Spricht man hier zu Lande über Kult Bikes aus den USA, denkt man nicht sofort an Pivot Cycles. In den USA sieht das schon anders aus. Dort genießt Pivot Cycles einen sehr guten Ruf und ist äußerst beliebt. Erarbeitet hat sich das 2007 gegründete Unternehmen diesen guten Ruf durch hochwertige Bikes mit einer fortschrittlichen, zeitgemäßen Geometrie. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern hat sich das noch junge Unternehmen fast ausschließlich dem Carbon als Rahmenmaterial verschrieben.

Pivot Mach 6 Cockpit
Pivot Mach 6 Cockpit

Pivot Cycles Ziel ist es, High End Bikes mit der besten Performance zu bauen. Das Unternehmen aus Arizona setzt auf modernste Technologien, um das Leistungsniveau der Bikes, aber auch die des Unternehmens zu steigern. Der Erfolg gibt ihnen Recht, dass sie mit dieser Philosophie richtig liegen.

Wir durften für euch mit dem Pivot Mach 6 Carbon dieser Philosophie auf den Zahn fühlen.

Auf ihrer Internetseite sprechen Pivot darüber, dass das Mach 6 ein Endurobike ist, welches eine unerreichte Vielseitigkeit an den Tag legt. In Sachen Ausstattungsvarianten sind die US-Amerikaner schon mal sehr vielseitig aufgestellt. Es gibt nicht weniger als acht verschiedene Varianten exklusive der Farbwahl des Rahmens. Diesen gibt es in drei unterschiedlichen Farbgebungen: electric blue, stealth carbon / lime green oder stealth carbon mit dezenten Rottönen. Leider entsprach unser Testbike keiner der Ausstattungsvarianten. Wir bekamen für unseren Test das persönliche Mach 6 von Chris Cocalis, welches er sich eigens für seine Europa-Besuche aufgebaut hat. So hatten wir einen 2×10 Antrieb mit einem Mix aus Shimano XTR-Schaltwerk, SRAM X0-Umwerfer, Shimano XT-Triggern und wiederum SRAM XO-Kurbeln. Getestet haben wir das Bike mit einem Fox Float X Dämpfer und der MRP Stage Federgabel. Verzögert wurde mit der bekannten und oftmals bewährten Shimano XT Bremse und einem 180mm Rotor vorne sowie 160mm Rotor hinten. Das Cockpit bestand aus dem 740mm breiten Carbon Lenker Phönix von FSA und einem 80mm langen Vorbau, ebenfalls aus dem Hause FSA. Für die nötige Schrittfreiheit beim Downhill sorgte die Sattelstütze LEV von Kind Shock. Abgerundet wurde das Paket mit Laufrädern (27,5“) von DT Swiss (XM 401) und den High Roller II Reifen von Maxxis (27,5“ x 2,3, MaxxTerra 3C).

So ausgestattet hat das Rad Enduro-Gene mit einem starken tourenorientierten Charakter.

Ganze 8 verschiedene Ausstattungsvarianten
Ganze 8 verschiedene Ausstattungsvarianten

An der sehr hochwertigen Verarbeitung des Rahmens ist nichts auszusetzen. Die Rohre sind sehr voluminös konstruiert und sorgen somit für einen steifen, stabilen Hauptrahmen. Auffällig ist der Unterrohrschutz, welcher den Rahmen vor Steinschlag oder ähnlichem schützt. Aus dem gleichen Material ist der integrierte Kettenstrebenschutz. Auch bei der Kabelführung hat sich Pivot etwas einfallen lassen. Die teilweise innen verlegten Züge laufen durch Kanäle und machen so die Reparatur oder Wartung eben jener Züge einfach. Leider verlaufen die Kabel nur teilweise im Rahmen und so wirkt die Kabelführung etwas unaufgeräumt. Unter dem Oberrohr auf Höhe der vorderen Dämpferaufnahme werden die Züge nicht mehr innen verlegt und verlaufen kreuzend über den Dämpfer. Das passt in unseren Augen nicht zu der sonst so durchdachten Konstruktion des Mach 6.

Beim Hinterbau setzt Pivot auf den bekannten und anerkannten DW Link. Dieser verspricht in Kombination mit dem Fox Float X Effizienz beim Up- und Spaß beim Downhill. Was uns in diesem Zusammenhang gut gefallen hat, ist der integrierte SAG-Meter, mit dem es einfach ist den empfohlenen Negativfederweg (20 %) zu bestimmen.

Tolles Feature - der SAG Meter
Tolles Feature – der SAG Meter

Wie schlägt sich das Pivot Mach 6 auf dem Trail?

Getestet haben wir das Rad auf dem Flowtrail in Stromberg, sowohl auf dem Wild Hog als auch auf dem No Jokes Trail. Außerdem haben wir einige Kilometer im Pfälzer Wald heruntergespult. Dabei haben wir versucht, möglichst abwechslungsreiche Trails unter die Stollen zu nehmen: also alles von flowig schnell bis steil, steinig anspruchsvoll.

Bevor jedoch die Kür, der Downhill, ansteht, musste die Pflicht erledigt werden.

Den Uphill können wir relativ schnell abhaken. Das Mach 6 klettert ordentlich den Berg rauf. Dank der 2×10 Übersetzung findet man hier immer die passende Übersetzung. Der Sitzwinkel ist mit 72,4° nicht der steilste, reicht aber aus, um ordentlich Druck aufs Pedal zu erzeugen. Lediglich bei wirklich steilen Rampen neigte das Vorderrad zum Tänzeln. Dem kann man aber gut entgegen wirken, wenn man ein wenig nach vorne auf die Sattelnase rutscht und das Gewicht des Oberkörpers nach vorne lehnt. Den Float X sind wir stets im offenen Modus gefahren und waren begeistert, wie unauffällig der Hinterbau seine Arbeit verrichtete, sprich ein Wippen war nicht zu verspüren. Lediglich wenn man hinab sieht, kann man erkennen, wie die Bremsleitung und der Schaltzug oberhalb des Dämpfers sich nach außen biegen. Der DW-Link Hinterbau sorgte jedenfalls dafür, dass zu jeder Zeit sehr gute Traktion generiert wurde ohne im Federweg zu versacken, was wiederum in einem ordentlichen Vortrieb resultierte.

Der DW-Link Hinterbau spricht sensibel an
Der DW-Link Hinterbau spricht sensibel an

Apropos Vortrieb, da sind wir schon beim Stichwort. Auffällig ist, wie schnell das Pivot ist. Die Beschleunigung aus dem Stand heraus ist mehr als markant und steht der eines Supersportwagens in nichts nach. Auch aus Kurven sprintet das Mach 6 wunderbar heraus. Generell liegen die Stärken des Pivots unserer Meinung nach in den Kurven jeder Art. Verantwortlich dafür ist der auffällig kurze Reach von 414 mm (in Rahmengröße L) in Kombination mit den kurzen Kettenstreben von 430 mm sowie dem kurzen Radstand (1153,9 mm).

Pivot Mach 6 Geometrie

Diese Daten versprechen nicht nur höchste Agilität, sondern lassen auch Taten folgen. Allerdings waren wir der Meinung, dass man tatsächlich noch mehr Performance in den Kurven aus dem Mach 6 herausholen kann und montierten einen kürzeren Vorbau sowie einen breiteren Lenker. Ein breiterer Lenker bedeutet mehr Gewalt übers Rad sowie mehr Kontrolle resultierend in höhere Sicherheit. Unsere Vermutung hat sich absolut bestätigt: Das Rad ließ sich nochmal besser durch die Kurven jagen. Die kurzen Kettenstreben haben einen weiteren Vorteil, denn auch aufs Hinterrad kann man das Mach 6 bereitwillig ziehen, wodurch man mit dem Bike wunderbar verspielt auf den Trails surfen kann. Sprünge und Drops kitzelten dem Mach 6 ebenfalls nur ein müdes Lächeln auf die Wangen. Als ein treuer Begleiter erwies sich bei all den Manövern der Float X von Fox, der sehr gut mit dem Hinterbau harmonierte. Der Hinterbau spricht sehr sensibel an und nimmt einiges an Schlägen auf. Dadurch dass er lange im mittleren Federweg bleibt, gibt er gleichzeitig ein gutes Feedback vom Untergrund und ermöglicht eine aktive Fahrweise. Die 155 mm Federweg am Heck waren mehr als ausreichend. Auch steile, technische Passagen stellten das Rad an sich nicht vor größere Schwierigkeiten. Die MRP Stage Federgabel mit ihren 170 mm Federweg blieb hier schön hoch im Federweg stehen. Allerdings machte sich die Größe des Rahmens bemerkbar, so dass unser Testfahrer bei einer Schritthöhe von 76 cm eine beschränkte Schrittfreiheit hatte. Die bewerten Shimano XT-Bremsen machten in jeder Situation eine gute Figur. Die Bremsscheiben mit 180 mm vorne und 160 mm hinten waren für den Gedanken des Aufbaus mehr als ausreichend. Legt man mehr Wert auf die Bergabperformance, machen größere Scheiben Sinn. Gleiches gilt für die Laufrad-Reifen-Kombination von den DT Swiss XM 401 und den Maxxis High Roller II Reifen in 27,5x 2,3. Für den tourenorientierten Aufbau sind sie super, in steilem, ruppigem Gelände vermissten wir jedoch Steifigkeit und Grip. Breitere Felgen sowie Reifen können hier Abhilfe schaffen, denn durch den breiteren Aufbau der Felge sitzt wiederum der Reifen stabiler und kann mit weniger Luftdruck gefahren werden.

Auf schnellen Trailabfahrten war das Mach 6 nicht aus der Ruhe zu bringen, kamen aber Wurzelteppiche oder Steinpassagen hinzu wurde das Bike etwas nervös. Während die Federgabel hier einige Unebenheiten ausglich, machte sich, wie schon angedeutet, der kurze Radstand bemerkbar und das Rad legte nicht mehr die größte Laufruhe an den Tag. Die Federgabel Stage von MRP war im ganzen Testraum ein toller Begleiter und die Überraschung. Mehr erfahrt ihr in unserem ausführlichen Gabeltest dazu.

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In die Luft geht´s auch problemlos

Weitere Kritikpunkte sind die Geräuschkulisse und eine fehlende Kettenführung. Die Geräuschkulisse durch Steinschlag, aber auch Kabel- und Kettenklappern kann man mit dem dünnwandigen Carbonrahmen begründen, denn dieser wirkt wie ein Resonanzkörper. Eine Kettenführung würde nicht nur die Geräuschkulisse verringern, sondern auch die Kette dort behalten wo sie sein soll, nämlich auf den Kettenblättern. Leider ist die Kette nicht selten herunter gesprungen.

etwas unschöne Kabelführung
etwas unschöne Kabelführung

Fazit:

Das Pivot Mach 6 weiß mit seinem breiten Einsatzspektrum zu überzeugen. Vielseitigkeit bedeutet aber auch immer, dass man Kompromisse eingehen muss. Unser Aufbau war eher tourenorientiert, so dass wir Abstriche bei der Performance in technischen oder ruppigen Highspeed- Passagen machen mussten. Die hohe Kunst aber ist es, die Kompromisse so zu schließen, dass jeder auf seine Kosten kommt. Und das ist Pivot mit dem Mach 6 sehr gut gelungen. Nicht vollends überzeugt haben uns die Kabelführung, der schmale Lenker, die fehlende Kettenführung. Dagegen hat uns der leichte, steife Carbonrahmen super gut gefallen. Er ist sehr hochwertig verarbeitet, sieht schick aus und die Kombination aus dem DW-Link Hinterbau mit dem Fox Float X funktioniert tadellos. Mit der Geometrie und der Kinematik erhält man ein super verspieltes, spaßiges Enduro mit dem man auf jeder Party passend gekleidet ist. Der Preis des Rahmenkits liegt bei 3.100,00 €. Die günstigste Variante des Komplettbikes kostet stolze 5.700,00 €.

1 Kommentar

  1. Tolles Bike, auf dem ich auch kurz mal fahren durfte. Leider doch etwas zu teuer für mich ;-) Ansonsten … danke Philipp für die informativen Ausführungen.

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