfahrung, sondern auch jede Menge Leidenschaft und Motivation. Beides versprüht Nico spürbar, als er uns das Projekt vor Ort in Ruhe erklärt. Er versteht es zu begeistern, was ebenfalls sehr wichtig für die Realisierung des Projekts ist. Den Rest macht seine berufliche Erfahrung aus.

Das alte Gebäude aus Zeiten der Skinutzung wird abgerissen. Genau wie auch die komplette alte Liftanlage.
Das alte Gebäude aus Zeiten der Skinutzung wird abgerissen. Genau wie auch die komplette alte Liftanlage.
der Lift hat über die Jahre stark gelitten und eine Instandsetzung wäre nicht wirtschaftlich.
der Lift hat über die Jahre stark gelitten und eine Instandsetzung wäre nicht wirtschaftlich.

Die Tour beginnt bei einem etwas maroden Gebäude am Fuße des alten Lifts. Die anfängliche Idee dieses Gebäude zu sanieren und aufzustocken wurde mittlerweile fallen gelassen. Im Tal wird neben dem neuen Lift, der speziell für Mountainbikes konzipiert wurde, auch ein komplett neues Gebäude errichtet werden. Die Baugenehmigungen stehen aktuell noch aus, sollten aber auf keine großen Probleme mehr stoßen, denn auch die Gemeinde steht komplett hinter dem Projekt. Das verwundert wenig, denn ein Park dieser Größenordnung zieht nicht nur Tagesgäste an, sondern auch Besucher von weiter her die Zwei oder mehr Tage am Idarkopf verbringen könnten. Die Infrastruktur im Umkreis gibt das her und würde dadurch auch höhere Einnahmen aus dem Tourismus generieren. Geplant sind aktuell folgende Strecken:

Streckenliste (zur Eröffnung)

  • Deutsche Version des Dirt Merchant
  • Flow Country
  • Freeride
  • Downhill
  • Enduro
  • Slopestyle
  • Dualslalom
  • Übungsparcours und Pumptrack
Hier wird mal der Gastronomie Bereich stehen.
Hier wird mal der Gastronomie Bereich stehen.

Die Jumpline, welche bereits im Wald markiert wurde, haben wir gemeinsam abgelaufen um ein Gefühl der Dimensionen zu bekommen. Satte 3,2 km ist diese lang und verspricht mit einem Gefälle zwischen 4-7° jederzeit passende Geschwindigkeit. Bremse auf und Vollgas oder vorsichtig ran tasten, die Strecken sollen für jedermann fahrbar sein.  Das hat man sich laut Nico in Whistler abgeschaut und die restliche Topologie passt bestens zu den geplanten Strecken. So ist es nicht verwunderlich, dass man hier versucht die Dinge, die in Whistler wunderbar funktionieren, auf den eigenen Strecken umzusetzen. Freeride und Downhill sollen klassisch aufgebaut werden und versprechen dann Geschwindigkeit und technisch anspruchsvolle Verläufe. Für die Zukunft sind Rennveranstaltungen angedacht.

Hier sind wir gut auf halber Höhe des Skihanges.
Hier sind wir gut auf halber Höhe des Skihanges.

Apropos Dimensionen, alleine der Skihang, an dessen Rand jetzt noch die Überreste des alten Lifts stehen, ist geschätzt doppelt so lang und breit wie der Hang in Winterberg. Das Gelände ist riesig und bietet enorm viel Potential. So viel, dass Nico noch die ein oder andere Idee im Hinterkopf hat. Und die haben es in sich, soviel sei bereits verraten.

Der Einstieg in alle Strecken wird oberhalb des Gastronomiebereichs sein. Eine Art überdimensionierter Grillhütte mit Sonnenterasse und einem neuartigen Konzept, welches wir so noch nirgendwo anders gesehen haben.Dieses Konzept könnte bei erfolgreicher Erschließung des Gipfels mit Wasser und Strom schon zum Start des Parks umgesetzt werden.

Aktuell ist hier noch alles recht verwildert, aber an diesem Punkt sollen fast alle Strecken auslaufen.
Aktuell ist hier noch alles recht verwildert, aber an diesem Punkt sollen fast alle Strecken auslaufen.

Die benötige Erfahrung für den Bau aller Strecken kommt aus unterschiedlichen Richtungen. So hat Nico selbst einiges an Erfahrung im Streckenbau, holt aber zusätzlich noch Größen wie Nico Vink, der unter anderem in Hürtgenwald und Chatel schon ordentlich abgeliefert hat und Diddi Schneider, der für seine Flow Country Trails bekannt ist. Alleine durch diese Aufstellung kann man schon eine gewisse Vorfreude aufkommen lassen, was die fertigen Strecken angeht, denn Knowhow ist auf jeden Fall reichlich vorhanden.

Am Ende münden sie alle oberhalb des Testcenters, welches direkt auf der anderen Straßenseite des Parkplatzes entstehen soll. Hier wird ein großer Hersteller Bikes präsentieren und natürlich auch zum Verleih anbieten. Aber auch andere Bikemarken können hier aktiv werden. Der Zugang zum Park erfolgt dann auch durch eben dieses Testcenter. Welcher Hersteller genau vor Ort sein wird, ist aktuell noch ein gut gehütetes Geheimnis. Wer auch immer es sein wird, ist sich aber sicher der Möglichkeiten des Parks bewusst. Denn die Nummer wird groß, sehr groß sogar. Denn auch um den Park herum soll die Region deutlich attraktiver für den Mountainbiker gemacht werden. Am Ende sollen vom Tourenfahrer bis zum E-Biker alle das passende finden.

Sollte erst saniert werden, hat seine besten Zeiten aber hinter sich.
Sollte erst saniert werden, hat seine besten Zeiten aber hinter sich.

Der aktuell geplante Baubeginn ist im Frühjahr nächsten Jahres. Um den April/Mai 2018 rum könnte der Park dann bereits eröffnen. Straffer Zeitplan, aber machbar. Den größten Posten dürfte der neue Lift einnehmen, da die alte Liftanlage komplett entfernt wird. Der neue Lift wird speziell auf die Bedürfnisse von Mountainbikern abgestimmt sein und ist so in Deutschland noch nicht zu finden. Das Konzept des Bikepark Idarkopf sieht eine durchgehende Öffnung (Montag-Sonntag) während der Saison vor. Ticketpreise sowie Aufteilung (Tageskarte, 10er Karte, etc.) sind noch nicht bekannt.

Auf der linken Seite soll der Slopestyle-Kurs entstehen.
Auf der linken Seite soll der Slopestyle-Kurs entstehen.

Unser Eindruck dazu:

Das gesamte Projekt ist enorm umfangreich und sehr ambitioniert. Zu 100% sicher kann es aber auch jetzt noch nicht bezeichnet werden, da immer noch Baugenehmigungen und wichtige Finanzierungsfragen ausstehen. Allerdings ist das ganze Projekt zu diesem Zeitpunkt schon so weit fortgeschritten, das wir an einen Erfolg glauben. Der Zeitplan von Baubeginn zu Eröffnung ist sehr straff und vielleicht sogar etwas zu ambitioniert, vor allem wenn man das Gelände in seinem jetzigen Zustand sieht. Wenn aber am Ende alles passt, und dafür drücken wir Nico und seinem gesamten Team fest die Daumen, dann kann er Wirklichkeit werden, der große Traum vom Bikepark Idarkopf.

Ab jetzt heißt es warten, denn wir sind uns ziemlich sicher, dass nicht nur wir voller Vorfreude der Eröffnung entgegenblicken, um vielleicht doch noch ein deutsches Whistler zu erleben.

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