26 Zollstationen, 150km und über 3.000hm sind die Eckdaten des Red Bull 26 Zoll Marathonrennens. Der Austragungsort war, genau wie bei der Erstauflage im Jahr 2014, das Gebiet rund um St. Goar mit Start und Ziel im Schloss Rheinfels.

Beim #RB26 handelt es sich um kein klassisches Rennen mit einem Rundkurs, es ist ein Orientierungsrennen, vergleichbar mit  einer Schnitzeljagt oder wie man heute zu sagen pflegt: Geocaching. Jeder Rennfahrer muss insgesamt 26 Zollstationen abfahren, die Reihenfolge und Route plant dabei jeder Fahrer individuell. Wenige Tage vor Rennstart erhält jeder gemeldete Fahrer die GPS Daten der 26 Zollstationen. Nun geht es an die Routen- und vor allem Taktikplanung. Macht es mehr Sinn die nördlichen Stationen mit verhältnismäßig großen Distanzen und Höhenmeter zuerst anzufahren oder doch im vergleichsweise leichten Süden viele Stationen in kurzer Zeit anzufahren? Pro Zollstation erhält der Fahrer eine Münze, die Letzte gibt es im Ziel. Nur wer alle Münzen gesammelt hat, kann das Rennen gewinnen. Es zählt also Anzahl an Münzen vor Zeit, wobei das Rennen auf 9 Stunden begrenzt ist.

Red Bull hat wie gewohnt keine Mühe gescheut und den Innenhof der Burg Rheinfels in eine lebendige Startzone verwandelt. Die Soundstation versorgte das Publikum mit Bass n Beats, welches die familiäre Stimmung unterstrich. Um 09:30 war es dann soweit, der erste Startblock wurde auf die Piste gelassen, Frauen zuerst, danach die Amateure und zum Schluss die Profis. Insgesamt über 120 Fahrer zählte das Startfeld

Petrus ließ Milde walten und bescherte dem Orga-Team, den Rennfahrer und uns Pressevertretern einen grauen aber trockenen Herbsttag. Viele Fahrer berichteten, dass die einzige Stelle an der sie froren der Lift im Bikepark Boppard war, welcher eine mögliche Route war und dessen Liftfahrt vom Veranstalter bezahlt wurde.

Als eingeladene Pressevertreter durften wir einen Fahrer per Wildcard stellen. Da wir uns in der Redaktion als Gravity Spezialisten verstehen, stand schnell fest dass wir diese Wildcard outsourcen müssen. Zum Glück war im Bekanntenkreis unser Kim schnell als dankbarer aber vor allem fitter Abnehmer gefunden. Im nachfolgenden Rennbericht schildert Kim die Erlebnisse und Impressionen aus der Sicht eines Rennteilnehmers.

#RB26 – Jäger der verlorenen 26 Münzen, von Kim Claus Hansen

Pünktlich am Donnerstagabend gegen 18 Uhr war es soweit! Man konnte endlich die GPS-Daten fürs Red Bull 26 Zoll-Event am kommenden Wochenende herunterladen: 26 markante Punkte rund ums UNESCO Welterbe Oberes Mittelrheintal galt es anzufahren, um sich dort jeweils eine Münze für die Wertung abzuholen. Klingt erst einmal nicht sonderlich herausfordernd. Aber beim ersten Blick auf die Karte mit den tatsächlichen Koordinaten der Punkte war schnell klar – so einfach wird das nicht!

Nicht nur, dass sich der nördliche Abschnitt quer durch den Hunsrück bis an die Mosel erstreckte. Auch der Weg zu den übrigen Punkten hatte es in sich. Er schlängelte sich am Fuße des Rheins entlang und oft sogar auch hoch zu den alten Zollburgen bzw. Ruinen weit oben auf den steilen Talwänden. Das kostet natürlich Kraft. Die Vorfreude auf die Herausforderung 26 Zoll war dennoch groß und der Kampfgeist entsprechend geweckt!

Das Rhein-Tal
Das Rhein-Tal

Also flott eine grobe Route geplant, Tasche gepackt, Race-Fully aus der Garage geholt und dann Samstagfrüh um 5 Uhr auf die Autobahn Richtung Start / Ziel: die beeindruckende Burg Rheinfels in St. Goar. Bei meiner Ankunft in aller Frühe herrschten dort nicht nur knackige 5°C, sondern auch ein reges Treiben bei den Vorbereitungen.

Mein erster Gang führte zur Red Bull Orga, die alles super vorbereitet hatte. Schnell das Starterpaket abgeholt, alles fürs Erste im Auto verstaut und dann ab zum Frühstück ins Romantik-Hotel der Burg. Man gönnt sich ja sonst nichts, und schließlich brauchte ich eine gute Grundlage für das noch folgende Programm. Das Frühstück war direkt das erste Highlight des Tages! Selten frühmorgens um 7 Uhr so gut gespeist.

Gestärkt ging es dann um 8:30 Uhr zur Fahrerbesprechung. Dort traf sich alles, was in der MTB-Marathon- und Cross-Country-Szene Rang und Namen hat. Es wurden die Regularien erklärt und die gesperrten Streckenabschnitte erläutert, was einige Fahrer dazu veranlasste, noch schnell ihre festgelegte Taktik zu überdenken.

Briefing, gehört zu jedem Rennen
Briefing, gehört zu jedem Rennen

Hier wurde dann auch die nächste Hürde offenbart. 1) Münzen vor Zeit! Wir hatten von 10:00 Uhr bis 18:30 Uhr Zeit, die 26 Münzen zu sammeln. Die Menge war entscheidend, erst danach die Zeit. Aber natürlich mussten vor Zielschluß alle Teilnehmer wieder in der Burg sein. Und 2) Die Münzen waren Zahlungsmittel für die Afterrace-Party! Dieser Schock saß tief, da ich das Ganze eigentlich eher gemütlich angehen wollte. Aber die Party war jetzt ernsthaft in Gefahr!

That's what it is all about: die Zollmünzen
That’s what it is all about: die Zollmünzen

Mit dieser zusätzlichen Motivation ging es dann pünktlich um 10 Uhr los. Gestartet wurde in kleinen 10er-Gruppen mit einer Minute Abstand – alles easy, kein Stress. Mein Plan war es, erst hoch in den Norden und direkt in die „spaßigen“ Bachtäler des Hunsrücks zu fahren, solange ich noch Kraft in den Beinen hatte und frisch war.

Anschließend stand der Bikepark auf dem Programm. Da hier die Liftfahrt vom Veranstalter bezahlt wurde, überlegte ich noch kurz, den Park eventuell mehrmals zu fahren. Mal schauen… Am Ende wollte ich dann gemütlich den Rhein entlang gen Süden, dort die einzelnen Stationen abfahren und dann zurück. So weit, so gut. Insgesamt sollten es so 140 Kilometer und 3.000 Höhenmeter werden. In guten acht Stunden theoretisch gut machbar, hoffte ich.

Der Hunsrück traf mich dann wie erwartet hart. Schicke und steile Bachtäler wie die Erbachklamm ermutigten mich, schneller zu fahren als gut war. Hinzu kamen der schlammige, zähe Boden, die umliegenden Äste und das Gestrüpp. Tja, was soll ich sagen: Straße fahren kann ja schließlich jeder.

Als ich schlammbesudelt den ersten Punkt nach guten zehn Kilometern erreichte (was mich fast eine Stunde gekostet hat), waren die Stationsposten etwas überrumpelt, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass jemand aus der Böschung heraus zu ihnen hochkommt. Ich war der Vierte, der diesen Punkt bis dato angefahren hatte. Es schien also als würde meine Taktik aufgehen!

Ein der nördlichen Stationen: Zollstation 22
Ein der nördlichen Stationen: Zollstation 22

Nach guten drei Stunden und gerade einmal sechs Stationen (das war der Nachteil der gewählten Route) kam ich endlich oben am Bikepark in Boppard an. Da ich von der anderen Seite kam, habe ich den Lift natürlich nicht genommen. Münze eingesackt und ab auf die Strecke den Bikepark runter. Ups, nur 100 Millimeter Federweg! Da musste also Tempo im zweiten Streckenabschnitt raus, sonst würde das eine Geschichte ohne „Happy End“. Unten angelangt führte mich mein Weg am Rhein entlang, leider mit fiesem kaltem Gegenwind. Mittlerweile war ich schon fünf Stunden unterwegs und der Rhein wurde immer länger. Man wurde das Gefühl nicht los, dass die Punkte unerreichbar waren. Zudem wurde allmählich Zeit knapp! Kurz mal die Reststrecke gecheckt und festgestellt, dass die letzten Punkte einfach nicht mehr drin waren. Sonst wäre das Ankommen vor Zielschluß in Gefahr. Also ab zurück nach St. Goar…

Unten in der Stadt erhielt ich die letzte Münze und musste „nur“ noch kurz den letzten Berg zur Burg hoch. Dann einmal komplett um die Burg rum – schon im Ziel wähnend bekam ich dann noch die Ansage, dass ich zum höchsten Turm rauf muss. Erst dort werden die Münzen gezählt. Ach ja, natürlich mit dem Bike! Also Fully schultern und ab die Stufen hoch. Nach gefühlten drei weiteren Stunden stand ich dann endlich oben. Geschafft!

Red Bull hat da mal wieder ein Hammer-Event hingelegt! Münzen für die Getränke bei der anschließenden Party hatte ich schließlich auch reichlich, somit war alles gut. Nächstes Jahr gerne wieder!

Das Ziel befand sich ganz oben in der Burg. Mehrere Treppen und ein langer Gang trennten die Rennfahrer von der ersehnten letzten Münze. Da es sich um ein Rad- und kein Laufrennen handelte, musste das Bike selbstverständlich mit und sei es auf der Schulter.

Die Stufen zur letzten Münze
Die Stufen zur letzten Münze

Ab ca. 16:30 trafen die ersten Sportler ein, allerdings nicht mit vollzähliger Münzsammlung. Egal, für jeden Amateursportler war der Zieleinlauf ein Erfolg und wurde vom Publikum frenetisch gefeiert und was die Stimme hergab auf den letzten Metern angefeuert.

Nach fast sieben Stunden war es dann endlich so weit, das Zweiergespann Markus Bauer und Tim Böhme traf an der letzten Zollstation ein, beides Profiradsportler. Die letzte Station konnte vom Bergfried der Burg Rheinfels, dem Ziel, beobachtet werden. Kurz nach der Münzübernahme machte Bauer Druck und setzte sich ab. Außer Sichtweite wuchs die Spannung, konnte Böhme noch einmal angreifen? Wer von den beiden traf als erster in der Burg ein? Es war Markus Bauer, der mit einem hauchdünnen Vorsprung von gerade einmal 11 Sekunden (!!) im Ziel eintraf.

Die letzten Meter
Die letzten Meter

Der letzte spannende Moment: war die Münzsammlung vollzählig? Bereits im ersten Zähldurchgang konnte der Red Bull Wing die Bestätigung ausgeben: JA ALLE 26 MÜNZEN GESAMMELT, somit stand Markus Bauer mit einer Rennzeit von 06:49:25 als Sieger des #RB26 2015 fest. Hier zeigte sich wieder die große Familie unseres Sports, von Zwist keine Spur. Markus und Tim vielen sich glücklich in die Arme und beglückwünschten sich gegenseitig. Bereits im Vorfeld haben sich beide zusammen getan und das Rennen gemeinsam als Duo geplant, auch wenn am Ende nur einer gewinnen konnte.

Plätze Eins und Zwei standen also fest, wer aber wird der Dritte auf dem Podium? Ein Fahrer nach dem anderen traf ein, allerdings sollte noch eine weitere Stunde vergehen, ehe Felix Pembaur als dritter Fahrer mit vollständiger Münzsammlung eintraf. Sichtlich überrascht freute er sich riesig als Amateur neben etablierten Rennfahrern auf dem Podium zu stehen.

Das Podium
Das Podium

Ergebnis Männer

  1. Platz: Markus Bauer, 26 Zollmünzen, 06:49:25
  2. Platz: Tim Böhme, 26 Zollmünzen, 06:49:36
  3. Platz: Felix Pembaur, 26 Zollmünzen, 07:48:36

Ergebnis Frauen

  1. Platz: Monika Janzen, 24 Zollmünzen, 08:57:41
  2. Platz: Bettina Dietzen, 23 Zollmünzen, 08:58:37
  3. Platz: Natascha Fränkle, 21 Zollmünzen, 08:40:12

Wir gratulieren an dieser Stelle den Gewinnern aber auch jedem Finisher, egal ob mit 26 Zollmünzen oder weniger.

Abschließend können wir uns den Worten von Kim anschließen: Hammer-Event. Red Bull war ein super Ausrichter und ganz toller Gastgeber. Das junge Team war hoch engagiert, freundlich und hatte trotz eisiger Kälte stets ein Lächeln auf den Lippen. Wir von Cycleholix haben uns bei unserer ersten Rennberichterstattung in dieser Atmosphäre sehr wohl und willkommen gefühlt.

Fine
Fine


Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

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