Man nehme den bekannten Hauptrahmen des Instinct aus Karbon, kombiniere das mit einem kurzen Hinterbau aus Aluminium, packt 2,8 Zoll dicke B+ Reifen dazu und optimiert die Anti-Squad Werte. Das Ergebnis nennt sich Pipeline und ist das neue Trailbike von Rocky Mountain. Auf Einladung von Bike Action begaben wir uns nach Sexten, um dem neuen Rad bei erhofften, besten Wetterbedingungen die Sporen zu geben.

Optisch trifft das Pipeline genau unseren Geschmack
Optisch trifft das Pipeline genau unseren Geschmack

First Ride – Das Rocky Mountain Pipeline 770 MSL

Soviel vorweg, das sonst so sonnige Südtirol zeigte sich mal spontan von seiner eher übleren Seite. Das Wetter erfreute uns mit konstantem Schneefall knapp unter 0 Grad und teilweise stark vereisten Trails. Eigentlich ja optimale Bedingungen für B+, wäre da nicht besagte Nummer mit den unberechenbaren Eisplatten auf der Strecke. Aber Hey, bei schönem Wetter kann ja nun wirklich jeder fahren…

Also Pedale an das Pipeline, kurz das Fahrwerk und das Cockpit auf die eigenen Vorlieben eingestellt und los geht’s.

Solides Cockpit mit bekannten Komponenten
Solides Cockpit mit bekannten Komponenten

Beim ersten Aufsitzen und auf den ersten Metern bergauf fällt einem eines nicht auf – nämlich, dass man auf einem Rad mit 2,8“ Bereifung sitzt. Das Rad lässt sich leichtfüßig wie ein normales Trailbike pedalieren. Bei unserer Testfahrt mit dem Pipeline hatten wir nicht die besten Bedingungen, aber auf unserem Weg über einige Schneefelder konnten die breiten Reifen ihre Vorteile voll ausspielen. Das Pipeline kombiniert gekonnt die Vorteile eines leichten Trailbikes, mit der Traktion und den Überrolleigenschaften eines Fatbikes. Auch der Test im Wiegetritt mit weit nach vorne verlagertem Körpergewicht konnte das Hinterrad kaum zum Durchdrehen bringen.

Bergauf ein überraschendes Leichtgewicht
Bergauf ein überraschendes Leichtgewicht
Legt man es drauf an, wird es vorne leicht. Sonst nicht - Top !
Legt man es drauf an, wird es vorne leicht. Sonst nicht – Top !

Auf der Abfahrt entpuppt sich das Pipeline zu einem schönen, verspielten Trailbike. Das niedrige Gesamtgewicht, die kurze Kettenstrebe und das potente Fahrwerk machen das Rad zu einem agilen Spielgefährten und verleitet dazu, auch an Kanten mal schön abzuziehen. Wir sind das Rad mit einem Reifendruck zwischen 1,2 – 1,6 Bar gefahren. Das durch den niedrigen Luftdruck gewonnenen Ansprechverhalten macht sich direkt auf den vielen Wurzeln auf der Testrunde bemerkbar. Oder auch nicht, da das Fahrwerk und die Reifen so ziemlich alles wegschlucken was sich uns in den Weg gestellt hat. Vor allem nasse Wurzeln verlieren deutlich an Schrecken, da sich der Reifen aufgrund des geringeren Drucks um das Hindernis walkt und so einen hohen Grip erzeugt. Apropos Reifen, hier hat sich seit Einführung von B+ einiges getan. Fehlte uns beim Sherpa mit den Trailblazer Reifen noch etwas Seitenhalt, so punktet der Maxxis Rekon + auch bei miesen Bedingungen ordentlich und sorgt so für zusätzliches Vertrauen in den Untersatz.

Nass, Schnee, Eis, Wurzeln - hier kommt man mit B+ voll auf seine Kosten.
Nass, Schnee, Eis, Wurzeln – hier kommt man mit B+ voll auf seine Kosten.

Auf der Testrunde mit vielen anspruchsvollen Wurzelpassagen haben wir unter anderem gezielt versucht eine schlechte Linie zu fahren, um das Pipeline an seine Grenzen zu bringen. Hier waren wir erstaunt wie viele „simulierte“ Fahrfehler das Pipeline verzeiht und wie viel Sicherheit es dem Fahrer vermittelt.

rocky_mountain_pipeline-5

Das Fahrwerk des Pipeline birgt natürlich auch keine bösen Überraschungen. Unser Rad in der Top-Ausstattung kommt mit potentem Fox Fahrwerk aus 34 Float Factory an der Front und dem Float Factory am Heck. Daraus ergeben sich 150mm Federweg an der Gabel und 130mm am Dämpfer. Die Harmonie der Komponenten passt und unterstreicht die Wahrnehmung, dass man hier mal nicht eben schnell ein B+ Rad auf die Beine gestellt hat, nur um ein Produkt dieser Kategorie zu haben. Man hat sich Gedanken gemacht bei Rocky Mountain und das spürt man.

Fox 34 Factory in der B+ Variante
Fox 34 Factory in der B+ Variante

Der Rest der Komponenten bewegt sich, fast typisch für Rocky Mountain, auf bekanntem Gebiet. Race Face Antrieb sowie Cockpit, Schaltung (XT) und Bremsen (ebenfalls XT) von Shimano. Platz genommen wird auf WTB der sich dank der 2016er Reverb natürlich auch absenken lässt. Abgerundet wird das alles durch das bekannte Ride 9 System, welches eine umfangreiche Anpassung der Geometrie zulässt. Gewicht des Aufbaus? Knappe 12,5 kg ohne Pedale!

Maxxis Gummi mit ordentlichem Grip
Maxxis Gummi mit ordentlichem Grip

Der erste Kontakt verläuft also positiv und man kann sagen, das Rocky Mountain seine Hausaufgaben gemacht hat. Am Ende steht unter dem Komplettpaket Pipeline 770 MSL ein akzeptabler Preis von 5600 Euro. Wie bereits erwähnt, wurden die Testbikes (M und XL) mit Luftdrücken zwischen 1,2 und 1,8 Bar gefahren. Hier geht es nach wie vor darum, den für sich passenden Reifendruck zu finden, welcher abhängig ist von den eigenen Vorlieben und dem Untergrund.

Rocky Mountain Pipeline 770 MSL
Rocky Mountain Pipeline 770 MSL

Fazit:

Mit einer gelassenen Leichtigkeit kann man den Anstiegen der gewünschten Trails entgegenblicken, denn das Pipeline lässt sich sehr gut bergauf bewegen und neigt auch bei knackigen Anstiegen nicht zum steigen des Vorderrads. Die B+ Bereifung generiert auch auf widrigem Untergrund ordentlich Grip und harmoniert ausgezeichnet mit dem Fahrwerk.

Bergab wird´s dann spaßig, denn das Pipeline lässt sich verspielt über die Trails bewegen und schluckt auch durchaus den ein oder anderen Fahrfehler. Konzeptbedingt ist die Linienwahl etwas weniger präzise als bei „normalen“ Reifendimensionen, allerdings überwiegen die positiven Aspekte unserer Meinung nach.

Langzeitbetrachtungen des Pipeline stehen noch aus, deswegen lässt sich zu den Punkten Haltbarkeit und Standhaftigkeit der Komponenten noch nichts abschließendes sagen.

 

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