Magura war vor einigen Jahren der Inbegriff der Bremsleistung mit der Gustav M, um dann in der Zeit darauf mit einigen Problemen konfrontiert zu werden. Es schien fast so, als hätte man nicht mehr so ganz das richtige Händchen für zeitgemäße Bremsen und manch einer schrieb Magura sogar völlig ab. Wie sehr man sich täuschen kann zeigte Magura jüngst mit der neuen MT Reihe. Denn vor allem MT5 und MT7 ankern als gäbe es kein Morgen. Tritt die MT7 also in die Fußstapfen der Gustav M? Das versucht unser Test zu klären.

Das Magura Gelb setzt optische Akzente
Das Magura Gelb setzt optische Akzente

Bei unserem ersten Kontakt mit der MT7 machen wir erst einmal eine Bestandsaufnahme der Bremse. Magura setzt bei den Hebeln auf einen Kunstoffverbundwerkstoff mit dem Namen Carbotecture. Dieser verspricht eine hohe Haltbarkeit bei vergleichsweise geringem Gewicht und verhilft der MT7 in Kombination mit Aluminium zu einem sehr guten Systemgewicht von 385gr (Pro System mit 180er Scheibe). Magura bietet mit der MT7 zusätzlich die Option Hebelweite und Druckpunkt direkt werkzeuglos zu verstellen. Hier sollte jeder Fahrer schnell das für ihn passende Setup finden.

Hebel - und Druckpunktverstellung
Hebel – und Druckpunktverstellung
Die einteiligen Bremszangen sind komplett aus Aluminium gefertigt und beherbergen die 4 magnetischen Kolben, die jeweils einen Bremsbelag ansprechen. Moment, 4 einzelne Beläge? Genau, denn Magura setzt bei der MT7 erstmals auf ein System aus 4 Belägen, die dafür sorgen, dass der Bremsdruck gleichmäßiger auf die Beläge und somit auf die Bremsscheiben verteilt wird. Das Ergebnis ist eine gesteigerte Bremsleistung bei gleichbleibendem Verschleiß. Zusätzlich praktisch ist, dass durch die bereits erwähnten magnetischen Kolben die Beläge schnell an Ort und Stelle sitzen. Die von Magura magnetiXchange getaufte Technologie ist eine erfreuliche und vor allem nützliche Änderung im Bereich der Scheibenbremsen.
Gut zu erkennen - Die 4 einzelnen Beläge
Gut zu erkennen – Die 4 einzelnen Beläge

Der Anbau der Bremse gestaltet sich recht unspektakulär. Magura liefert die MT7 mit voller Leitungslänge, also müssen diese vor dem Einbau noch auf die passende Länge gekürzt werden. Der Rest ist ein für viele Fahrer bekanntes Verfahren. Bremssattel montieren, Scheiben montieren, Griffe montieren und ausrichten und vor allem das Entlüften der Bremse. Letzteres können sicher ebenfalls viele Schrauber im Schlaf, um Probleme zu vermeiden empfiehlt es sich jedoch trotzdem einen Blick auf das Video von Magura zu werfen. Hier wird das Entlüften der MT Reihe schnell und einfach erklärt. An dieser Stelle ein Hinweis, der im Magura Video fehlt. Es hat sich in unserem Test herausgestellt, dass die Hinterradbremse nur korrekt entlüftet werden kann, wenn der Bremssattel demontiert und mit der Entlüftungsbohrung nach oben ausgerichtet ist. Andernfalls verstecken sich augenscheinlich kleine Luftblasen in der Zange, die einen fehlenden Druckpunkt verursachen. Da die Vorderradbremse an der Federgabel mit der Entlüftungsbohrung nach oben hin ausgerichtet ist, kann hier auf eine Demontage verzichtet werden. Jetzt noch auf die Bremsscheiben ausrichten, den Druckpunkt überprüfen und die Bremsen einfahren.

Die 4 einzelnen Beläge der MT7
Die 4 einzelnen Beläge der MT7

Hat man die MT7 erfolgreich entlüftet und startet auf die erste Runde, um die Bremsen einzufahren, wird man sehr bald für seine Arbeit entlohnt. Die Beläge (organisch) der MT7 benötigen eine sehr kurze „Einfahrphase“, um die maximale Bremskraft zu erreichen. Danach heißt es Obacht, denn die MT7 verzögert zwar fein dosierbar, aber brutal. Möchte man die Bremskraft vergleichen so liegt sie mindestens auf einer Höhe mit Hope´s Tech 3 V4 und Shimano´s Saint, kann also völlig ohne Bedenken auch im DH Bereich eingesetzt werden. Wenn man dann noch das niedrige Systemgewicht in Betracht zieht, rangiert die MT7 sehr weit oben in der Rangliste der Top Bremsen, wenn nicht sogar ganz oben. Dazu kommt eine ausgesprochen gute Standfestigkeit der Bremse, auch bei rabiaten Einsätzen im Park, bei denen eine Bremse überdurchschnittlich gefordert wird. Ein Verlust der Bremsleistung oder ein Wandern des Druckpunktes war zu keinem Moment spürbar. Auch Quietschen bei Nässe oder Schleifen konnten wir der Bremse nicht entlocken und wir haben es wirklich drauf angelegt. Für die entspannte Runde auf dem Trail ist es dann schon fast zu viel des Guten, aber besser Bremskraft haben und nicht benötigen als… ach, ihr wisst schon was wir meinen. Die MT7 vermittelt einfach dieses gute Gefühl in jeder Situation eine enorme und vor allem gut dosierbare Bremsleistung zu haben.

Vorne verzögern wir mit 203mm
Vorne verzögern wir mit 203mm

Im Laufe des Tests konnten wir dann auch die Haltbarkeit der Hebel in einem „Fallbeispiel“ klären. Ein amtlicher Abgang über den Lenker mit anschließender Bodenprobe des selbigen beeindruckte die Hebel in keiner Weise. Schöne, neue Welt der Faserverbundstoffe. Leicht und hart im Nehmen, so mögen wir das in unserem Sport.

Und hinten 180mm mit den Storm SL Scheiben
Und hinten 180mm mit den Storm SL Scheiben

Mittlerweile ist die MT7 seit 3 Monaten im Dauereinsatz an unserem Custom Enduro und zeigt sich weiterhin recht unbeeindruckt von Verschleiß oder Verlust der Bremsleistung. Abgesehen natürlich von einer Abnutzung der Bremsbeläge, die aber absolut im Rahmen des „normalen“ liegen. Wir werden der MT7 vor allem wegen ihrem guten Ruf weiterhin auf den Zahn fühlen und freuen uns auf das Vernichten weiterer Höhenmeter.

Fazit:

Magura ist auf beeindruckende Weise zurück und erfüllt Opa Gustav M sicher etwas mit Stolz. Man entlüftet die MT7 sicher nicht im Schlaf, aber nach etwas Übung stellt auch das kein Problem mehr dar. Für einen Preis von 259 Euro (Pro Bremse mit Adaptern und Storm SL Bremsscheiben) bekommt man mit der MT7 eine Bremse, die sich sehr gut an die Bedürfnisse des Fahrers anpassen lässt und eine absolute Top Bremsperformance in jeder Situation liefert. Dazu deckt sie von AM bis DH auch noch alles ab. Wer ein paar Euro sparen möchte schnappt sich die MT5. Die hat zwar keine Druckpunktverstellung und „nur“ zweiteilige Beläge, ankert aber ähnlich beeindruckend.

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