Alutech Fanes 4.0 – schön war´s mit dir! Der letzte Kandidat unserer Enduro Dauertester 2015 war ein Custom Aufbau auf Basis des bekannten Alutech Rahmens, den Jürgen Schlender ständig weiterentwickelt. Mit vielem sind wir sehr zufrieden gewesen, sehr wenig würden wir ändern bzw. anders aufbauen. Punkte zur Kritik gab es kaum, wie denn auch, wir hatten schließlich den Aufbau bewusst so gewählt. Eine Menge Eindrücke haben wir trotzdem für euch.

Optisch auf jeden Fall alles andere als dezent.
Optisch auf jeden Fall alles andere als dezent.

Der Plan für den Custom Aufbau entstand im Januar 2015 und konnte relativ schnell konkretisiert werden. Ein Rahmen eines deutschen Herstellers sollte es werden und da ist die Auswahl bekanntlich nicht endlos. Da wir mit der Sennes bereits einen Dauertester im Bereich Downhill geplant hatten, wurde mit Alutech kurzerhand beschlossen für das Enduro ebenfalls auf einen Rahmen aus gleichem Hause zu setzen. Größe M mit Farbwahl des Firmeninhabers sollte die Basis werden. Kurz darauf stand die Post mit knallbuntem Inhalt von Alutech vor der Tür. Blau/Orange ist eine Kombination, die vor allem eins kann: auffallen! Die Wahl der Komponenten erfolgte also nicht nur nach Funktion, sondern auch nach der Farbe. Bis auf Lenker und Sattelklemme hat das Ganze auch super funktioniert. Am Ende haben aber genau diese Abweichungen zu einem ganz eigenen Charakter des Bikes geführt.

Die Pro 2 Naben passen optisch perfekt
Die Pro 2 Naben passen optisch perfekt

Der vorwiegende Gedanke beim Aufbau war, die Fanes so vielseitig wie möglich aufzubauen, um über Touren, Parkbesuche, Trailgeballer oder einfach die entspannte Feierabendrunde alles möglich zu machen.  Das war auch der Hauptgrund warum wir uns in letzter Konsequenz dann doch für 2×10 statt 1×11 im Antrieb entschieden haben. Es ist dieser letzte, kleine Unterschied in der Übersetzung, der uns überzeugt hat den „klassischen“ Weg zu gehen. Eine Entscheidung, die wir bis zum Schluss des Tests absolut nicht bereut haben. Wer die Fanes leichter haben möchte, kann sicher mit tubeless und anderen Laufrädern schon gut Gewicht einsparen. Auch Carbon hilft hier noch weiter das ein oder andere Gramm einzusparen. Wer deutlich mehr auf Angriff eingestellt ist, kann aber auch fast schon einen waschechten Freerider aus der Basis Fanes machen. Bis zu 170mm Federweg an der Front sind machbar und der verbaute DBAir CS mit 170mm Federweg steckt ohnehin so einiges weg. Am Ende lag unser Aufbau bei knapp unter 15kg.

Nach wie vor einer der besten Dämpfer am Markt
Nach wie vor einer der besten Dämpfer am Markt

Bergauf gibt es sicher Bikes im Enduro Bereich, die eine bessere Performance bieten. Denn bei wirklich langen Passagen bergauf merkt man dann doch, das die Geo der Fanes klar auf Bergab-Spaß ausgelegt ist. Darum macht man aber auch bei Alutech kein Geheimnis, denn dafür hat man noch andere Modelle im Sortiment. So brauchten wir am Gipfel des Bergs unserer Wahl zwar nie ein Sauerstoffzelt, waren aber dennoch froh, dass alle weiteren Kilometer Strecke nun erstmal klar in eine Richtung gesteckt waren, und zwar volle Kanne bergab. Anspruchsvolle Singletrails sind die Welt der Fanes. Hier ist sie zuhause, hier fühlt sie sich wohl, hier kommt die Geo des Bikes voll zum Einsatz. Auch bei hohen Geschwindigkeiten vermittelt die Fanes ein absolut stabiles und sicheres Fahrverhalten,  welches wir von den ersten Metern an zu schätzen wussten. Die auf den ersten Blick klassisch anmutende Hinterbauanlenkung passt einfach hervorragend, ist leicht progressiv und verhindert Durchschläge souverän.

Mit Spaß Bergab, dafür ist die Fanes gemacht
Mit Spaß Bergab, dafür ist die Fanes gemacht

Mit unseren Fahrwerkseinstellungen (Pike RCT3: 90 PSI, Zugstufe 7 klicks, Low-Speed Druckstufe 5 klicks, 3 Tokens und DBAir CS: HSC 2,5 Umdrehungen, LSC 13 klicks, HSR 2 Umdrehungen, LSR 17 Klicks bei einem Druck von 180 PSI) generierte die Fanes ein sattes Fahrverhalten auf jedem Trail und genügend Pop für Tables und Doubles. Im schnellen Wechselspiel der Anlieger verleitet es den Fahrer zusätzlich dazu, mit dem Hinterrad zu spielen. Wer auf technische Passagen und das Umsetzen des Hecks steht, der wird mit diesem Bike seine Freude haben. Diese Meinung teilten übrigens alle Redakteure, die sich im letzten Jahr ebenfalls die Plattform zur Brust genommen haben. Wer Ausflüge in den Park schätzt, kann die Fanes ebenfalls völlig sorgenfrei einpacken. Auch größere Sprünge, Drops, Steinfelder und andere Raffinessen bekannter Bikeparks brachten höchst selten den Wunsch nach „mehr“ Bike hervor. Richtig witzig wird es auf flowigen Strecken mit Brechsand, die in immer mehr Parks zu finden sind. Hier heißt das Motto dann nur noch: Bremse auf und Vollgas! Natürlich alles abhängig vom Können des jeweiligen Fahrers, denn die Fanes war höchst selten der limitierende Faktor.

Bäume auf dem Weg sind auch nie so wirklich ein Problem gewesen.
Bäume auf dem Weg sind auch nie so wirklich ein Problem gewesen.

Und wie sieht es mit negativen Punkten aus?

Nun, man merkt einfach, dass es mittlerweile die 4. Evolutionsstufe der Fanes ist und das man sich bei Alutech Gedanken gemacht hat. Etwas fummelig fanden wir die interne Verlegung der Züge, vor allem, da die Bohrungen im Rahmen wirklich sehr genau ausgeführt worden sind. Etwas mehr Luft hätte die Montage hier sicher erleichtert. Mehr haben wir wirklich nicht zu bemängeln. Ok, wie auch bei der Sennes vermissen wir einfach einen Kettenstrebenschutz, den sparen sich aber aus uns unersichtlichen Gründen immer mehr Hersteller. Schade eigentlich!

Für wen ist die Fanes nun gedacht?

In unseren Augen richtet sich das Bike eindeutig an Fahrer, die vor allem bergab Spaß haben wollen. Nutzt man die Option, den Rahmen mit 170mm an der Front auszustatten, verstärkt sich diese Tendenz. Bergauf konnte es nicht ganz mit dem Bionicon mithalten, war aber auf einer Augenhöhe mit dem Rotwild R.E1. Ob nun als Custom Aufbau oder in einer der Serienkonfigurationen, die Alutech anbietet, ist die Fanes auf jeden Fall ein Bike, welches den Fahrer sicher mehr als nur eine Saison glücklich machen kann. Und wenn nicht, dann haben andere Mütter auch noch schöne Töchter.

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Fazit:

Es ist wie bereits zu Beginn gesagt schwer, Kritikpunkte für einen Aufbau zu finden, den man selber genau so gewählt hat. Die interne Zugführung könnte ein Update vertragen und wie auch bereits bei der Sennes finden wir den Preis von knappen 2.000 Euro (inkl. Dämpfer) für den Rahmen etwas zu hoch angesetzt. Klammert man diese zwei Dinge aus, dann erhält man eine sehr solide Basis mit viel Bergab-Potential und guter Haltbarkeit. Version 5 wurde bereits auf der Eurobike präsentiert und ist verfügbar. Vielleicht löst sich unsere Kritik ja bereits mit dieser Version völlig in Luft auf.

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