Zurzeit ist es verdammt schwer, mit seinem Mountainbike auf der Höhe der Zeit zu sein. Viele Standards, schnell wechselnde Trends und eine rasende Entwicklung treiben die Mountainbikewelt aktuell schnell voran. Mit dem Santa Cruz Hightower X01 CC haben wir es dennoch geschafft, ein Bike zu finden, was fast all das vereint, was momentan State of the Art ist:

Es gehört zu der Gattung der Trailbikes alias AllMountain Bikes, besitzt einen Carbonrahmen inkl. Boost Standard. Dieser macht es möglich, dass das Hightower einerseits mit 29” Rädern und andererseits auch mit 27,5+ Reifen bewegt werden kann. Und ganz selbstverständlich ist auch der neue SRAM Eagle Antrieb verbaut. Last but not least ist ein Bike von Santa Cruz jederzeit mehr als hip.

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Die 1994 gegründete Firma Santa Cruz Bicycles ist nicht nur eine der bekanntesten, sondern auch eine der erfolgreichsten Marken aller Zeiten im Mountainbikesport. Neben all den Erfolgen aus vergangenen und gegenwärtigen Tagen, zeichnen Santa Cruz seit je her hochwertige und fortschrittliche Rahmen aus. Und so ist es keineswegs überraschend, dass das erste Bike von Santa Cruz ein Fully war. Weiter passt es ins Bild, dass sie zu den Vorreitern in der Herstellung von Carbonfaserrahmen gehören.

Produktvorstellung

Für das Hightower stellt Santa Cruz insgesamt sieben verschiedene Modelle zur Auswahl. Unterschieden wird hier zunächst zwischen einer hochwertigen und einer preisgünstigeren Carbonfaser. Die Modellvariante „CC“ verwendet hochwertigere Fasern als die Variante „C“. Das heißt, die CC Modelle bekommen eine leichtere, aber auch stärkere Faser spendiert, wodurch an einigen Stellen einfach weniger Material verwendet werden kann und man so ca. 230 Gramm gegenüber den C-Modellen einspart. Allerdings ist die hochwertigere Faser auch teurer, was sich wiederum im Kaufpreis niederschlägt. Weiter kann zwischen zwei Laufradvarianten gewählt werden. Zur Auswahl stehen entweder 29“ Räder oder 650b+ Pneus, wobei ein Wechsel im Nachhinein auch jederzeit möglich ist. Wer sowieso mit dem Gedanken spielt, regelmäßig die Räder zu wechseln, kann unserer Meinung nach ruhigen Gewissens zur Plus Variante greifen, da auch den 29er Reifen die 150 mm Federweg gut zu Gesicht stehen. Und zu guter Letzt wird schlichtweg in verschiedenen Ausstattungslinien unterschieden.

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29 rollt

Für diejenigen, welche zwischen 29“ und 650b+ Laufrädern wechseln, gibt es einen Flipchip am Rahmen, mit dem für beide Laufradvarianten die optimale Geometrie (die hohe Position ergibt ca. +0,2° am Lenkwinkel) erzielt werden soll. Bei 650b+ Laufrädern wird die hohe Position und für 29“ die tiefe Position empfohlen. Zusätzlich empfiehlt Santa Cruz für die breiten Reifen eine Federgabel mit 150 mm Federweg.

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Quelle: www.santacruzbicycles.com/de-DE

Wir haben für euch das Hightower in der Variante CC mit 29“ Rädern und der Ausstattungsvariante X01 getestet. In dieser Version kommt es mit vielen Anbauteilen aus dem Hause SRAM. So besteht der Antrieb komplett aus der X01 Eagle und verzögert wird mit der Guide RSC. Die Bremsscheiben messen vorne wie hinten jeweils 180 mm. Das Fahrwerk ist bestückt mit einer Rock Shox Pike 29 RCT3 mit 140 mm Federweg sowie dem Rock Shox Monarch RT 3 Dämpfer (Einbaulänge: 200 x 51 mm). Wer möchte, kann ohne Probleme auch einen Dämpfer mit Piggyback verbauen. Dieser findet problemlos Platz im Hightower. Zusätzlich kann ein Flaschenhalter montiert und auch genutzt werden. Auch die Sattelstütze trägt den Namen Rock Shox – Rock Shox Reverb mit 150 mm Hub. Die großen Laufräder setzen sich aus DT Swiss 350 Naben im Boost Standard, DT Swiss Competition Speichen und den Easton ARC 27 Felgen zusammen. Der Kontakt zum Boden wird normalerweise über die Maxxis Minion DHF und DHR mit 2,3“ Breite hergestellt. An unserem Testbike war vorne wie hinten der Maxxis Minion DHR verbaut. Beim Lenker setzt Santa Cruz auf den eigenen, 780 mm breiten Carbon Flat Bar, der passend zum Race Face Turbine Vorbau in 31,8 mm Klemmung kommt. In dieser Ausstattung brachte das Hightower 12,9 kg ohne Pedale auf die Waage.

Auch das Hightower genießt die Vorzüge des bekannten VPP Hinterbaukonzeptes mit den typischen entgegengesetzt rotierenden Links. Santa Cruz setzt dieses seit vielen Jahren ein und hat den Hinterbau konsequent weiterentwickelt. Diese Konstruktion verfügt über die exzellenten Eigenschaften, die ein gutes Fully ausmachen. Das sind zum einen ein antriebsneutraler und zum anderen ein sehr sensibler und schluckfreudiger Hinterbau, welcher unabhängig vom Dämpfer eine tolle Performance hinlegt. Ein tolles Feature ist der Schmiernippel am Hauptlager, der einerseits Wartung und Pflege kinderleicht macht und anderseits so für eine gute Langlebigkeit sorgt. Weiter ermöglicht das VPP Konzept eine recht platzsparende und steife Rahmenkonstruktion. Und zu guter Letzt sieht es auch einfach schick aus.

Erstkontakt

Nicht nur auf den ersten Blick ist das Hightower eine echte Augenweide. Zum großen Teil sorgt dafür der sauber verarbeitete Carbonrahmen, der mit einer schönen Formgebung und bunten Farbakzenten überzeugen kann. Aber auch die aufgeräumte Optik steuert einen nicht minder wichtigen Teil dazu bei, dass das Hightower schick da steht. Maßgeblich verantwortlich dafür sind die innen verlegten Züge. Lediglich die Bremsleitung für die Hinterradbremse ist außen am Rahmen verlegt. Das hat den großen Vorteil, dass die Bremsanlage bei der Wartung beziehungsweise einem Tausch der Leitung oder gar der Bremse leichter zugänglich ist. Aber auch an die innen liegenden Leitungen respektive Züge wurde gedacht, denn diese werden in Kanälen durch die Rohre gelegt, so dass beim Tausch einige Nerven geschont werden. Weiter setzt sich dieses Gesamtbild am Cockpit fort. Dank der Matchmaker können sowohl Schalt- als auch Bremshebel sowie Remote– und Bremshebel jeweils mit einer Schelle am Lenker befestigt werden und sorgen für eine aufgeräumte Schaltzentrale.

Sehen wir mal von den zwei mit Flugrost befallenen Schrauben am Hinterbau ab, welche die Bremse befestigen, macht das Hightower einen absolut hochwertigen Eindruck.

Wie fährt sich ein solch modernes Bike?

Bergauf

Der Rock Shox Monarch RT3 bietet zwar drei Positionen, aber wir sind den Dämpfer die ganze Zeit offen gefahren. Ein Wippen an sich war nicht zu spüren, was der erste große Verdienst des Santa Cruz typischen VPP Hinterbau ist. Zusammen mit den großen Rädern stellt das Hightower ordentlich Traktion zur Verfügung und mit Hilfe des großen 50er Ritzels der Eagle und dem 30er Kettenblatt können förmlich senkrechte Wände erklommen werden. Der Haken ist, dass an steilen technischen Trailanstiegen der Hinterbau zwar sehr gut Vortrieb generiert, das Vorderrad aber etwas zum Tänzeln neigt. In diesem Fall kann mit einer stark nach vorne gebeugten Haltung des Oberkörpers gegengesteuert werden und das Hightower folgt dem gegebenen Lenkimpuls.

Downhill

Bloody hell! Das Hightower geht vorwärts und dabei legt es selbst bei höchsten Geschwindigkeiten eine phänomenale Spurtreue an den Tag. Möglich machen dies einerseits die 29 Zoll großen Laufräder aber auch der lange Radstand in Verbindung mit dem flachen Lenkwinkel. Steinfelder, Wurzelteppiche und sonstige Hindernisse werden spielend überrollt, die sonst deutlich mehr Arbeit vom Fahrer verlangt. Sowas ermutigt die Bremse offen zu lassen.

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Wer denkt, dass sich ein 29er in Kurven verhält wie ein Bike mit Anhänger, wird sich gewaltig wundern. Das Hightower verhielt sich super wendig in Kurven. Allerdings muss man sich unserer Meinung nach – möchte man das Bike schnell durch Kurven bewegen –zwingen, eine aggressive Position einzunehmen, um ordentlich Druck auf dem Vorderrad zu erzeugen. Aggressiv heißt für uns, dass die Oberkörperposition sehr tief, die Ellbogen weit nach außen und die Nase stets im Wind gehalten werden. Zugegeben war diese Umstellung anfangs etwas anstrengend, aber belohnt wird man mit jeder Menge Spaß und obendrein mit einer Weiterentwicklung der Fahrtechnik. Allerdings hatten wir das Gefühl, dass der Maxxis Minion DHR nicht die beste Wahl als Vorderreifen für das Hightower war. Dazu verhielt er sich, zumindest in der nassen und kalten Jahreszeit, leider etwas unberechenbar. Ansonsten fährt sich das Hightower in Kurven sehr ausgewogen.

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Geht auch gut durch die Kurve, vorausgesetzt man erzeugt gut Druck auf dem Vorderrad

Auch wenn leise Bikes einen Fahrer nicht zu einem besseren Piloten machen, heißt es wohl nicht umsonst, dass nur leise Bikes auch schnelle Bikes sind. Und da trifft das Hightower voll ins Schwarze, denn es war auffällig leise. Bereits im Werkszustand hörte man keine klappernde Kette und keine schlagenden Züge oder Leitungen.

Die 135 mm Federweg hinten empfanden wir als absolut ausreichend und der VPP Hinterbau hat uns schwer zugesagt. Bergauf war er super antriebsneutral und bergab verhielt er sich sehr sensibel. Bei 30% SAG und ohne Token im Monarch RT3 haben wir selbst in ruppigen Passagen sowie Sprüngen den Federweg nie komplett genutzt. Am Ende des Tages hatten wir noch gut 10 mm Luft. Das spricht für einen progressiven Hinterbau. Santa Cruz selbst empfiehlt einen Negativfederweg von 15-18 mm, was 30 – 35% SAG entspricht. Allerdings hat uns das Verhalten mit nur 30% in der Summe besser gefallen und ein wenig Puffer für harte Einschläge kann nicht schaden. Bei der Pike an der Front verhielt es sich komplett gegensätzlich. Hier sind wir teilweise mit 20% SAG und drei Token gefahren und haben den Federweg mehr als ausreichend genutzt. Wer also eher eine progressive Kennlinie an der Front bevorzugt, kann sogar mit vier oder gar fünf Token fahren. Geschuldet ist dies sicherlich auch der nach vorne gerichteten Fahrweise. Einen leichten Flex konnten wir an der Pike in schnellen Kurven feststellen. Dies hat sich durch eine leicht schleifende Bremsscheibe bemerkbar gemacht.

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Mit dem Hightower gibt es nur ein Gas, Vollgas.

Getreu dem Motto „no news are good news“ können wir sagen, dass die SRAM Guide RSC Bremse einen sehr souveränen Job gemacht hat und auch die 180er Bremsscheiben haben vollkommen ausgereicht und jederzeit zuverlässig verzögert.

In die gleiche Kerbe können wir bei den Laufrädern schlagen. Auch diese haben sich in dem kurzen Testzeitraum keine Schwächen geleistet und unsere Lenkmanöver zielgerichtet umgesetzt.

Fazit

Wow! Up to date ist ganz schön schnell. Hoffentlich ist dieser Trend nicht so schnell wieder vorbei. Denn das Hightower hat uns super viel Spaß bereitet. Gerade bei den Racern unter uns hat das 29er für wahre Euphorieexplosionen gesorgt. Die hohe Grundgeschwindigkeit gepaart mit einer super Spurtreue sowie einer angemessenen Kurvenagilität machen das Hightower zu einer richtigen Rennsemmel. Da passt es, dass es wie ein Racebike unheimlich leise ist und eine cleane Optik an den Tag legt. Echte Schwächen konnten wir nicht wirklich finden, aber bei einem Preis von 7699,00 € kann dies auch schon fast vorausgesetzt werden. Wenn wir hier die zwei rostigen Schrauben erwähnen, ähnelt dies schon der Suche nach der Nadel im Heuhaufen, denn alles in allem legt das Hightower eine für Santa Cruz typisch hohe Verarbeitungsqualität an den Tag.

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