Im April haben wir über das Bionicon Edison EVO NBS in der Spec 0 Variante berichtet (>>zum Artikel). Unser Tester Michael war von dem Bike derart begeistert, dass er sich entschieden hat es privat in einen Dauertest zu übernehmen. Lest im nachfolgenden Artikel, welche Erfahrungen Michael gemacht hat und ob ihn das Bike heute noch genauso wie damals begeistert.

Das Spaßgerät: BIONICON Edison Evo NBS
Das Spaßgerät: BIONICON Edison Evo NBS

Michael ist in den letzten Monaten gute 1000 Testkilometer auf unterschiedlichstem Terrain gefahren, hauptsächlich auf ausgedehnten Enduro-Touren im Bergischen Land. Als Ganzjahresfahrer musste das Edison bei jeder Wetterlage auf die Trails und hat die ein oder andere Schlammpackung abbekommen.

Bereits im Einzeltest war klar, dass Bionicon mit der Auswahl von Sattel, Lenker und Vorbaulänge Michaels Geschmack in Sachen Geometrie getroffen hat. Sein Edison NBS in der Spec 0 Variante ist das Topmodell, mit Highlights wie Rock Shock Monrach Plus RC3 und SRAM Guide RSC. Es kam mit den Upgrades B-Ring, Racingbros Dämpferbuchsen und Reifenkombination Schwalbe Magic Mary vorne / Schwalbe Rock Razor hinten zu einem Gesamtpreis von ca. 3.700,-€.

Speclist Edison EVO
Speclist Edison EVO

Obwohl der Rock Rarzor am Hinterrad im Trockenen zu begeistern wusste, gab es hier eine Änderung. Der Razor ist ein ausgezeichneter Semi Slick, der mit seinen großen Seitenstollen in Kurven besten Grip garantiert. Auf nassem Boden geht allerdings viel Bremsperformance verloren und auf nassen Felsen sowie Wurzeln reißt der Grip gerne ab. Hier entschied sich Michael zum Wechsel auf einen Maxxis High Roller II tubeless in der Mischung 3C. Der Rollwiderstand des High Roller II liegt immer noch im vertretbaren Rahmen, bringt jedoch ein deutliches Plus an Grip in zuvor beschriebenen Situationen.

Zweigeteilter Meinung ist Michael bei der Rock Shox Pike RC. In der Performance bergab steht sie der RCT3 Version in nichts nach. Bergauf hingegen kann die Gabel nicht mit dem Monarch Plus RC3 im Heck mithalten. Dank den Druckstufeneinstellungen MIN, MID und FIRM lässt sich der Dämpfer perfekt auf die jeweilige Situation einstellen und Wippen effektiv unterbinden. An der Gabel steht zwar ein Einsteller für die Compression des Chargerdämpfers zur Verfügung, dieser ist aber im geschlossenen Zustand lediglich mit der MID Einstellung des Dämpfers zu vergleichen. Vor allem stehend im Wiegetritt bergauf beginnt die Gabel stark zu wippen. Gerade als leichtfüßiges und wendiges Enduro mit All Mountain Tendenz, macht in unseren Augen eine RCT3 mehr Sinn und würde die Ausstattung abrunden.

Rock Shox Pike RC - Berg ab eine Macht, Berg auf mit Schwächen
Rock Shox Pike RC – bergab eine Macht, bergauf mit Schwächen
Geht dank RCT Berg ab wie Berg auf super
Geht dank RC3 bergab wie bergauf super

Nach kurzer Zeit im Test machte sich am Vorderrad ein Rubbeln / Ruckeln beim Bremsen bemerkbar, welches in starke Vibrationen im Lenker resultierte. Im ersten Moment vermuteten wir verglaste Beläge. Weder ein Tausch der Beläge und der Scheiben, noch ein Tausch der Vorderradbremse durch BIONICON brachte eine Besserung. Im Nassen verstärkte sich der Fehler, bis zeitweises Fading aufgetreten ist. Auch wenn die Guide eine leistungsstarke Bremse ist, das Fahrverhalten hat uns nicht begeistert. Michael fährt bereits seit Jahren die Shimano Saint BR-M820 an seinem Privatbike und ist hoch zufrieden, weshalb er sich entschieden hat, auch das Bionicon mit der Saint auszurüsten.

Kurzvorstellung Shimano Saint BR-M820

Die Shimano Saint Br-M820 ist die Topbremse im Shimano Gravity Sortiment. Vierkolben Bremssattel, ergonomische Hebel mit Servo Wave Technologie, Ice Tec Bremsbeläge und Scheiben sorgen für konstante Verzögerung.

Shimanos Saint ersetzte die SRAM Guide
Shimanos Saint ersetzte die SRAM Guide

Dank Servo Wave Technologie ist der Abstand zwischen Bremsbelägen und Bremsscheibe größer, was Schleifgeräusche nahezu komplett minimiert. Servo Wave ist eine variable Hebelwirkung im Bremsgriff. Durch eine geringe Hebelwirkung am Anfang des Hebelzugs nähern sich die Beläge sehr schnell der Bremse, dann setzt eine hohe Hebelwirkung ein, bei der weniger Kolbenweg aber mehr Kraft aufgebracht wird. Das Resultat ist eine nahezu schleiffreie Bremse mit guter Dosierbarkeit und starker Bremskraft.

Shimano Saint Bremsgriff
Shimano Saint Bremsgriff

Einen weiteren spürbaren Effekt bringen Ice Tec Beläge und Scheiben. Dank Kühlfinnen an den Belägen und einem Aluminiumkern in den Bremsscheiben, wird Hitze abgeleitet und verleiht der Bremse eine konstante Leistung. Selbst in der Vergangenheit brachten wir die Bremse in Les Gets nicht zum Fading bzw. konnten Verlust der Bremsleistung beklagen.

Verschleiß

Außer einer Kette und ein paar Bremsbelägen hielt sich der Verschleiß in Grenzen. B-Ring und Kassette können dank guter Pflege ohne Probleme noch viele weitere Kilometer gefahren werden. Nach jeder matschigen Ausfahrt wurde der Antrieb gereinigt, die Kette frisch geschmiert und darauf geachtet, dass an der Außenseite keine Schmierstoffrückstände blieben. Dies minimiert anheftenden Dreck, was wiederrum weniger Reibung zwischen Kette und Ritzel / Kettenblatt verursacht und so den Antrieb weniger verschleißen lässt. Bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 424,00€ für eine SRAM  XG-1195 Kassette ein durchaus vertretbarer Aufwand.

Kassette - SRAM XG 1195
Kassette – SRAM XG 1195

Dank dem gradlinigen Rahmendesign und dem 1×11 Antrieb gab es keine „unschönen Ecken“, in denen sich Dreck angesammelt hat und das Bike war in kürzester Zeit frisch gewaschen. In dem Zusammenhang sei erwähnt, dass der Sattel nach den 1000km gut eingesessen aber gar nicht verschlissen ist. Michael trägt auf Enduro Touren tourentaugliche Shorts, sprich mit weichem Stoff. Trotz teils komplett verdreckter Hose gibt es keinen Abrieb auf dem Sattel.

Die Kind Shock Lev integra funktionierte während der gesamten Zeit zuverlässig. Nach kurzer Zeit entstand minimales Spiel, welches während der Fahrt nicht spürbar ist und sich bis zum Schluss nicht vergrößerte. Schade: wird die Sattelstütze nicht komplett eingefahren, z.B. nur zur Hälfte, fährt sie aus dieser Position nicht mehr aus. Sie muss erst komplett versenkt werden. Da sie sonst einwandfrei funktioniert, scheint es sich nicht um einen Defekt zu handeln.

Nach all den Kilometern haben sich Rahmen und Lager als sehr zuverlässig erwiesen. Michael musste nach den ersten 100km zwei Schrauben am Hinterbau nachziehen, mehr nicht. Bis zum letzten Tag hat der Hinterbau butterweich angesprochen, kein Spiel aufgewiesen und bei der Endkontrolle der Lager fühlten diese sich zwar nicht mehr an wie am ersten Tag, befanden sich aber immer noch in einem sehr guten Zustand.

Hinterbaulauger Bionicon
Hinterbaulauger Bionicon
Topqualität an allen Lagern, hier das Tret- und Hauptlager
Topqualität an allen Lagern, hier das Tret- und Hauptlager

Die Lackqualität entspricht nicht der sonst hohen Qualität des Rahmens. Zwar entstanden dank der cleveren Kabelführung keine Geräusche und damit keine Schleifstellen am Rahmen aber der ein oder andere Platzer im Lack ist entstanden. Natürlich bringt unser Sport Gebrauchsspuren mit, die Pulverbeschichtung am Edison ist allerdings recht dünn und damit empfindlich. Vor allem der vordere Bereich der Schwinge musste stark leiden.

Empfindlicher Lack am Edison
Empfindlicher Lack am Edison

Fahreigenschaften

Hier ließ die Begeisterung nicht nach. Alle Punkte aus dem Einzeltest bestätigten sich mit jedem Kilometer erneut. Im ursprünglichen Setup mit zwei verbauten Token nutzte Michael den Federweg nie komplett. Bei 20% SAG blieben ca. 15% Federweg ungenutzt. Mit einem Token weniger sollte dieses „Problem“ gelöst werden.

Ich will Spaß ich geb Gas - das EVO wird Michael diese Saison begleiten
Der Spaßfaktor blieb vom ersten, bis zum letzten Tag auf einem hohen Level

Die aufrechte Sitzposition ist unglaublich bequem auf langen Touren. Zur guten Tourentauglichkeit tragen neben dem Sattel auch die bequemen Griffe bei. Michael fährt stets mit Langfingerhandschuhen ohne Polsterung, sprich dünner Lederschicht auf den Handflächen. Diese hatten an den Ergon Griffen super Halt, nutzten diese allerdings an den Außenseiten leicht ab, was vollkommen normal ist.

Haben voll überzeugt, Ergon GA1
Haben voll überzeugt, Ergon GA1

Fazit

Die einzigen wirklichen Kritikpunkte bleiben Gabel und Lackqualität. Das Update auf die RCT3 Version würde das sonst durchweg gut ausgestattete Bike abrunden und als Enduro muss der Lack unempfindlicher sein.

Neben den positiven Fahreigenschaften überzeugt das BIONICON Bike durch Qualität und Langlebigkeit. Trotz ständigem Einsatz bei Wind und Wetter, lief zum Schluss kein Lager rau oder musste getauscht werden, was den Serviceaufwand am Bike geringhielt. Unterm Strich bleibt festzuhalten, dass Michaels Begeisterung aus dem Einzeltest anhielt und das Bike auch nach 1000 Kilometern genauso viel Spaß macht, wie nach den ersten.


Text und Bilder: Michael Klasen
Redaktion: Robin Krings

2 Kommentare

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